DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-02-2019 08:30
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.02.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a/z Übergang zu W z

Im höheren Bergland des Südens Sturmböen, in tiefen Lagen Windböen. Freitag und
Samstag wieder ruhiger.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... stellt sich die Wetterlage weiter um. Das bisher wetterbestimmende
Hoch ist verschwunden und findet sich als Rest noch im hohen Druck über dem
Alpenraum. Der Höhenrücken wird ebenfalls weiter abgebaut, an seiner Ostflanke
läuft ein Kurzwellentrog zum östlichen Mitteleuropa hin ab, während über Irland
und GB ein Trog abtropft, dessen Höhentief dann abends und nachts von Westen her
Deutschland erreicht.
Dieses Höhentief bildet sich dank zunehmender niedertroposphärischer
Baroklinität auch am Boden ab, in Form eines schwachen Bodentiefs, das zum Abend
über der südwestlichen Nordsee erwartet wird. Rückseitig der kurzen Welle, die
im Osten abläuft, erfasst eine schwache Kaltfront im Tagesverlauf
Norddeutschland. Sie wird dort quasistationär, da gleichzeitig durch die
Zyklogenese über dem östlichen Ärmelkanal die Zufuhr feuchter und milder
Atlantikluft nach Osten gestützt wird.

Mit der Front breiten sich im Tagesverlauf, die aktuell schon im äußersten
Norden angekommenen, dichten (tiefen) Wolken über Nord- und Ostdeutschland aus,
die postfrontal über dem äußersten Nordosten teils größere Lücken aufweisen. Den

Westen Deutschlands erfassen im Tagesverlauf mit zunehmender Hebung auf der
Vorderseite des Höhentiefs (positive Vorticityadvektion) in der mittleren und
oberen Troposphäre dichte Wolkenfelder und besonders entlang der westlichen
Mittelgebirge kann zum Abend etwas Regen nicht ausgeschlossen werden.
Viel wird es meist noch nicht, doch dank einer raschen Temperaturabnahme in 500
hPa von Belgien her kann im Umfeld der Eifel auch konvektiver Niederschlag nicht
ausgeschlossen werden. Während GFS und IFS den Niederschlag abends schon über
Hessen und NRW simulieren, zeigen die hochauflösenden Modelle, wie erwähnt, erst
im äußersten Westen erste Niederschlagssignale. Dies dürfte die bessere Variante
sein, da in der anfangs trockenen Luft ein Teil des fallenden Niederschlags
verdunstet.
Im Süden und Südosten bleibt es bis zum Abend meist sonnig und wie auch im
gesamten Norden und Osten trocken. Die Höchstwerte liegen bewölkungsabhängig
über der Mitte zwischen 11 und 16 Grad und im Süden bei Sonnenschein noch einmal
bei sehr milden 14 bis 18 Grad, entlang des Oberrheins und im Alpenvorland bei
sehr guter Durchmischung bis 19/20 Grad.

Postfrontal sickert über den Norden und Nordosten etwas kältere Luft ein, sodass
dort die Höchstwerte meist unter 10 Grad verbleiben - aber für Februar weiterhin
viel zu mild. Erwähnenswert bleibt der Wind vor allem im südlichen und östlichen
Bergland, wo Sturmböen zu erwarten sind (Bft 8 bis 9). Auch in tiefen Lagen
Süddeutschlands kann zeitweise böiger Westwind unterwegs sein, dank eines Low
Level Jets können bis ins Alpenvorland 7er Böen runtergemischt werden. Ähnliches
gilt im Ostseeumfeld, wo in der durchmischten Luftmasse einzelne 7-er Böen
entlang der Küsten aus Nordwest auftreten können. Sonst weht der Westwind nur
schwach bis mäßig.

In der Nacht zum Freitag wird das Höhentief nach Südosten über die Mitte und den
Süden Deutschland geführt, während sich das korrespondierende Bodentief
auffüllt. Wegen der fehlenden Anbindung an den mächtigen Höhentrog über
Skandinavien und Osteuropa verlagert sich der Trog eher gemächlich. Dies ist von
Bedeutung, da am Südrand des Höhentroges feuchte Atlantikluft nach
Südwestdeutschland geführt wird, die auf der Vorderseite des Troges gehoben
wird. Dabei fällt außer in größeren Teilen des Nordens Regen, teils schauerartig
verstärkt, der besonders orografisch forciert im Weststau des Schwarzwaldes
kräftig ausfallen kann.
Die 12-std. Niederschlagsmengen liegen zwischen Eifel, Kraichgau und Schwarzwald
meist zwischen 10 und 15 l/qm, in Staulagen des Schwarzwaldes um 20 l/qm.
Gleichzeitig sinkt die Schneefallgrenze auf rund 1000 bis 1200 m (dank
gesamttroposphärischer Abkühlung im Umfeld des Troges), sodass im
Hochschwarzwald und in den Alpen etwas Neuschnee fallen kann. Kombiniert mit
Tauwetter (abgeschwächt durch die Tageszeit und die einsetzende Abkühlung) liegt
das Niederschlagsdargebot im Hochschwarzwald bei 25 mm. Warntechnisch ist das
eher weniger von Interesse nach der längeren Trockenphase.

Das eine oder andere kurze Gewitter kann sich im direkten Trogbereich bilden,
was besonders den Westen und Südwesten betrifft. Der Westwind im Bergland
Süddeutschlands weht die Nacht über weiterhin stürmisch, schwächt sich jedoch im
Tiefland allmählich ab (mit einzelnen Windböen im Alpenvorland vor Mitternacht).
Sonst weht der Wind nur schwach aus West bis Nordwest, im Westen aus Südwest.
Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 7 und 4 Grad, im Norden und Osten zwischen
4 und 1 Grad und im äußersten Nordosten um 0 Grad.


Freitag... beruhigt sich das Wetter, da der Trog zügig nach Südosten abwandert
und sich von Frankreich her ein Keil in Richtung Nordwestdeutschland aufwölbt.
In diese Nordwestströmung eingebettet wird die bis dahin quasi-stationäre Front
südwärts gen Alpenrand geführt, sodass in Süddeutschland die Niederschläge trotz
Absinkens rückseitig des Troges bis zum Abend mit kurzen Unterbrechungen
andauern. Meist sind die Intensitäten gering mit nur wenigen Litern pro
Quadratmeter, einzig im Stau des Schwarzwaldes sowie im Oberallgäu sind 12-std.
Mengen von 15 bis 20 l/qm zu erwarten, vereinzelt auch mehr. In 24 Stunden
sollen im Schwarzwald laut ICON knapp 50 mm zusammenkommen, im Allgäu um 40 mm.
Allerdings liegt ICON deutlich über externen Modellen, die um 30 mm simulieren.
Allerdings zeigt auch Cosmo Leps Hinweise auf warnwürdige Niederschlagsmengen,
dennoch drängen sich die entsprechenden Warnungen nicht unbedingt auf (kleiner
Bereich, trockene Vorwitterung und in Hochlagen teilweise Schnee).

Die Schneefallgrenze pendelt weiterhin um 1100 m (staubedingt bei kräftigen
Niederschlägen auch tiefer), sodass in den Alpen oberhalb von 1000 m 10 bis 20
cm Neuschnee erwartet werden kann. Am Erzgebirge macht sich die Nordosten
einsickernde kältere Luft, mit einer Schneefallgrenze unter 1000m bemerkbar. Im
Norden bleibt es dagegen trocken.
Allerdings sorgt die Kombination aus feuchter Nordwestströmung und einem sich
aufwölbenden Höhenkeil für einen deutschlandweit wolkenreichen, besonders im
Süden und Westen auch trüben Tag, sodass dort die Berge im Nebel
"versinken".
Die Höchstwerte gehen im Vergleich zu den vergangenen Tagen zurück auf 6 bis 12
Grad, doch auch das ist für einen 1. März mild bis sehr mild. Einzig im
Dauerniederschlag entlang der Alpen verharren sie bei 2 bis 5 Grad.
Der Wind weht südlich der Donau zeitweise frisch, sonst schwach, im Westen und
Südwesten aus West bis Südwest, im Norden und Osten aus Nordwest. Im
Alpenvorland sind vor allem anfangs starke Böen zu erwarten, in Hochlagen
stürmische Böen, die dann zum Nachmittag hin aber Geschichte sind, da der
Gradient abnimmt, ebenso wie der Wind.

In der Nacht zum Samstag beeinflusst der Höhenkeil Deutschland. Einzig an seiner
Ostflanke mogelt sich eine Kurzwelle in den Nordosten Deutschlands und sorgt
dort für etwas Hebung, während kompensatorisches Absinken über der Mitte und dem
Westen das allgemeine Absinken unter dem Keil noch verstärkt. Die Numerik
reagiert mit einer beachtlichen Absinkinversion bei rund 850 hPa, entlang derer
sich dichte Stratusbewölkung in weiten Bereichen Deutschlands halten sollte.
Somit ist es besonders im Bergland neblig-trüb und im Tiefland bedeckt.

Bevorzugt am Alpenrand regnet es noch leicht (die Schneefallgrenze sinkt auf
rund 800 m). Viel Neuschnee ist in diesem Zeitraum jedoch nicht zu erwarten.
Auch am Erzgebirge, wo die Schneefallgrenze noch etwas runtergeht, fällt nicht
mehr viel Niederschlag, so dass auch in Sachen Schnee nichts (oder nicht viel)
zu erwarten ist.
Sonst fällt aus der dichten Wolkendecke etwas Sprühregen und das bei
Tiefstwerten von +4 bis +1 Grad, von Vorpommern bis zur Uckermark sind bei 850
hPa Werten um -5 Grad Tiefstwerte leicht unter den Gefrierpunkt zu erwarten und
dort
Ist gebietsweise Straßenglätte durch überfrierende Nässe nicht ausgeschlossen.
Der Südwestwind weht schwach, im Bergland zeitweise auch mäßig.


Samstag... schwächt sich der Höhenkeil über Deutschland vorübergehend ab, denn
von Westen erreicht ein schmaler Höhentrog Deutschland. Dieser wird jedoch
bereits von einem weiteren Keilvorstoß über Frankreich und England erfasst uns
schwächt sich somit auf dem Weg nach Osten ab. Er bringt nicht sonderlich viel
Schwung in die trübe Wetterküche, doch wenigstens wird die Inversion von Westen
abgebaut, sodass man am Nachmittag und Abend im Westen Deutschlands vielleicht
kurz die Sonne zwischen dichten Wolkenfeldern sehen dürfte. Ansonsten bleibt es
trüb mit etwas Sprühregen im Süden und Osten sowie vorübergehend leichtem Regen
beim Durchzug des Troges im Westen.

Der Südwestwind weht im exponierten Bergland zeitweise stürmisch und frischt im
äußersten Westen zum Abend etwas auf.
Ansonsten weht er jedoch nur schwach bis mäßig. Die Höchstwerte liegen im
Nordosten zwischen 6 und 9 Grad, im Südwesten und Westen zwischen 9 und 14 Grad.


In der Nacht zum Sonntag greift von Westen her das okkludierende Frontensystem
eines Sturmtiefs bei Schottland über. Mit kräftiger Warmluftadvektion wird
Hebung und Regen ausgelöst, der sich über Deutschland ausbreitet. Nur der Süden
bleibt noch außen vor. Dazu frischt der Wind kräftig auf aus Südwesten. Es
kommen starke bis (im Westen vereinzelt) stürmische Böen auf, an der See gibt es
vermehrt stürmische, bis exponiert Sturmböen und im Bergland sind zunehmend
Sturmböen dabei, sowie auf einigen Bergen schwere Sturmböen bis orkanartige Böen
(Brocken).


Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptisch-skalige Entwicklung wird ähnlich simuliert. Auffällig ist aktuell
die schlechte Performance des Cosmo D 2 hinsichtlich der tiefen Bewölkung.
Auf Warnungen vor Tauwetter oder Dauerregen wird verzichtet. Die betroffenen
Gebiete sind klein und die trockene Vorwitterung schreit nicht unbedingt nach
Warnungen. Zu guter Letzt fällt ein Teil des Niederschlags in Hochlagen auch
wieder als Schnee.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner