DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-02-2019 17:30
SXEU31 DWAV 191800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 19.02.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nach schwachem Trogdurchgang im Nordosten, Aufbau eines kräftigen blockierenden
Hochs über West- und Mitteleuropa.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... herrscht tiefer Druck über Nordeuropa und hoher Druck im
Mittelmeerraum. Mitteleuropa wird von einem schwachen Kurzwellentrog
beeinflusst, der die länger andauernde Hochdruckphase bei uns unterbrochen hat.
Damit verbunden ist eine Kaltfront, die zu einem Tief über Nordskandinavien
gehört. Derzeit liegt sie über dem Süden Deutschlands. Die damit verbundenen
Niederschläge verdunsten zu einem Großteil in einer durch Absinken stark
abgetrockneten Luftmasse, sodass sich die Niederschlagsmengen größtenteils unter
0,1 mm liegen. Die Abkühlung hinter der Kaltfront greift zunächst vorwiegend nur
in mittleren Schichten und ist sowohl Verdunstungsabkühlung und der Advektion
subpolarer Meeresluft geschuldet. In einer postfrontalen Subsidenszone kommt es
zu größeren Auflockerungen. Dort kann die Temperatur in der Nacht lokal in den
Frostbereich sinken. Dies ist vor allem in der Mitte der Fall. Gebietsweise
bildet sich dort bei Taupunkten von 0 bis 3 Grad dichter Nebel. Weiter nördlich
labialisiert die Luftmasse etwas, sodass sich im Trogbereich leichte Schauer
gebildet haben, die auch nachts über die Nordhälfte ziehen und mit dichterer
Bewölkung eine stärkere Auskühlung verhindern. Sie lassen erst in den
Morgenstunden von Nordwesten her durch erneut einsetzende WLA in mittleren
Schichten nach. Bei einem mäßigen Gradienten wurden in der labileren Luft von
den Lokalmodellen starke, an einigen Küstenabschnitten auch stürmische Böen
simuliert. Diese treten derzeit aber weniger verbreitet auf, als von den
Modellen erwartet wurde. Sie lassen in der Nacht rasch nach.

Mittwoch ... beginnt der Umbau der Wetterlage hin zu den alten
Strömungsverhältnissen der vergangenen Hochdrucklage. Über dem Westatlantik
verstärkt sich einhergehend mit einer rapide Zyklogenese ein Langwellentrog, der
seine Kaltluft direkt aus dem kanadischen Ast des Polarwirbels bezieht.
Vorderseitig wölbt sich gestützt durch WLA(PSA) ein massiver Keil bis weit ins
Nordmeer aus, der auch Westeuropa beeinflusst. Das zugehörige Bodenhoch liegt
über Mitteleuropa mit seinem Zentrum über Süddeutschland. In der Folge zieht der
mitteleuropäische Kuzwellentrog nach Osteuropa ab. Somit setzt in den unteren
Schichten über Deutschland Absinken ein. Unter einer Absinkinversion auf etwa
850 hPa kann sich in der erwärmten subpolaren Meeresluftmasse längere Zeit
Hochnebel halten. In mittleren und höheren Schichten sorgen WLA und
Feuchtefelder besonders im Norden für kompaktere As-Bewölkung. Am Abend
entwickelt sich stromabwärts ein Kurzwellentrog, der über der Nordsee
südostwärts vorankommt. Durch stärkere WLA setzt dann ab dem späten Nachmittag
im Norden leichter Regen ein.
In der Nacht kommt der Kurzwellentrog weiter südostwärts voran, wodurch bis zum
Morgen der gesamte Nordosten von den Aufgleitniederschlägen der zugehörigen
Warmfront erfasst wird. Ansonsten verhindern in den meisten gebieten dichtere
Wolken Nachtfrost.

Donnerstag ... verbleibt der Nordosten Deutschlands im Einflussbereich des sich
abschwächenden Kurzwellentroges. Dort ist im Tagesverlauf immer wieder mit
leichten Regen zu rechnen. Verbunden mit dem Trog ist eine schwache
Tiefdruckentwicklung, wodurch die Strömung auf Nordwest dreht und sich der
Gradient zum Westeuropahoch verschärft. Die Modelle simulieren einzelne Windböen
in der Nordosthälfte. Diese sollten sich in der stabilen Grenzschicht allerdings
in Grenzen halten und am ehesten in den Kammlagen der östlichen Mittelgebirge
auftreten. Ansonsten schiebt sich der Höhenkeil unter massiver Verstärkung bis
weit ins Nordmeer. Dazu Phasenverschoben liegt ein Hoch mit einem Zentrum über
dem westlichen Mittelmeer und einem anderen rasch stärker werdenden Zentrum über
Skandinavien. Durch die nordwestliche Strömung bleibt bodennah Nordseeluft
wirksam, die sich auch im Westen unterhalb der Absinkinversion hält. So sich
auch dort die tiefe Bewölkung nur zögernd auf.
In der Nacht zum Freitag kommt der Höhentrog nun weiter Ostwärts voran. Die
gesamte Nordosthälfte Deutschlands steht in einer nördlichen Höhenströmung unter
Trogeinfluss, wodurch besonders im Stau des Erzgebirges und den Westalpen immer
wieder mit Regen zu rechnen ist. Auflockerungen beschränken sich auf den
Südwesten.

Freitag ... kräftigt sich der Höhenkeil über Westeuropa weiter und stößt mit
seiner allmählich immer mehr retrograd geneigten Achse bis nach Skandinavien
vor. Über Westeuropa herrscht mit über 585 gpdam auf 500 hPa ein für die
Jahreszeit außergewöhnlich hohes Geopotenzial vor. Als Folge stößt ein
Langwellentrog angereichert mit arktischer Kaltluft über Osteuropa nach Süden
vor. Vorderseitig des Keiles liegt das korrespondierende Bodenhoch mit seinem
Zentrum (Kerndruck > 1040 hPa) über dem Baltikum. Dadurch dreht die
Bodenströmung in Mitteleuropa auf Ost, während in der Höhe eine straffe
Nordströmung vorherrscht. Somit wird die trockne und kalte arktische Luft ein
Stück weit Richtung Mitteleuropa advehiert. Allerdings reicht bei uns nur für
einen schwachen Streifschuss, sodass die 850-hPa-Temperatur im Osten gerade so
unter 0°C liegt. Im Mischungsbereich der Luftmassen wird tiefe Stratusbewölkung
nach Osten geführt, aus der zeitweise Sprühregen fällt. Durch die nördliche
Höhenströmung wird am Nordwestrand der Alpen und am Nordrand des Erzgebirges die
bodennah feuchte Luftmasse etwas mehr ausgequetscht, sodass dort Regen bzw. in
den Alpen oberhalb von etwa 1400 m Schnee fällt. Im Nordosten lockert die tiefe
Bewölkung im Tagesverlauf durch das Einfließen der trockneren Luft auf, sodass
dort nur dichte Cs-bewölkung übrig bleibt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Unterschiede in den Modellen sind für die Vorhersage kaum relevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold