DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-03-2019 08:30
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 05.03.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz

Heute gebietsweise stürmische Böen, im Bergland teils schwere Sturmböen. Bei
Schauern und Gewittern auch in tiefen Lagen Sturmböen gering wahrscheinlich. In
der Nacht zum Donnerstag Föhnsturm in den Alpen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegen wir weiter unter der westlichen Strömung, wobei die
Frontalzone über Mitteleuropa durch einen breiten flachen Trog nach Süden
verschoben ist und schwerpunktmäßig über Süddeutschland und dem Alpenraum
verläuft. Der flache Trog wandert langsam nach Osten, wird aber auch von
kurzwelligen, teils auch recht markanten Troganteilen durchlaufen, die immer
wieder Hebung generieren. Dazu kommt ein Gebiet mit Warmluftadvektion, aktuell
über Nordfrankreich und Benelux, das zu einem teils skalig anmutenden
Regengebiet geführt hat. Es verlagert sich über die Mitte in die südlichen
Landesteile, ist aber auch konvektiv mit Schauern und kurzen Gewittern
durchsetzt.
Auch abseits dieses Regengebiets treten bei instabiler Schichtung (unter -30°C
in 500 hPa) und weiterer Labilisierung durch den Tagesgang gebietsweise Schauer
auf.

Oberhalb von 400 bis 800 m fällt immer wieder Schnee oder Graupel mit
Glättegefahr oberhalb von 600m, im Tagesverlauf durch den Tagesgang eher
oberhalb von 800 bis 1000 m. Sollte es mal kräftiger schneien kann es in
Hochlagen vorübergehend auch mal etwas Neuschnee geben. Auch mit einzelnen
Gewittern muss weiter gerechnet werden.
Die vorhandene Labilität sorgt dafür, dass der meist südwestliche bis westliche
Wind verbreitet steife bis stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen erreicht, bevor
er sich zum Abend hin deutlich abschwächt. Auf den Bergen gibt es häufiger
Sturmböen, teils auch schwere Sturmböen. Generell dürften die
Windgeschwindigkeiten im Westen etwas unter denen nach Osten und Nordosten hin
liegen, da der Gradient von Südwesten her auffächert und auch die Oberwinde im
Nordosten noch besser unterwegs sind.

Zum Abend erreicht dann schon ein Rücken Frankreich, der sich vor einer
markanten Austrogung weiter westlich über dem Atlantik aufwölbt. Das zugehörige
Bodentief zieht Richtung Irland, wobei sich zwischen diesem Tief und dem
Abziehendem bodennah schwach antizyklonale Verhältnisse ergeben, die aber - wie
beschrieben - nicht wirklich greifen können.

Vielmehr nimmt mit der aufkommenden kräftigen Warmluftadvektion die Labilität im
Südwesten sukzessive ab. Auch sonst lassen die Schauer abends rasch nach. In der
frischen Meereskaltluft liegen die Höchstwerte meist zwischen 7 und 12 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der atlantische Trog weiter südwärts aus
und erreicht das Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel. Bei uns zieht
dagegen die Achse des Rückens heran. Da der Bodendruck von Westen her fällt,
drehen die bodennahen Winde auf südliche Richtungen zurück. Anfangs fällt im
Süden und Osten teils schauerartiger Regen oder es kommt zu Schauern. Im Verlauf
der Nacht fällt von Frankreich und Benelux her dann auch im Südwesten
und Westen teilweise wieder, dann aber skaliger Regen, der auf die
Warmluftadvektion vor dem Tief bei Irland zurückzuführen ist.
Im übrigen Land tut sich in Sachen Niederschlag nicht mehr viel, die Wolken
lockern etwas auf und es bleibt meist trocken. Durch die WLA bedingt ziehen aber
hohe und mittelhohe Wolken durch. Der Wind schwächt sich weiter ab, im Tiefland
sind keine Warnungen mehr nötig, auf den Bergen gibt es steife bis stürmische
Böen, auf dem Brocken
Sturmböen.
Damit kann die Nacht zumindest im Südosten mit +3 bis -1 Grad etwas kälter
werden. Richtung Nordwesten sind es unter dichteren Wolken meist 6 bis 3 Grad.
In der Osthälfte gibt es gebietsweise Bodenfrost.


Mittwoch... schwenkt der Trog über die Iberische Halbinsel ostwärts und der
Rücken verlagert sich nach Polen. Damit dreht die Höhenströmung auf Südwest. Das
Bodentief zieht langsam Richtung Schottland. Das okkludierende Frontensystem des
Tiefs liegt fast strömungsparallel und greift nur zögernd von Westen her über.
Auf seiner Vorderseite kommt es aber im Tagesverlauf im Nordwesten und Westen zu
leichten Regenfällen. Über den Südosten ziehen nur hohe und mittelhohe
Wolkenfelder, zwischen denen auch mal die Sonne zum Vorschein kommt.

An den Alpen stellt sich zunehmend Föhn ein durch den es in den Alpen und im
Alpenvorland auch länger sonnig wird. Der Südwestwind treibt in 850 hPa die
Temperatur auf Werte zwischen 3 Grad im Norden und föhnbedingten 10 Grad im
Alpenvorland. Damit werden abgesehen von den Inseln wieder 10 bis 15 Grad
erreicht, im Süden örtlich 18 bis 19 Grad.

Der Südwind weht zunächst vor allem auf höheren Bergen in Böen steif bis
stürmisch. Schwere Sturmböen gibt es auf dem Brocken und den Alpengipfeln, bzw.
in den Alpen sind auf Gipfeln auch Orkanböen zu erwarten. Dort kann vielleicht
auch mal eine steife bis stürmische Böe in ein Föhntal eindringen. Im
Tagesverlauf zieht dann auch im Westen und Nordwesten der Wind etwas an und bis
in tiefe Lagen sind einzelne Böen der Stärke aus Süd bis Südost zu erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag werden die Tiefausläufer durch einen Randtrog, der
über Nordfrankreich ostwärts steuert, langsam nach Deutschland hinein gedrückt.
Der Gradient nimmt wieder zu und entsprechend kommen an der Nordsee und
exponiert im Westen Windböen aus südlicher Richtung auf. Im höheren Bergland
treten stürmische Böen und exponiert Sturmböen auf, auf dem Brocken sind schwere
Sturmböen möglich. Der Föhn gewinnt weiter an Stärke, auf einigen exponierten
Alpengipfeln weht Südsturm mit extremen Orkanböen.

Dazu fällt in der Nordwesthälfte gebietsweise schauerartiger Regen, der sich mit
Annäherung der Kaltfront im Südwesten zum Morgen intensivieren kann. Unter den
Wolken und bei Zufuhr milder Meeresluft bleibt es mild bei Minima zwischen 11
und 7 Grad. Im Südosten kühlt es bei aufgelockerter Bewölkung teilweise bis
+1/+2 Grad ab, am Erdboden ist gebietsweise leichter Frost zu erwarten.


Donnerstag... verlagert sich das Tief von Schottland langsam über England in die
Nordsee. Der zugehörige Trog verlagert sich nach Deutschland rein, wodurch die
Tiefausläufer beschleunigt über uns ostwärts gesteuert werden. Postfrontal der
der Kaltfront gelangt wieder eine erwärmte, aber instabile Meereskaltluftmasse
über GB und Benelux zu uns. Die Temperaturen gehen in 850 hPa auf Werte um 0
Grad zurück, im Südosten etwas darüber, im Nordwesten leicht darunter und in 500
hPa liegen sie in der Nordwesthälfte unter -30 Grad.
Nach Passage der Kaltfront, die ganz im Süden (Alpenrand, Vorland) auch mit
etwas kräftigeren Regenfällen verbunden sein kann, labilisiert die Schichtung
und es treten Schauer und kurze Gewitter auf.
Schon aus dem wieder stärkeren Gradienten heraus sind starke bis vereinzelt
stürmische Böen zu erwarten. In Schauer/Gewitternähe können die Oberwinde von
ca. 50 kt in 850 hPa runtergemischt werden, was dann bei Schauern Böen der
Stärke 9 möglich macht.
Im Bergland sind häufiger Sturmböen und schwere Sturmböen zu erwarten und auf
dem Brocken sollte erst bei Orkanböen Schluss sein. Mit Durchzug der KF bricht
der Föhn, der in den Frühstunden sein Maximum erreicht hat, im Tagesverlauf
rasch wieder zusammen.
Vor der Kaltfront gelangt in den Südosten und Osten nochmal warme Luft, in der
Höchsttemperaturen über 15 Grad, vereinzelt an die 18 Grad zu erwarten sind, in
der frischeren Meereskaltluft sind dann maximal 8 bis 14 Grad drin.

In der Nacht zum Freitag zieht das Tief ostwärts mit Kern nach Südschweden. Im
Norden schwenkt dabei nochmal ein Bodentrog mit rumgeholter Okklusion durch und
führt zu einer markanten Gradientverschärfung. Im Binnenland treten häufiger 7er
bis 8er Böen auf an den Küsten sind häufiger Sturmböen, vereinzelt auch schwere
Sturmböen zu erwarten.
Im Süden flaut der Wind dagegen unter die Warnschwellen ab, zumindest in tiefen
Lagen. Im höheren Bergland bleibt es freilich windig mit Sturmböen und in
Kammlagen gibt es leichten Frost und Glättegefahr, sonst bleibt es frostfrei.
Dazu fällt im Norden schauerartiger Regen. In den anderen Gebieten treten
höchstens einzelne Schauer auf.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Entwicklung ist weitgehend unstrittig. Etwas Nowcasting ist im
Hinblick auf die Gewitter und eventuelle Glätte im Bergland für den heutigen Tag
angesagt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner