DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-03-2019 17:30
SXEU31 DWAV 031800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.03.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Rosenmontag Sturm, Schauer und Gewitter. Danach wieder Wetterberuhigung, aber
weiter unbeständig.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Sturmtief Alexander im Seegebiet nördlich von
Schottland und hat den Höhepunkt seiner Entwicklung überschritten. Mit der
zunehmend stärkeren und diffluenten westsüdwestlichen Höhenströmung wird das aus
einer Welle entstandene Randtief Bennet rasch nordostwärts geführt. Sein Kern
erreicht am Abend Nordengland. Damit wird die über dem Norden Deutschlands
liegende Front allmählich als Warmfront wieder Richtung Nordsee und Dänemark
geführt. In ihrem Bereich kommt es zu zeitweisen meist leichten Regenfällen. Der
Süden Deutschlands liegt im Bereich der niedertroposphärischen Warmluftmasse. In
dieser gibt es nach Süden hin sogar Auflockerungen. Der Gradient ist auch
bodennah zwischen Alexander und einem Südeuropäischen Hochdruckgebiet schon
recht kräftig, so dass der Südwestwind mäßig weht, teils mit steifen Böen, wenn
auch am Abend eine vorübergehende Windabschwächung eintritt. Auf den höheren
Bergen weht der Wind dagegen teils anhaltend mit Sturmböen.

In der Nacht zum Montag zieht Sturmtief Bennet weiter zur mittleren Nordsee. Ihm
folgt rasch ein Trog nach, dessen Achse am Morgen schon die Französische
Atlantikküste erreicht. Während in den äußersten Süden mit etwas aufsteilender
Südwestströmung noch etwas mildere Luft eingesteuert wird, dringt die
eigentliche Kaltfront bis in die Nordwesthälfte Deutschlands vor. In ihrem
Bereich sind die Hebungsprozesse nicht allzu stark, dort ist auch noch kaum
Labilität vorhanden. Somit dringen nach den allmählich nach Nordosten
abziehenden Warmfrontregenfällen in der zweiten Nachthälfte nicht allzu starke
schauerartige Regenfälle in die Nordwesthälfte ein. Rückseitig der Kaltfront
setzt allmähliche Labilisierung ein, so dass in den Frühstunden im äußersten
Nordwesten wieder Schauer und vielleicht auch schon erste Gewitter aufkommen.
Der Wind frischt nach vorübergehender Abschwächung in der zweiten Nachthälfte im
Westen wieder auf. Dort treten bereits ausgangs der Nacht stürmische Böen auf,
ansonsten in weiten Teilen des Westens, Nordwestens und der Mitte steife Böen
aus Südwest. Auf den höheren Bergen erreicht der Südwestwind in Böen zunehmend
schwere Sturmstärke, auf dem Brocken volle Orkanstärke. Im Südosten verläuft die
Nacht ruhiger und mit einzelnen Wolkenauflockerungen. Dort geht die Temperatur
auch noch einmal auf 6 bis 0 Grad zurück. Sonst sind es meist 11 bis 6 Grad.

Am Rosenmontag ... überquert zunächst die Kaltfront von Tief Bennet Deutschland
weiter südostwärts, wobei sie bereits am früheren Nachmittag die Neiße und die
Salzach erreichen dürfte. Nach Norden zu kommt es an der Kaltfront weiterhin nur
zu leichteren schauerartigen Regenfällen. Im Süden kann es vom Schwarzwald bis
zum Alpenrand auch mal etwas kräftiger regnen. Rückseitig der Kaltfront setzt
sich die Labilisierung der Atmosphäre weiter durch. In dieser labilen Luftmasse
folgt ein Kurzwellentrog nach, der am Vormittag auf den Westen übergreift und am
Abend schon den Osten erreicht. Auch im Bodendruckfeld greift eine Troglinie mit
einem markanten Windsprung über. Diese erreicht am Mittag den Nordwesten
Deutschlands und sollte bis zum Abend eine Linie Vorpommern-Allgäu erreichen.
Damit kommt sie langsamer voran als der Höhentrog und wird von letzterem am
Nachmittag allmählich überlaufen. Rückseitig dieser Troglinie fächert vor allem
im Westen der Gradient etwas auf, während sich im Süden zum Abend noch eine
leichte Verschärfung abzeichnet. Bereits im Vorfeld der Troglinie kann es
staffelartige schauerartige Regenfälle geben, auch einzelne Gewitter sind dabei.
Das zeigen hochaufgelöste Modelle wie Cosmo-DE, WRF und Euro4. Kachelmann's
Super-HD zeigt eine konvektive Linie über Norddeutschland, bei AROME reicht
diese sogar bis nach Süddeutschland. An der Troglinie selbst simulieren
praktisch alle hochaufgelösten Modelle markante konvektive Linien. Nachdem im
Bereich der Bodentrogachse in sämtlichen Modellen in 850 hPa
Windgeschwindigkeiten von 90 bis 100 km/h simuliert werden, vor allem bei
Cosmo-D2 auch noch mehr, muss bei Gewittern auf jeden Fall mit einzelnen
schweren Sturmböen gerechnet werden, eventuell auch mit orkanartigen Böen.
Rückseitig der Trogachse verringert sich die Labilität etwas und vor allem der
Höhenwind nimmt ab. Dort kommt es zwar weiterhin zu Schauern, aber die Böen
dürften nicht mehr ganz so stark werden. Auch abseits von Gewittern muss allein
aufgrund des Gradienten im Tagesverlauf praktisch landesweit mit stürmischen
Böen gerechnet werden, in freieren Lagen mit Sturmböen. An der Küste können es
teils schwere Sturmböen sein, auf den Bergen schwere Sturmböen bis orkanartige
Böen. Die Temperatur steigt am Rosenmontag im Vorfeld der Kaltfront nahe Oder,
Neiße und Salzach noch auf bis zu 17 Grad, in den meisten Regionen werden es
"nur" 10 bis 15 Grad.

In der Nacht zum Dienstag zieht Tief Bennet vom Skagerrak zur mittleren Ostsee.
Damit bleibt vor allem im Ostseeraum ein starker Gradient erhalten und dort
kommt es an den Küsten weiterhin zu Sturmböen, exponiert zu schweren Sturmböen.
Der Bodentrog zieht am späten Abend nach Österreich und Tschechien ab, zuvor
gibt es im Südosten noch Sturmböen. Rückseitig fächert der Gradient überall auf
und es kommt dann bei immer noch böigem Wind meist noch zu steifen Böen,
einzelne stürmische Böen können aber auch in der Nacht nicht ausgeschlossen
werden. Auf den Bergen verringert sich die Windgeschwindigkeit nur zögernd, auch
in der zweiten Nachthälfte sind auf einzelnen hohen Bergen noch schwere
Sturmböen zu erwarten, auf dem Brocken orkanartige Böen. Mit der Troglinie
ziehen auch die Schauer nach Osten ab, Gewitter gibt es aufgrund etwas
geringerer Labilität im Südosten kaum noch. In der zweiten Nachthälfte zieht von
Südwesten wieder ein Band mit schauerartigem Regen auf, das so aussieht, also
würde schon wieder eine Warmfront aufziehen. Das ist aber nicht der Fall.
Weiterhin sind vereinzelte Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. Die Temperatur in
850 hPa sinkt auf etwa -3 Grad, dabei sind dann Schneeschauer bis auf 500 m
herab möglich, auch wenn sich unterhalb 800 m kaum Glätte oder gar eine
Schneedecke bilden sollte. Auch in höheren Lagen bleibt die
Neuschneeakkumulation marginal. Die Tiefstwerte der Temperatur liegen im
Flachland bei meist bei 5 bis 2 Grad, nur in höheren Lagen um den Gefrierpunkt.

Am Faschingsdienstag ... schwenkt nach dem abgezogenem Kurzwellentrog ein
langwelliger Trog recht rasch durch, zum Abend erreicht dann schon ein Rücken
Frankreich. Gleichzeitig sorgt ein Richtung Irland ziehendes Tief für eine
Austrogung weiter draußen auf dem Atlantik. Zwischen diesem Tief und dem
abziehendem Tief Bennet stellt sich bodennah leichter Zwischenhocheinfluss ein.
Allerdings bestimmt der Trog in der Höhe das Wettergeschehen: Die Schichtung ist
weiter labil (teils um -35 Grad in 500 hPa) und wird im Tagesverlauf durch
Einstrahlung von unten her zusätzlich labilisiert. Wir haben schließlich März
und die Sonne mischt sich wieder stärker ins Wettergeschehen ein. Somit kommt es
tatsächlich gebietsweise zu weiteren Schauern, oberhalb 600 bis 800 m fällt auch
immer wieder Schnee oder Graupel. Zum Nachmittag kommt dann im Südwesten wieder
etwas stratiformer Regen auf. Schon wieder sieht es wie eine Warmfront aus,
allerdings wird der Regen durch dem atlantischen Tief weit vorauseilende WLA
generiert. Die vorhandene Labilität sorgt auch dafür, dass der meist
südwestliche Wind wieder verbreitet steife bis stürmische Böen erreicht, bevor
er sich zum Abend hin deutlich abschwächt. Auf den Bergen gibt es noch
Sturmböen. Mit Höchstwerten zwischen 8 und 12 Grad wird es nicht mehr ganz so
mild.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der atlantische Trog weiter südwärts aus
und erreicht das Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel. Bei uns zieht
dagegen die Achse des Rückens heran. Damit dreht die Höhenströmung auf Südwest.
Da der Bodendruck von Westen her fällt drehen die bodennahen Winde sogar noch
weiter zurück auf Süd bis Südost im Süden. Die stratiformen Regenfälle
überqueren unter Abschwächung von Südwesten her den Westen und die Mitte. Im
übrigen Land kommen die Schauer zum Erliegen, die Wolken lockern teils etwas auf
und es bleibt meist trocken. Durch starke WLA bedingt ziehen aber weiterhin auch
hohe und mittelhohe Wolken über den Himmel. Der Wind schwächt sich weiter ab.
Nur noch auf den Bergen gibt es steife bis stürmische Böen, auf dem Brocken noch
Sturmböen. Damit kann die Nacht zumindest im Südosten mit +3 bis -1 Grad etwas
kälter werden. Richtung Nordwesten sind es unter dichteren Wolken meist 6 bis 3
Grad.

Am Aschermittwoch ... schwenkt der Trog über die Iberische Halbinsel und der
Rücken verlagert sich nach Polen. Damit steilt die Strömung weiter auf. Das
Bodentief zieht noch langsam zu Irischen See. Das okkludierende Frontensystem
des Tiefs liegt schon fast strömungsparallel und nähert sich nur langsam unserem
Land. Auf seiner Vorderseite kommt es aber im Tagesverlauf in der gesamten
Nordwesthälfte zu leichten Regenfällen. Über den Südosten ziehen bei weiterer
WLA nur hohe und mittelhohe Wolkenfelder, zwischen denen auch mal die Sonne zum
Vorschein kommt. An den Alpen wird es durch Föhn mitunter länger sonnig. Der
Südwestwind treibt in 850 hPa die Temperatur wieder auf Werte zwischen 3 Grad im
Norden und föhnbedingten 10 Grad im Alpenvorland. Damit werden abgesehen von den
Inseln wieder 10 bis 15 Grad erreicht, im Süden örtlich 17 Grad. Der Südwind
weht weiterhin nur auf höheren Bergen in Böen steif bis stürmisch. Sturmböen
gibt es nur auf dem Brocken und den Alpengipfeln. Dort kann vielleicht auch mal
eine steife Böe in ein Föhntal eindringen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen - von oben bereits erwähnten Details abgesehen -
keine nennenswerten Unterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann