DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-02-2019 17:01
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.02.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts im Süden und der Mitte leichter Frost, im Süden lokal Nebel mit
Reifglätte nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Höhenrücken in 500 hPa, der von
Marokko und den Kanaren über die Iberische Halbinsel nach Nordwesten weist.
Innerhalb des Rückens liegt der elliptisch geformte Bereich des höchsten
Geopotentials (Hauptachsenrichtung Südwest-Nordost, größer 576 gpdm) über
Süddeutschland sowie dem westlichen Alpenraum, er verliert aber in der Nacht an
Kraft und schnürt sich entsprechend über den Westalpen zusammen. Das zugehörige
Hoch DORIT mit Schwerpunkt aktuell über dem Dreiländereck
Deutschland-Österreich-Tschechien verlagert sich etwas nach Südosten, ohne dabei
wesentlich an Einfluss auf unser Wetter zu verlieren. Somit liegt praktisch ganz
Deutschland unter einer hoch reichenden südwestlichen Strömung mit der weiterhin
sehr milde Luftmassen herangeführt werden, in denen die 850er Temperaturen
zwischen 7 und 10 Grad liegen, mit in der Nacht leicht ansteigender Tendenz. Da
die Luftmassen zusätzlich sehr trocken sind, steht einer Strahlungsnacht nichts
im Wege, wobei sich erneut eine scharfe niedertroposphärische Inversion
ausbildet. Das an die Inversion gekoppelte Temperaturmaximum liegt zumeist in
einer Höhe von 900 hPa, wobei die Temperaturen in diesem Niveau im Norden mit
bis zu 13 Grad höher sind als im Süden (was für die Vorhersage in Ermangelung
entsprechender Hochlagen, mit Ausnahme des Brockens, keine Relevanz hat). Im
Süden liegen die entsprechenden Werte um 10 Grad, was als Anhaltspunkt für die
höchsten nächtlichen Minima in hohen Mittelgebirgslagen herhalten kann.
Ansonsten sind die Berge oft frostfrei, was lokale Kaltluftseen in ungünstigen
Mittelgebirgslagen mit leichtem Frost nicht ausschließt. Südlich etwa einer
Linie Uckermark-Eifel gibt es im Flachland bzw. in tiefen Lagen leichten Frost,
im Süden über Schnee auch mäßigen Frost. Nördlich der genannten Linie bleibt es
meist frostfrei. Eine klassische Nebellage geben die trockenen Luftmassen nicht
her, aber vor allem im Süden liegen die Minima in der Nacht recht nahe am
Taupunktniveau, so dass zumindest einzelne, eventuell auch warnwürdige
Nebelfelder nicht ausgeschlossen werden können, die bei Frost durchaus in
Verbindung mit Reif und entsprechender Glätte stehen können.

Samstag ... kippt der Höhenrücken weiter nach Osten ab, so dass eine Achse zum
Abend eine von Südsüdwest nach Nordnordost ausgerichtete Lage hat. Dabei teilt
sich der Höhenrücken über Mitteleuropa in 3 Sekundärrücken. Der erste davon
bildet sich im Tagesverlauf deutlicher aus und seien Achse verläuft zum Abend
von Benelux über die Nordsee bis nach Island. Dar zweite weist morgens von Polen
nach Finnland, er wandert im Tagesverlauf nach Russland aus. Der dritte weist
nach Osten bis etwa zum Schwarzen Meer. Ein schwacher Trog zwischen den ersten
beiden genannten Sekundärrücken wird im Vormittagsverlauf über Skandinavien nach
Osten geführt, wobei der südlichste Bereich seiner zyklonalen
Geopotentialkrümmung den äußersten Norden Deutschlands streift. Mit diesem Trog
steht ein Tiefdruckgebiet in Verbindung, das im Tagesverlauf von der
nordnorwegischen Küste nach Lappland zieht, wobei die Bewölkung des
entsprechenden Frontensystems (bzw, je nach Lesart, des Frontensystems eines
zugehörigen Randtiefs über Südnorwegen) den Nordwesten erreicht. Entsprechend
verdichten sich von der Nordsee her bis nach Mecklenburg und zum Münsterland die
Wolken, speziell im Umfeld der Nordsee sind dabei auch dichte, durch
eingesickerte feuchte Nordseeluft hervorgerufene und an der Inversion breit
laufende niedertroposphärische Wolkenfelder dabei, die einen hochnebelartigen
Charakter aufweisen. Bezüglich der Wolken zeigen die Modelle noch deutliche
Unterschiede (z.B. bezüglich der Mächtigkeit und des Ausgreifens nach Süden),
Niederschläge an der Front simuliert aber keines der Modelle - allerdings durch
den sinkenden Druck und den in der Folge etwas anziehenden Gradienten ein
aufleben des Windes, wobei warnwürdige Böen der stärke Bft 7 wohl nicht
auftreten werden, und wenn doch, dann allenfalls im exponierten nördlichen
Nordfriesland (sprich auf Sylt) oder an der dänischen Grenze. In der Mitte sowie
in weiten Teilen des Südens bleibt es ohnehin sonnig, allenfalls im äußersten
Südosten ziehen einzelne hohe Wolkenfelder durch. Dies liegt weiterhin an Hoch
DORIT, das nunmehr zwar bis zum Balkan auswandert, aber dennoch das
Wettergeschehen in weiten Teilen unseres Landes bestimmt. Dabei wird mit einer
meist südwestlichen Strömung weiter ungewöhnlich milde Luft herangeführt, und
speziell im Nordwestlee der Mittelgebirge stehen die Chancen auf 15 Grad und
noch etwas mehr gut, wobei MOS-MIX und auch MOS-EZMW bis auf 17 Grad nach oben
gehen. Damit muss das Ende aber noch nicht erreicht sein, denn in den
vergangenen Tagen lagen die Modelle so ca. 1-2 Grad zu niedrig bei den
Temperaturmaxima, so dass auch 18 bis 19 Grad vorstellbar wären. Im Westen (Lee
der Eifel und des Bergischen Landes) bilden aber die o.e. von Nordwesten
hereinziehenden Wolken einen Unsicherheitsfaktor. Denn sollten die Wolken
schneller hereinziehen als aktuell von den Modellen angenommen und sollte damit
dann auch die Einstrahlung gedämpft werden, wird es dort wohl nix werden mit 16
oder 17 Grad. Im großen Rest des Landes liegen die Höchstwerte in einer Spanne
von 10 bis 14 Grad, im Süden Bayerns werden die Maxima wohl einstellig bleiben.
Inversionsbedingt kann der Wind, bei passender Lage der Inversion, in
Gipfellagen steif oder stürmisch auffrischen. Sonst bleibt der Wind im Bereich
des Hochs schwach.

In der Nacht zum Sonntag kräftigt sich der Nordseerücken noch etwas und
verlagert sich zögerlich nach Osten, so dass seine Achse zum Morgen die
Südwestküste Norwegens erreicht. Über die Stärke der sich in der Nacht
ausbildenden Inversion gibt es zwischen den Modellen noch unterschiedliche
Auffassungen (EZMW sieht eine schwach, ICON eine kräftig ausgeprägte Inversion),
aber die hochnebelartige Bewölkung kann sich über Norddeutschland weiter
ausbreiten, wobei über die genaue regionale Verteilung auch wieder Unstimmigkeit
zwischen den Modellen herrscht. Die südlichste Linie gibt EURO4 vor, demnach
würde die Hochnebeldecke bis nach Berlin und ins südliche Emsland ausgreifen.
ICON dagegen ist mit der Ausbreitung zurückhaltend, das nördlichen Mecklenburg
und das nördliche Schleswig-Holstein sollen es sein, und das wars! Niederschlag
ist aus der Hochnebeldecke wohl keiner zu erwarten, auch wenn EURO4 etwas
Nieselregen aus dem Nebel herauspresst, realistisch ist wohl eher Nebelnässen.
Die Cirrus-Bewölkung der um den Rücken herumgeführten WLA greift dagegen bis in
die Mitte aus, wie stark dies beim Sternekucken stört, muss sich noch zeigen.
Über dem Süden steht dank hohem Druck und trockener Luft eine weitere
Strahlungsnacht mit erneut stark variierenden Minima bevor. Gewinner werden
erneut die Berge sein, frostig hingegen bleibt es gebietsweise über der Mitte
und vor allem im Süden. Südlich der Donau kann gebietsweise mäßiger Frost nicht
ausgeschlossen werden. Deutschlandweit reicht die Temperaturspanne der Minima
von +10 Grad bis -7 Grad. Der Wind spielt keine Rolle und weht schwach aus Süd
bis Südwest. Im Süden bilden sich erneut lokal Bodennebelfelder mit eventuellem
Reif.

Sonntag ... verbleibt Deutschland unter dem umfangreichen Höhenrücken, dessen
leicht geschwungene Achse (Nordostalgerien-Deutschland-Nordmeer) sich am Tage
und auch in der Nacht zu Montag dadurch meridional ausrichtet, dass der
südliche und nördliche Teil etwas nach Osten vorankommen, während über
Deutschland keine wesentliche Lageänderung zu verzeichnen ist. Damit bleibt
Deutschland unter Absinken, und auch der Einfluss von Hoch DORIT ist weiter
vorhanden. Zwar zieht dieses über dem Balkan weiter allmählich nach Südosten,
und auch im Bereich seines Schwerpunkts ist ein leichter Druckfall zu
beobachten, aber es schiebt einen mächtigen Bodenkeil bis nach Lappland, unter
dem ganz Deutschland zumindest bis zum Abend verbleibt und auf dessen Westflanke
mit Temperaturen von etwa 8 Grad in 850 hPa weiter sehr milde Luft zu uns
gelangt. In der Nacht zu Montag wird der Keil allerdings deutlich nach Osten
abgedrängt, was einem großräumigen Tiefdruckkomplex im Seegebiet zwischen
Schottland und Island geschuldet ist. Da dessen Wolken aber selbst in der Nacht
noch nicht zu uns hereinziehen, ist das Bewölkungs-Top-Thema weiter die vom
Vortag bekannte hohe und hochnebelartige Bewölkung im Norden. Diese wird zwar
allmählich nach Nordosten abgedrängt, das geschieht aber je nach Modell mal
schneller und mal langsamer (Faustformel: Die Modelle, die die Bewölkung weit
nach Süden haben ausgreifen lassen, brauchen jetzt entsprechend länger, um sie
wieder wegzubekommen). Und auch die Cirren bleiben uns laut aller Modelle in der
(östlichen) Mitte bis zum Nachmittag, im Norden bis in die Nacht erhalten, wobei
sie dann primär den Nordosten betreffen. Die Maxima der Temperatur liegen dabei
im Norden unter Wolken um 12 Grad. Dem Süden (und der westlichen Mitte, wo die
Cirren recht rasch herausziehen sollen) steht hingegen, im Süden nach rascher
Auflösung eventueller lokaler Nebelfelder, erneut ein sonniger Tag mit
Höchstwerte zwischen 8 und 14 Grad bevor, im Südwesten und Westen sowie im Lee
der zentralen Mittelgebirge können es um 17 Grad werden. Der Wind weht schwach,
im Süden aus Ost und sonst aus Süd, wobei er im Umfeld der Eifel sowie im
Oberharz zeitweise auch mäßig auffrischt. Die Nacht ist im Süden und der Mitte
wieder frostig, meist friert es leicht, im Süden lokal auch mäßig, und die
Inversionsproblematik (Berge frostfrei) bleibt erhalten bzw. bildet sich erneut
aus. Der Norden und der Nordwesten bleiben frostfrei. Im Süden könnte lokal
Nebel wieder ein Thema werden, und damit auch Reifablagerungen.

Montag ... liegen wir im Bereich eines langwelligen Höhenrückens, der sich über
weiter Teile Mitteleuropas erstreckt, dessen Achse sich jedoch im Tagesverlauf
weiter ostwärts von Deutschland ostwärts nach Polen verschiebt. Dem entsprechend
verlagert sich auch das Bodenhoch weiter in Richtung Osteuropa. An seinem
restlichen Rand liegen wir allerdings weiterhin unter Absinken, sodass einem
trockenen, sonnigen und sehr milden Tag nichts im Wege steht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Abläufe der kommenden Tage ohne warnrelevante
Unterschiede. Allein die Entwicklung der Wolken im Norden am Samstag und Sonntag
stellt die Modelle noch vor Probleme.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas