DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-03-2019 09:01
SXEU31 DWAV 030800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.03.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz
Windig, vor allem am Rosenmontag auch stürmisch, teils mit Gewittern.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Höhentroges über dem
Atlantik in einer antizyklonal konturierten Höhenströmung. Auf der Vorderseite
entwickelt sich über der Irischen See aus einer Welle ein kräftiges Tief
(Bennet), das bis Sonntagabend Nordengland erreicht. Vorderseitig dreht die
Strömung auf Südwest zurück, wobei der Gradient im Norden und in der Mitte
tagsüber noch nicht wesentlich zunimmt. Dennoch reicht es im Norden und in der
Mitte in freien Lagen für Windböen bis Bft 7 und vor allem im Bergland für
stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln auch für Sturmböen bis Bft 9.

Der Süden profitiert noch vom schwachen Hochdruckeinfluss und es gibt
Auflockerungen, an den Alpen auch teilweise längere sonnige Abschnitte. Dagegen
wird das Wetter im Norden von dem rückläufig werdenden Frontenzug beeinflusst,
der sich von der Wellenentwicklung in der Irischen See bis zu einem Tief über
Südschweden erstreckt. Dadurch gibt es zeitweilig Regen. Dieser ist nicht
sonderlich ergiebig. Lediglich die hoch aufgelösten Modelle simulieren im
Nordwesten teilweise über 10 mm/12h.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 11 bis 17, an der Küste und
im höheren Bergland Werte um 8 Grad.

In der Nacht zum Montag entwickelt sich das über Nordengland liegende Tief
Bennet, aufgrund der Tatsache, dass es entwicklungsgünstig auf der Vorderseite
des nachfolgenden Troges liegt, zum Sturmtief und wird mit einer 975er
Kernisobare am Montagmorgen über der nördlichen Nordsee simuliert. Seine
Kaltfront erreicht in der Nacht den Westen Deutschlands. Auf der Vorderseite der
Front und an der Front gibt es vor allem im Norden Regen. Die Mengen liegen aber
nach allen Modellen meist nur bei 2 bis 5 mm, gebietsweise auch mal bei 5 bis 10
mm. Markanter ist jedoch die Windzunahme auf der Südflanke des Tiefs. Bis zum
Morgen gibt es vor allem im Nordwesten bis ins Flachland steife Böen bis Bft 7,
auf den Bergen und an der Nordseeküste auch stürmische Böen (Bft 8) und
exponiert Sturmböen oder sogar schwere Sturmböen (Bft 9 bis 10). Dahingegen ist
es nach Osten und Südosten zu noch recht windschwach. Abgesehen von den
Alpentälern bleibt es im Wesentlichen frostfrei.


Montag... wird das Sturmtief Bennet weiter ostwärts gesteuert und erreicht am
Abend den Skagerrak. Die dazu gehörige Kaltfront überquert unseren
Vorhersageraum bis zum Mittag weitgehend. Ihre Wetteraktivität ist nicht
sonderlich ausgeprägt. Aber auf der Rückseite fließt labil geschichtete und
gealterte maritime Polarluft in unseren Vorhersageraum. Die Temperatur in 850
hPa sinkt postfrontal auf Werte unter 0 Grad. Weiterhin zieht auf der Rückseite
der Kaltfront noch eine kurzwelliger Trog in unseren Vorhersageraum, der sich
zunehmend auch am Boden manifestiert. Im Bereich des Bodentroges ist zudem auch
die Labilität am stärksten, hinzu kommt eine kräftige vertikale Scherung und so
muss darin auch mit organisierter Konvektion gerechnet werden. In den TKBs wird
dieser Entwicklung mit einer Konvergenzlinie Rechnung getragen.

Der Südwestwind nimmt im Tagesverlauf von West nach Ost zu und es gibt
stürmische Böen (Bft 8) auch im Flachland. An der Troglinie sind Sturmböen und
im Zusammenhang mit Schauern oder Gewittern auch schwere Sturmböen
wahrscheinlich. Auf exponierten Gipfeln ist mit orkanartige Böen oder Orkanböen
(Bft 11 oder 12) zu rechnen. Am Nachmittag lässt der von Nordwesten schon wieder
nach. Bis zum Abend sind aber weiterhin starke, vereinzelt auch stürmische Böen
drin.

Ansonsten gibt es Regenschauer, die teilweise auch recht kräftig ausfallen
können. Vor allem die hochaufgelösten Modelle geben Signale für 10 bis 15
mm/12h. Bis zum Abend sinkt zudem die Schneefallgrenze in den westlichen
Mittelgebirgen auf 600 bis 700 m, sodass es in Gipfellagen auch Schneeschauer
gibt.

Die Temperaturen steigen am Rosenmontag auf 10 Grad an der Küste und bis 16 Grad
im Osten und Südosten.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Sturmtief unter beginnender
Auffüllung zum Baltikum und der Gradient fächert sich auf. Dabei überquert uns
ein flacher Rücken und auch am Boden stellt sich eine antizyklonale Krümmung
ein. Das führt insgesamt zu Wetterberuhigung. Der Wind bleibt allerdings
warnwürdig. Vor allem im Südosten und Osten sowie an der Küste gibt es selbst in
tiefen Lagen noch steife Böen (Bft 7), in freien Lagen stürmische Böen und an
der Ostsee sowie in exponierten Berglagen auch Sturmböen oder schwere Sturmböen
(Bft 9 oder 10).

Weiterhin muss in höheren Berglagen ab etwa 600 m mit Schnee, wenn auch nur mit
ein paar Zentimetern, gerechnet werden. Abgesehen vom höheren Bergland bleibt
die Nacht frostfrei.


Dienstag... schwenkt ein Trog von Westen her nach Deutschland und bestimmt unser
Wetter. Bodennah befinden wir uns in einer recht glatten Westströmung. Darin
kann es im Tagesgang wieder verbreitet zu steifen, in Berglagen auch stürmischen
Böen aus Südwest kommen. In exponierten Gipfellagen sind auch Sturmböen
wahrscheinlich.

In der weiterhin recht labil geschichteten Luft gibt es Schauer, oberhalb von
etwa 800 m auch Schneeschauer. Ein nennenswerter Zuwachs der Schneedecke ist
allerdings nicht zu erwarten.
Die Temperaturen liegen mit 7 bis 12 Grad etwas unter den Werten der Vortage.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder der Modelle und auch die Niederschlagsvorhersagen stimmen recht
gut überein. Weiterhin unsicher ist allerdings die Frage, wann das Maximum der
Windentwicklung uns erreicht. Hier gehen die Modelle auch noch auseinander.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich