DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-02-2019 09:01
SXEU31 DWAV 080800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.02.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Windig mit Sturmböen an der Nordsee und schweren Sturmböen auf den Berggipfeln
(Brocken auch mehr). Vor allem am Samstag auch in den Niederungen stürmische
Böen. In der Nacht zum Samstag im Südosten Gefahr von Glatteis. Am Sonntag auch
in tiefen Lagen stürmische Böen oder Sturmböen, mit Gewittern in der Südhälfte
Gefahr von schweren Sturmböen oder orkanartige Böen.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... überquert uns anfangs ein Höhentrog ostwärts und seine Achse befindet
sich bereits abends weit östlich von uns. Dahinter wird vorderseitige eines
neuen Höhentroges über dem östlichen Atlantik massive Warmluft advehiert. Dies
stützt die Ausbildung eine Höhenkeils der uns bis zum Abend überquert. Am Boden
befindet sich westlich von Irland ein kräftiges Sturmtief, das sich bis heute
Abend mit seinem Kern nördlich von Schottland verlagert. Sein Frontensystem
überquert mit der Warmfront den Norden, die nachfolgende Kaltfront erreicht am
Abend den Nordwesten. Die Warmfront sorgt dafür, dass die Temperaturen in 850
hPa bis zum Abend auf 1 bis 4 Grad ansteigen. Daher steigen auch die
Tageshöchsttemperaturen auf 7 bis 11 Grad.
Mit der Front kann es am Abend etwas Regen im Nordwesten geben, signifikanter
ist jedoch die Windentwicklung. Vor allem im Nordwesten gibt es steife Böen (Bft
7), auf den Bergen der westlichen und zentralen Mittelgebirge gibt es stürmische
Böen oder sogar Sturmböen, auf dem Brocken schwere Sturmböen oder sogar
orkanartige Böen (Bft 10 bis 11). Im Südosten bleibt es dagegen windschwach und
dort ist die Sonne auch am längsten zu sehen.

In der Nacht zum Samstag ändert sich an der Lage des Sturmtiefs nur wenig. Seine
Front kommt mit dem Niederschlagsgebiet weiter nach Osten voran, die Mengen
liegen meist bei 2 bis 5 mm. Lediglich in den Staulagen kann es auch über 5
mm/12h Regen geben.
Im Südosten kann es zuvor allerdings noch aufklaren und die Temperaturen fallen
südöstlich einer Linie vom Bodensee bis zur Oberpfalz in den leichten
Frostbereich. In der zweiten Nachthälfte erreicht das Niederschlagsband den
Südosten und dann kann es vor allem in einer Region von Mittelfranken und in der
Oberpfalz gefrierenden Regen mit entsprechender Glättebildung geben. Aber auch
für die Region Oberschwaben-Bodensee gibt es dem entsprechende Signale. Eine
markante Warnung sollte ausreichen, evtl. muss lokal auch auf Unwetter
hochgestuft werden. Die Lage ist allerdings schwächer ausgeprägt als die
Glatteislage von gestern.
Postfrontal der Kaltfront wird massiv Kaltluft advehiert, daher ist die
Wetteraktivität eingeschränkt und es kann sogar aufklaren. Trotzdem liegen die
Tiefsttemperaturen in der Nordhälfte sowie im Westen bei 7 bis 2 Grad.

Der Wind bleibt Thema, im Westen sogar bis ins Flachland mit Böen der Stärke Bft
7. Auf den Bergen gibt es weiterhin stürmische Böen oder Sturmböen, exponiert
auch schwere Sturmböen und auf dem Feldberg orkanartige Böen.


Samstag... erreicht ein weiterer Trog, dessen Drehzentrum sich nördlich von
Schottland befindet, Deutschland. Der Trog schwenkt im Tagesverlauf über
Deutschland hinweg nach Nordosten. Dahinter stellt sich bis in den zentralen
Atlantik eine westliche Strömung ein. Da das Bodentief bei Schottland eine fast
senkrechte Achse aufweist, beginnt es sich auszufüllen. Sein Kern verlagert sich
langsam über die nördliche Nordsee hinweg in Richtung Norwegen. Seine Kaltfront
überquert rasch unseren Vorhersageraum ostwärts, lediglich im Süden wird sie an
den Alpen noch zurückgehalten.

Mit der Front und dem Herannahen des Tiefs verschärft sich der Druckgradient und
somit frischt der Südwestwind am Vormittag kräftig auf. Dann gibt es außer im
Südosten fast überall auch im Flachland steife Böen (Bft 7), im Nordwesten sogar
bis ins Flachland stürmische Böen (Bft 8). An den Küsten und auf den Bergen gibt
es Sturmböen, exponiert kann es auch schwere Sturmböen geben. Nach Durchgang der
Front schwächt sich schon am Nachmittag der Wind im Flachland wieder ab. An der
Küste sowie auf den Bergen gibt es aber weiterhin stürmische Böen oder
Sturmböen.

Es ist für die Jahreszeit sehr mild mit Höchstwerten zwischen 8 Grad im
Nordosten und 12 Grad am Oberrhein.

In der Nacht zum Sonntag kommt es vorderseitig des herannahenden Trogs, der am
Morgen mit seiner Spitze die Biskaya erreicht, zu einer Bodentiefentwicklung.
Das entstandene Tief erreicht bis zum Morgen England. Darin eingebunden befindet
sich eine offene Welle auf deren Vorderseite erneut kräftig Warmluft advehiert
und damit Hebung induziert wird. Das dadurch entstehende Niederschlagsgebiet
erreicht uns in der zweiten Nachthälfte. Dabei gibt es in den westlichen
Mittelgebirgen von den Modellen Signale für 10 bis 15 mm/12h. Bei einer T850 von
meist über 0 Grad fällt meist Regen.

Signifikanter ist allerdings wieder die Windentwicklung. In der ersten
Nachthälfte hatte der Wind im Flachland weiter abgeflaut. Nur an der Küste und
im höheren Bergland gab es noch Böen der Stärke 7, teilweise auf den Gipfeln
auch 8. In der zweiten Nachthälfte nimmt dann im Südwesten der Wind kräftig zu
und es gibt bis ins Flachland Böen der Stärke 7, im Bergland 8 bis 9, und in
exponierten Lagen Bft 10.

Die Nacht bleibt außer am Alpenrand und im äußersten Südosten frostfrei bei
Tiefstwerten zwischen 7 Grad und 1 Grad.


Sonntag... schwenkt der Höhentrog in Richtung auf den Kontinent und seine Achse
erreicht am Abend unseren Vorhersagebereich. Auf der Vorderseite verlagert sich
das Tief von England unter weiterer Vertiefung über die Rheinmündung nach
Norddeutschland. Sein Frontensystem überquert uns mit der Warmfront rasch von
Südwesten nach Nordosten. Die Kaltfront erreicht am Mittag den Westen und
überquert uns bis Tagesende.
Mit Durchgang des Tiefs gibt es recht kräftigen Regen. Verbreitet werden Mengen
über 10 mm, teilweise sogar über 15 mm simuliert. In den Staulagen der
westlichen und zentralen Mittelgebirge sind auch Mengen über 25 mm/12h drin
(Dauerregen). Von den Ensembles gibt aber nur Cosmo-LEPS diesbezüglich Signale.


Der Südwestwind nimmt im Warmsektor zu und es gibt auch in tiefen Lagen
stürmisch Böen. Am Nachmittag, mit Durchgang der Kaltfront, hinter der die T850
deutlich zurückgeht (auf -2 bis -4 Grad), sind auch Gewitter möglich, bei denen
mit dann auch schwere Sturmböen oder sogar orkanartige Böen (Bft 10 bis 11)
geben kann. Im Bergland gibt es Sturmböen oder schweren Sturmböen, in
exponierten Lagen mit orkanartigen oder Orkanböen zu rechnen ist (Bft 11 oder
12).
Weiterhin kommt postfrontal neben der Höhe auch am Boden kältere Luft zu uns und
die Schneefallgrenze sinkt auf etwa 600 bis 1000 m ab.
Tageshöchstwerte liegen 10 bis 13 Grad, im Norden 7 bis 9 Grad.

In der Nacht zu Montag liegen wir dann im Zentrum des Troges. Das Bodentief
zieht Richtung Baltikum ab. Die Front beeinflusst noch den Süden und vor allem
dort gibt es Schauer. Sie fallen bei einer T850 von meist -5 Grad als Schnee.
Der Wind bleibt vor allem im Süden Thema. Auf den Bergen gibt es weiterhin
starke bis stürmische Böen, exponiert auch Sturmböen oder schwere Sturmböen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Freitag und Samstag fahren die Modelle eine recht einheitliche Linie.
Hinsichtlich der Tiefentwicklung am Sonntag bestehen noch Unsicherheiten. Der
neue Lauf vom IFS und ICON gleichen sich, wenn auch ICON eine etwas weiter
südlich verlaufende Verlagerungs-Linie simuliert. Außerdem erfolgt die
Verlagerung bei IFS etwas schneller. Bei GFS verläuft die Bahn des Tiefs jedoch
auf deutlich weiter im Nordwesten liegenden Linie.
Bzgl. der Glatteissituation in der kommenden Nacht besteht eine gute
Übereinstimmung der Modelle.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich