DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-02-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.02.2019 um 10.30 UTC



Hochdruckeinfluss. Sonnig und meist vorfrühlingshaft mild (wo uns der Nebel
keinen Strich durch die Rechnung macht).
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 18.02.2019


Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, zeigt IFS einen Rücken, der
sich von Marokko über Frankreich bis in die Ostsee erstreckt. Deutschland
befindet sich noch knapp auf der Vorderseite dessen Achse in einem stark
antizyklonal geprägten Bereich. Der langwellige Rücken wird von Langwellentrögen
großer Amplitude über dem Atlantik und Osteuropa flankiert. Ein kräftiges
Bodenhoch hat seinen Schwerpunkt über dem südlichen Mitteleuropa, während
Tiefdrucktätigkeit weit draußen auf dem Atlantik und über Nordskandinavien
herrscht. Die bei uns liegende Luftmasse weist in 850 hPa über dem Westen
Deutschlands schon +5 Grad auf, über dem Osten noch um 0 Grad. Dabei ist es im
Süden windschwach und im Norden herrscht schwacher Südwestwind. Dort sowie im
äußersten Osten könnte es noch gebietsweise Stratus geben, ansonsten kann sich
höchstens in einzelnen Senken Nebel halten. Bei Strahlungswetter stellen sich
bereits wieder spürbare Temperaturamplituden ein mit meist leichtem Nachtfrost
(Höhenlagen frostfrei, über Schnee mäßiger Frost) und Höchstwerten schon um 10
Grad.
Am Freitag tropft aus dem atlantischen Trog ein Höhentief vor Marokko ab,
dagegen bildet sich im Bereich des Rückens ein abgeschlossenes Höhenhoch im
Bereich der Westalpen. Bei uns ändert sich im Prinzip nicht viel. Der Stratus im
Norden dürfte weniger werden und unter stärkerem Absinken erwärmt sich die
untere Troposphäre weiter, was sich bei Strahlungswetter auch langsam auf die
bodennahen Gebiete überträgt.
Am Samstag wird der Rücken im Norden abgehobelt und das Höhenhoch zieht sich
etwas nach Süden zurück. Es stellt sich zunehmend eine antizyklonale Südwestlage
ein, zumal sich auch der Schwerpunkt des Bodenhochs auf den Balkan verlagert.
Die Fronten der Atlantiktiefs bleiben noch außen vor, so dass sich an dem
sonnigen Wetter nichts ändert. Bei aber wieder etwas zunehmendem Südwestwind
(auch im Süden) können sich die 6 bis 8 Grad in 850 hPa noch etwas besser
bodennah durchsetzen und verbreitet dürfen Höchstwerte von 10 bis 15 erwartet
werden. Die Tendenz zu zähem Nebel und Hochnebel dürfte noch geringer werden.
Also schon reinstes Vorfrühlingswetter mit blühenden Krokussen und
Haselsträuchern!
Am Sonntag zieht sich das Hoch in allen Niveaus weiter nach Süden zurück. Damit
kann das Frontensystems eines atlantischen Zentraltiefs zunehmend den Norden
streifen, allerdings nur für vielleicht mal stärkere Bewölkung sorgen, für Regen
reicht's nicht! Ansonsten ändert sich nichts am vorfrühlingshaften
Wettercharakter.
Am Montag schwenkt der wetterbestimmende Höhenrücken etwas nach Osten und wölbt
sich wieder auf. Seine Achse liegt dann über dem östlichen Mitteleuropa.
Gleichzeitig intensiviert sich westlich der Iberischen Halbinsel der
Langwellentrog wieder, so dass die Strömung bei uns etwas aufsteilt. Damit wird
die Front im Norden wieder außer Landes gedrückt, dafür erreicht eine Kaltfront
Frankeich. Bei uns ändert sich aber noch praktisch nichts.
In der erweiterten Mittelfrist zeigt IFS, dass sich der Trog von Westen her
weiter annähern soll und letztendlich durchschwenken.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten drei IFS-Läufe ist hoch. Alle drei Läufe zeigen bis
nächsten Montag sehr ähnliche Entwicklungen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle zeigen bis Freitag (abgesehen von GFS) praktisch
identische Entwicklungen. Nachfolgend sind zwar im Detail etwas unterschiedliche
Geopotenzialmuster zu sehen, allerdings kaum prognoserelevante Unterschiede.
Erst zum Beginn der nächsten Woche ist dann GEM etwas zyklonaler aufgestellt.
GFS zeigt von Beginn an eine andere Lage: Der Hochdruckschwerpunkt soll sich
bereits ab Donnerstag weiter nach Nordosten schieben. Damit gelänge bereits am
Freitag wieder kältere Luft ins Land, vor allem im Süden mit einem
Kaltlufttropfen. Danach etabliert sich das Hoch im Osten, was eher eine Süd- bis
Südostlage zur Folge hätte mit kälterer Temperatur und wohl auch mehr
Nebelneigung vor allem im Süden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des IFS verteilt sich im Zeitraum Sa, 00 UTC bis Mo, 00 UTC auf 5
Cluster. Dabei zeigen C1 bis C3 (zusammen 37 Mitglieder, inkl. Kontrolllauf,
auch Hauptlauf) in etwa das oben beschriebene Szenario, wobei bei der
Betrachtung der Wetterregime ein Übergang von "Blocking" zu "positiver NAO"
erfolgt. C4 (8 Mitglieder) bleibt bei "Blocking", indem das Bodenhoch kaum
weicht und auch zum Ende noch über dem Süden Mitteleuropas liegt. C5 (6
Mitglieder) zeigt dagegen am Wochenende ein etwas schnelleres Durchgreifen der
Südwestlage, wobei diese aber wohl erst ab Montag wirklich zyklonal geprägt zu
sein scheint.
Heute lohnt es sich, mal in die erweiterte Mittelfrist zu schauen. Für die
nächste Woche (Di bis Do) zeigen C1 und C2 (zusammen 37 Mitglieder) weiterhin
eine antizyklonale Südwestlage. Diesen Clustern sind auch Haupt- und
Kontrolllauf zugeordnet. C3 (14 Mitglieder) zeigt dagegen zunächst den Übergang
zu einer zyklonalen (wenn auch bei recht hohem Potenzial) Westlage, bevor sich
dann ein neues Hoch von Westeuropa her nähert.
Die IFS-Rauchfahnen für Offenbach zeigen hohe Temperatur und geringe Streuung
bis einschließlich Sonntag. Nachfolgend wird im Mittel nur ein sehr moderater
Temperaturrückgang (in 850 hPa, am Boden kann das noch anders aussehen)
erwartet, aber die Streuung nimmt zu. Auch beim Potenzial nimmt dann die
Streuung zu, bei schon zurückgehender Tendenz ab Samstag. Bis Sonntag gibt es
keine Niederschlagssignale, nachfolgend nehmen sie langsam zu.
Ähnlich sehen die GFS-Rauchfahnen aus: Allerdings zeigt sich schon ab Freitag
eine etwas größere Streuung bei Temperatur und Potenzial und der Hauptlauf liegt
am unteren Rand des Streuungsbereichs. Die Mehrheit der Ensemblemitglieder
verhält sich wie die Mehrheit des IFS-Ensembles, auch wenn bei GFS die
Temperatur generell etwas geringer ausfällt.
Auf jeden Fall aber bieten die Ensembles eine gute Entscheidungshilfe, den
GFS-Hauptlauf von 00 UTC zu ignorieren.

Nach Begutachtung der Ensembles lässt sich feststellen, dass bis weit in die
erweiterte Mittelfrist hinein die Tendenz viel eher zu "Vorfrühling" geht als zu
"Sibirischer Kälte".
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI: Der EFI zeigt außer einem schwachen Wärmesignal im Norden und auf den
Bergen keine Wettergefahren an.

Es gibt (für jeden Tag) genau 1 Mitglied des IFS-EPS, das am Samstag, Sonntag
und Montag Sturm in Norddeutschland anzeigt. Ansonsten gibt es keine Signale für
signifikante Wettergefahren. Vorstellbar wäre vor allem zum Beginn der
Mittelfrist noch strenger Frost in einzelnen Alpentälern, aber das ist wohl auch
nicht wirklich eine signifikante Wettergefahr.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann