DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-02-2019 17:01
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.02.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Norden anfangs windig, in der Nordwesthälfte etwas Niederschlag, meist Regen
oder Schneeregen, lokal gefrierender Regen nicht ausgeschlossen. Im Süden
gebietsweise strenger Frost und Nebel mit Reifglätte.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland zwischen tiefem Geopotential, das weite Teile
Skandinaviens überdeckt und einem abgetropften Höhentief südlich von Sizilien,
das sich sehr zögerlich nach Südosten verlagert. Die Südflanke des tiefen
Geopotentials, die etwa von der Nordsee bis zum Baltikum verläuft, bildet die
aktuell wieder recht weit nördlich verlaufende Frontalzone. Diese ist stark
mäandrierend ausgeprägt, wobei ein kurzwelliger Trog in der Nacht über den
Norden hinwegzieht. Seine Achse erreicht zu Beginn der Nacht die Weser, danach
wird der Trog durch rückseitig einfließende Kaltluft wieder regeneriert und es
bildet sich eine zweite Trogachse aus, so dass zum Datumswechsel eine schwach
ausgeprägte Doppelachsenstruktur zu erkennen ist, wobei die erste etwa die
Magdeburger Börde erreicht, die zweite dagegen auf die niederländische Küste
übergreift. Zum Morgen hat die zweite Achse deutlich die Oberhand gewonnen, sie
erstreckt sich von Schleswig-Holstein nach Süden bis etwa nach Thüringen. Mit
dem beschriebenen Kurzwellentrog korrespondiert ein kleinräumiges Tief, welches
in der Nacht von der nördlichen Nordsee bis etwa zum Oslofjord zieht. Da es
weitgehend senkrecht unter dem beschriebenen Trog liegt und damit aus der Höhe
kein nennenswertes Entwicklungspotential mehr aufweist, bleibt der Kerndruck in
der Nacht weitgehend konstant bei etwas unter 1005 hPa (laut ICON, ähnlich
simuliert von EZ 00 UTC). An das Tief ist eine Okklusion geknüpft, welche zu
Beginn der Nacht auf den Nordwesten übergreift und an die sich eine Warmfront
über Frankreich und eine Kaltfront über dem Westausgang des Ärmelkanals
anschließen, wobei letztere ausgangs der Nacht als Warmfront eines großräumigen
Tiefs über dem Nordatlantik rückläufig wird. Schon im Vorfeld des Frontensystems
kommt es zu Beginn der Nacht im Nordwesten zu Niederschlägen. Die Niederschläge
überqueren den Norden bis zum Morgen ostwärts und erreichen ausgangs der Nacht
Vorpommern. Daran anschließend kommen sie etwa bis zu einer Linie Altmark -
Kölner Bucht voran (ICON, GFS, EZ und EURO4 zeigen eine etwas langsamere
Verlagerung), wobei sich die Niederschlagsfelder in den Modellen sehr diffus
zeigen und die Niederschlagmengen teils kaum messbar sein werden. Dies ist
insofern von Bedeutung, als die genannte Linie auch in etwa den Bereich, in dem
in der Mitte und im Südosten Frost zu erwarten sind, vom frostfreien Norden und
Nordwesten trennt. Insofern kann entlang dieser Linie in den Frühstunden
gefrierender Regen nicht gänzlich ausgeschlossen werden, allerdings ist eine
kritische Situation wegen der angesprochenen äußerst geringen Niederschläge
nicht zu erwarten. Glatt kann es auch, zumindest zeitweise, von der Ostsee bis
nach Ostwestfalen werden, da hier die Niederschläge zumindest zeitweise als
Schneeregen fallen können (Temp bis -10 Grad feucht mit entsprechend hoher Zahl
an Eiskeimen; der bei positiven Temperaturen zwar nicht liegen bleibt, aber zu
Glätte durch etwas Schneematsch führen kann). Da im Norden mit der Frontpassage
und der Verlagerung des Tiefs der Gradient vorübergehend etwas anzieht, lebt
auch der Wind auf, was am Abend und in der Nacht an den Küsten Sturmböen
bedeutet, ICON und seine Derivate sind dabei besonders aggressiv und zeigen in
der Deterministik wie auch in der Probabilistik geringe Wahrscheinlichkeiten für
schwere Sturmböen. Hier sind EZ, aber auch COSMO-D2 etwas zurückhaltender.

Im Süden zeigt sich das Wetter insgesamt ruhiger, beeinflusst hier doch eine
langgestreckte Hochdruckzone das Geschehen, die sich von der Iberischen
Halbinsel über den Alpenbogen bis nach Osteuropa erstreckt. Da es dadurch von
den Alpen bis zur Neiße oft klar ist (allenfalls ziehen ein paar hohe und lokal
auch mittelhohe Wolkenfelder durch), kann es dort stark ausstrahlen. In der
Folge sinken die Temperaturen südlich einer Linie Stettiner Haff - Eifel in den
Frostbereich, im Südosten ist über Schnee strenger Frost unter -10 Grad
zumindest gebietsweise zu erwarten. Dies bedeutet insbesondere zwischen Main und
Alpen bei Taupunkten um -9 Grad eine hohe Nebelneigung, wobei es im Falle von
Nebelbildung dann auch zu starken Reifablagerungen kommen dürfte.

Dienstag ... zieht die Okklusion im Norden allmählich ostwärts ab, im Süden
erreicht sie den Voralpenraum, wobei sie dort in den hohen Druck der
Hochdruckbrücke läuft und an Wetterwirksamkeit verliert. Die Achse des sich
etwas amplifizierenden Höhentroges überquert die Osthälfte Deutschlands im Laufe
des Vormittags. Dahinter kann ein Hochkeil auf Deutschland übergreifen, dessen
Achse bis zum Abend die Nordsee erreicht (und in dessen Vorfeld im 850er Niveau
schon deutliche WLA zu verzeichnen ist. Liegen die Maxima im Westen am Morgen
noch um -3 Grad, steigen sie bis zum Abend auf +3 Grad). Durch den sich
nähernden Rücken steigt auch im Nordwesten der Luftdruck wieder etwas an. Die
Niederschläge aus der Nacht ziehen am Vormittag ebenfalls nach Osten ab, neben
dem Osten Brandenburgs und Vorpommerns kann es allenfalls in den Mittelgebirgen
noch leichte Niederschläge geben (ICON, EZ, EURO4). Der Luftdruckanstieg sorgt
auch für ein Auffächern des Gradienten. Damit können warnwürdige Böen Bft 7
allenfalls noch im Umfeld der Ostsee auftreten. Ansonsten werden keine
Windwarnungen zu erwarten sein. Über dem Süden Deutschlands bildet sich im
Bereich der Hochdruckbrücke ein abgeschlossenes Hoch, das am Abend in Südbayern
einen Druck von über 1030 hPa aufweisen soll, damit ist auch klar, das westlich
es Druckmaximums die Front als Warmfront wieder rückläufig wird, wenn auch nur
zögerlich und vorerst ohne nennenswerte Wetterwirksamkeit. Da damit auch dort
sehr windschwache Bedingungen vorherrschen, wird es der Nebel aus der Nacht
heraus schwer haben, sich aufzulösen. Teils ist dies erst am späten Vormittag,
teils auch erst am Nachmittag der Fall, teils bleibt die hochnebelartige
Bewölkung ganztags vorhanden. Außerhalb von Nebel/Hochnebel wird der Dienstag im
Süden aber ein sonniger Tag, wobei die größten Chancen auf Sonne vom Schwarzwald
bis zu den Alpen bestehen, im Norden sind Wolkenlücken dagegen ebenfalls selten.
Im Dauernebel liegen die Maxima obendrein nur zwischen -5 und 0 Grad. Auch in
Ostsachsen bis hoch zur Lausitz wird es wohl schwierig die 0 Grad Grenze zu
knacken. Sonst liegen die Maxima in der Spitze bis 7 Grad (Emsland und
Oberrhein).

Ausgangs der Nacht auf Mittwoch erreicht die Achse des Höhenrückens die Deutsche
Bucht und den Westen, Deutschland liegt somit weiterhin weitestgehend
vorderseitig der Achse unter dem Höhenrücken. Dabei lässt sich in der Nacht die
Warmfront über dem Süden deutlich erkennbar im Theta-feld als Warmfront an ein
steuerndes Zentraltief südwestlich von Island anbinden. Ausgangs der Nacht
greift diese Warmfront dann von Westen her auf den Nordwesten Deutschland über,
die im Vorfeld aufkommende mehrschichtige Warnfrontbewölkung ist je nach Modell
schon am Vorabend (EZ, GFS, EURO4) oder in der Nacht (ICON) von Nordwesten her
zu erwarten. Entsprechend setzen die mit der Front verbundenen Regenfälle bei
ICON (und auch bei EURO4) etwas später ein als bei EZ oder GFS. Klar ist aber,
dass mit Annäherung der Front die 850er Temperaturen weiter steigen und am
Morgen nur noch im äußersten Osten unter null Grad liegen, und dass der Wind im
Nordwesten wieder auffrischt. Allerdings scheinen warnwürdige Böen Bft 7 bis zum
Morgen allenfalls in Nordfriesland und allenfalls mit geringer
Wahrscheinlichkeit aufzutreten. Im großen Rest des Landes ist die Nacht ohnehin
noch hochdruckdominiert und häufig wolkenarm. Vereinzelt bildet sich dichter
Nebel, entlang und südlich der Donau, sowie am Bodensee tritt dieser verbreitet
auf. Während im Nordwesten und Norden die Nacht weitgehend frostfrei verläuft,
wird im Rest des Landes leichter bis mäßiger Frost erwartet. Vornehmlich entlang
und südlich der Donau bringen die Verbindung von Schnee, kaum Wind und vielfach
wolkenfreiem Himmel strenge Nachtfröste unter -10 Grad hervor.

Mittwoch ... wandert die Achse des Höhenrückens bis zum Abend ostwärts über
Deutschland hinweg, sodass der Nordwesten zunehmend unter leicht zyklonalen
Einfluss gerät. Dabei ist weiter WLA aktiv und die 850er Temperaturen steigen
auch im Osten auf Werte um 2 Grad, im Westen auf Werte um 6 Grad. Die Warmfront
überquert den Norden bis nach Vorpommern, allerdings könnte man das gesamte
Frontensystem bis nach Westfrankreich auch als schon okkludiert betrachten, da
sich im Theta-Feld nur noch eine Warme Schliere von der Ostsee über den Norden
Deutschlands bis nach Westfrankreich zieht. Wie auch immer: Das Frontensystem
liegt in einer hoch reichenden südwestlichen Strömung über Westeuropa und zeigt
dabei Tendenzen zur Wellenbildung, was auch an der Kontur des atlantischen
Langwellentroges liegt. Da dieser durch rückseitig einfließende Kaltluft
verstärkt wird und etwas nach Süden ausgreift, wird die Höhenströmung im
500-hPa-Niveau sogar etwas antizyklonal. Damit wird ein Übergreifen der Front
auf den Westen Deutschlands verhindert. Als Konsequenz wird der Mittwoch in der
Nordwesthälfte ein grauer Tag und vor allem im Norden fällt zeitweise Regen, der
die Mittelgebirgsschwelle aber nur bei EZ touchiert. Dagegen sehen ICON und GFS
den Regen ausschließlich in der Norddeutschen Tiefebene.
Einig sind sich die Modelle bei lebhaftem Wind im Norden, der aber
voraussichtlich nicht warnwürdig wird (Ausnahmen: Brocken, eventuell
Nordseeumfeld). Weiter nach Süden dominiert ohnehin noch Hochdruckeinfluss, es
ist entsprechend windschwach, Nebel hält sich teils zäh und gebietsweise
herrscht leichter Dauerfrost. Wenn sich im Süden der Nebel auflöst ist es zwar
freundlich, aber nicht warm. Das gilt eher für den Westen, wo die Maxima auf bis
zu 10 Grad steigen können.

In der Nacht zu Donnerstag wird die Höhenströmung vor dem atlantischen
Langwellenrücken noch antizyklonaler, es bildet sich über der Nordsee sogar ein
flacher rücken aus. Damit wird die Spitze des Langwellentroges noch markanter,
an ihrer Vorderseite kommt es durch PVA zu massiver Hebung, die bis zum Boden
durchgreift und über der nördlichen Nordsee ein kleinräumiges Bodentief
entstehen lässt. Im Vorfeld dieses kleinräumigen Tiefs wird die Warmfront noch
etwas weiter nach Norden gedrückt, allerdings dreht auch seiner Südflanke die
Strömung rasch auf West und damit greift die Kaltfront/Okklusion schon in der
zweiten Nachthälfte auf den Westen über. Im Detail erscheinen die Abläufe noch
unsicher, dies bezieht sich auf die Lage und Ausprägung des Tiefs und in der
Folge auch auf die genaue Druckkonstellation und damit auch auf die
Windsituation. Darüber hinaus auf die Niederschläge, ihre Verteilung, Intensität
aber auch ihre Phase. ICON zeigt auch im neuen Lauf relativ viele gefrierende
Regensymbole im Westen, was den dort in diesem Modell verbreitet um -2 Grad
liegenden Minima geschuldet sein dürfte. Zukünftige Modellläufe werden hier
hoffentlich Klarheit bringen. Im Südosten merkt man von dem ganzen Geschehen
kaum etwas. Bei häufig wolkenarmen Verhältnissen gibt es erneut leichte bis
mäßige, im Alpenvorland zum Teil auch strenge Nachtfröste.

Donnerstag ... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Troges über
Großbritannien und Südwesteuropa in einer südwestlichen Höhenströmung mit der
recht milde Luft zu uns geführt wird. Von Westen her nähert sich eine Kaltfront,
die zwar zu Wellenbildung neigt, aber trotzdem den Norden bis zum Abend
überquert. Im Süden hängt die Front noch zurück und liegt am Abend über dem
Südwesten. Rückseitig der Kaltfront wird etwas kühlere Luft nach Deutschland
geführt, die Niederschläge fallen aber meist in flüssiger Form.



Modellvergleich und -einschätzung
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ICON prognostiziert in der kommenden ersten Nachthälfte in exponierten
Nordseelagen einzelne Böen Bft 10 und liegt damit höher als der Rest der
Modellwelt und Verfahren.

Das Übergreifen von Wolken- und Niederschlagsfeldern in der Nacht auf Mittwoch
und am Mittwoch selbst, wird im Vergleich zu GFS und EZ, von ICON langsamer
vorhergesagt.

Weitere Unterschiede wurden im Text angesprochen. Insbesondere die Entwicklungen
in der Nacht zu Donnerstag müssen als unsicher betrachtet werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas