DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-03-2019 18:01
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.03.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Langsam nachlassender Sturm, an der Ostseeküste bis Dienstagvormittag noch
schwere Sturmböen. Dienstag in der Osthälfte erneut verbreitet stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... befindet sich Deutschland immer noch im Einflussbereich von
Sturmtief Bennet. Es befindet sich aktuell über dem Skagerrak innerhalb eines
ausgedehnten Tiefdruckkomplexes, das sich von den Farör Inseln bis zur Ostsee
erstreckt. In der Höhe ist ebenfalls ein ausgeprägter Trog zuerkennen, der in
der Nacht zu Dienstag von Westen her auf ganz Deutschland übergreift. Dabei
werden relativ kühle und labil geschichtete Luftmassen (-1 bis -3 Grad in 850
hPa) bei einer lebhaften nordwestlichen Anströmung nach Deutschland geführt.

Nach Abzug der zu Tief Bennet gehörenden Kaltfront nach Osten bleibt der recht
kräftige Druckgradient mit verbreitet stürmische Böen(65 bis 75 km/h BFT8) bis
Sturmböen (75 bis 85 km/h BFT9) aus West erst mal erhalten. Erst hinter eine
markant ausgeprägten, aber sich allmählich auch abschwächenden Troglinie fächert
der Druckgradient etwas auf. Im Vorfeld der Troglinie kann es, wie auch schon am
Nachmittag, bedingt durch eine große Scherung in der mittleren Troposphäre zu
kräftigen Schauern und Gewittern kommen. In der Nacht lässt die Schauer- und
Gewittertätigkeit etwas nach. In Schauer und Gewitternähe sind auch schwere
Sturmböen (90 bis 100 km/h BFT10) oder orkanartige Böen bis 115 km/h BFT 11
wahrscheinlich. Auch Graupel und kleinkörniger Hagel sind mögliche
Begleiterscheinungen.

Hinter der Trogline bleibt ein lebhafter Wind erhalten, verbreitet muss in der
Nacht mit Windböen um 55 km/h BFT7 aus West, in Berglagen auch mit stürmischen
Böen um 80 km/h BFT 8 gerechnet werden.

Nach Norden zu bleibt der Druckgradient in der Nähe des Tiefs, welches sich
langsam in Richtung Finnland verlagert, weiterhin stark. Mit Durchzug eines
weiteren Randtroges verstärkt sich zeitweise das Windfeld auch noch etwas.
Aktuell gibt es vor allem an der Nordseeküste und im angrenzenden Binnenland
Sturm und schwere Sturmböen 80 - 100 km/h BFT 8-10, an exponierten Küstenlagen
sind auch noch orkanartige Böen um 115 km/h BFT11 aus westlichen Richtungen
denkbar. Im Laufe der Nacht verlagert sich dieses Starkwindfeld langsam zur
Ostsee hin.

Die Temperatur in 850 hPa sinkt bis auf etwa -3 Grad, dabei sind dann
Schneeschauer bis auf 500 m herab möglich, auch wenn sich unterhalb 800 m kaum
Glätte oder gar eine Schneedecke bilden sollte. In höheren Lagen gibt es
höchstens geringe Neuschneemengen. Die Tiefstwerte der Temperatur liegen im
Flachland bei meist bei 5 bis 2 Grad, nur in höheren Lagen um den Gefrierpunkt.

Dienstag ... verlagert sich der über Deutschland befindliche und inzwischen
breite und flache Trog langsam nach Osten. Dieser wird von kurzwelligen Anteilen
durchlaufen, an der auch immer wieder Hebung generiert wird. Im Laufe des
Nachmittags nähert sich ein Rücken von Frankreich her Deutschland an, der sich
vor einer markanten Austrogung über dem Atlantik aufwölbt.
Unser Wettergeschehen wird am Dienstag aber von dem langsam nach Osten
abschwenkenden Trog dominiert. Die Schichtung bleibt labil (teils um -35 Grad in
500 hPa) und wird im Tagesverlauf durch Einstrahlung von unten her zusätzlich
labilisiert.
Verbreitet muss mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Oberhalb 600 bis
800 m fällt auch Schnee. Bevorzugt in Schauer und Gewitternähe treten neben
Graupel auch Wind- und stürmische Böen zwischen 55 und 85 km/h (BFT 7-8) aus
West bis Südwest auf. Auf den Bergen sind ebenfalls Sturmböen, in exponierten
Lagen auch schwere Sturmböen (85 - 100 km/h, BFT 8-10) aus West bis Südwest
denkbar.

Generell dürften die Windgeschwindigkeiten im Westen etwas unter denen nach
Osten und Nordosten hin liegen, da der Gradient von Südwesten her immer mehr
auffächert. Nachmittags und abends nimmt auch die Labilität von Westen her durch
aufkommende kräftige Warmluftadvektion deutlich ab.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der atlantische Trog weiter nach Süden aus
und greift im Laufe der Nacht auf Portugal über. Über Deutschland greift die
Achse des Rückens über. Da der Bodendruck von Westen her fällt, drehen die
bodennahen Winde auf südliche Richtungen zurück.

Die Schauer- und Gewitteraktivität nimmt nun auch im Osten und Süden in der
ersten Nachthälfte stark ab. Im Verlauf der Nacht ziehen von Frankreich und
Benelux her skaliger Regen auf, der auf die Warmluftadvektion vor dem Tief bei
Irland zurückzuführen ist. Durch die WLA bedingt ziehen aber hohe und mittelhohe
Wolken durch.

Der Wind schwächt sich weiter ab, im Tiefland sind keine Warnungen mehr nötig,
auf den Bergen gibt es steife bis stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen.

Luftfrost wird in der Nacht zu Mittwoch nicht erwartet.

Mittwoch ... schwenkt der Trog über die Iberische Halbinsel und der Rücken
verlagert sich nach Polen. Damit dreht die Höhenströmung auf Südwest. Das
Bodentief zieht langsam Richtung Schottland. Das teil-okkludierende
Frontensystem des Tiefs liegt fast strömungsparallel und nähert sich nur langsam
Mitteleuropa an. Auf seiner Vorderseite kommt es aber starker WLA, die im
Vorfeld einer Warmfront zu finden ist. Damit verbunden kommt es im Westen und
Norden zu leichten Regenfällen. Über den Südosten ziehen nur hohe und mittelhohe
Wolkenfelder. An den Alpen wird es durch den sich im Tagesverlauf einstellenden
Föhn auch länger sonnig.

Der Südwestwind treibt in 850 hPa die Temperatur auf Werte zwischen 3 Grad im
Norden und föhnbedingten 10 Grad im Alpenvorland. Damit werden abgesehen von den
Inseln wieder 10 bis 15 Grad erreicht, im Süden örtlich mit Föhnunterstützung
bis zu 18 Grad.

Der Südwind weht weiterhin nur auf höheren Bergen in Böen steif bis stürmisch.
Schwere Sturmböen gibt es auf dem Brocken und den Alpengipfeln, bzw. in den
Alpen sind auf Gipfeln auch Orkanböen zu erwarten. Dort kann vielleicht auch mal
eine steife bis stürmische Böe in ein Föhntal eindringen.
In der 2. Nachthälfte zu Donnerstag greift die Kaltfront langsam auf den Westen
Deutschland über. Der Gradient nimmt wieder zu und entsprechend kommen an der
Nordsee und exponiert im Westen Windböen aus südlicher Richtung auf. Im höheren
Bergland treten stürmische Böen und exponiert Sturmböen auf, auf dem Brocken
sind auch schwere Sturmböen möglich. Auf den Alpengipfel weht Südsturm.

Dazu fällt in der Nordwesthälfte gebietsweise schauerartiger Regen. Unter den
Wolken und bei Zufuhr milder Meeresluft bleibt es mild bei Minima zwischen 10
und 7 Grad. Im Südosten kühlt es bei aufgelockerter Bewölkung teilweise bis nahe
0 Grad ab, am Erdboden ist leichter Frost zu erwarten.

Donnerstag ... verlagert sich das Tief von Schottland langsam über England zur
Nordsee. Hinter der dazugehörigen Kaltfront strömen recht kühle und teils auch
labil geschichtete Luftmassen nach Deutschland. Neben den weiterhin stark böigen
Wind muss erneut mit markanten Gewitterentwicklungen mit Sturm oder schwere
Sturmböen gerechnet werden.




Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Im Groben simulieren die verschiedenen Verfahren die Wind- bzw. die Gewitterlage
ähnlich. Im Detail ergeben sich aber Unterschiede inwieweit der Wind/Sturm in
der Nacht zu Dienstag zeitweise nachlässt oder nicht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christina Speicher