DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-03-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.03.2019 um 10.30 UTC



Zeitweise sehr windige Westwetterlage. Am Wochenende teils stürmisch und
wiederholt Regen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 13.03.2019


Am Samstag, dem Beginn des mittelfristigen Zeitraums, liegen wir unter einer
strammen, zyklonalen westlichen Strömung. Die Strömung nimmt dabei sogar noch
Fahrt auf und die Hauptachse des Jets verläuft über Mitteleuropa, in 500 hPa mit
150 km/h, in 300 hPa über 200 km/h. Entsprechend viel Dynamik verspricht die
Entwicklung und ein okkludierendes Frontensystem überquert uns schnell von West
nach Ost. Bei starkem Gradienten wird es teilweise sehr windig, vielleicht auch
stürmisch.
Am Sonntag zieht das nachfolgende Sturmtief auf etwas südlicherer Bahn entlang
der deutschen Küsten ostwärts. Das zugehörige Frontensystem zieht wieder sehr
flott über Deutschland hinweg und nach kurzem Abflauen frischt der Wind wieder
stürmisch auf. Allerdings bestehen noch größere zeitliche und regionale
Unsicherheiten.
Am Montag gerät die Strömung stärker ins Schwingen und meridionalisiert
vorübergehend, da auf der Rückseite des Sturmtiefs Meereskaltluft zu uns
vorstößt, in der die Temperatur in 850 hPa bis -7 Grad, in 500 hPa bis unter -35
Grad zurückgeht. Kühles und windiges Schauerwetter ist das Resultat und bis in
mittlere Lagen gehen die Schauer in Schnee und Graupel über. Zudem lässt die
starke Kaltluftadvektion einen Trog bis ins zentrale Mittelmeer ausweiten. Von
Westen nähert sich im Tagesverlauf aber ein Höhenrücken, der sich vor einem
Sturmtief bei Island aufwölbt.
Am Dienstag wird der Rücken rasch über uns nach Osten gesteuert und es folgt der
nächste markante Trogvorstoß in Richtung Westeuropa auf dessen Vorderseite uns
von Westen das nächste Frontensystem erfasst. Das zugehörige Tief dürfte
unterdessen etwa bei den Färöern liegen. Die Wetterberuhigung ist also nur von
kurzer Dauer, was aber auch typisch für zyklonale Westlagen ist.
Am Mittwoch folgt der nächste Schwall Meereskaltluft dem ein Trog überlagert
ist. Entsprechend nasskalt oder kühl, verbunden mit zahlreichen Schauern, kurzen
Gewittern geht es weiter. Im höheren Bergland könnte es winterlich werden.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die zonale Strömung fort. Mit der
wieder mehr auf westliche Richtungen drehenden Strömung werden wieder etwas
mildere Luftmassen herangeführt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS-Modells ist gut, wird doch an der zyklonalen Westlage,
die uns die gesamte Mittelfrist begleiten soll, festgehalten. Das Unterschiede
in Phase und Amplitude der kurzen, und teilweise auch der nicht ganz so kurzen
Wellen, vorhanden sind, stört aber nicht weiter und liegt in der Natur der
Sache.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle, GFS, ICON, UKMO haben auch keine anderen Ideen und
zeigen "West zyklonal", womit letztlich auch keine alternativen Lösungen
vorliegen.

Vor allem der Wind verdient mittelfristig besondere Beobachtung. Am Samstag
ziehen auch in den Simulationen von GFS, ICON und UKMO Tiefausläufer über uns
nach Osten, die für auffrischenden Wind sorgen. Timing und Stärke des Windes
sind natürlich noch unsicher. Auch der Sonntag verspricht interessant zu werden.
GFS zeigt ein Tief mit Ostkurs über Süddeutschland, ICON lässt es über
Norddeutschland ziehen und IFS legt die Zugbahn am nördlichsten, entlang der
Küste. Das bietet einiges an Potential bezüglich Wind, aber auch Regen.
Im ICON werden rückseitig in der Nacht zum Montag sogar Orkanböen bis in tiefe
Lagen simuliert ... warten wir mal ab.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen die bisher getroffenen Aussagen. Der Spread in den Kurven
bleibt überschaubar und wird nur langsam größer, die Kurven des Haupt- und des
Kontrolllaufs fügen sich gut in die Kurvenschar der Ensembles ein. Sie zeigen
allesamt das typische Verhalten für eine zonale Strömung; immer wieder
Niederschlagssignale und die Wellen bei Temperatur und Geopotential. Die
stärksten Windsignale sind am Wochenende zu finden.
Im Hauptmittelfristzeitraum bis +168h werden 4 Cluster gebildet, die sich aber
für Mitteleuropa nicht sehr unterscheiden.
Danach, bis +240h sind es noch 2 Cluster, wobei Cluster 2 (22 Member) einen
stärkeren Rücken über Westeuropa ankommen lässt, vor dem die Höhenströmung bei
uns auf Nord dreht, mit Zufuhr kälterer Luftmassen. Cluster 1 bleibt auf West,
aber bei relativ niedrigem Geopotential, d.h. wir liegen tendenziell auf der
kalten Seite der Frontalzone.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vor allem am Wochenende liefert die Probabilistik (EFI, Probs des ECMWF)
Hinweise auf stärkere Windentwicklungen. Ob daraus eine markante Sturmlage
resultiert, muss man noch abwarten, das Potential ist jedenfalls da. Auch der
Niederschlag könnte warntechnisch eine Rolle spielen, gerade wenn die Tiefs eine
etwas südlichere Zugbahn einschlagen sollten. Das deutet sich in den Ensembles
des ECM bislang aber nur bei wenigen Membern an.
Winterliches Wetter mit den entsprechenden Warnparametern beschränkt sich aufs
Bergland, vor allem ab Wochenwechsel kann es in Hochlagen auch wieder winterlich
werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner