DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-02-2019 08:30
SXEU31 DWAV 250800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.02.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HM

Insgesamt ruhiges Hochdruckwetter, nachts gebietsweise Frost und lokal Nebel,
auf einzelnen Mittelgebirgsgipfeln Sturmböen, für die Jahreszeit weiterhin
extrem mild.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Höhenrückens in 500 hPa,
dessen Achse sich von den Kanaren über die Biskaya bis zur südlichen Nordsee
erstreckt. Der Gesamte Rückenkomplex spannt sich dabei bis nach Skandinavien und
ins Nordmeer auf, wobei von seinem Geopotentialmaximum über der Nordsee 3
einzelne Rückenstrukturen zu erkennen sind. Der erste dieser drei kurzwelligeren
Keile weist nach Nordwesten und überquert heute rasch Island, der zweite zieht
im Tagesverlauf über Skandinavien ostwärts, und der dritte weist nach
Südosteuropa und zeigt nur sehr schwache südwärtige Verlagerungstendenzen.
Einziger Schönheitsfehler des Rückens ist ein Kurzwellentrog mit eingelagertem
Kaltlufttropfen, der auf seiner Vorderseite im Tagesverlauf von der Nordspitze
Frankreichs zur Loiremündung zieht und dabei dafür sorgt, dass sich über dem
nördlichen Ausgang des Ärmelkanals ein abgeschlossenes Höhenhoch abschnürt. Die
zu dem Kaltlufttropfen gehörenden hohen Wolkenfelder zeigen vor allem in den
frühen Vormittagsstunden noch über den Südwesten, ab den Mittagssunden sollten
diese aber nach Westen bzw. Südwesten abgezogen sein. Im Bodendruckfeld ist das
dominierende Gebilde ein Hoch, welches sich von der Nordsee bis nach
Südosteuropa erstreckt und einen Druck von über 1035 hPa aufweist. Es wird im
Laufe des Tages zwar in seinen südöstlichen Bereichen etwas abgebaut, was aber
auf die Wetterentwicklung bei uns keinen Einfluss hat. Erneut wird von den Alpen
bis zur Nordsee viel Sonne erwartet, gebietsweise soll die Sonnenscheindauer um
die 10 Stunden liegen und damit das astronomisch aktuell Maximale (fast)
erreichen. Etwas schlechter kommt bezüglich der Sonnenscheindauer der Nordosten
weg. Dort machen sich die hohen und mittelhohen Wolken des Frontensystems eines
Tiefs über dem Nordmeer bemerkbar, außerdem lassen ICON und EURO4, mit
Abstrichen auch EZMW, mit einer auf der Nordflanke des Hochs westlichen Strömung
auch tiefen Stratus einsickern. Zwar sind keine Niederschläge zu erwarten, aber
die hereindriftenden Wolken sorgen für ein gedämpftes Sonnenscheinniveau, MOSMIX
oder ICON gehen zwischen Rügen und Vorpommern von einer relativen
Sonnenscheindauer von etwa 50% aus. Bezüglich des Temperaturniveaus liegen wir
weiterhin weit über dem Durchschnitt für diese Jahreszeit. Das Absinken auf der
Vorderseite des Rückens sorgt für weitere Erwärmung, die 850er Temperaturen
liegen am Abend zwischen gut 9 Grad von der Ems bis ins Markgräfler Land und
etwa 5 Grad in Südostbayern. Entsprechend liegen die Höchstwerte im Westen bei
bis zu 18 Grad, lokal könnte es sogar bis nahe an die 20 Grad herangehen, in
Südostbayern und im Küstenumfeld werden die Maxima nur (sehr) knapp im
zweistelligen Bereich liegen. Dabei ist am Tage warntechnisch allenfalls der
Wind von Bedeutung. Da vorderseitig des angesprochenen Kurzwellentroges der
Druck über der Biskaya etwas sinkt, verschärft sich im Südwesten der Gradient
und damit weht der Wind teils mäßig bis frisch, in Hoch- und Gipfellagen sind
stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8-9) zu erwarten.

In der Nacht zum Dienstag schwächt sich das abgeschlossenen Höhenhoch etwas ab,
auch schnürt sich der Rücken im Bereich der Iberischen Halbinsel und des
angrenzenden Atlantiks etwas ein, das dass die Form des Rückens zum Morgen ein
wenig an eine halbe Hantel erinnert. Auch des Bodenhoch schnürt sich noch etwas
weiter zusammen, es wird vor allem über dem Südwesten Deutschlands noch von der
dritten der oben beschriebenen "Teilrücken" gestützt, so dass zum Morgen der
höchste Druck im Bodenfeld mit über 1035 hPa über dem Süden und Südwesten
Deutschlands lokalisiert werden kann. Damit bleibt der Wind im Südwesten auf der
Südwestflanke des Hochs kräftig mit stürmischen Böen oder Sturmböen in Hoch- und
Gipfellagen. Ansonsten ist der Wind oft schwach, im Nordosten auch mäßig und in
Böen frisch, in exponierten Gipfellagen (Brocken, Fichtelberg) sind stürmische
Böen denkbar. Das Temperaturniveau in 850 hPa erfährt keine wesentliche Änderung
und aufgrund der in weiten Teilen das Landes (Ausnahme Nordosten) allenfalls
hohen Bewölkung kommt es wieder zu kräftiger Ausstrahlung. Dies bedeutet von der
Nordsee bis zu den Alpen, mit Ausnahme der Rheinschiene, leichten Frost zwischen
null und -4 Grad (mäßiger Forst über Schnee?), der Nordosten bleibt unter Wolken
frostfrei. Verbreitet wird sich wieder eine deutlich ausgeprägte Inversion
ausbilden (mit frostfreien Bergen), unter der die Temperaturen zumindest lokal
auch wieder in die Nähe des Taupunktes absinken können. Mithin sind lokale
Nebelfelder, besonders im Süden und im Nordwesten, wo feuchte Nordseeluft
einsickern kann, nicht ausgeschlossen, und sollte es dann auch noch frostig
sein, muss man auch ein Auge auf Reifglätte haben.

Dienstag... ändert sich an der Lage insgesamt nichts Grundsätzliches. Das
Höhenhoch intensiviert sich im Tagesverlauf vorübergehend, um zum Abend und in
der Nacht wieder etwas abgebaut zu werden. Dabei verlagert es sich sehr
zögerlich nach Süden, zum Morgen ist es über Westbelgien, ausgangs der Nacht zu
Mittwoch über dem äußersten Norden Frankreichs zu finden, womit Deutschland
weiterhin komplett auf der Vorderseite des Rückens und damit grundsätzlich unter
Absinken liegt. Dabei schwächen sich die Absinkvorgänge ab, da sich zwischen der
1ten Rückenachse, die von Island kommend bis nach Finnland vorstößt und der 3ten
Achse, die in der Nacht zu Mittwoch schon nach Sizilien weist, in 500 hPa eine
recht glatte Nordströmung einstellt. Damit verliert auch das Hoch etwas an
Kraft, der Druck erreicht in der Nacht im Süden Deutschlands nur noch knapp über
1030 hPa, wobei der Schwerpunkt des Hochs ebenda zu finden sein wird (laut EZMW
regional etwas enger gefasst als bei ICON). Mit dem sich abschwächenden Hoch
weicht im Südwesten der Gradient etwas auf und der Wind geht in die Knie,
einzelne von MOSMIX, aber auch von ICON oder EZMW simulierte steife Böen auf dem
Feldberg im Schwarzwald werden wohl keine gesteigerte Warnaktivität zur Folge
haben. Das wird vermutlich auch im etwas windaffineren Nordosten der Fall sein.
Zwar zeigt sich das Bodendruckfeld, insbesondere in der Nacht zu Mittwoch, von
Skandinavien bis in den Nordosten Deutschlands, deutlich zyklonal eingekerbt,
was einer sehr schwachen Warmfront geschuldet ist, der Wind frischt an der Front
aber nur mäßig auf, und allenfalls auf Brocken und Fichtelberg können steife
oder stürmische Böen auftreten. Allerdings zeigen sich im Frontbereich viele,
insbesondere hohe Wolken, die zumindest am Vormittag auch Teile des Westens
betreffen. Insgesamt bleibt es bezüglich der Sonnenscheindauer bei einem
West-Ost-Gefälle, und laut ICON kann es im Westen wieder bis zu 10 Stunden Sonne
geben (EZMW und EURO4 sind diesbezüglich etwas pessimistischer), im Nordosten
werden es erneut nur um die 5 Stunden sein. Sowohl die Maxima am Tage (meist 12
bis 19, lokal im Westen wieder 20 Grad) als auch die Mimima in der Nacht dürften
einen Tick höher liegen als am Vortag / in der Vornacht. Bezüglich der
räumlichen Verteilung der Tiefstwerte in der Nacht zeigt sich (laut MOSMIX und
MOSICON) aber ein ähnliches Muster wie in der Vorhergehenden. Die Rheinschiene
und der Nordosten (unter Wolken) bleiben frostfrei, ansonsten gibt es verbreitet
leichten Frost, wobei als Tiefste Werte nur noch -3 Grad anvisiert werden (von
Kältelöchern abgesehen), was der etwas feuchteren Luftmasse geschuldet ist.
MOS-EZMW lässt im Gegensatz zu ICON auch en Nordwesten weitgehend frostfrei.
Bezüglich der Nebelfrage kompensieren die höheren Taupunkte die nicht mehr ganz
so tiefen nächtlichen Minima, so dass in der flachen Grundschicht unterhalb der
Inversion erneut Nebel möglich ist, MOSMIX legt die Schwerpunkt auch erneut in
den Süden und in den Nordwesten.

Mittwoch... und in der Nacht zu Donnerstag schrumpft der Rücken deutlich
zusammen, das eingelagerte Höhenhoch schwächt sich ab und verlagert sich bis zum
Donnerstagmorgen zum Löwengolf. Das Hoch über dem Süden Deutschlands schwächt
sich ebenfalls ab und es verlagert sich dabei etwas nach Südosten. Da
gleichzeitig über der Iberischen Halbinsel der Druck steigt, bildet sich in der
Nacht zu Donnerstag eine Hochdruckbrücke aus, die von den Azoren über
Südfrankreich und Norditalien bis zum Balkan reicht. Auf der Nordflanke der
Hochdruckbrücke zonalisiert die bodennahe Strömung, im Geopotentialfeld hält
sich aber bis zum Morgen ein Rückenanteil, der Richtung Island orientiert ist.
Da wir auf dessen Vorderseite unter einer antikyklonalen Höhenströmung liegen,
sind weiterhin keine nennenswerten Hebungsprozesse auszumachen. So wird auch der
Mittwoch im Süden und Westen sehr, ansonsten einfach nur so sonnig, letzteres
wegen schwacher Warmluftadvektion über dem Norden und Osten, die dort etwas hohe
oder mittelhohe Bewölkung zur Folge hat. So können die Maxima verbreitet nochmal
etwas zulegen, 13 bis 20 Grad sollen es in der Fläche sein, und vielleicht geht
im Westen lokal noch etwas mehr. Bezüglich der Bewölkung zeigen sich aber auch
schon größere Unterschiede, den die hier jetzt skizzierte ICON- und GFS-Lösung
geht EZMW mit vielen tiefen Wolken im Norden und Nordwesten nicht mit. In der
Nacht hat die bodennahe Zonalisierung im Norden einen etwas lebhafteren Wind,
damit auch eine bessere Durchmischung und letztendlich Frostfreiheit zur Folge.
Minusgrade sind allenfalls in den weiterhin windschwachen und wolkenarmen
Gebieten des Südens sowie in einigen ungünstig gelegenen Mittelgebirgslagen zu
erwarten. Dort ist auch nochmals lokal Nebel und Reifglätte denkbar, im Norden
sollte durch den Wind auch Nebel kein Thema sein.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren die Abläufe der nächsten Tage, insbesondere bezüglich der
warnrelevanten Parameter, sehr ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas