DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-03-2019 08:30
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.03.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz

Heute Sturmlage. Verbreitet Sturmböen. Bei Schauern und Gewittern schwere
Sturmböen und vereinzelt orkanartige Böen nicht ausgeschlossen. Nachts an der
See weiter Sturm, sonst etwas nachlassender Wind. Nachfolgend etwas kälter und
im höheren Bergland Schneeschauer, weiter wechselhaft.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegen wir unter einer zyklonalen westlichen Strömung mit der sich
einerseits ein Trog ostwärts ausbreitet und andererseits ein Tief auf dessen
Vorderseite von der Nordsee nach Südschweden zieht. Die Warmfront des Tiefs
(Bennet) wurde schon nordwärts abgedrängt. Was folgt, ist zunächst die
Kaltfront, die aktuell von Westen übergreift und die bereits am frühen
Nachmittag die Neiße und die Salzach erreichen dürfte. Gebietsweise fällt an ihr
schauerartiger Regen, im Süden vom Schwarzwald bis zum Alpenrand auch mal
kräftiger. Nach Norden hin ist die Schichtung schon labiler und es kommt zu
Schauern und Gewittern. Südostbayern bleibt dagegen zum Teil trocken.
Rückseitig der Kaltfront labiliert die Schichtung deutlich und es folgt ein
Kurzwellentrog nach, der am Vormittag auf den Westen übergreift und abends den
Osten erreicht. Im Bodendruckfeld bildet er sich mit einer Troglinie ab, die von
einem markanten Windsprung begleitet wird. Diese erreicht am Mittag den
Nordwesten Deutschlands und zieht bis zum Abend auf eine Linie
Vorpommern-Allgäu.
Rückseitig dieser Troglinie fächert von Westen der Gradient wieder auf, während
sich im Süden bis zum Abend noch eine Gradientverschärfung abzeichnet. Bereits
im Vorfeld der Troglinie kann es, bedingt auch durch die große Scherung bis in
die mittlere Troposphäre, teils markante Schauerlinien geben, auch einzelne
Gewitter sind dabei.
Das zeigen hochaufgelöste Modelle wie Cosmo-DE, WRF und Euro4. Das Super-HD
zeigt eine konvektive Linie über Norddeutschland. An der Troglinie selbst
simulieren praktisch alle hochaufgelösten Modelle markante konvektive Linien.
Mit der einfließenden kälteren Meeresluft, die abends im Norden schon -3 Grad in
850 hPa aufweist, sinkt die Schneefallgrenze in den nördlichen Mittelgebirgen
schon auf 500 bis 800 m, im Süden liegt sie noch darüber.

Nachdem im Bereich der Bodentrogachse in 850 hPa Windgeschwindigkeiten von 90
bis 100 km/h simuliert werden, vor allem bei Cosmo-D2 auch noch mehr, muss bei
Gewittern mit schweren Sturmböen gerechnet werden, auch orkanartige Böen sind
vereinzelt dabei.
Rückseitig der Trogachse verringert sich die Labilität und vor allem der
Höhenwind nimmt rasch ab. Dort kommt es zwar noch zu einzelnen Schauern, aber
die Böen dürften bei weitem nicht mehr so stark werden. Auch abseits von
Gewittern muss allein aufgrund des Gradienten mit stürmischen Böen gerechnet
werden, in freieren Lagen mit Sturmböen. An der Küste können es teils schwere
Sturmböen sein, auf den Bergen schwere Sturmböen bis orkanartige Böen.

Die Temperatur steigt am Rosenmontag im Vorfeld der Kaltfront nahe Oder, Neiße
und Salzach noch auf bis zu 17 Grad, in den meisten Regionen werden es "nur" 10
bis 15 Grad.

In der Nacht zum Dienstag zieht Tief Bennet weiter zur mittleren Ostsee. Damit
bleibt vor allem ganz im Norden ein starker Gradient erhalten und dort kommt es
an den Küsten weiterhin zu Sturmböen, exponiert zu schweren Sturmböen bis
orkanartigen Böen. Dabei ist ein Windmaximum erkennbar, das abends die Nordsee
erfasst und im Laufe der Nacht auch den Ostseeküstenraum überquert, nachfolgend
lässt der Wind wieder nach.
Der Bodentrog zieht nach Österreich und Tschechien ab, zuvor gibt es im Südosten
noch Sturmböen. Rückseitig fächert der Gradient überall etwas auf und es kommt
dann bei immer noch böigem Wind meist zu steifen Böen, einzelne stürmische Böen
können aber auch in der Nacht nicht ausgeschlossen werden.
Auf den Bergen verringert sich die Windgeschwindigkeit nur zögernd, auch in der
zweiten Nachthälfte sind auf einzelnen hohen Bergen noch schwere Sturmböen zu
erwarten, auf dem Brocken orkanartige Böen. Mit Abzug der Troglinie ziehen auch
die Schauer nach Osten ab, Gewitter gibt es aufgrund etwas geringerer Labilität
im Südosten kaum. Im Laufe der Nacht zieht von Südwesten wieder ein Band mit
schauerartigem Regen auf, mit einem PVA-Maximum verknüpft.
Weiterhin sind örtliche Gewitter nicht ausgeschlossen.
Die Temperatur in 850 hPa sinkt auf etwa -3 Grad, dabei sind dann Schneeschauer
bis auf 500 m herab möglich, auch wenn sich unterhalb 800 m kaum Glätte oder gar
eine Schneedecke bilden sollte. Auch in höheren Lagen gibt es höchstens geringen
Neuschnee. Die Tiefstwerte der Temperatur liegen im Flachland bei meist bei 5
bis 2 Grad, nur in höheren Lagen um den Gefrierpunkt.


Dienstag... zieht ein breiter, recht flacher Trog durch, der aber von
kurzwelligen, teils auch recht markanten Troganteilen durchlaufen wird, die
immer wieder Hebung generieren. Zum Abend erreicht dann schon ein Rücken
Frankreich, der sich vor einer markanten Austrogung weiter westlich aufwölbt.
Das zugehörige Bodentief zieht Richtung Irland, wobei sich zwischen diesem Tief
und dem Abziehendem bodennah schwach antizyklonale Verhältnisse ergeben.
Den Hut auf hat aber gewissermaßen der Trog in der Höhe, bzw. die erwähnten
Kurzwellen. Die Schichtung bleibt labil (teils um -35 Grad in 500 hPa) und wird
im Tagesverlauf durch Einstrahlung von unten her zusätzlich labilisiert.

Somit kommt es gebietsweise zu Schauern, oberhalb 600 bis 800 m fällt immer
wieder Schnee oder Graupel. Auch mit einzelnen Gewittern muss weiter gerechnet
werden. Die vorhandene Labilität sorgt auch dafür, dass der meist
südwestliche Wind verbreitet steife bis stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen
erreicht, bevor er sich zum Abend hin deutlich abschwächt. Auf den Bergen gibt
es häufiger Sturmböen, teils auch schwere Sturmböen. Generell dürften die
Windgeschwindigkeiten im Westen etwas unter denen nach Osten und Nordosten hin
liegen, da der Gradient von Südwesten her auffächert. Nachmittags und abends
nimmt auch die Labilität von Westen her durch aufkommende kräftige
Warmluftadvektion deutlich ab. Mit Höchstwerten zwischen 8 und 12 Grad wird es
nicht mehr ganz so mild.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der atlantische Trog weiter südwärts aus
und erreicht das Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel. Bei uns zieht
dagegen die Achse des Rückens heran. Da der Bodendruck von Westen her fällt,
drehen die bodennahen Winde auf südliche Richtungen zurück. Anfangs fällt im
Süden und Osten teils noch schauerartiger Regen oder es kommt zu Schauern. Im
Verlauf der Nacht fällt von Frankreich und Benelux her dann auch im Südwesten
und Westen teilweise wieder, dann aber skaliger Regen, der auf die
Warmluftadvektion vor dem Tief bei Irland zurückzuführen ist. Im übrigen Land
kommen die Schauer zum Erliegen, die Wolken lockern etwas auf und es bleibt
meist trocken. Durch die WLA bedingt ziehen aber hohe und mittelhohe Wolken
durch. Der Wind schwächt sich weiter ab, im Tiefland sind keine Warnungen mehr
nötig, auf den Bergen gibt es steife bis stürmische Böen, auf dem Brocken
Sturmböen.

Damit kann die Nacht zumindest im Südosten mit +3 bis -1 Grad etwas kälter
werden. Richtung Nordwesten sind es unter dichteren Wolken meist 6 bis 3 Grad.
In der Osthälfte gibt es gebietsweise Bodenfrost.


Mittwoch... schwenkt der Trog über die Iberische Halbinsel und der Rücken
verlagert sich nach Polen. Damit dreht die Höhenströmung auf Südwest. Das
Bodentief zieht langsam Richtung Schottland. Das okkludierende Frontensystem des
Tiefs liegt fast strömungsparallel und nähert sich nur langsam unserem Land. Auf
seiner Vorderseite kommt es aber im Tagesverlauf in der Nordwesthälfte zu
leichten Regenfällen. Über den Südosten ziehen nur hohe und mittelhohe
Wolkenfelder, zwischen denen auch mal die Sonne zum Vorschein kommt.

An den Alpen wird es durch Föhn, der sich im Tagesverlauf zunehmend einstellt,
länger sonnig. Der Südwestwind treibt in 850 hPa die Temperatur auf Werte
zwischen 3 Grad im Norden und föhnbedingten 10 Grad im Alpenvorland. Damit
werden abgesehen von den Inseln wieder 10 bis 15 Grad erreicht, im Süden örtlich
17 Grad.

Der Südwind weht weiterhin nur auf höheren Bergen in Böen steif bis stürmisch.
Schwere Sturmböen gibt es auf dem Brocken und den Alpengipfeln, bzw. in den
Alpen sind auf Gipfeln auch Orkanböen zu erwarten. Dort kann vielleicht auch mal
eine steife bis stürmische Böe in ein Föhntal eindringen.
In der Nacht zum Donnerstag werden die Tiefausläufer durch einen Randtrog, der
über Nordfrankreich ostwärts steuert, langsam doch nach Deutschland hinein
gedrückt. Der Gradient nimmt wieder zu und entsprechend kommen an der Nordsee
und exponiert im Westen Windböen aus südlicher Richtung auf. Im höheren Bergland
treten stürmische Böen und exponiert Sturmböen auf, auf dem Brocken sind auch
schwere Sturmböen möglich. Auf den Alpengipfel weht Südsturm.

Dazu fällt in der Nordwesthälfte gebietsweise schauerartiger Regen. Unter den
Wolken und bei Zufuhr milder Meeresluft bleibt es mild bei Minima zwischen 10
und 7 Grad. Im Südosten kühlt es bei aufgelockerter Bewölkung teilweise bis nahe
0 Grad ab, am Erdboden ist leichter Frost zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich mit Unterschieden lediglich in Detailfragen. Ggf.
muss im Tagesverlauf im Nowcasting entschieden werden, ob irgendwo an einer
Schauer/Gewitterlinie auch mal Unwetterwarnungen nötig sind, meist sollten aber
die aktiven markanten Warnungen reichen. Für die Schneeschauer der kommenden
Nacht reichen für die Hochlagen vielfach Glättewarnungen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner