DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-02-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.02.2019 um 10.30 UTC



Dienstag schwach ausgeprägte Kaltfront, einhergehend damit weniger warm als an
den Vortagen. Anschließend im Westen erneut mild, in der Osthälfte sowie im
Norden dagegen Höchstwerte unter 10 Grad mit leichten Niederschlägen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 23.02.2019


Dienstag ... greift bereits am Vormittag ein in 500 hPa gut ausgeprägter Trog
auf das Bundesgebiet über. Die Trogachse verläuft zum Mittagstermin vom
südlichen Norwegen über Dänemark bis in den Westen Deutschlands. Im Osten wird
dieser von einem sich leicht abflachenden Keil über Osteuropa begrenzt, im
Westen wölbt sich dagegen ein Keil auf, der bis nach Island reicht. An den Trog
ist eine Kaltfront gekoppelt, die zu Mittag quer über die Mitte Deutschlands
verläuft. Während der Trog in 500 hPa thermisch markant ist (T um -32 Grad), ist
der Luftmassenunterschied in 850 hPa weniger deutlich. Präfrontal wird T 850 hPa
um 2 Grad simuliert, nach der Kaltfront um -2 Grad. Zudem verstärkt sich am
Boden rasch der antizyklonale Einfluss, sodass die Kaltfront frontolytischen
Randbedingungen ausgesetzt ist. Geringe Niederschläge sind daher in der
Nordhälfte zu erwartet, im Süden bleibt es dagegen aufgrund der von der Mitte
kaum mehr südwärts vorankommenden Front meist trocken, wenngleich die Bewölkung
auch dort etwas zunimmt. In der Nacht zum Mittwoch zieht der Trog rasch nach
Osten ab und der Hochdruckeinfluss am Boden nimmt weiter zu. Aufgrund der noch
vorhandenen dichteren Bewölkung wird sich der Nachfrost primär auf die Südhälfte
konzentrieren.

Mittwoch ... ist weitgehend durch hohen Luftdruck geprägt. Sowohl am Boden, als
auch in den höheren Atmosphärenschichten sind antizyklonale Krümmungsmuster
gegeben. Mäßige WLA sorgt aber besonders in der Mitte sowie im Norden für
dichtere Wolken, teils auch für leichten Regen. Im Südwesten werden am
Nachmittag in 850 hPa +4 Grad erwartet, im Nordosten dagegen nur -3 Grad. In der
Nacht zum Donnerstag nähert sich nach dem aktuell vorliegenden Lauf von
Nordwesten ein Randtrog, der ausgangs der Nacht die deutsche Ostseeküste
erreicht. Damit ist im Norden und Nordosten Deutschlands leichter bis mäßiger
Regen verbunden.

Donnerstag ... zieht der erwähnte Randtrog unter deutlicher Verkürzung seiner
Amplitude nach Polen ab. Der über Westeuropa vorhandene Keil dehnt sich weit in
Richtung Island und zur Küste Grönlands aus. Allerdings hält sich dessen
Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland noch etwas in Grenzen, nur der
Südwesten und Süden profitieren wahrscheinlich davon. In der Nordosthälfte fällt
dagegen gebietsweise meist leichter Regen, der zum einen vom abziehenden
Randtrog stammt und zum anderen an die schwach ausgeprägte Luftmassengrenze über
Ostdeutschland gebunden ist. In der Nacht zum Freitag befindet sich vor allem
der Osten des Landes weiterhin im Übergangsbereich zwischen dem westeuropäischen
Keil und dem Langwellentrog über Osteuropa. Dort sind weitere leichte Regenfälle
die Folge, sonst bleibt es trocken.

Freitag ... kippt die Keilachse etwas nach Osten ab und verläuft am Nachmittag
von den Benelux-Staaten über das südliche Skandinavien bis zur Bäreninsel am
Rande des Europäischen Nordmeers. Am Boden verlagert sich der Schwerpunkt des
Hochs über die Ostsee. Dies hat unmittelbar zur Folge, dass auf dessen Südflanke
etwas kältere Festlandsluft in die Osthälfte Deutschlands strömt. Am Abend sinkt
die T 850 hPa an der östlichen Landesgrenze auf Werte um -4 Grad. Daran sind
auch leichte Niederschläge gekoppelt, die in den höheren Lagen der Mittelgebirge
geringen Schnee bringen können. Im Westen verbleibt die T 850 hPa dagegen
deutlich positiv. In der Nacht zum Samstag verschiebt sich die Keilachse
weiterhin mit langsamem Tempo ostwärts. Damit klingen die Niederschläge meist
ab.

Samstag ... legt sich die Keilachse über Mitteleuropa und der Schwerpunkt des
Bodenhoch verbleibt über Polen. Damit erreicht die maritim geprägte milde
Luftmasse langsam auch wieder die östlichen Landesteile, wobei im Westen die T
850 hPa bis +8 Grad steigen kann.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums ist die Vorhersage der einzelnen Läufe des
EZMW sehr konsistent. Die am Dienstag unter Abschwächung durchziehende Kaltfront
ist somit ziemlich sicher. Am Donnerstag bietet der aktuellste Lauf aber eine
etwas andere Variante. Den über den Nordosten Deutschlands hinwegschwenkenden
Randtrog hatte der gestrige 00-UTC-Lauf noch nicht im Angebot, der letzte
12-UTC-Lauf nur in Ansätzen. Anschließend gerät Deutschland in Übereinstimmung
der letzten Läufe in den Übergangsbereich des westeuropäischen Keils und des
Troges über Osteuropa. Aufgrund der Druckkonstellation am Boden ist die zu
erwartende Luftmasse über Ostdeutschlands noch gewissen Unsicherheiten
unterworfen. Allerdings wird die doch deutlich kältere Lösung des gestrigen
00-UTC-Laufs von Lauf zu Lauf etwas abgeschwächt. Der Freitag ist nun deutlich
antizyklonaler geprägt, den umfangreichen Trogvorstoß in den zentralen
Mittelmeerraum verschiebt der aktuellste Lauf unter Abschwächung zum östlichen
Mittelmeer.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Dienstag zeigen die verschiedenen Modellgruppen nur geringe Unterschiede in
der genauen Ausprägung der Kaltfront. Ob diese die Alpen wirklich erreicht, ist
zum Beispiel noch unsicher. Der Randtrog am Donnerstag wird von GFS unterstützt
und ist bei diesem Modell sogar besser ausgeprägt. ICON will davon aber nichts
wissen und zeigt in 500 hPa nur eine schwache zyklonale Krümmung. Am Freitag
zeigt GFS eine sehr ähnliche Keillage im Vergleich zu EZMW. Durch die zwischen
diesen Modellen auch sehr ähnliche Bodenkonfiguration ergeben sich keine großen
Unterschiede bei der wetterbestimmenden Luftmasse. ICON weicht dagegen etwa ab
und simuliert ein abgeschlossenes Höhenhoch mit Schwerpunkt über der
südöstlichen Nordsee. Gravierende prognoserelevante Unterschiede ergeben sich
aber im Mittelfristzeitraum dadurch nicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland zeigen sehr schön das
kaltfrontbedingte relative Minimum der T 850 hPa am Dienstag und in der Nacht
zum Mittwoch. Danach steigt die Luftmassentemperatur wieder etwas an. Dass die
Kaltfront im Süden kaum Niederschläge bringt, ist ebenfalls gut ersichtlich.
Anschließend ergibt sich sowohl im Norden, als auch im Süden ein mit nur wenigen
Unsicherheiten behafteter Geopotentialanstieg. Allerdings kommt es im Norden,
Osten sowie in Teilen der Mitte zu den vorher erwähnten leichten bis mäßigen
Niederschlägen. Zum Ende der Woche ergeben sich kleinere Unsicherheiten bei der
wetterbestimmenden Luftmasse, diese fallen aber unter die normale
Prognoseunschärfe.

Cluster +120 ... +168h: Es liegen 3 Cluster vor, die fast ausschließlich eine
blockierende Situation indizieren. Sowohl der deterministische Lauf, als auch
der Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1, das von 39 und damit der Mehrzahl
der Member repräsentiert wird. Die Keilkonfiguration über West- und Teilen
Mitteleuropas kann daher als ziemlich belastbar beschrieben werden.

Cluster +192 ... +240h: Es liegen ebenfalls 3 Cluster vor, die in der Mehrzahl
weiterhin eine blockierende Situation erwarten lassen. Allerdings ist das mit 18
Member gestützte Cluster 1 im erweiterten Mittelfristzeitraum bei einer
positiven NAO. Der deterministische Lauf ist jedoch in Cluster 3, der
Kontrolllauf in Cluster 2 (beide definiert durch Blocking).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Voraussichtlich bedarf es im Mittelfristzeitraum keinen markanten Warnungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det, EZMW-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri