DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-03-2019 18:01
SXEU31 DWAV 021800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.03.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Windige und unbeständige Westwetterlage. Am Rosenmontag Sturm.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich einer recht schwachen westlichen
Höhenströmung, wobei diese noch zusätzlich auseinandergezogen wird, da südlich
von uns ein flacher Trog durchschwenkt, während sich über unserem Land ein
kurzwelliger Rücken aufbaut. Dieser wird von Warmluftadvektion auf der
Vorderseite eines Tiefs namens Alexander gestützt. Letzteres erreicht am Abend
das Seegebiet westlich von Schottland. Zwischen diesem und einer Hochdruckzone
im Süden befinden wir uns im Bereich eines mäßigen Gradienten, der für meist nur
schwachen Süd- bis Südwestwind sorgt. Die Luftmasse weist ebenso einen
Temperaturgradienten zwischen Ost (-6 Grad in 850 hPa) und West (+1 Grad in 850
hPa) auf. Dieser spiegelt sich auch in der 2-m-Temperatur wider, allerdings auf
einem für die Jahreszeit immer noch milden Niveau. Nicht nur die oben erwähnte
WLA sorgt für viel Bewölkung, auch eine recht schlappe Okklusion erreicht
aktuell den Westen unseres Landes. Diese gehört zu einem gealterten Tief (Zeus)
im Raum Island und macht sich durch örtlichen und zeitweisen leichten Regen
bemerkbar.

In der Nacht zum Sonntag kommt Zeus' Okklusion weiter ostwärts voran und bringt
in der ohnehin fast landesweit bewölkten Nacht einige Tropfen Regen. Etwas mehr
Regen im Norden Deutschlands bringt die Warmfront von Tief Alexander und rasch
nachfolgend die Kaltfront, die in den Frühstunden auch schon den Nordwesten des
Landes erreicht. Nach Süden hin fällt deutlich weniger Regen und unmittelbar an
den Alpen bestehen noch Chancen auf größere Wolkenauflockerungen. Auch dort
bleibt es aber in der Nacht frostfrei. Meist liegen die Tiefstwerte im Süden und
Osten bei 5 bis 1 Grad, im übrigen Land meist bei 9 bis 5 Grad. Neben der meist
dichten Bewölkung trägt auch der auffrischende Wind zu der milden Nacht bei.
Obwohl Tief Alexander eine recht weit entfernte Zugbahn nördlich von Schottland
einschlägt, nimmt nämlich der Gradient in Deutschland schon etwas zu. Richtung
Nordwesten und im höheren Bergland kommt es dann auch im Verlauf der Nacht schon
zu ersten steifen Böen, auf exponierten Bergen zu stürmischen Böen oder
Sturmböen. Auf dem Brocken können es Sonntagfrüh schon erste orkanartige Böen
sein.

Am Sonntag ... entwickelt sich an der Kaltfront des Tiefs Alexander aus einer
Welle das Randtief Bennet, das bis zum Abend in etwa Nordengland erreichen
sollte. Deswegen wird die Kaltfront auch nicht weit ins deutsche Binnenland
hineingeführt, sondern wird rasch rückläufig. Somit fällt am Sonntag in der
Nordhälfte Deutschland teils länger anhaltender, aber meist nur recht leichter
Regen. Warnschwellen werden dabei bei weitem nicht erreicht, mitunter können
aber im Nordwesten teilweise 10 bis 15 mm Regen fallen. Die Höhen- und
Bodenströmung drehen etwas auf Südwest, zudem präsentiert sich die Höhenströmung
leicht antizyklonal. Das hat im Süden Wolkenauflockerungen zur Folge, so dass
sich vor allem ganz im Süden mitunter ein recht freundlicher Wettercharakter
einstellt. Zudem kommt von Südwesten sehr milde Luft ins Land, so dass im Süden
teils über 15 Grad möglich sind, auch im übrigen Land sind es meist 10 bis 14
Grad. Der Wind frischt tagsüber in tieferen Lagen noch etwas auf, so dass vor
allem von der Mitte bis zum Süden gebietsweise steife Böen möglich sind. Im
Nordwesten, im Bereich und nördlich der schleifenden Front, nimmt dagegen der
Wind sogar etwas ab.
In der Nacht zum Montag vertieft sich Randtief Bennet, von einem
heranschwenkenden atlantischen Trog angetrieben, rasch weiter und zieht bis zum
Morgen in den Bereich der mittleren Nordsee. An seiner Südflanke kommt es vor
allem in der Nordwesthälfte zu einer deutlichen Gradientverschärfung, so dass
der Südwestwind im Westen und an der Nordsee schon mit stürmischen Böen weht, in
exponierten Lagen mit Sturmböen. Die exponierten Berglagen kommen (abgesehen vom
Bayerischen Wald) dann zunehmend in den Bereich der schweren Sturmböen, auf dem
Brocken wird in Böen volle Orkanstärke erreicht. Der stärkste
niedertroposphärische Gradient liegt nämlich im Vorfeld der Kaltfront, die am
Montagmorgen den Nordwesten erreicht. Dort gehen die meist nur leichten
Regenfälle, die in der Nacht weiterhin im Norden fallen dann in schauerartigen
Regen über. Mit allmählich zurückgehender Temperatur in 500 hPa wird es
zunehmend labiler, so dass auch erste Gewitter dort nicht ausgeschlossen sind.
Richtung Süden und Osten bleibt der Wind noch deutlich schwächer und vor allem
im Süden gibt es auch noch größere Wolkenauflockerungen. Aber auch dort bleibt
die Nacht mild mit 5 bis 0 Grad, sonst sind es meist 10 bis 5 Grad.

Am Rosenmontag ... zieht Tief Bennet weiter Richtung Jütland. Dabei verschärft
sich am Vormittag der Gradient über weiten Teilen Deutschlands weiter. Seine
Kaltfront überquert im Laufe des Tages Deutschland recht rasch und mit relativ
geringer Wetteraktivität. Nur im Südwesten kommt es ab dem späten Vormittag zu
schauerartigen Regenfällen, die sich im Tagesverlauf im Süden weiter ostwärts
ausweiten. Rückseitig der Kaltfront zieht ein Kurzwellentrog heran, der sich
auch zunehmend in einem Bodentrog manifestiert, der allerdings wesentlich
langsamer südostwärts vorankommt. An ihm ist auch der stärkste Windsprung zu
finden. Auf der Rückseite der Kaltfront steigt die Labilität langsam an, so dass
dann im Bereich des Bodentroges die stärkste und teilweise organisierte
Konvektion mit schauerartigen Regenfällen und Gewittern stattfindet. Zudem ist
im Bereich des Troges die Scherung (kaum Richtungsscherung) sehr stark,
rückseitig nimmt diese bei aber weiter anhaltender Labilität deutlich ab. Dort
kommt es noch zu einzelnen Schauern oder kurzen Gewittern. In der zweiten
Tageshälfte wird dann über Nordfrankreich an diesem Trog der Gradient so stark
auseinandergezogen, dass es zu einer Randtiefbildung kommt. Dieses soll am Abend
über dem Rheinland liegen. An der Nordflanke dieses Randtiefs kann sich auch ein
kleineres stratiformes Regengebiet bilden. Zudem wird ab dem Nachmittag auch
rückseitig der Troglinie (die sich dann in etwa von der Uckermark bis zur Eifel
erstreckt) der Gradient auseinandergezogen und der Wind nimmt deutlich ab. Im
Süden verschärft sich der Gradient dagegen. Dort ist tagsüber die Bewölkung
teils noch länger aufgelockert und es werden auch noch einmal bis über 15 Grad
erreicht, sonst meist nur 10 bis 15 Grad. Kommen wir zuletzt noch zum Wind: Vor
allem im Bereich der Troglinie, teilweise aber auch in deren Vorfeld erreicht
der Südwestwind verbreitet in Böen Sturmstärke. Etwas schwächer scheint der Wind
generell Richtung Osten und Südosten zu sein, wo gebietsweise nur steife oder
maximal stürmische Böen aus Südwest erreicht werden. In 850 hPa weht der Wind in
weiten Landesteilen oft mit 10 bis 11 Bft, am Vormittag im Vorfeld der Troglinie
sogar mit 12 Bft, dort soll es aber noch keine Konvektion geben. Aber natürlich
muss im Fall stärkerer Konvektion im Bereich des Troges dann auch im Flachland
mit schweren Sturmböen und vor allem im Nordwesten auch einzelnen orkanartigen
Böen gerechnet werden. Rückseitig des Troges lässt der Höhenwind rasch nach, so
dass trotz zunehmender Labilität wohl Bft 9 nicht mehr überschritten werden. Auf
den exponierten Berggipfeln werden meist schwere Sturmböen bis Orkanböen
erwartet.

In der Nacht zum Dienstag zieht der Höhentrog rasch nach Osten ab und nimmt dem
Bodentrog die Hebung, so dass sich dort das Randtief wieder auflöst und der
Bodentrog immer flacher durchschwenkt. Dementsprechend wird auch die weiter
statt findende Konvektion immer weniger organisiert. In 850 hPa geht die
Temperatur auf etwa -2 Grad zurück, so dass es in der Nacht oberhalb 600 m
Schneeschauer geben kann und oberhalb 900 m vielleicht auch mal eine dünne
Neuschneedecke entsteht. In den meisten Landesteilen verringert sich der
Gradient, so dass es im Flachland meist nur noch zu steifen Böen kommt. Anfangs
gibt es allerdings im Süden im Vorfeld der Troglinie noch Sturmböen. Zudem nimmt
der Wind mit der Ostwärtsverlagerung von Tief Bennet über dem äußersten Norden
und vor allem im Ostseebereich vorübergehend noch einmal zu, so dass es von
Schleswig-Holstein bis Rügen noch verbreitet zu Sturmböen kommt, in exponierten
Lagen zu schweren Sturmböen. Auf den Bergen nimmt der Wind nur zögernd ab. Die
Temperatur geht im Vergleich zu den Vornächten wieder etwas weiter zurück auf
meist 5 bis 2 Grad, im höheren Bergland teils nahe 0 Grad.

Am Faschingsdienstag ... schwenkt ein längerwelliger Trog von Westen her nach
Deutschland und bestimmt unser Wetter. Bodennah liegen wir dagegen in einer
recht glatten mäßigen Westströmung. In dieser kommt es vor allem mit dem
Tagesgang wieder zu steifen, in exponierten Lagen stürmischen Böen. Sturmböen
gibt es nur noch auf den höheren Bergen. Weiterhin ziehen bei leicht labiler
Schichtung Regenschauer über das Land, oberhalb von 600 m fällt auch Schnee,
welcher aber sicherlich unter 1000 m kaum zu einem nennenswerten
Neuschneezuwachs führt. In der erwärmten Polarluft ist es mit Höchstwerten um 10
Grad durchaus mild für Anfang März.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle sind sich im Großen und Ganzen recht einig. Vor allem
feiner aufgelöste Modelle (ICON-Nest, Euro4 und Kachelmanns SuperHD) zeigen den
Bodentrog am Rosenmontag recht markant, während er bei GFS nicht so deutlich ist
und IFS bisher gar nicht zu sehen ist. Dieser hat aber durchaus große
Vorhersagerelevanz, bestimmt er doch maßgeblich das nachmittägliche Wetter in
den rheinischen Karnevalshochburgen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann