DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-02-2019 09:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.02.2019 um 10.30 UTC



Leicht wechselhaft, vor allem im Norden und Westen gelegentlich Regen, dabei
Milderung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 10.02.2019


Am Mittwoch liegt Deutschland unter einem Höhenrücken, der von der Frontalzone
bis Donnerstag allmählich südostwärts geführt wird, wodurch sich eine
südwestliche Strömung einstellt. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich
unter Abschwächung vom östlichen Mitteleuropa zur Ukraine und macht den Weg frei
für frontale Prozesse, die zunächst auf den Norden und am Donnerstag auch auf
den Westen mit gelegentlichem Regen übergreifen. Dabei setzt zunächst im
Nordwesten eine Milderung ein, die bis Donnerstag auch die mittleren Gebiete
erfasst. Nur ganz im Südosten und in einigen geschützten Tallagen des östlichen
Berglandes kann sich noch leichter Dauerfrost halten. Der Wind ist, abgesehen
von einigen Küstenabschnitten vor allem an der Nordseeküste und höheren
Berglagen meist noch nicht warnrelevant, allenfalls exponiert können einzelne
stürmische Böen auftreten. In den Nächten sollte es abgesehen vom Südosten und
von höheren Berglagen dann schon weitgehend frostfrei bleiben.
Am Freitag greift ein Trog auf Deutschland über. Mit diesem erfassen
Niederschläge, die zusehends konvektiv geprägt sind, auch die östlichen und
südlichen Landesteile. Oberhalb von 600 bis 800 m fallen die Niederschläge
wieder als Schnee, in höheren Staulagen der Mittelgebirge kann es mit geringer
Wahrscheinlichkeit um 5 cm Schnee geben. Aufgrund der relativ guten
Durchmischung setzt sich die trogbedingte Abkühlung kaum in tieferen Lagen
durch. In der Nacht zum Samstag schiebt sich ein flacher Rücken nach
Mitteleuropa vor, der allerdings von Warmluftadvektion überlaufen wird.
Hierdurch setzt im Nordwesten und Westen erneut Regen ein.
Am Wochenende verbleibt Deutschland unter einer west- südwestlichen Strömung,
die zum Sonntag hin wahrscheinlich noch etwas aufsteilt. Während am Samstag
zeitweise Regen, der an eine Warmfront gekoppelt ist, von Nordwesten und Westen
auch auf den Osten und Süden ausgreift, ist am Sonntag der Regen eher auf den
Nordwesten und Westen beschränkt, wodurch dort in den Mittelgebirgen die
Schneedecke weitgehend abschmelzen dürfte. Am Samstag setzt im Nordwesten,
danach auch in den anderen Gebieten eine leichte Gradientverschärfung ein,
wodurch warnrelevante Böen im Nordwesten und Westen sowie durch leichten Föhn an
den Alpen wahrscheinlicher werden als bisher. Vor allem an der Nordseeküste
sowie in höheren Berglagen muss dann mit Böen bis Sturmstärke gerechnet werden;
exponiert sind schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Dabei wird der Sonntag
der mildeste Tag; gebietsweise sind Temperaturmaxima um oder etwas über 10 Grad
möglich.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum nähert sich ein kräftigerer
Trog Mitteleuropa, der aber vorher zum westlichen Mittelmeer austropft. Der
Resttrog überquert das Vorhersagegebiet allmählich ostwärts. Im Bodendruckfeld
entwickelt sich eine Hochbrücke, in deren Bereich die Luftmasse zur Ruhe kommt.
Tendenziell lässt die Niederschlagstätigkeit nach, wobei die Schneefallgrenze
dann zwischen 600 und 800 m liegt. Die Temperaturen gehen leicht zurück; bei
Aufklaren ist dann in den Nächten durchweg wieder leichter bis mäßiger Frost zu
erwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen
Modellläufen weitgehend konsistent. Erst am Sonntag ergeben sich
Phasenunterschiede in Bezug auf den dann auf Westeuropa übergreifenden Trog, den
der 00 UTC-Lauf des Vortages etwas rascher nach Osten vorankommen ließ. Die
Verzögerung dieses Troges, die im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
deutlicher sichtbar wird und auch den Austropfprozess dieses Troges betrifft,
hat ein gegenüber weiter zurückliegenden Modelläufen ein bis hin etwa zur
Wochenmitte verzögertes Einsetzen der Wetterberuhigung zur Folge.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den verfügbaren Modellen. Am Freitag wird der o.g. Trog von GFS und
erst recht von ICON rascher nach Osten verlagert als von EZMW, wogegen das
Modell des kanadischen Wetterdienstes eher die "langsamere" Variante nach EZMW
stützt. Am Samstag zeigen aber alle Modelle durchweg eine west- südwestliche
Strömung.
Ähnlich verhält es sich mit dem am Sonntag auf Westeuropa übergreifenden Trog.
Diesen erwartet ICON unter deutlicher Verschärfung dann bereits über
Deutschland. GFS flacht diesen Trog dagegen ab und verlagert diesen bereits nach
Polen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erfolgt nach GFS eher eine
Wetterberuhigung als nach den anderen Modellen. EZWM erwartet eine noch leicht
zyklonal geprägte westliche Strömung mit antizyklonalem Einfluss vor allem in
Süddeutschland, der auch beim kanadischen Modell zu finden ist. Nach letzterem
Modell weist die Strömung jedoch einen leichten Südwesteinschlag auf. Somit
liefert keines der Modelle Hinweise auf einen erneuten Wintereinbruch.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung und setzt auf eine vor
allem im Süden Deutschlands leicht antizyklonal geprägte Milderung. Hinweise auf
eine Abkühlung werden allenfalls von Einzellösungen geboten. Zahlreiche Signale,
die auf meist schwache Niederschläge hindeuten, lassen einen eher leicht
wechselhaften Wettercharakter erwarten.
Das EPS des EZMW ergibt ein weitgehend ähnliches Bild; allerdings mit einem im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum tendenziell abnehmenden
Temperaturniveau. Die Einzellösungen werden bis H + 240 in drei Cluster
untergliedert, wobei das oben beschriebene Szenario mit einer Wetterberuhigung
ab der Wochenmitte etwa von einem Drittel der Member gestützt wird. Etwas mehr
EPS-Läufe sehen den schwachen antizyklonalen Einfluss etwas früher, d.h. am
Dienstag und bringen zur Wochenmitte wieder mehr Zyklonalität ins Spiel. Am
wenigsten wahrscheinlich, aber immerhin von 14 Einzelläufen gestützt ist eine
erneute Blockierung über dem Nordmeer und Fennoskandien, was daher nicht
ausgeschlossen werden kann.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Aufgrund einer Hochdruckrandlage sind bis einschließlich Freitag allenfalls an
der Nordseeküste sowie auf exponierten Berggipfeln der nördlichen und westlichen
Mittelgebirge einzelne stürmische Böen, exponiert vielleicht auch Sturmböen, zu
erwarten. Am Wochenende wird die Wahrscheinlichkeit für Böen bis Sturmstärke in
exponierten Berglagen größer, wobei durch leichten Föhn auch auf Alpengipfeln
Sturmböen auftreten können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann