DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-02-2019 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.02.2019 um 10.30 UTC



Unbeständiger und teilweise windig, für die Jahreszeit weiter sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 05.03.2019


Am Freitag weitet sich die Frontalzone über dem Nordatlantik Richtung
europäisches Festland aus. Davor wölbt sich ein flacher Rücken auf, der über
Westeuropa nach Osten gedrückt wird, während davor wiederum über Mitteleuropa
ein Kurzwellentrog nach Südosten abläuft und vor allem über dem Süden und der
Mitte für Hebung und Regen sorgt. Mit Annäherung des Rückens klingt das alles
aber langsam wieder ab. Oberhalb von rund 1000m kann Schnee fallen, dazu kommen
Windböen im Alpenvorland und stürmische Böen oder Sturmböen vor allem in
Gipfellagen des Südens.
Am Samstag macht die Umstellung der Wetterlage Fortschritte. Die Zonalisierung
mit Übergreifen der Frontalzone kommt bis Westeuropa voran. Tagsüber dürfte es
bei uns aber recht freundlich werden, da zunächst mal der flache Rücken über
Deutschland nach Osten hinwegschwenkt. Ein erstes okkludiertes Frontensystem
greift dann nachmittags auf den Westen über, nachfolgend überqueren die
Ausläufer eines Sturmtiefs bei Schottland in der Nacht zum Sonntag große Teile
Deutschlands mit auffrischendem Wind und Regenfällen.
Am Sonntag gelangen wir auf die Südflanke des weiter nach Skandinavien ziehenden
Tiefs in eine kräftige westliche Strömung mit der milde Meeresluft nach
Deutschland geführt wird.
Dabei fällt im Bereich von schleifenden Tiefausläufern gebietsweise Regen,
teilweise kommt es zu Schauern. In einigen Staulagen sind 30 mm Niederschlag in
24 Stunden möglich und sollte der Regen dort fallen, wo noch Schnee liegt, wäre
auch Tauwetter nicht ausgeschlossen, da die Schneefallgrenze über 1500m steigt.
Der lebhafte Wind geht mit starken Böen einher, im Bergland und an der See mit
stürmischen Böen oder Sturmböen. Abends und in der Nacht kann der Wind weiter
zulegen, da sich ein Sturmtief über Norddeutschland oder Dänemark nach Osten
verlagern kann. Dann sind in tiefen Lagen stürmische Böen oder Sturmböen nicht
ausgeschlossen, im Bergland und an der See wären schwere Sturmböen denkbar,
exponiert sind im Bergland auch Orkanböen möglich. Die Entwicklung ist aber noch
unsicher.

Am Montag und Dienstag setzt sich die zyklonale Westlage fort, weitere
Tiefausläufer folgen und führen vor allem ab Dienstag dann auch wieder kältere
Meeresluft heran. Von Winterwetter bleiben wir allerdings meilenweit entfernt,
höchstens in Gipfellagen gehen die Niederschläge in Schnee über, sonst bleibt es
bei Regen mit leichtem Temperaturrückgang. Der Druckgradient über Mitteleuropa
bleibt gut ausgeprägt. An der See und im Bergland bleibt es tendenziell sehr
windig, vielleicht stürmisch, aber auch im Binnenland frischt der Wind zeitweise
stark bis stürmisch auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS ist in den letzten Läufen brauchbar bis gut, wird doch
die Linie mit Umstellung auf die zyklonale Westlage am Wochenende seit einigen
Tagen konsequent verfolgt. Abweichungen ergeben sich im Detail. Vor allem
Sonntag/Montag fallen sie stärker ins Auge. Im neuesten Lauf wird ein Sturmtief
mit Ostkurs über Norddeutschland für die Nacht zum Montag simuliert, das in den
Vorläufen nicht zu finden war.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle zeigen auch keine grundsätzlich anderen Lösungen.
Die Umstellung hin zu wechselhafteren Verhältnissen scheint relativ sicher zu
sein. Das Sturmtief zum Montag wird im GFS zwar mit niedrigerem Kerndruck, aber
auf einer weiter nördlichen Zugbahn, über Jütland hinweg nach Osten, berechnet.
Im ICON taucht eine entsprechende Entwicklung nicht auf. Die Fragezeichen hinter
der Sturmentwicklung bleiben also aus Sicht des Modellvergleichs, ebenso wie im
Hinblick auf die Konsistenzbetrachtung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Zunächst mal werden die Aussagen des Hauptlaufs von den Ensembles gestützt. In
den Rauchfahnen diverser deutscher Städte tauchen ab der Nacht zum Freitag
Niederschlagssignale auf, die in der Folge immer wieder auftauchen. Dazu gehen
die Temperaturen in 850 hPa und das Geopotential zurück.
Obwohl der operationelle Lauf für den Sonntag im größten Cluster 1 liegt,
stützen die Ensembles die Sturmentwicklung nicht; eher sieht es so aus, als
würde der Montag ein sehr windiger Tag, wenn an der Sudflanke eines Tiefs über
der Nordsee der Gradient nochmal deutlich anzieht.
Ansonsten geht die Tendenz in der Clusterung bis in die erweiterte Mittelfrist
in Richtung zyklonal West, wobei zum Ende die Frontalzone noch weiter nach
Süden "rutscht" und wir auf die kalte Seite derselben gelangen könnten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mit der Zonalisierung rücken Wind und Niederschlag in den Focus des
Warngeschehens. Am Freitag sind in Staulagen des Südens und Südwestens 20 bis 30
mm in 24 Stunden möglich, je nach Lage der Schneefallgrenze wäre auch Tauwetter
eine Option. Am Sonntag, vor allem aber zum Montag rückt der Wind in den
Vordergrund mit stürmischen Böen in tiefen Lagen und Sturmböen an der See und im
Bergland. Dazu sind in Staulagen über der Mitte und dem Süden wieder ergiebigere
Regenfälle möglich, die mit Schmelzwasser warnrelevant werden können.
EFI zeigt Signale für erhöhte Windgeschwindigkeiten und Niederschlagsmengen.
Auch bleibt es demnach für die Jahreszeit deutlich zu mild.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner