DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-03-2019 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.03.2019 um 10.30 UTC



Wiederholt Niederschläge. Am Rosenmontag auch stürmisch mit einzelnen Gewittern.

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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 08.03.2019


Das Wetter am Rosenmontag, dem heutigen Beginn der Mittelfrist, dürfte vielen
Narren und Jecken einige Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Denn zum Höhepunkt
der Straßenfastnacht erwartet uns wechselhaftes und vor allem stürmisches
Wetter.
Ursache dafür ist ein Tiefdruckgebiet, das Montag 00 UTC mit seinem Kern über
der westlichen Nordsee liegt. Von dort aus verlagert es sich unter weiterer
Intensivierung im Tagesverlauf Richtung Skagerrak. Dabei gelangt mit einer
lebhaften südwestlichen Strömung nochmals sehr milde Luft zu uns, bevor mit
Passage der Kaltfront des Tiefs, die bereits am Vormittag von Westen übergreift,
kältere Luft zu uns einfließt. Die Kaltfront hat Deutschland bis zum Abend
weitgehend überquert. Der Gradient ist zwar allgemein erhöht, die stärksten Böen
sind aber mit Passage der Front bzw. rückseitig in Verbindung mit Schauern und
einzelnen Gewittern zu erwarten, wenn der nachfolgende Höhentrog auf uns
übergreift. Bei Höhenwinden zwischen 50 und 70 Knoten sind dann durchaus mit
kräftigen Schauern/Gewittern schwere Sturmböen bis in tiefe Lagen möglich, auch
einzelne Orkanböen können nicht ausgeschlossen werden.

In der Nacht zum Dienstag und am Dienstag tagsüber zieht das Sturmtief ostwärts
Richtung Baltikum ab und nachfolgend zeigt sich im Bodendruckfeld eine leicht
antizyklonal gekrümmte Strömung. Dabei bleibt der erhöhte Druckgradient aber
aufrecht, sodass weiterhin mit Wind, gebietsweise auch Sturmböen gerechnet
werden muss. In der Höhe verbleiben wir unter tiefem Geopotential. Dabei
entwickeln sich in der labilen Schichtung weitere Schauer und auch einzelne
Gewitter.
Eingelagert in die westliche Höhenströmung ist ein Randtrog, der in der Nacht
zum Mittwoch von der südlichen Nordsee kommend über Deutschland ostwärts
hinwegschwenkt. In Verbindung damit treten weitere Niederschläge auf, die in der
kälteren Luftmasse in höheren Lagen auch als Schnee fallen können.

Nach Abzug des Randtroges gelangt Deutschland von Westen unter einen Höhenrücken
und auch im Bodendruckfeld macht sich der Einfluss eines Zwischenhochs
bemerkbar. Der Gradient fächert deutlich auf und die Niederschläge ziehen
ostwärts ab.

Die Wetterberuhigung ist aber nur von kurzer Dauer. Rasch nähert sich von
Westeuropa ein neuerlicher Höhentrog, der am Donnerstag auf Deutschland
übergreift. Vorderseitig befindet sich ein Tiefdruckgebiet, das Mittwochabend
mit seinem Kern und einem Luftdruck von etwa 985 hPa über dem Ärmelkanal liegt.
Von dort aus zieht es unter gleichbleibender Intensität im Laufe des Donnerstags
über die südliche Nordsee und Schleswig-Holstein hinweg und erreicht am Abend
die Südspitze Schwedens. Vorderseitig des Tiefs gelangt vorübergehend ein
Schwall milderer Luft zu uns, bevor erneut von Westen eine Kaltfront übergreift.
An der Südwestflanke des Tiefs nimmt der Gradient erneut zu.
Bis Freitag hat uns der Höhentrog ostwärts überquert, von Westen nähert sich
aber bereits ein weiterer Trog, sodass das zyklonal geprägte Wetter anhält.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Großwetterlage wird zwar von den letzten Modellläufen des EZMW-Modells im
mittelfristigen Vorhersagezeitraum ähnlich prognostiziert, die Konsistenz der
Modellläufe kann allerdings nicht als gut bezeichnet werden. Unterschiede
ergeben sich vor allem hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs und der Zugbahnen der
Tiefdruckgebiete, wobei es wenig Sinn macht die Abweichungen im Einzelnen zu
benennen. Dennoch lässt sich festhalten, dass uns im Vorhersagzeitraum ein
zyklonal geprägter Witterungsabschnitt erwartet, wenngleich die Entwicklung im
Detail bezüglich Niederschlag, Temperatur und Wind noch unsicher ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch der Vergleich mit anderen globalen Modellen weist über den gesamten
Vorhersagezeitraum hinweg kein einheitliches Bild auf. Beschränken wir uns
deshalb auf die beiden markanten Tiefpassagen am Rosenmontag und am Donnerstag.


Auch wenn die Lage des Tiefkerns am Montag über der Nordsee noch nicht
übereinstimmend vorhergesagt wird, wird doch die Passage der Kaltfront von GFS,
ICON und EZMW ähnlich gesehen. Auffällig ist zudem, dass bei allen drei Modellen
am Nachmittag ein weiterer Bodentrog von Westen auf Deutschland übergreifen
soll. Dieser ist insbesondere bei GFS deutlich ausgeprägt, bei ICON am
schwächsten. Insofern ist nach einem ersten Windmaximum mit Kaltfrontpassage ein
weiteres Maximum am Nachmittag möglich. Da die Lage und Ausprägung des Troges
aber noch unterschiedlich ist, ist auch unsicher, wo dann der kräftigste Wind zu
erwarten ist.

Weitere größere Unterschiede gibt es am Donnerstag mit dem weiteren Tief. ICON
lässt das Tief über die Mitte Deutschlands hinwegziehen. Die Mehrheit der
Globalmodelle (GFS, EZMW, GEM) verfolgt allerdings eine nördlichere Zugbahn über
die südliche Nordsee bzw. den Nordwesten Deutschlands hinweg, sodass diese
Lösung bevorzugt wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach weist bis einschließlich Dienstag einen engen
Verlauf auf. Dabei ist am Montag ein deutlicher Geopotential- und
Temperaturrückgang zu erkennen. Nachfolgend nimmt der Spread zwar zu, Haupt- und
Kontrolllauf weisen aber eine hohe Übereinstimmung mit der Mehrheit der
Ensemble-Member auf. Somit basiert die Mittelfristvorhersage überwiegend auf dem
EZMW-Modell. Niederschlagssignale sind über den gesamten Zeitraum hinweg
vorhanden, mit einem Maximum für Offenbach von Mittwoch auf Donnerstag.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von t+72 bis 96 Stunden zwei
Cluster, wobei sich für Mitteleuropa keine signifikanten Unterschiede ergeben.

Für den Zeitraum von Mittwoch bis Freitag gibt es drei Cluster. Dabei zeigt
Cluster 1, in dem sich der deterministische Lauf befindet und der durch die
meisten Member repräsentiert wird, die Wetterberuhigung am Mittwoch. Die anderen
beiden Cluster wollen hingegen von Zwischenhocheinfluss nichts wissen. Eine
Lösung, die auch der gestrige 12 UTC Lauf des EZMW-Modells und das GFS zeigen.
Für Donnerstag sieht die Entwicklung hingegen einheitlich aus, unsicher ist nur,
wie rasch der Trog am Freitag ostwärts abzieht.

Für die erweiterte Mittelfrist gibt es nur 1 Cluster. Nach kurzer
Wetterberuhigung am Samstag scheint sich das wechselhafte Wetter ab Sonntag im
Einflussbereich eines Höhentroges fortzusetzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag sind verbreitet starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8) aus Südwest
bis West wahrscheinlich, im Bergland und an der See Sturmböen (Bft 9), in
exponierten Gipfellagen teils Orkanböen (Bft 11, 12). Vor allem in Verbindung
mit Schauern und einzelnen Gewittern besteht hohe Gefahr für Sturmböen oder
schwere Sturmböen (Bft 9 bis 10) bis in tiefe Lagen, auch einzelne Orkanböen
sind nicht ausgeschlossen.
In der Nacht zum Dienstag lässt der Wind allmählich nach.

In den darauffolgenden Tagen beschränkt sich warnwürdiger Wind weitgehend auf
das höhere Bergland, wo Sturmböen (Bft 8, 9) aus West bis Südwest wahrscheinlich
sind. Je nach Lage und Ausprägung des Tiefs am Donnerstag ist auch gebietsweise
im Tiefland nochmals eine Windzunahme möglich.

Mit Einfließen der kälteren Luft sinkt auch die Schneefallgrenze wieder ab.
Schneefällt beschränken sich aber meist auf Lagen oberhalb 800 bis 1000 m.
Tagsüber steigt die Schneefallgrenze meist wieder an. Die Neuschneemengen liegen
aber meist unter 10 cm in 12 Stunden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger