DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-02-2019 17:01
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.02.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts im Süden und der Mitte Frost, lokal Nebel und Reifglätte. Tagsüber viel
Sonne, trocken.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Geopotentialrücken in 500 hPa, der
sich vom nordwestlichen Afrika nach Norden erstreckt. Er reicht bis zum Nordmeer
und nach Skandinavien, wobei sich in seinem nördlichen Teil zwei Achsen
ausmachen lassen. Die erste weist von Benelux in Richtung der nördlichen
Nordsee, die andere zum Baltikum bzw. nach Weißrussland. Da entlang der Achse
des Rückens über Frankreich das Geopotential in der Nacht leicht sinkt, bleibt
zum Morgen über Deutschland ein lokales Geopotentialmaximum als Residuum der
Kernisohypse des Rückens übrig. Damit hier keine falschen Schlüsse gezogen
werden: Trotz dieser leichten regionalen Abschwächung bleibt der Rücken als
Ganzes weiterhin die eindeutig dominierende Geopotentialstruktur über West- und
Mitteleuropa und sorgt über Deutschland verbreitet für Absinken. Vorderseitig
eines im Bereich der Azoren nach Süden weisenden Trogs von ebenso
beeindruckender Amplitude wie bescheidener Wellenlänge zieht im Bodendruckfeld
in der Nacht ein Tiefdruckgebiet westlich an Irland vorbei nach Norden und
erreicht zum Morgen das Seegebiet südöstlich von Island. Seine Warmfront
verläuft von West nach Ost über Skandinavien hinweg, sie bewegt sich allmählich
nach Norden und geht über Finnland als Kaltfront in das Frontensystem eines
weiteren Tiefs über, das von West nach Ost an der Nordküste Norwegens
vorbeizieht. Da die Warmfront dieses letztgenannten Tiefs über Osteuropa liegt,
befindet sich Deutschland, wenn man so will, in einem extrem großen Warmsektor.
In diesem ist über dem Süden Deutschlands Hoch DORIT zu finden, welches vom
Absinken vorderseitig des Rückens gestützt wird, wobei das Absinken auch für
weitestgehende Wolkenauflösung sorgt. In der Nacht treiben sich allenfalls an
Oder und Neiße oder um die Ostsee ein paar hohe oder mittelhohe Wolken herum,
und deshalb bleibt es dort mit Tiefstwerten um 1 Grad auch am ehesten frostfrei.
Ansonsten kann man heute Nacht (meist bei Tiefstwerten zwischen -1 und -6 Grad,
lokal, insbesondere über Schnee, auch darunter) die Sterne sehen, und wenn
nicht, dann steht man im Nebel. Wobei gesagt werden muss, dass es sich aktuell
nicht um eine klassische Nebellage handelt. Trotzdem sinken die Temperaturen
unterhalb der sehr scharf ausgeprägten, allerdings gebietsweise noch nicht
einmal 50 hPa mächtigen Inversion bedrohlich nah an das Taupunktniveau, so dass
sich lokal dünne Nebelfelder ausbilden können. Dabei setzen die Modelle (z. B.
ICON, EZMW 00 UTC) bezüglich des Nebels aktuell in erster Linie auf den Süden
Bayerns und Teile Frankens, in geringerem Maße auch auf Niedersachsen, Teile des
Mittelgebirgsraums und den Oberrhein. Ob es dann wirklich so kommt? Abwarten!
Klar ist aber, dass höhere und hohe Mittelgebirgslagen in die plattgedrückte
Inversion hereinreichen bzw. sogar aus dieser herausschauen, so dass es dort
oftmals frostfrei bleibt. Hier spielt aber auch die Geländeform eine bedeutende
Rolle, denn in höher gelegenen Senken können sich sehr wohl Kaltluftseen mit den
entsprechenden Frostgraden ausbilden.

Freitag ... sind durchgreifende Änderungen nicht auszumachen. Das abgeschlossene
Höhenhoch verlagert sich ein wenig nach Süden, sein Schwerpunkt wabert in der
Nacht zu Samstag irgendwo über dem Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Frankreich
herum, um ausgangs der Nacht über dem Wallis anzukommen. Die Achse des Rückens
orientiert sich etwas mehr in südwest-nordöstlicher Richtung, und mit ihr auch
der Rücken in seiner Gesamtheit. Dies liegt einerseits daran, dass der Rücken
auf seiner Nordwestflanke durch den nachfolgenden Trog etwas abgehobelt wird,
aber auch daran, dass sich der Sekundärrücken über Weißrussland kräftigt und
nach Osten ausweitet. Das Bodenhoch erfährt keine weitere Intensivierung, es
verlagert sich aber etwas nach Osten, so dass es ausgangs der Nacht zu Samstag
wohl über Südpolen (ICON) oder der Slowakei (EZMW, 00 UTC) liegt. Damit hält
auch die Warmluftzufuhr an, die 850er Temperaturen steigen von 5 bis 9 Grad am
Morgen bis auf 7 bis 10 Grad in den Frühstunden des Samstags. Da unterhalb bzw.
vorderseitig des atlantischen Troges der Druck deutlich fällt, nimmt der Wind im
Norden und Westen etwas zu, ohne dass dies zu Sorgenfalten führen müsste,
schließlich bleibt der Wind weitab aller Warnschwellen. Aber es könnte die
Leewirkung der westlichen Mittelgebirge etwas deutlicher ausprägen, und damit
dort die Temperaturen noch einen Hauch höher treiben, als dies heute schon der
Fall war. Bedenkt man, dass heute bis zu 16 Grad beobachtet, aber nur 15
vorhergesagt wurden, und addiert man diesen "Aufschlag" von einem Grad auch bei
den morgigen Prognosen der Höchsttemperatur (16 Grad) dazu, so würde man bei 17
Grad landen, einem durchaus realistischen Szenario im Lee der Eifel und des
Bergischen Landes. Zweistellige Höchstwerte (meist 10 bis 14 Grad) werden morgen
aber sehr verbreitet erwartet, einstellig bleiben die Maxima wohl nur an der
dänischen Grenze, in ungünstigen Mittelgebirgslagen und in Teilen Bayerns. Wenn
sich dort die flachen Nebelfelder aus der Nacht zäher halten als erwartet
und/oder wenn die Temperaturen aus der Nacht heraus mit dem Handicap des mäßigen
Frostes starten, dann werden die Maxima wohl nur wenig über 5 Grad liegen.

Die Nacht zum Samstag bringt wenig Neues. Im Nordwesten bleibt es aber
verbreiteter frostfrei als in der vorherigen Nacht, das Küstenumfeld bleibt
weiterhin zumeist im positiven Bereich. Ansonsten tritt leichter, im Süden auch
mäßiger Frost auf. Die Inversion sorgt erneut für oft frostfreie Berggipfel und
Hochlagen mit den bekannten orografischen Herausforderungen. Im Süden nimmt die
Wahrscheinlichkeit für erneute flache Nebelfelder entsprechend dem Altern der
Luftmasse etwas zu (z. B. MOSMIX), im Norden nimmt sie ab, was wohl dem einen
Hauch kräftigeren Wind geschuldet ist.

Samstag ... verliert der Schwerpunkt des Höhenhochs etwas an Substanz, er
schlägt nunmehr eine östliche Richtung ein und legt bis zum Sonntagmorgen die
beeindruckende Distanz von 300 km bis nach Südtirol zurück (na gut, zugegeben,
im 500 hPa-Niveau ist das etwas mehr...). Über der und um die Nordsee herum
sinkt zwar das Geopotential, aber die Höhenströmung wird dabei sogar wieder
antizyklonaler, weil der am Vortag abgehobelte Rücken wieder weiter nach Norden
ausgreift und sich insbesondere über dem Nordmeer etwas kräftigt. Da der von
Osteuropa zum Kaukasus weisende Sekundärrücken zögerlich nach Süden wandert,
schiebt sich das Hoch DORIT in Richtung Balkan. Da der Nordsee-Rücken von WLA
überlaufen wird, ziehen in den Nordwesten und Norden allmählich hohe und
mittelhohe Wolkenfelder, was auch zur dort simulierten zurückgehenden
Sonnenscheindauer passt. Mit dem nach Südosten ziehenden Hoch gehen auch die
850er Temperaturen etwas zurück, sie liegen zum Sonntagmorgen noch bei 7 bis 9
Grad. Dem ungewöhnlich milden Winterwetter tut dies keinen Abbruch, die
Höchstwerte sollen erneut lokal die 15-Grad-Marke überschreiten. Dies ist laut
ICON aber nicht mehr nur im Westen, sondern auch im Südwesten oder auch nördlich
des Erzgebirges mit leichter Föhnunterstützung möglich. Ansonsten fast überall
10 bis 15 Grad, an der Küste um 10 und im Süden örtlich nur 6 bis 7 Grad.

Die Nacht zu Sonntag sollte dann im Norden und Westen deutlich milder werden als
die vorhergehenden, was auch den dort verbreiteter aufgezogenen Wolken zu
verdanken ist. In den Mittelgebirgen kann es gebietsweise, südlich des Mains
wieder verbreitet leichten Frost geben. Und wie in den Vornächten sind unter der
flachen Inversion erneut Nebelfelder nicht ausgeschlossen, mit Schwerpunkt in
der Südhälfte Bayerns.

Sonntag ... liegt Deutschland weiterhin unter dem kräftigen Höhenrücken, dessen
Hauptachse über Deutschland langsam ostwärts wandert. Die zugehörige
Bodenhochdruckzone erstreckt sich mit über 1025 hPa vom Sudan bis zu den Alpen
und zum Balkan. Ein Keil des Hochs reicht dabei bis nach Südskandinavien und
bestimmt weiterhin das Wetter bei uns.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen keine wesentlichen Unterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas