DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-02-2019 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.02.2019 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit Regen, zeitweise windig. Sturmentwicklung nicht ausgeschlossen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.03.2019


Die Strömungsverhältnisse stellen sich um, wobei diese Umstellung schon in der
Kurzfrist ihren Anfang nimmt und mittelfristig - in Richtung einer zyklonalen
Westlage - abgeschlossen wird. Ein Relikt der vergangenen Hochkeils schwenkt am
Samstag über uns nach Osten. Der Keil ist aber nur relativ flach, wird von
kurzwelligen Trögen um- und von Warmluftadvektion überlaufen. Mit der
Wetterwirksamkeit sieht es also nicht gut aus. Ein Übriges tut eine schwache
Okklusion, die von Westen übergreift und dafür sorgt das eher wolkiges Wetter zu
erwarten ist. Leichte Regenfälle sind zunächst noch im Süden zu finden, im
Tagesverlauf sind auch im Westen schwache Regenfälle möglich.
Ab der Nacht zum Sonntag setzt sich eine westliche Strömung bei uns durch, mit
der die Ausläufer eines nach Skandinavien ziehenden Sturmtiefs auf Deutschland
übergreifen. Sie überqueren den Norden rasch Richtung Polen, geraten tagsüber
aber nach Süden hin ins Schleifen und gehen in die Warmfront des nächsten Tiefs
südwestlich Irlands über. Dabei regnet es über der Mitte und dem Süden
verbreitet, bis über 1500m. Auch der Wind frischt kräftig auf mit starken bis
stürmischen Böen, im Bergland mit schweren Sturmböen.
Am Montag zieht das Tief, das sich zum Sturmtief entwickelt, weiter nach
Südschweden und wir können tagsüber in das zugehörige Starkwind- bzw. Sturmfeld
geraten. Die Entwicklung ist aber noch unsicher, worauf in den Folgeabschnitten
eingegangen wird. Auf jeden Fall sollte es windig werden, wozu sich verbreitet
Niederschläge gesellen, die mit Ankunft höhenkalter Meeresluft im Tagesverlauf
mehr in Schauerform übergehen, vielleicht auch begleitet von kurzen Gewittern.
Am Dienstag setzt Rückseitig des zum Baltikum abziehenden Tiefs
Kaltluftadvektion ein, womit sich die Frontalzone nach Süden verschiebt und wir
auf deren kalte Seite in eine westnordwestliche Strömung gelangen. Bei
instabiler Schichtung und 500 hPa Temperaturen mehr oder weniger deutlich unter
-30 Grad kommt es zu zahlreichen Schauern und kurzen Gewittern, die auch mit
Graupel und im Bergland mit Schnee verbunden sein können.
Am Mittwoch wird in der jetzigen Variante kurzer Zwischenhocheinfluss
angedeutet, der in der erweiterten Mittelfrist wieder von neuen
Tiefdruckgebieten beendet wird. Die zonale und wechselhafte Witterung findet
damit ihren Fortgang.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Vor allem eingangs der Mittelfrist am kommenden Wochenende ist die Konsistenz
gut. Zwar wird auch danach an der zyklonalen Westlage festgehalten, allerdings
sind größere Unterschiede in Ausprägung und im Verhalten der kurzen Wellen zu
finden. So ist das Sturmtief aus dem gestrigen 00 UTC Lauf verschwunden, welches
uns Sonntagabend erreichen sollte. Dafür wird nun ein etwas weiter nördlich
ziehendes Sturmtief am Montag simuliert. Auch wenn das Timing unsicher bleibt,
ist zum Wochenwechsel die Sturmgefahr erhöht, zumal dann auch der Jet in 300 hPa
mit deutlich mehr als 200 km/h über uns verläuft.

Alles in allem ist IFS brauchbar und demnach auch die Anschlussprodukte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich simulieren auch die anderen globalen Modelle ähnlich und zeigen
keine wirklichen Alternativen zum IFS. Die Unterschiede am Wochenende sind in
Anbetracht des Prognosehorizonts vergleichsweise gering. Danach zeigen sich
ähnliche Ergebnisse, wie bei der Konsistenzbetrachtung. Gerade der Montag wirft
Fragen auf. GFS entwickelt ebenfalls einen Sturm, der Ähnlichkeiten zur 00z
Lösung von gestern aufweist und deutlich rascher und weiter südlich nach Osten
zieht. Im ICON wird das Tief etwas langsamer und weiter nördlich simuliert,
demnach wäre nur der äußerste Norden von den stärksten Böen betroffen.

An der sich insgesamt einstellenden Westlage bestehen aber keine Zweifel.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles im Großen und Ganzen die Aussagen
des operationellen Laufs. Vor allem ab Sonntag gibt es immer wieder
Niederschlagssignale und nach anfänglichen Werten der Temperatur in 850 hPa
etwas über 0 Grad, gehen sie im Verlauf der nächsten Woche bei Zufuhr erwärmter
Meereskaltluft auf knapp -5 Grad zurück. Zunehmender Spread in den Kurven deutet
zu Wochenbeginn und zur Mitte der nächsten Woche größere Unsicherheiten in der
Entwicklung an.
Die Clusterung bietet zunächst 3, dann 4 Cluster an, wobei der Hauptlauf erst in
der erweiterten Mittelfrist in Cluster 3 rutscht, zuvor wird er in den größten
Cluster einsortiert. Die meisten Cluster zeigen dabei Lösungen mit westlicher
Strömung über Mitteleuropa.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Entsprechend der Zonalisierung rücken Wind und Niederschläge verstärkt in den
Focus des Warnmanagements. Dafür ist Frost dann erstmal Geschichte. Im
Zusammenhang mit Regen und steigender 0 Grad Grenze kann es am Sonntag und
Montag in einigen Staulagen Dauerregen und Tauwetter geben. Hinweise darauf sind
in Cosmo Leps und EfI zu finden, unwetterartig wird es aber aller Voraussicht
nach nicht. Zumal auch die Pegel der Flüsse durch die Trockenheit niedrig sind.

Darüber hinaus sind vor allem Sonntag und Montag auch Hinweise (EFI, ECM EPS)
auf verstärkten Wind zu finden. Demnach wären dann auch in tiefen Lagen
Sturmböen, teilweise sogar schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen.
Vor allem der Sonntag und Montag sollten also im Auge behalten werden. Eine
veritable Sturmlage ist durchaus im Bereich den Möglichen!
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, ECM EPS, ECM
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner