DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-02-2019 08:01
SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.02.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HM
Ruhiges Hochdruckwetter, tagsüber meist sonnig und sehr mild bis warm. Ab
Donnerstag allmähliche Wetterumstellung (Richtung NWa), dann erste Sturmböen auf
den Bergen wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich Deutschland nach wie vor an der Ostflanke eines
umfangreichen und kräftigen Höhenrückens über Westeuropa mit einer
abgeschlossenen Höhenantizyklone mit Schwerpunkt über Nordfrankreich bzw.
Belgien. Ein nach Südwestdeutschland reichender Höhenkeil wird dabei
vorübergehend abgebaut, während sich die nach Norden reichende Achse des
Höhenrückens vom Nordmeer nach Skandinavien verlagert. Dadurch dreht die
Höhenströmung vor allem über der Osthälfte des Landes etwas mehr auf Nord und
kann sich etwas verstärken.
In der niederen Troposphäre kann sich der Gradient nach Osten zu ebenfalls
vorübergehend etwas verschärfen, so dass der Wind in den Kammlagen der östlichen
und ostbayerischen Mittelgebirgen sowie auf den Alpengipfeln heute tagsüber
vorübergehend aus Nord bis Nordwest auffrischt, für warnrelevante Böen dürfte
das aber nicht reichen.
Das mit dem Höhenrücken korrespondierende Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
vorübergehend in den Westen Deutschlands bzw. nach Benelux, so dass an dessen
Ostflanke von Polen her eventuell SC-Bewölkung in den Nordosten bzw. äußersten
Osten des Landes vordringen kann. Ansonsten scheint nach meist rascher
Nebelauflösung (aufgrund der trockenen Luftmasse gibt es sowieso nur Richtung
Nordsee und in einigen Flusstälern Süddeutschlands Nebel) verbreitet die Sonne,
zeitweise ziehen hohe Wolkenfelder durch. Die nächtliche Inversion befindet sich
vor allem im Westen des Landes oft nur unmittelbar bis wenige 100 m über Grund,
so dass sie meist schnell abgebaut wird. Bei Temperaturen in 850 hPa zwischen 10
Grad am Niederrhein und 5 Grad in der Oberlausitz werden somit sehr milde
Höchstwerte zwischen 12 Grad an Oder bzw. Neiße und 19 Grad im Westen erreicht,
dort, wo der Südostwind für etwas bessere Durchmischung sorgen kann, also in
einigen Regionen NRW`s, können auch bis zu 21 Grad erreicht werden. Kühler
bleibt es bei auflandigem Wind (im Norden kommt er an der Nordflanke des
Bodenhochs aus West) an den Küsten von Nord- und Ostsee.

In der kommenden Nacht verlagert das Höhenhoch seinen Schwerpunkt ein wenig nach
Süden, an dessen Nordflanke kann die Höhenströmung über dem Nordmeer und
Skandinavien mehr und mehr zonalisieren. Die nach Skandinavien reichende Achse
des Höhenrückens wird dabei zum Baltikum bzw. nach Nordwestrussland abgedrängt.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Süddeutschland und schwächt sich
dabei kaum ab. An dessen Nordflanke kann eventuell bodennah etwas feuchtere
Nordseeluft nach Nord- bzw. Nordwestdeutschland vordringen, so dass dort die
Taupunkte ansteigen und die Nebelwahrscheinlichkeit etwas zunimmt (zumindest
simuliert MOSMIX ein solches Szenario). Auch in einigen Flussniederungen
Süddeutschlands kann sich eventuell Nebel bilden (was vor allem das polnische UM
auf der Karte hat). Ansonsten verläuft die Nacht aber meist gering bewölkt,
lediglich in der Osthälfte kann sich stellenweise noch SC-Bewölkung befinden.
Erneut gibt es in den Niederungen vielerorts leichten Frost, wohl aber nicht
ganz so verbreitet wie in der vergangenen Nacht.

Mittwoch... wird das Höhenhoch allmählich abgebaut, reicht aber als recht
umfangreicher Höhenrücken nach wie vor von Südwesteuropa bis zu den Britischen
Inseln und auch nach Mitteleuropa. Allerdings dreht die antizyklonal konturierte
Höhenströmung an dessen Nordostflanke über Deutschland aber allmählich auf
Nordwest. Die Zonalisierung über Nordeuropa setzt sich weiter fort, mit mehreren
Trogvorstößen kann sich die westnordwestliche Höhenströmung vor allem über
Skandinavien weiter verstärken.
Im Bodenfeld zieht dabei ein Tiefdruckgebiet vom Seegebiet westlich der Lofoten
bis zum Abend nach Nordfinnland. Die zugehörige Warmfront erreicht abends
bereits das Baltikum, die Kaltfront greift dann auf Südskandinavien über, wird
aber durch Wellenbildung im Lee des Norwegischen Gebirges eingebremst. Das
Bodenhoch über Mitteleuropa verlagert seinen Schwerpunkt Richtung Alpen und
schwächt sich weiter ab. Es bleibt aber für das Vorhersagegebiet weiterhin
wetterbestimmend. Somit steht nach erneut rascher Nebelauflösung ein weiterer
sonniger Tag ins Haus, lediglich über den Norden und Nordosten ziehen zeitweise
lockere hohe Wolkenfelder. Der Wind frischt vor allem im Norden und Nordosten
etwas aus West auf, ohne, dass warnrelevante Böen erreicht werden. Insgesamt
ändert sich am Temperaturniveau gegenüber dem Vortag nur wenig, lediglich in der
Osthälfte wird es vielleicht 1 bis 2 Grad wärmer, so dass sich die Höchstwerte
zwischen 14 und 19 Grad bewegen, im Westen stellenweise auch um 20/21 Grad, an
den Küsten bleibt es mit 10 bis 14 Grad etwas kühler.

In der Nacht zum Donnerstag zieht sich der Höhenrücken weiter nach Süden zurück,
allerdings bleibt ein recht schmaler Keil über Frankreich, Benelux und die
Britischen Inseln hinweg bis nach Island gerichtet. An dessen Nordostflanke
dreht die Höhenströmung über Nord- und Mitteleuropa weiter auf Nordwest und
verstärkt sich, bleibt aber über dem Vorhersagegebiet noch antizyklonal
konturiert. Eingebettet in die Höhenströmung überquert ein Kurzwellentrog die
Mitte und den Süden Skandinaviens südostwärts.
Das Bodentief über Nordfinnland zieht allmählich weiter Richtung
Nordwestrussland. Die zugehörige Kaltfront über Südskandinavien kommt in der
Nacht zunächst kaum nach Süden voran, nimmt aber mit Durchschwenken des
Kurzwellentroges etwas an Fahrt auf und erreicht morgens Jütland. Das
Hochdruckgebiet über dem Alpenraum wird weiter abgebaut, am Ende bleibt nur noch
ein über die Mitte Frankreichs bis nach Süddeutschland reichender Hochkeil
übrig. An dessen Nordflanke verschärft sich mit Annäherung der Kaltfront der
Gradient, so dass der Wind vor allem im Norden und Osten Deutschlands weiter aus
West auffrischt. Auf dem Brocken und eventuell auf dem Fichtelberg reicht das
dann auch für erste warnrelevante Böen (Bft 8, Brocken: Bft 9, morgens eventuell
sogar Bft 10).
Mit der auf West bis Nordwest drehenden Bodenströmung können im Vorfeld der
Front wohl auch erste etwas dichtere Wolkenfelder nach Norddeutschland
vordringen, es bleibt aber allgemein trocken. In der Mitte und im Süden bleibt
es dagegen noch gering bewölkt oder klar, in einigen Flussniederungen
Süddeutschlands kann sich erneut Nebel bilden. Frost tritt wohl nur noch in
Mittelgebirgs- und Alpentälern sowie in einigen Senken in Süddeutschland auf.

Donnerstag... tropft aus einem umfangreichen Höhentrog über dem Nordatlantik ein
nach Irland reichender Randtrog ab und zieht bis zum Abend nach England. Der
weiter oben erwähnte Kurzwellentrog über Südskandinavien verlagert sich rasch
über Polen hinweg ostsüdostwärts nach Weißrussland. Zwischen beiden Systemen
wird der Höhenrücken mehr und mehr in die Zange genommen und verlagert seine
Achse bis zum Abend von der westlichen Nordsee und Frankreich in die Mitte des
Vorhersagegebietes.
Die Kaltfront des Bodentiefs über Nordwestrussland kommt zwar noch ein wenig
nach Süden voran und greift auf den Nordosten Deutschlands über, wird aber mit
Annäherung des Rückens eingebremst und schwächt sich über dem Vorhersagegebiet
ab. Somit reicht es lediglich für dichtere Wolkenfelder, die in den Norden und
Osten des Landes vordringen, es bleibt aber trocken.
Ein mit dem nach England ziehenden Cut-Off-Tief korrespondierendes okkludiertes
Frontensystem greift gegen Abend auf Benelux über. Die trogvorderseitige, durch
PVA induzierte Hebung wird durch KLA, die bereits dem Höhentief vorausläuft,
teilweise kompensiert, dennoch reicht es für dichtere Wolkenfelder, die im
Tagesverlauf auf den Westen und Nordwesten sowie auf die Mitte Deutschlands
übergreifen. Während es ICON bis zum Abend noch trocken lässt, simulieren IFS
und GFS (die beide das Höhentief und auch die Bodenokklusion etwas progressiver
auf der Karte haben) am Nachmittag und Abend über den Westen des Landes leichte
Regenfälle (IFS bis 4 mm im Stau des Bergischen Landes zwischen 12 und 18 UTC,
GFS maximal 5 mm in der Eifel).
Im Vorfeld der Kaltfront frischt der Wind zunächst in der Mitte und im Osten,
später im Vorfeld der Okklusion aber auch im Westen auf, während er im Nordosten
postfrontal rasch wieder nachlässt. Für warnrelevante Böen aus West bis Nordwest
reicht es in erster Linie in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und
später auch auf den Alpengipfeln (Bft 8 bis 9, Brocken anfangs auch BFT 10).
Nachmittags bzw. abends kann es dann (mit allerdings nur geringer
Wahrscheinlichkeit) in den Niederungen Westdeutschlands und eventuell auch im
höheren Alpen- und Erzgebirgsvorland (dort leichter Leitplankeneffekt) einzelne
steife Böen (Bft 7) geben.
Vor allem in der Südhälfte scheint noch vielerorts die Sonne und auch im
Ostseeumfeld lockern die Wolken postfrontal wieder auf. Mit Annäherung der
Frontensysteme und des Höhentiefs setzt auch niedertroposphärisch KLA ein, in
850 hPa gehen die Temperaturen bis zum Abend auf 0 Grad im Nordosten und 6 Grad
an den Alpen zurück. Somit wird es mit Höchstwerten zwischen 8 Grad Richtung
Küsten und 17, vielleicht 18 Grad bei guter Durchmischung im Alpenvorland vor
allem im Norden und in der Mitte nicht mehr ganz so mild wie an den Vortagen.

In der Nacht zum Freitag zieht das Höhentief in die Mitte Deutschlands, schwächt
sich dabei ab und wird mehr und mehr als Randtrog in den umfangreichen
Nordosteuropatrog integriert. Vor allem GFS fährt nach wie vor gegenüber dem
ICON eine progressivere Variante, dort befindet sich der Randtrog am Freitag, 06
UTC bereits über Tschechien bzw. Oberfranken, während IFS eher dem ICON ähnelt.
Das mit dem Höhentief bzw. Randtrog korrespondierende flache Bodentief kommt mit
zugehöriger Okklusion ebenfalls ostwärts voran und füllt sich ein wenig auf.
Freitagfrüh befindet es sich nach Lesart des ICON über Ostniedersachsen, während
IFS und GFS dann lediglich noch einen von Polen in den Nordosten des Landes
reichenden Bodentrog auf der Karte haben.
Die Regenfälle kommen somit über der Mitte und dem Süden des Landes rasch nach
Osten voran. Im Norden und Nordosten des Landes bleibt es an der Nordflanke des
Tiefs bzw. Bodentroges trocken. Ansonsten werden meist 1 bis 5 mm, im Westen und
Südwesten gebietsweise bis an die 10 mm, in den Staulagen der west- und
südwestdeutschen Mittelgebirge und später auch des Oberallgäus auch über 10 mm
in 12 Stunden simuliert (ICON und GFS im Schwarzwald in exponierten Staulagen
sogar über 25 mm; mit den für Freitag tagsüber simulierten Mengen ergäbe sich
dann zumindest nach Lesart des ICON auch für das Oberallgäu eine Dauerregenlage,
evtl. inklusive Tauwetter). Die Temperaturen gehen in 850 hPa im Norden auf 0
bis -3 Grad, sonst auf 3 bis 0 Grad zurück, so dass die Schneephase keine oder
lediglich in den höheren Lagen der Alpen (eventuell auch auf dem Feldberg im
Schwarzwald) eine Rolle spielt.
An der Südflanke des Bodentiefs bzw. -troges weht weiterhin ein lebhafter
Westwind, der sich aber zumindest in den Niederungen allmählich abschwächt. Auf
den Berggipfeln vor allem Süddeutschlands kann es aber weiterhin stürmische Böen
oder Sturmböen geben.
Mit Frost ist aufgrund der meist dichten Wolken in der Mitte und im Süden des
Landes nicht zu rechnen. Lediglich im Nordosten kann es bei aufgelockerter
Bewölkung leichten Frost geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle fahren zunächst eine einheitliche Linie. Erst ab Donnerstag treten
leichte Differenzen, das Vorankommen der Niederschläge betreffend, auf, die
weiter oben angesprochen wurden und zwar prognose- aber nicht bzw. kaum
warnrelevant sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff