DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-02-2019 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 07.02.2019 um 10.30 UTC



Anfangs Sturm und Regen, ab Wochenbeging zunehmend wieder winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 14.02.2019


Am Sonntag, zu Beginn des Mittelfristbereichs greift vom Atlantik ein
ausgeprägter Langwellentrog auf West und Mitteleuropa über. Korrespondierend
dazu nähert sich ein Sturmtief, Sonntag 00UTC befindet sich dieses über den
Shetland Islands mit einem Kerndruck von 970 hPa. Auf der Vorderseite des Troges
kommt es zu einer Wellenbildung und mit dieser zu einer kräftigen WLA. Das
Wellentief intensiviert sich rasch auf einem Kerndruck von unter 990 hPa und
greift in den Frühstunden auf Belgien über. Bei einem starken Druckgradienten
kommt es verbreitet zu Wind- bzw. zu Sturmböen. In exponierten Berglagen sind
auch Orkanböen denkbar.
Das Tief intensiviert sich noch etwas und verlagert sich im Tagesverlauf über
dem Emsland nach Hamburg und zieht Sonntagabend zur Ostsee hin ab. Postfrontal
fächert der Druckgradient kurzzeitig auf.

Neben dem Wind könnte gebiets- oder strichweise auch der Niederschlag
interessant werden. Bei der vorderseitigen kräftigen WLA setzten auch starke
Hebungsprozesse ein. Dabei wird strichweise im Norden, aber auch in den
Weststaulagen der Mittelgebirge 24 Stunden Summen zwischen 20 und 30 mm,
punktuell sogar mal an die 50 mm Regen in 24 Stunden simuliert.

Andere Modelle simulieren teils eine kräftigere Wellentiefentwicklung und auch
eine andere Zugbahn. Somit sind die genauen Auswirklungen / Sturmböen noch
unsicher. Andere Modelle wie das ICON oder GFS sind auch beim Timing etwas
langsamer als IFS.

Hinter der Kaltfront gelangt Deutschland wieder in den Zustrom kalter Luftmassen
aus dem Nordpolarmeer. Während am Wochenende 850 hPa Temperaturen bis +5 und
Höchsttemperaturen um 14 Grad simuliert werden, wird es bereits am Montag mit
850 hPa Temperaturen um -5 Grad wieder deutlich kühler. Auch die
Schneefallgrenze sinkt wieder ab.

Im Laufe des Sonntags verlagert sich ebenfalls das Sturmtief (Shettlands) mit
leichten Abschwächungstendenzen über der Nordsee nach Norddeutschland. Dabei
nimmt der Druckgradient über Deutschland wieder deutlich zu und es muss erneut
verbreitet mit Wind und Sturmböen aus Nordwest gerechnet werden.

Am Montag verlagert sich das ehemalige Sturmtief von Norddeutschland über
Brandenburg nach Polen. Da weiterhin positive Vorticity Advektion durch das Tief
erzeugt wird, muss mit leichten Niederschlägen gerechnet werden, die zumindest
in höheren Lagen als Schnee fallen.

Am Alpenrand kommt es ab Montag immer mal wieder bei einer straffen
Nordwestanströmung zu teils kräftigen Schneefällen, die bei dem Wind auch
verwehen können.

Über dem Atlantik hingegen wölbt sich im Tagesverlauf ein ausgeprägter
Höhenrücken von den Azoren bis nach Grönland auf und verdrängt allmählich den
Langwellentrog nach Osten. Auf der Ostflanke des Hochs bleibt die Zufuhr kalter
Luftmassen nach Mitteleuropa erhalten. Diese Konstellation Hoch Westeuropa Trog
Osteuropa bleibt bis einschließlich Mittwoch erhalten. Der Druckgradient fächert
zwar auf, insgesamt bleibt aber eine kalte und sehr lebhafte Nordwestströmung
bestehen.

Der Langwellentrog über Osteuropa füllt sich im Laufe der Woche immer mehr auf,
wobei sich einzelne Höhentiefs entwickeln. Eins soll sich am Donnerstag über dem
östlichen Mittelmeer befinden und ein weiteres über Polen. Dieses hochreichend
kalte Höhentief über Polen greift im Laufe des Donnerstag auf Ostdeutschland
über. Und sorgt für eine gewisse Labilisierung und wahrscheinlich bis in tiefe
Lagen für etwas Schnee.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Sturmtiefentwicklung am Sonntag wird nun etwas schwächer aber dafür auch
etwas schneller vom IFS simuliert. Stürmisch wird es aber dennoch verbreitet.
Auf den Bergen und an exponierten Küstenlagen sind auch orkanartige Böen
denkbar. Es gibt aber gerade im Modellvergleich anderer Wetterdienste noch große
Unsicherheiten wo und mit welcher Intensität sich das Sturmtief verlagert. IFS
bietet im aktuellen 00UTC Lauf eine sehr defensive Lösung an.

Nach Durchzug der Kaltfront in der Nacht zu Montag simulieren alle Modelle eine
rasche Abkühlung in der Höhe wie auch am Boden. Von Westen her wölbt sich ein
Höhenkeil in Richtung Mittel- und Nordeuropa auf, wodurch die Zufuhr kalter
Luftmassen aus dem europäischen Nordmeer gesichert ist.

Unsicherheiten sind vor allen am kommenden Wochenende noch recht doch, wobei mir
die aktuelle Lösung vom IFS zu schwach ausfällt.

Mit dem Durchgang mehrere Fronten frischt nicht nur der Wind auf, sondern es
kommt gebietsweise auch zu kräftigen Regenfällen. Vor allem im Norden und im
Weststau der Mittelgebirge kann es zu Dauerregen kommen. Ab Montag lassen mit
sinkender Schneefallgrenze die Niederschläge nach.

Es wird nach dem eher milden Wochenende wieder hochwinterlich kalt mit Schnee
und Glätte.

Evtl. gibt es am Alpenrand und in den Alpen nächste Woche staubedingt wieder
höhere Neuschneemengen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der operationelle IFS Lauf simuliert im Vergleich mit anderen Globalmodellen am
kommenden Wochenende eine sehr schwache Version. Es scheint weiterhin sehr große
Unsicherheiten zu geben wie und wo das "Sturmtief" über Deutschland hinwegzieht.
Die anderen betrachteten Modelle sehen die Windsituation über Deutschland am
Sonntag deutlich ernster.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In der Rauchfahne für Offenbach ist ein relativ enger Spread in der 850 hPa
Temperatur bis nächste Woche Donnerstag zu erkennen, jedoch nehmen die Ausreißer
nach Oben ab Montag immer mehr zu. Im 500 hPa Geopotenzialfeld geht der Spread
bereits ab Sonntag immer mehr auseinander.

In der Clusteranalyse gibt es 5 verschiedene Cluster. Der Operationelle Lauf
befindet sich mit insgesamt 8 Membern in Cluster 3. Der Kontrolllauf befindet
sich mit 14 Membern in Cluster 2. Es scheint aktuell noch sehr unsicher zu sein,
wie weit der Langwellentrog nach Osten vorrankommt bzw. sich der Höhenrücken
nach Nordosten ausdehnt.

Auch im Ensemble gibt es viele verschiedene Lösungen für Sonntag. Von eher
"harmlos" bis Tiefentwicklung von Type Lothar ist vieles dabei. Auch das Timing
ist aktuell noch recht unsicher.

Das Ensemble des GFS sieht ähnlich aus. Ab Donnerstag geht aber der Trend vom
GFS zu einer Erwärmung hin.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Wochenende muss mit einer verbreiteten Sturmlage gerechnet werden. Dabei gibt
es auch Hinweise auf eine kleinräumige Orkanlage (Sting Jet).

Da aber aktuell sehr große Unsicherheiten bestehen, kann man noch keine genauen
Beschreibungen zu der Sturmlage geben. Es gibt sogar Lösungen, die nur eine eher
normale Windlage simulieren, wobei die meisten Member und Modelle eine wie auch
immer geartete Sturmlage aufweisen.

Weiterhin gibt es am Sonntag Hinweise auf gebietsweise Dauerregen. Die 24 h
Summen belaufen sich dabei auf strichweise 20 bis 30 mm, lokal aber auch an die
50 mm. Aber auch da gibt es große Unsicherheiten die mit der wirklichen Zugbahn
des "Sturmtiefs" einhergehen.

An den Alpen gibt es ab Montag Hinweise auf starke Schneefälle, die mit dem
weiterhin starken Nordwestwind auch verweht werden können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX, GFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher