DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-02-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.02.2019 um 10.30 UTC



Abklingende Schneefälle im Südosten, in der Nacht zum Mittwoch im Nordosten
geringer Regen, nachfolgend trocken. In weiterer Folge ruhiges Hochdruckwetter,
zum Ende der Woche im Südosten kleinere Unsicherheiten bezüglich der
vorherrschenden Luftmasse.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 16.02.2019


Dienstag ... zieht der bis dahin wetterbestimmende markante Trog nach Osteuropa
ab. Zum Mittagstermin reicht seine Trogachse vom Baltikum über den Balkan bis
nach Süditalien. Der darauf von Westen folgende markante Keil überdeckt weite
Teile Westeuropas und führt bereits im Westen des Bundesgebiets zu
Absinkvorgängen. Der Schwerpunkt des Bodenhochs reicht von der französischen
Atlantikküste bis zum Oberrhein. In 850 hPa etabliert sich ein Temperaturniveau
zwischen -9 Grad im Osten und Süden sowie -5 Grad an der westlichen
Landesgrenze. Die höhenkälteste Luft zieht mit dem Trog nach Osteuropa ab und
ist anschließend für Deutschland nicht mehr wetterwirksam. Aufgrund dieser
Randbedingungen ziehen sich die Schneeschauer im Tagesverlauf in den Südosten
zurück und stauen sich am Erzgebirge sowie besonders am Alpenrand bis in den
Abend hinein. Aufgrund der starken Höhenströmung sind Sturmböen noch in den
Kammlagen der Mittelgebirge sowie auf hohen Gipfeln am östlichen Alpenrand ein
Thema. In der Nacht zum Mittwoch setzt vor allem über der Nordhälfte starke WLA
ein, die mittels einer Warmfront eines Tiefs über dem Europäischen Nordmeer
dargestellt wird. Diese streift den Norden und Nordosten und führt dort zu
geringen Regenfällen.

Mittwoch ... etabliert sich das Bodenhoch über Mitteleuropa, der unterstützend
wirkende Keil reicht mit seiner Achse von der Iberischen Halbinsel bis zur
Nordsee. Die leichten Regenfälle über den östlichen Landesteilen klingen rasch
ab, nachfolgend setzt sich trockene Witterung durch. Die Luftmasse hat eine
deutliche Milderung erfahren und weist in 850 hPa Werte zwischen 0 und +3 Grad
auf. Der Wind spielt keine entscheidende Rolle mehr.

Donnerstag und Freitag ... sind weitgehend antizyklonal geprägt. Das Bodenhoch
behält seinen Schwerpunkt zunächst über Mitteleuropa und wandert im Laufe des
Freitags in den Nordosten ab. Am Freitag tagsüber liegt dieses über dem
Baltikum. In 500 hPa dehnt sich der Keil bis ins südliche Skandinavien aus und
beginnt zum Freitag hin etwas zu kippen. Ursächlich dafür ist ein vom Schwarzen
Meer zum Balkan ausgreifender Trog, der Freitagabend die Adria und den östlichen
Mittelmeerraum erreicht. An der Luftmasse ändert sich zunächt nicht viel, ehe am
Freitag aufgrund des erwähnten Troges in den Südosten etwas kältere Luft (850
hPa -3 Grad) einsickert. Niederschlagsprozesse sind aber mangels ausreichender
Hebung nicht damit verbunden. Die größten Prognoseunsicherheiten werden sich
bezüglich der Temperatur und der Sonnenscheindauer bemerkbar machen (wobei der
erste Parameter direkt vom zweiten Element abhängt), denn zähe Hochnebelfelder
sind durchaus wahrscheinlich. Eventuell gibt es daraus in der Nordosthälfte auch
geringen Sprühregen.

Samstag ... reicht der Keil von der Bretagne bis zum Baltikum und ist vom Norden
als auch vom Süden etwas abgebaut worden. Der mit Höhenkaltluft gefüllte Trog
überdeckt nun große Teile Südosteuropas. Dadurch geht die Temperatur in 850 hPa
in Südostbayern noch etwas zurück und erreicht teilweise nur mehr -8 Grad. Im
sonstigen Bundesgebiet werden dagegen Werte über 0 Grad erwartet. Niederschläge
und warnwürdiger Wind stehen weiterhin nicht auf der Karte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den Vorläufen ist ziemlich gut. Bis in
die Nacht zum Donnerstag ergeben sich kaum Unterschiede, erst danach muss auf
gewisse Feinheiten geachtet werden. Am Donnerstag liegt der Schwerpunkt des
Keils nun mehr über Westeuropa und reicht weniger nach Mitteleuropa. Dies setzt
sich am Freitag fort, wenn der osteuropäische Trog seine Fühler etwas weiter
nach Mitteleuropa ausdehnt. Unmittelbare Folge hat dies für die advehierte
Luftmasse im Südosten sowie die genauen Bewölkungsverhältnisse in der Osthälfte,
ansonsten ist die Prognoserelevanz für das Bundesgebiet eher gering. Diese
Entwicklung zeigte sich bereits beim gestrigen Mittagslauf. Vor diesem
Hintergrund kann noch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass in den Südosten
doch noch leichte Schneefälle hineindriften.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Warmfront am Dienstag, die den Norden und Osten streift, wird von ICON etwas
früher und leicht stärker simuliert als von EZMW. Damit würde es am Dienstag im
Norden bereits tagsüber zeitweise regnen (bei EZMW erst in der Nacht). Außerdem
greift dieser Niederschlag bei ICON in der Nacht etwas weiter nach Süden aus,
sodass die gefrierende Phase dort nicht völlig ausgeschlossen werden kann. Am
Mittwoch ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede, nur die Luftmasse
ist bei ICON wenige Grad wärmer als bei GFS und EZMW. Am Donnerstag simuliert
ICON einen etwas stärkeren antizyklonalen Einfluss, der sich aber höchstens bei
der etwas geringeren Ausdehnung der Hochnebelfelder bemerkbar macht. In weiterer
Folge verhindert aber der mächtigere Keil mit abgeschlossenem Höhenhoch bei ICON
das Einsickern der deutlich kälteren Festlandsluft im Südosten Deutschlands.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland unterstützen die zuvor
getroffenen Aussagen und Beschreibungen. Für den Norden steigt das Geopotential
ab dem Dienstag mit großer Sicherheit an und hat in weiterer Folge nur wenige
Ausreißermember nach unten zu bieten. Das Temperaturniveau 850 hPa dürfte sich
um +5 Grad einpendeln, wobei der Haupt- und der Kontrolllauf etwas geringere
Werte aufweisen. Im Süden ist deutlich die Geopotentialdelle zum Wochenende zu
erkennen, die aber nicht von der Mehrzahl der Member unterstützt wird. Daher
kann davon ausgegangen werden, dass auch im Süden die Luftmasse im milden
Bereich verbleiben könnte. Relevante flächige Niederschläge werden unisono ab
Mittwoch nicht mehr simuliert.

Cluster +120h ... +168h: Es liegen 6 Cluster vor, wobei sich der
deterministische Lauf in Cluster 4 mit 9 Mitgliedern befindet. Der Kontrollauf
wird Cluster 2 zugeschlagen, wobei dieses von 11 Membern repräsentiert wird.
Allen Clustern ist gemeinsam, dass diese unisono einer
Blocking-Situation zugeordnet werden.

Cluster +192h ... +240h: 4 Cluster vorliegend, jedes in etwa gleich
repräsentiert. Weiterhin dominiert das Strömungsmuster Blocking. Allerdings ist
die Positionierung der Antizyklone/des Keils kleinen Unterschieden
unterworfen.

Insgesamt scheint aber die Blocking-Situation sehr wahrscheinlich zu sein.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Dienstag ... abklingende Stauschneefälle am östlichen Alpenrand. Zudem auf hohen
Mittelgebirgsgipfeln einzelne Sturmböen aus Nordwest wahrscheinlich.

In den Nächten in manchen höheren Alpentälern bei länger klarem Himmel zeitweise
strenger Frost gering wahrscheinlich.

Ansonsten keine signifikanten Wettererscheinungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri