DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-02-2019 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 05.02.2019 um 10.30 UTC



Unbeständige, zeitweise windige und insgesamt eher milde West- bis Südwestlage.
In der neuen Woche Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 12.02.2019


In der Mittelfrist stellt sich zunächst ein mäandrierendes, insgesamt aber recht
zonales Zirkulationsmuster ein. Für Deutschland bedeutet das unbeständiges
Wetter, wobei mal mehr, mal weniger milde Meeresluft herangeführt wird. Folglich
hält sich der Winter - gemeint ist natürlich Frost und Schnee bis in mittlere
oder tiefe Lagen - ziemlich zurück. Zwar könnte sich in der kommenden Woche dann
ein blockierendes Muster ("High-over-Low") einstellen, allzu viele Hoffnungen
sollten sich die Winterfans aber nicht machen. Denn das Blocking, sofern es sich
denn tatsächlich manifestieren sollte, setzt wahrscheinlich so weit südlich an,
dass es mit viel "Höhenwärme" und eher Antizyklonalität über Deutschland
einhergeht.

Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Freitag überquert Deutschland ein
Höhentrog ostwärts und sorgt zunächst für wechselhaftes Schauerwetter. Zwar wird
rückseitig einer nach Südosten abgezogenen Kaltfront vorübergehend Polarluft
herangeführt, die ist allerdings aufgrund ihres maritimen Charakters und der
guten Durchmischung nicht sonderlich kalt, sodass Schnee nur in höheren Lagen
und an den Alpen zu erwarten ist. Dem Trog folgt im Tagesverlauf ein flacher
Rücken, der allerdings von Warmluftadvektion überlaufen wird und somit kaum
Wetterwirksamkeit entfaltet. Lediglich im Süden kann sich das Wetter spürbar
beruhigen und auch mal länger die Sonne zum Vorschein kommen. Am Boden stellt
sich eine flotte südwestliche Strömung ein, wobei zum Abend bereits die
Warmfront eines Sturmtiefs westlich der Britischen Inseln mit Regen auf den
Nordwesten des Landes übergreift. Der Wind weht vor allem im Mittelgebirgsraum
sowie im Norden und Nordwesten stark böig, Sturmböen gibt es im Bergland und an
der Nordsee.

Am Samstag gelangt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges in
eine recht kräftige südwestliche Höhenströmung. Das Sturmtief, das sich von den
Britischen Inseln nun zur Norwegischen See verlagert, nimmt die Funktion eines
steuernden Zentraltiefs ein. Wir befinden uns zunächst im Warmsektor des Tiefs.
Die Kaltfront erreicht allerdings schon morgens den Nordwesten und überquert die
Nordhälfte auch recht zügig ostwärts. Nachfolgend orientiert sich die Front aber
quasi strömungsparallel, wird über der Mitte sogar leicht rückläufig. Ursache
ist eine Welle, die sich vor der Bretagne entwickelt, in der südwestlichen
Strömung sehr schnell über Nordfrankreich östwärts geführt wird und Deutschland
am Abend von Westen erreicht. Unklar, ist ob die Welle zu einem abgeschlossenen
Wellentief heranreift, wie es der letzte IFS-Lauf andeutet. Wie auch immer, es
steht ein weiterer unbeständiger Wettertag ins Haus, mit teils schauerartig
verstärkten Regenfälle, die sich besonders auf die Kaltfront konzentrieren.
Leichter Hochdruckeinfluss beschert nur dem Süden niederschlagsfreies, an den
Alpen gar sonniges Wetter. Am Boden verschärft sich der Gradient noch etwas. Mit
Ausnahme des äußersten Südens und Südostens ist verbreitet mit starken Böen zu
rechnen. Sturmböen beschränken sich wohl erst auf das Bergland und die Nordsee,
könnten an der Kaltfront aber durch vertikalen Impulstransport durchaus auch im
Tiefland auftreten. Im Warmsektor gelangt ein Schwall sehr milder Subtropikluft
ins Land und auch die Polarluft hinter der Kaltfront verdient ihren Namen
eigentlich nicht. Was folgt sind verbreitet zweistellige Höchsttemperaturen.

Am Sonntag zieht das Wellentief in der weiterhin strammen und recht glatten
südwestlichen Höhenströmung rasch über die nördliche Mitte hinweg. An der
Nordflanke kann es für ein paar Stunden mal kräftiger regnen, die
Wahrscheinlichkeit für das Überschreiten von Warnschwellen für Stark- und/oder
Dauerregen scheint nach jetzigem Stand aber eher gering, ist selbstverständlich
aber auch stark abhängig von der Ausprägung der Wellenstörung. Selbige
Unsicherheit gilt auch für die Windentwicklung mit möglichen Sturmböen bis ins
Tiefland an der Südflanke der Welle. Bis zum Abend erreicht die Kaltfront
rückseitig mit leichtem Regen den Süden, um dort wieder ins Schleifen zu
geraten. Der äußerste Südosten bekommt von all der Wetteraktivität kaum etwas
mit, unter leichtem Hochdruckeinfluss bleibt es trocken und teils freundlich.
Kaltfront hin oder her, verbreitet zumindest knapp zweistelligen
Höchsttemperaturen steht auch am Sonntag wenig im Wege.

Am Montag nähert sich von Westen ein Trog, der in seinem Südteil über die
Pyrenäen ins westliche Mittelmeer abtropft und mit seinem Residuum Deutschland
im Norden recht schnell, im Süden deutlich verzögert ostwärts überquert. Das
korrespondierende Bodentief (defacto ein weiteres Randtief des steuernden
Zentraltiefs über Skandinavien) wird von den Modellen noch unterschiedlich
simuliert. Wahrscheinlich zieht es aber vom Kanal über die Nordsee entweder über
Norddeutschland oder Jütland ostwärts. Das damit verbundene Frontensystem bringt
zeitweilige Regenfälle, die im Trogbereich in Schauer übergehen. Die
Niederschläge gehen in der von Nordwesten einsickernden maritimen Polarluft in
höheren Lagen in Schnee über. Es bleibt insgesamt windig, Sturmböen sollten sich
aber meist auf das Bergland und die Küste beschränken. Es ist nicht mehr ganz so
mild, die "10 + x" ziehen sich in die Regionen entlang des Rheins zurück, in der
Nacht zum Dienstag wird es bei gebietsweisem Frost teilweise ziemlich glatt.

Am Dienstag stößt zwischen dem abziehenden Trogresiduum und dem abgetropften
Höhentief über dem westlichen Mittelmeer ein Höhenkeil nach Mitteleuropa vor.
Dieser führt zu einem Druckanstieg am Boden, was sich in einer von den Azoren
über West- bis nach Mitteleuropa reichenden Hochdruckzone manifestiert. So
richtig freundlich wird es aber nicht. Zum einen stellt sich an den Alpen
zumindest vorübergehend so etwas wie eine Stausituation ein, leichte Schnee- und
Regenfälle sollten aber im Tagesverlauf abklingen. Zum anderen sorgt
Warmluftadvektion für großräumige Hebung und ausgedehnte Wolkenfelder, hier und
da - bevorzugt nach Norden zu - sogar für etwas Regen.

In der erweiterten Mittelfrist wölbt sich über Westeuropa ein umfangreicher
Höhenrücken auf, dessen Achse im Verlauf nach Skandinavien vorstößt.
Möglicherweise bildet sich nachfolgen sogar eine abgeschlossene Antizyklone über
West- oder Mitteleuropa, die zusammen mit den abgetropften Höhentief über dem
Mittelmeer Teil einer weit nach Süden verschobenen
"High-over-Low"-Blockingsituation darstellt. Man könnte die daraus folgende
Großwetterlage als nördliche oder antizyklonale Westlage bezeichnen, die für
Deutschland ruhiges, teils freundliches und mildes, teils aber auch nebliges
Wetter bedeuten würde, wobei der Norden gegen den Vorstoß atlantischer
Frontensystem nicht ganz gefeit wäre.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Hinsichtlich der Entwicklung der Großwetterlage kann die Konsistenz der neusten
IFS-Läufe als gut bezeichnet werden. Somit muss am gestrig skizzierten
Vorhersagekonzept einer unbeständigen, zeitweise windigen und überwiegend eher
milden Wetterlage nicht viel "gerüttelt" werden. Im Detail ergeben sich
allerdings durchaus Unterschiede. So soll im Gegensatz zu den zurückliegenden
Läufen nach dem neusten IFS-Lauf (00 UTC) am Sonntag ein intensiveres Randtief
in der südwestlichen Strömung über Deutschland hinweg gesteuert werden, was im
Norden etwas mehr Regen, in der Mitte und im Süden mehr Wind (Sturmböen bis ins
Tiefland) bedeutet.
Zur neuen Woche wird er von Westen übergreifende Trog etwas unterschiedlich
simuliert. Insbesondere die Fragestellung, ob und wie der Trog in seinem Südteil
abtropft und damit in welcher Ausprägung und mit welchem Timing er auf
Deutschland übergreift, scheint noch nicht beantwortet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich kommendes Wochenende rechnen auch die anderen Globalmodelle
mit einer ähnlichen Entwicklung der Großwetterlage (überwiegend unbeständige,
recht milde zyklonale West-/Südwestlage). Allerdings scheinen GFS und ICON im
Vergleich zu IFS weniger "Freude" an Wellen- bzw. Randtiefs zu haben. So fehlt
sowohl bei GFS als auch bei ICON das von IFS am Samstag und Sonntag
apostrophierte Wellentief. Zu Beginn der kommenden Woche wird das Übergreifen
des Troges von Westen unterschiedlich simuliert. Zwar scheint es mittlerweile
recht sicher, dass der Trog abtropft und nur noch das Residuum über Deutschland
hinwegschwenkt, allerdings scheint das Timing und die Ausprägung des Troges
unklar. Bei GFS und GEM geht der Trogvorstoß beispielsweise mit
mitteltroposphärisch deutlich kälterer Luft einher, wonach Schnee bis in
mittlere oder gar tiefe Lagen möglich wäre am Montag und Dienstag.
In der erweiterten Mittelfrist gehen alle gängigen Modelle von einer eher
antizyklonalen Wetterlage aus, wobei es gerade für das Temperaturniveau
entscheidend ist, welche Luftmasse vorher eingeflossen ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Auch im IFS-EPS spiegelt sich die zyklonale West- bis Südwestlage bis zum
kommenden Montag wieder (Auf-und-Ab im Geopotential und in der
850-hPa-Temperatur und recht deutliche Niederschlagssignale). Dabei ist die
Bündelung der 850-hPa-Temperaturen und des Geopotentials bis einschließlich
Sonntag sehr eng. Danach nimmt die Streuung deutlich zu. In der Offenbacher
Rauchfahne beträgt der Spread der insgesamt zurückgehenden 850er Temperaturen am
Montag und Dienstag bereits knapp 15 K (Unsicherheit im Timing des Trogvorstoßes
und der advehierten Luftmasse). Die meisten Member bewegen sich aber in einem
Bereich zwischen -3 und -7 Grad, was im Hinblick auf die Durchmischung nur in
höheren Lagen Winterwetter bedeuten würde. In der erweiterten Mittelfrist nimmt
der Spread in der Temperatur weiter zu, während die Mehrheit der Member einen
deutlichen Geopotentialanstieg und Rückgang der Niederschlagsaktivität
signalisiert. Das bedeutet, der Übergang zu einer antizyklonal geprägten
Wetterlage ist recht sicher, nicht aber, welche Luftmassen dabei beteiligt sein
werden.

Ähnliche Aussagen kann man auch auf Grundlage der Clusteranalyse treffen.
Freitag und Samstag werden 2 Cluster simuliert, die aber keine
prognoserelevanten Unterschiede für Deutschland aufweisen. Von Sonntag bis
Dienstag sind es dann bereits 4 Cluster. 3 der 4 Cluster zeigen ein
blockierendes Regime mit gewissen Unterschieden in der Ausrichtung des Rückens
über dem Ostatlantik und Westeuropa und in Ausprägung der vorgelagerten Troges.
1 Cluster (inkl. det. Lauf) wird mit dem Label "positive NAO" ausgestattet, weil
der Rücken in seinem Nordteil etwas rascher abgehobelt wird. In der erweiterten
Mittelfrist werden 5 Cluster angeboten. 2 Cluster (23 Member) wollen ein Bocking
mit einer Antizykonen über dem nördlichen Mitteleuropa oder Südskandinavien. 2
weitere Cluster (21 Member, inkl. det . Lauf) simulieren eine Art nördliche bzw.
antizyklonale Westlage. Der übrig gebliebene Cluster mit nur 7 Membern
favorisiert im Gegensatz dazu eine zyklonale Westlage.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


STURM:
Ab Freitag bis einschließlich Sonntag stehen vor allem der Nordwesthälfte
windige Zeiten bevor.
Für Freitag liefern die probabilistischen Verfahren erhöhte Wahrscheinlichkeiten
für Sturmböen in höheren Mittelgebirgslagen sowie an der Nordsee und im
angrenzenden Binnenland.
Am Samstag wird der Höhepunkt der Windentwicklung erwartet. Dann können mit
Ausnahme des äußersten Südens und Südosten verbreitet Sturmböen auftreten. Auch
der EFI springt an diesem Tag in den entsprechenden Regionen an.
Je nach Entwicklung des Wellentiefs könnten in der Nacht zum Sonntag bis
Sonntagvormittag in einem Streifen vom Westen und Südwesten bis in den Osten
wiederholt Sturmböen auftreten.
Im weiteren Verlauf simuliert das IFS-EPS noch geringe Wahrscheinlichkeiten für
Sturmböen in der Nordwesthälfte, wahrscheinlich sind sie aber nur noch an der
See oder im höheren Bergland.

SCHNEE:
Am Freitag rechnet das COSMO-LEPS geringe Wahrscheinlichkeiten für mehr als 10
cm Neuschnee in 12 Stunden im Oberallgäu, am restlichen Alpenrand sowie in
höheren Lagen der Mittegebirge sind allenfalls leichte Schneefälle zu erwarten.
Am Montag und Dienstag sind an den Alpen wieder Schneefälle möglich, die
Wahrscheinlichkeit für markante Neuschneemengen wird aber gering eingeschätzt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZ, IFS, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser