DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-02-2019 09:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 20.02.2019 um 10.30 UTC



Hoch Mitteleuropa oder Hochdruckrandlage, meist ohne markante Wetterereignisse;
nachts häufig Frost, tagsüber relativ mild, allgemein trocken.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 27.02.2019


Während über Ost- bzw. Südosteuropa am Freitag und Samstag ein recht
spektakulärer Kaltlufteinbruch stattfindet, herrscht hierzulande nicht nur zu
Beginn des Mittelfristzeitraumes (also am Wochenende), sondern auch in der
kommenden Woche wettertechnisch "gähnende Langeweile".
Am Samstag tropft der Höhentrog, der dem Südosten Europas fast schon einen
"Arctic Outbreak" beschert hat, über dem Balkan bzw. der Adria ab. Der Resttrog
verlagert sich über den Westen Russlands hinweg ostwärts Richtung Ural.
Indirekten Einfluss auf das Wettergeschehen in Teilen des Vorhersagegebietes hat
dieser Trog aber dennoch, sickert doch am Freitag und auch noch am Samstag von
Osten her trockene und niedertroposphärisch recht kalte Festlandsluft vor allem
in den Osten und Südosten des Landes, so dass die Nächte am Wochenende dort
empfindlich kalt ausfallen. Samstagfrüh kann Richtung Oder und Neiße,
Sonntagfrüh in Teilen Bayerns (vor allem dort, wo noch Schnee liegt) sogar
strenger Frost nicht ausgeschlossen werden. Dazu weht vor allem in
Süddeutschland am Samstag lebhafter Ostwind (der das Kälteempfinden noch
verstärkt, Stichwort: Windchill) mit stürmischen Böen vor allem im
Hochschwarzwald (Bisenlage).
Damit hat sich das Thema "markante Wettererscheinungen" bis in die erweiterte
Mittelfrist aber auch schon erledigt.
Wetterbestimmend für Mitteleuropa bleibt nämlich ein umfangreicher und breit
angelegter Höhenrücken, der sich am Samstag von Südwesteuropa über das westliche
Mitteleuropa hinweg bis ins Europäische Nordmeer aufwölbt, dabei aber nur ein
wenig nach Osten vorankommt und am Sonntag in seinem Nordteil durch einen
Trogvorstoß über der Barentssee nur vorübergehend abgebaut wird.
Das korrespondierende kräftige Bodenhoch (an dessen Südwestflanke die recht
kalte Festlandsluft nach Ost- bzw. Südostdeutschland gelangt) befindet sich am
Samstag mit einem Kerndruck von über 1045 hPa über Polen. Es schwächt sich bis
Sonntagabend etwas ab und verlagert seinen Schwerpunkt nach Südosteuropa, ein
kräftiger Hochkeil bleibt aber weiterhin über Mitteleuropa hinweg bis zur
Nordsee gerichtet. Somit steht einem überwiegend sonnigen Wochenende nichts im
Wege; lediglich der äußerste Norden wird vom Frontensystem eines Nordmeertiefs
gestreift, das sich aber nur in Form durchziehender Wolkenfelder bemerkbar
macht. Während es im Osten (bei T850 hPa von etwa -2 bis -6 Grad) mit
Höchstwerten um oder knapp über 5 Grad recht frisch bleibt, bleibt es im Westen
Deutschlands niedertroposphärisch mit Höchstwerten bis nahe 15 Grad. Am Sonntag
setzt sich die mildere Luftmasse allmählich weiter ostwärts durch.
Am Montag wird der Höhenrücken in seinem Nordostteil durch den sich von
Nordskandinavien nach Nordwestrussland verlagernden Trog abgebaut, während er
sich weiter westlich durch WLA vorderseitig eines Nordatlantiktroges in seinem
Westteil wieder regenerieren kann. Das Ganze mündet in einer abgeschlossenen
Höhenantizyklone über den Britischen Inseln am Dienstag, 00 UTC.
Insgesamt verlagert sich die Achse des Rückens also wieder ein wenig nach Westen
und somit befindet sich im Laufe des Montags auch der Schwerpunkt des
korrespondierenden Bodenhochs weiter westlich, nämlich über Deutschland und
Benelux.
Auch am Dienstag ändert sich daran nur wenig. Der Höhenrücken wird zwar mit
Übergreifen der Frontalzone auf das Nordmeer und Nordskandinavien in seinem
Nordteil erneut abgebaut, die Höhenantizyklone weitet sich dagegen auf weite
Teile West- und Mitteleuropas aus, ebenso wie das Bodenhoch, das im Laufe des
Dienstags lediglich in seinem Nordteil etwas abgebaut wird, so dass erneut
Wolkenfelder einer über Skandinavien hinweg ostwärts ziehenden Warmfront den
Norden und Nordosten des Landes streifen können.
Ansonsten dominiert zu Wochenbeginn aber sonniges Wetter, auch nächtliche
Nebelfelder sollten sich angesichts der trockenen Luftmasse meist rasch
auflösen. Nachts gibt es vor allem in der Mitte und im Süden weiterhin leichten
Frost, tagsüber bleibt es mit überwiegend zweistelligen Höchstwerten (außer
vielleicht im Norden und im Südosten) weiterhin mild.
Am Mittwoch und Donnerstag verlagert sich ein Höhentrog über Nordskandinavien
hinweg nach Nordost- und später auch Osteuropa, so dass der Höhenrücken in
seinem Nordostteil erneut abgebaut und das Höhenhoch nach Südwesteuropa
abgedrängt wird. Somit stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine allerdings
nach wie vor antizyklonal konturierte nordwestliche Höhenströmung ein.
Das korrespondierende Bodenhoch verlagert dadurch seinen Schwerpunkt
vorübergehend Richtung Britische Inseln, so dass sich auch niedertroposphärisch
über dem östlichen Mitteleuropa eine schwache Nordwestströmung einstellt,
innerhalb derer das Frontensystem eines zur Barentssee ziehenden Tiefs auch den
Norden und Osten des Landes zumindest mit dichteren Wolkenfeldern und etwas
kühlerer Luft (aber wahrscheinlich ohne Niederschläge) streift.
In der erweiterten Mittelfrist kann sich der Höhenrücken nach Lesart des IFS
aber wieder über Mitteleuropa regenerieren.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Angesichts der stabilen Wetterlage kann dem aktuellen Lauf des IFS eine gute bis
sehr gute Konsistenz zu seinen Vorgängern bescheinigt werden. Unterschiede
treten erst zu Beginn der erweiterten Mittelfrist (also ab kommenden Donnerstag)
auf. Während der gestrige 00 UTC-Lauf für die zweite Wochenhälfte noch einen
recht markanten, zumindest ins östliche Mitteleuropa gerichtete Kaltluftvorstoß
von Norden her andeutete, haben die beiden aktuelleren Läufe nur einen
"Streifschuss" vor allem am Mittwoch und Donnerstag auf der Karte, bereits am
Freitag soll sich der Höhenrücken über Mitteleuropa nach Lesart beider Modelle
wieder regenerieren.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Montag zeigen alle vorliegenden Modelle eine ähnliche
Wetterentwicklung. Einzig die genaue Position des Bodenhochs wird leicht
unterschiedlich simuliert (ICON ähnlich wie IFS mit Schwerpunkt über
Mitteleuropa, Benelux und England, GFS und GEM etwas weiter nördlich), was einen
Einfluss auf die Temperaturprognosen haben kann (GFS, GEM etwas kälter als IFS
und ICON).
Am Dienstag verlagert sich der Schwerpunkt des Bodenhochs nach GFS - ähnlich wie
IFS - etwas nach Westen, nach GEM und ICON dagegen eher nach Süddeutschland. Das
Ganze mündet im GEM und ICON am Mittwoch und in der erweiterten Mittelfrist in
einer eher antizyklonal geprägten West- bis Südwestlage, während GFS - ähnlich
wie IFS - von Nordwesten her einen Streifschuss etwas kühlerer Luft zumindest im
Norden und Osten des Landes andeutet, der in der erweiterten Mittelfrist etwas
kräftiger als nach IFs ausfallen soll.
Nennenswerte Niederschläge hat allerdings kein Modell auf der Karte.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die Ensemblemember, Haupt- und
Kontrolllauf des IFS auf 3, im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden)
sogar auf 6 Cluster. Alle Cluster zeigen - wie nicht anders zu erwarten - ein
markantes Blocking über weiten Teilen Kontinentaleuropas. Unterschiede gibt es
allerhöchstens bzgl. der genauen Position und Ausrichtung des Höhenrückens bzw.
-hochs.
Auch in der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden, 2 Cluster) ändert sich
daran nur wenig. Cluster 1 positioniert den Höhenrücken mit seiner Achse
gegenüber Cluster 2 ein wenig weiter westlich, ebenso die Position des
Bodenhochs (nämlich eher über den Britischen Inseln), so dass die
Wahrscheinlichkeit für Streifschüsse kühlerer Luft in den Norden und Osten des
Landes nach Cluster 1 gegenüber Cluster 2 etwas erhöht ist. Das Ganze würde aber
noch immer in einem überwiegend antizyklonalen Umfeld ohne nennenswerte
Niederschläge stattfinden.
In der Kurvenschar des 500 hPa-Geopotentials der Rauchfahne Offenbach fallen das
durchgehend sehr hoch simulierte Geopotential und der enge Spread auf. Das
Mittel bewegt sich von Samstag bis Mittwoch durchgehend um 580 gpdam, erst in
der erweiterten Mittelfrist (ab Donnerstag) beginnt es bei gleichzeitig
zunehmendem Spread etwas zu sinken.
Ähnlich verhält sich auch die Kurvenschar der 850 hPa. Das Groß der Member
bewegt sich am Samstag im Bereich zwischen 2 und 5 Grad und steigt bis Mittwoch
auf 4 bis 9 Grad mit nur sehr wenigen Ausreißern nach unten. Ab Donnerstag wird
der Spread größer, wobei der Median nur vorübergehend etwas absinkt (von 6 auf
etwa 4 Grad), es aber durchaus Einzelmember mit Werten von deutlich unter 0 Grad
gibt. Die GFS-ENS zeigen einen ähnlichen Verlauf, zu Beginn mit einem deutlichen
Ausreißer nach unten (Lauf Nr. 8 bis -8 Grad am Dienstag!).
FAZIT:
Stabiles und weitgehend ruhiges Hochdruckwetter steht ins Haus. Selbst die
leichte Abkühlung zum Ende der Mittelfrist vor allem im Norden und Osten des
Landes ist noch unsicher. Die "kalte" Lösung des gestrigen 00 UTC-Laufes vom IFS
(Vorstoß maritimer Polar- oder sogar Arktikluft von Norden her ab Mitte
kommender Woche) ist aber - bis auf 2 bis 3 Einzelmember im GFS und IFS -
weitestgehend vom Tisch.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt keine Hinweise auf außergewöhnliche Wettererscheinungen.
Am Samstag kann es im südwestdeutschen Mittelgebirgsraum (insbesondere im
Hochschwarzwald) in freien Kammlagen und auf exponierten Gipfeln stürmische Böen
oder Sturmböen aus Ost geben ("Bise"). Bereits am Sonntag nimmt der Wind aber
wieder ab.
In den Nächten zum Samstag und zum Sonntag kann in ungünstigen Lagen Richtung
Oder und Neiße bzw. im Erzgebirge (Nacht zum Samstag) sowie in Teilen Bayerns -
dort in erster Linie über Schnee - (Nacht zum Sonntag) strenger Frost nicht
ausgeschlossen werden.
Ansonsten stehen keine signifikanten Wettererscheinungen auf der Karte.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, IFS, IFS-ENS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff