DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-02-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.02.2019 um 10.30 UTC



Bis Donnerstag Hochdruckeinfluss und tagsüber außerordentlich mild. Nachfolgend
Übergang zu etwas nässerem und windigerem Wetter, aber weiterhin mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 02.03.2019


Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem IFS ein
kräftiges Höhenhoch über Frankreich, das ein ebenso recht starkes Bodenhoch über
Frankreich und Deutschland stützt. Dagegen befindet sich ein Trog über
Osteuropa. Ein östlich unseres Landes entlang schleifendes Frontensystem sorgt
im Osten teils für dichtere Bewölkung, sonst zieht nur Schleierbewölkung über
den Himmel und verbreitet ist es bei schwachen Windverhältnissen sehr mild mit
Höchstwerten über 10 Grad.
Am Mittwoch schwächt sich das Höhenhoch etwas ab, wird im Norden abgehobelt und
weitet sich nach Osten aus. Vor allem durch Absinken nimmt die Temperatur noch
etwas zu und in 850 hPa werden 6 bis 11 Grad erreicht, was bei meist strahlendem
Sonnenschein abgesehen vom Nordosten für Höchstwerte zwischen 12 und 19 Grad
reichen dürfte.
Am Donnerstag ziehen sich der Rücken und das Hoch nach Südwesten zurück und wir
gelangen zunehmend in eine nordwestliche Höhenströmung, mit der etwas "kältere"
Luft und eventuell auch mehr Wolken (Nordseestratus) in die Nordhälfte des
Landes gelangen. Im Süden sollte es weiter sonnig bleiben und das
Temperaturniveau geht kaum zurück. Für den gesamten Zeitraum gilt natürlich,
dass große Tagesgänge der Temperatur erwartet werden, das heißt in Tallagen
tritt auch - der Jahreszeit entsprechend - in den Nachtstunden Frost auf. In der
Nacht zum Freitag zieht ein Trog über den Südwesten Deutschlands hinweg, so dass
in weiten Teilen des Landes dichte Bewölkung mit Regenfällen aufzieht.
Am Freitag zieht der Trog nach Südosten ab, es gelangt eine etwas kältere
Luftmasse mit 0 bis -3 Grad in 850 hPa in unser Land. Vor allem in der Südhälfte
gibt es weiterhin etwas Regen, Schnee fällt bei diesen Temperaturen nur in
Hochlagen, das Temperaturniveau geht aber zum Beginn des meteorologischen
Frühlings spürbar zurück.
Am Samstag schwenkt ein Rücken über unser Land hinweg, der vor allem durch
Warmluftadvektion zu Stande kommt, was weiterhin Bewölkung und Regenfälle zur
Folge hat. Zudem wird es vor allem nach Nordwesten zu recht windig. Nachfolgend
stellt sich eine Westwetterlage ein, in der in der am Sonntagmorgen ein Trog
durchschwenkt. Nachfolgend schwenkt ebenso rasch wieder ein Rücken durch, an
dessen Westflanke sich zu Beginn der übernächsten Woche dann eine eher
südwestliche Lage einstellt mit schleifender Front im Norden und sehr milder
Luft im Süden. Alles in allem deutet sich der Übergang zu einem deutlich
niederschlagsreicheren Witterungsabschnitt an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufes mit seinen beiden Vorgängerläufen ist
bis Donnerstag sehr gut. Der am Freitag durchschwenkende Trog war im gestrigen
00-UTC-Lauf noch als weiter südwestlich ziehendes Höhentief simuliert, das uns
kaum Regen gebracht hätte. Den Übergang zu einer nachfolgenden nasseren und
westlich geprägten Wetterlage zeigten aber auch schon die Vorgängerläufe,
allerdings mit deutlich unterschiedlichen Details bezüglich Lage und Timing
unterschiedlicher Tröge/Rücken und Tiefs.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle simulieren die Lage bis Donnerstag recht ähnlich,
zum Freitag ergeben sich dann Unterschiede bezüglich der Behandlung des Troges.
Dieser wird bei UKMO ähnlich wie bei IFS simuliert, bei GEM etwas flacher. GFS,
ICON und NAVGEM setzen dagegen weiter auf eine Lösung mit einem Höhentief weiter
südwestlich. Sie haben aber ebenso einen flachen Trog über dem Nordosten
Deutschlands im Programm. Zum Samstag hin lassen die letztgenannten Modelle auch
noch einmal Hochdruckeinfluss wetterwirksam werden. GEM unterstützt dagegen IFS
beim Übergang zu einer nässeren Westlage. In der erweiterten Mittelfrist ist GFS
auch noch etwas antizyklonaler aufgestellt als IFS am Montag gelangt dann aber
auch von Nordwesten eine Front ins Land. GEM ist dagegen auf einer Linie mit dem
IFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-Ensemble verteilt sich im Zeitraum Do, 00 UTC bis Sa, 00 UTC auf zwei
Cluster. C1 (27 Mitglieder) lässt das Höhentief am Freitag zur Iberischen
Halbinsel ziehen, wesentlicher westlicher als etwa die Hauptläufe von GFS und
ICON. Dagegen steilt über den Britischen Inseln ein Höhenrücken auf, so dass wir
in eine nördliche Höhenströmung und auf die kalte Seite eines Hochs gelangen.
C2(24 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) zeigt dagegen nur einen schwachen
Trog am Freitag und das Herannahen der Westströmung am Samstag. In der
erweiterten Mittelfrist zeigt C1 (25 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) eine
eher zyklonale südwestliche Lage. C2 und C3 (24 Mitglieder) bleiben dagegen bei
einer deutlich antizykonalen Lage: Somit besteht ein Patt bezüglich des
Wetterwechsels.
Die Rauchfahnen für Erfurt zeigen ab Mittwoch/Donnerstag einen allmählichen
Rückgang der Temperatur und des Potenzials, wobei die Streuung vor allem der
Temperatur deutlich zunimmt. So lassen sich kommenden Samstag zwei Schwerpunkte
ausmachen, bei etwa -8 Grad und +2 Grad in 850 hPa, wobei einzelne Läufe
durchaus bis -10 und +8 Grad vorstoßen. Die Niederschlagssignale nehmen ab
Freitag zu, sind aber nicht exorbitant. Ab nächsten Samstag zeigt sich eine
klare Dominanz beim Südwestwind. Betrachtet man die GFS-Rauchfahne für Erfurt
zeigt sich bei der Temperatur ein Schwerpunkt der Läufe um +1 Grad am kommenden
Samstag, also eher bei der warmen Variante, es gibt weniger, aber ebenso starke
Ausreißer. Erste Niederschlagssignale tauchen schon ab Donnerstag auf. Auch bei
GFS ist ab kommenden Samstag eine deutliche Dominanz der Südwestwinde zu sehen,
was gegen die oben erwähnten Hochdrucklagen spricht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt vor allem am Dienstag und Mittwoch in allen Regionen (im Osten
etwas abgeschwächt), am Donnerstag noch im Süden ein deutliches Signal bei der
Maximumtemperatur. So liegt zum Beispiel in Saarbrücken am Dienstag und Mittwoch
der Median der simulierten Höchsttemperatur über dem 99%-Perzentil des
Modellklimas. Mit anderen Worten, es steht nach dem vergangenen Wochenende noch
einmal außergewöhnlich warmes Wetter bevor, zumindest tagsüber.
Ansonsten steht zunächst kein signifikantes Wetter ins Haus. Am Donnerstag
simulieren aber 2 Ensemblemitglieder des IFS-EPS flächendeckenden Sturm mit Böen
Bft 8 bis 9 über Deutschland, allerdings zeigt die große Mehrheit dies nicht und
nur im Norden und Nordosten werden 20% Wahrscheinlichkeit für Bft 8 erreicht.
Auch im weiteren Verlauf zeigt das IFS-EPS immer wieder geringe
Wahrscheinlichkeiten für Sturm. Es gibt z.B. am nächsten Samstag ein sehr
geringes Risiko für einen veritablen Sturm mit flächendeckend Bft 9 bis 10 über
Deutschland, im Südwesten und im Norden teils sogar Bft 11. Die
Wahrscheinlichkeit für diese Stürme reicht aber aktuell nicht aus, um in
Prognosetexten Erwähnung zu finden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann