DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-02-2019 18:01
SXEU31 DWAV 161800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.02.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin Hochdruckeinfluss mit z.T. für Februar eher unüblichen großen
Tagesgängen bei der Temperatur. Im Norden vorübergehend tiefe Bewölkung, aber
weitgehend trocken.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland unter einem breiten Höhenrücken, der sich
ausgehend von Algerien über das westliche Mittelmeer bis nach Mitteleuropa
erstreckt und der weiterhin das umfangreiche Bodenhoch DORIT stützt, das seinen
Schwerpunkt vom Alpenraum etwas nach Osten verlagert. Auf seiner Nordflanke hat
sich der Rücken - bedingt durch eine schwache Trogpassage über Skandinavien -
vorübergehend etwas abgeflacht, wodurch die Frontalzone geringfügig dichter an
den Vorhersageraum herangerückt ist. Zwar sind wir noch meilenweit davon
entfernt, von zyklonalen Rahmenbedingungen zu sprechen, es deutet aber alles
darauf hin, dass die tagsüber über der Nordsee detektierte tiefe Bewölkung am
Abend und in der Nacht zum Sonntag Teile des norddeutschen Festlands okkupieren
wird. Dabei wird die heute Mittag noch bei rund 1000 hPa positionierte Inversion
bis etwa 900 hPa angehoben. Die Vordergrenze der tiefen Bewölkung dürfte bis zum
frühen Morgen (06 UTC) etwa eine Linie Ostfriesland-Hamburg-Oderbruch erreichen.

Weiter südlich stellt sich die Frage nach tiefer Bewölkung oder Hochnebel nicht,
gleichwohl kann sich in den Flussniederungen, in Mulden und Senken sowie unweit
von Seen das eine oder andere Nebelfeld bilden. Ansonsten wird die Nacht einmal
mehr sternenklar (mit nach Norden und Westen hin ein paar dünnen Cirren). Dabei
geht die Temperatur vielerorts in den leichten bis mäßigen Frostbereich zurück,
allerdings bleibt es in freien Hanglagen und auf Kuppen (also dort, wo man voll
in der warmen Inversionsluft liegt und sich keine hausgemachte Kaltluft sammeln
kann) wie die Nächte zuvor auch frostfrei. Frostfrei bleibt es zudem auch unter
den Wolken in Norddeutschland sowie in großen Teilen des Westens.

Sonntag ... amplifiziert sich der über dem nahen Ostatlantik liegende LW-Trog.
Vorderseitige WLA sorgt für einen Potenzialanstieg, der für ein Refreshing des
o.e. Höhenrückens genutzt wird. Der Rücken wird dadurch scheinbar retrograd,
seine Hauptachse erstreckt sich um 12 UTC von Südwestdeutschland über die
Nordsee bis hoch zum Europäischen Nordmeer. Somit kann sich Tief WERNER - morgen
Mittag mit immerhin rund 980 hPa Kerndruck südlich von Island gelegen - noch so
mühen und plagen, gegen diese Bastion kommt er einfach nicht an.
So wird dann auch der morgige Sonntag im größten Teil des Landes einmal mehr ein
sonniger, wenn sich die örtlichen Nebelfelder aufgelöst haben (was sie
angesichts ihrer limitierten vertikalen Ausdehnung tun werden). Ausgenommen ist
zunächst allerdings Norddeutschland, wo sich die zuvor hereingedriftete tiefe
Bewölkung nicht so mir nichts, dir nichts verscheuchen lässt. Es besteht aber
Hoffnung, dass es im Tagesverlauf auch diesen Wolken an den Kragen geht, wobei
ein leichter sich im Nordwesten einstellender Südwind mithilft. Die
schlechtesten Karten in puncto einstrahlungshindernder Stratus- bzw.
Stratocumulusdecke dürfte Vorpommern haben, wo sich das Gewölk bis in den
Nachmittag, wenn nicht sogar bis in die Abendstunden hält.
Temperaturmäßig geht es wahrscheinlich nicht mehr ganz so hoch wie heute, zumal
die 850-hPa-Temperatur etwas zurückgeht. Gleichwohl wird es über Mittag und am
Nachmittag wieder mild bis warm, und im Westen und Süden sowie am Nordrand der
Mittelgebirge dürfte die 15°C-Marke nicht nur an einem Ort geknackt werden. Ob
es allerdings noch mal für 18 oder 19°C reicht, ist fraglich aber auch nicht
gänzlich ausgeschlossen (MOS-Mix war die beiden letzten Tage immer mit einem
negativen Bias ausgestattet). Einstellige Tagesmaxima wird in einigen
küstennahen Orten und gebietsweise im Südosten sowie in einigen Hochlagen der
zentralen Mittelgebirge geben.

In der Nacht zum Montag verlagert sich die Achse des Höhenrückens etwas nach
Osten, wodurch sowohl der stark abtropfgefährdete Trog über dem nahen
Ostatlantik als auch unser Freund WERNER etwas Boden in Richtung Kontinent
gewinnen können. Allerdings ohne nennenswerte Folgen, geht doch auch diese Nacht
in den meisten Landesteile klar oder nur gering bewölkt über die Bühne. Ein
kleines Fragezeichen steht noch hinter der tiefen Bewölkung im Nordosten, die
von EURO4 und dem polnischen UM gepflegt werden wie die Kronjuwelen der
Königsfamilie. Die meisten anderen Modelle hingegen wollen davon nichts mehr
wissen und simulieren allenfalls hohe Wolken.
Wie auch immer, im Süden und in der Mitte, gebietsweise auch im Osten geht die
Temperatur wieder in den leichten bis mäßigen Frostbereich zurück, sonst bleibt
es häufig frostfrei. In der Mitte und im Süden bildet sich stellenweise Nebel.


Montag ... tropft der LW-Trog westlich von uns knapp vor der Iberischen
Halbinsel wie erwartet ab. Das nördliche, mit positiver Achse ausgestattete
Residuum robbt sich noch etwas dichter an den europäischen Kontinent ran,
gleichzeitig verschiebt sich der Rücken etwas nach Osten. Dadurch fällt der
Luftdruck bei uns. Das Bodenhoch wandert mit seinem Zentrum nach Belarus bzw.
zur Ukraine, während Tief WERNER langsam aber sicher die Norwegische See
ansteuert. Die zugehörige Okklusion mit Kaltfrontcharakter nähert sich
Nordwestdeutschland, dürfte den Tag aber noch über der schönen Nordsee
verbringen.
So scheint auch zu Beginn der neuen Woche verbreitet die Sonne, nachdem sich
örtliche Nebelfelder aufgelöst haben. Am Nachmittag und Abend ziehen dann
vermehrt hohe, vielleicht auch erste mittelhohe Wolken in den Nordwesten, die
die Annäherung besagter Okklusion und des Resttroges ankündigen. Da die
850-hPa-Temperatur allmählich sinkt - am Abend stehen Werte zwischen +2°C an der
Nordsee und +7°C im Osten und Südosten zu Buche - wird es auch in 2m Höhe nicht
mehr ganz so warm wie zuvor, mit 8 bis 15°C wird es andererseits aber auch alles
andere als kalt. Am Blanken Hans sowie auf einigen Mittelgebirgskuppen lebt der
Süd- bis Südwestwind zwar etwas auf, von etwaigen Warnungen sind wir aber
meilenweit entfernt.

In der Nacht zum Dienstag erreicht die Achse des Trogresiduums Nordfrankreich,
Benelux und die Nordsee, die vorgeschaltete Okklusion greift auf den Westen und
Norden des Vorhersageraums über. Dabei nimmt dort nicht nur die Bewölkung weiter
zu, es beginnt auch leicht zu regnen oder zu nieseln. Allzu kräftig fällt der
Niederschlag aber nicht aus, was u.a. dem limitierten Support des Höhentroges
geschuldet ist. Der weist nämlich dummerweise KLA auf seiner Vorder- und WLA auf
seiner Rückseite auf, was für das Omegaforcing kontraproduktiv ist. Der
Südwestwind legt im Norden noch ´ne kleine Schippe drauf, für Windstärke 7 Bft
wird es in den Böen sehr wahrscheinlich aber nicht reichen.
Nach Osten und Süden zu präsentiert sich die Nacht nochmalig gering bewölkt oder
klar mit lokalen Nebelfeldern. Entsprechend geht die Temperatur auf +2 bis 4°C,
im Süden über Schnee lokal auf etwas unter -5°C zurück. Nach Nordwesten zu
bleibt es frostfrei.

Dienstag ... schwenkt der Höhentrog ostwärts durch und die Okklusion des
inzwischen auf skandinavisches Festland übergetretenen Tiefs WERNER arbeitet
sich südostwärts über Deutschland voran. Von der Genese her handelt sich zwar um
eine Okklusion, jedoch ist ihr Kaltfrontcharakter derart stark ausgeprägt - T850
geht bis zum Abend auf +1°C im äußersten Süden und -3°C im Norden zurück -, dass
die Front in den Vorhersagekarten und dann auch in den Analysen sehr
wahrscheinlich in eine Kaltfront umgewandelt wird.
So viel zur Synoptik, wettermäßig bringt die Front etwas Regen, der sich -
logisch - ebenfalls südostwärts verlagert. Ob es dabei punktuell auch
gefrierenden Regen gibt, kann nicht ausgeschlossen werden. Derzeit deutet aber
nicht allzu viel darauf hin, das Timing zwischen einsetzendem Niederschlag und
vorherigem Temperaturanstieg in den gefährdeten Gebieten scheint Stand heute
gutmütig zu sein. In der postfrontal einströmenden maritimen Polarluft sinkt die
Schneefallgrenze auf unter 1000 m, allerdings - und das ist oft so bei
vergleichbaren Lagen - dürfte nicht mehr allzu viel fallen, wenn die Kaltluft da
ist.
Ganz im Süden, also grob südlich der Donau, vielleicht auch noch etwas nordwärts
ausgreifend, fällt bis zum Abend wahrscheinlich überhaupt kein Regen,
stattdessen scheint noch mal für längere Zeit die Sonne. Die Höchsttemperatur
liegt zwischen 7 und 12°C im Süden präfrontal örtlich auch noch mal etwas
darüber. Der Südwest- bis Westwind weht in der Nordhälfte mäßig, Richtung Küste
teils frisch mit einzelnen Böen 7 Bft.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Entwicklung sehr ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann