DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-02-2019 08:30
SXEU31 DWAV 020800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.02.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
T M
Heute anfangs im westlichen Bergland und tagsüber vor allem im Osten und
Südosten teils gefrierender Regen, hierdurch Glatteis, örtlich unwetterartige
Auswirkungen nicht ausgeschlossen. In einem Streifen von der Altmark über das
östliche und südliche Niedersachsen bis nach Ostwestfahlen Schneefall, in der
Nacht zum Sonntag nachlassend. Dann aber von den Alpen nordostwärts über den
Bayerischen Wald bis zum Erzgebirgsraum ausgreifend Schneefall, bis Sonntagfrüh
bis ins Alpenvorland ausgreifend bereits 10 bis über 15 cm Neuschnee. Außerdem
verbreitet Glätte, vereinzelt noch durch gefrierenden Sprühregen, gebietsweise
durch überfrorene Nässe.
Am Sonntag Schneefälle bis auf die Lausitz ausgreifend, von den Alpen über
Niederbayern hinweg bis in den östlichen Mittelgebirgsraum 10 bis 15 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden, in Staulagen auch darüber. In der Nacht zum
Montag allmählich nachlassende Schneefälle, bis dahin aber noch einige, in
Staulagen auch mehr als 5 cm Neuschnee. Außerdem verbreitet Glättegefahr durch
überfrorene Nässe.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines Troges, der sich von
Ostgrönland über die Britischen Inseln hinweg bis ins westliche Mittelmeer
erstreckt und nach Süden hin abzutropfen beginnt. Die vorderseitige
süd-südwestliche Strömung bleibt über den östlichen Teilen Deutschlands
bestehen. Mit dieser wird das flache Tief, das sich zuvor nördlich der Alpen
entwickeln konnte nordostwärts gesteuert und erreicht bis zum Abend
Nordwestpolen. An der Nord- und Westflanke dieses Tiefs greifen Niederschläge
von den mittleren Teilen Deutschlands vom östlichen NRW über das östliche und
südliche Niedersachsen hinweg bis nach Mecklenburg aus. In tieferen Lagen fällt
vor allem nach Nordosten hin Regen oder Schneeregen, die Schneefallgrenze dürfte
sich bei 200 bis 400 m bewegen, oberhalb davon kann es einige, im Harz und im
Bergland Südniedersachsens in Staulagen auch um 5 cm Neuschnee geben. Allerdings
sind im Bereich des ausgedehnten Tiefs die Luftdruckgegensätze schwach, so dass
kaum dynamische Unterstützung geboten wird.
Bedingt durch die an der Westflanke des Bodentiefs einsetzenden schwachen
nördlichen Strömung gehen die Temperaturen tendenziell leicht zurück und bewegen
sich zwischen 0 und 3 Grad. Oberhalb von 600 m hält sich leichter Dauerfrost.
Nur in tieferen Lagen West- und Süddeutschlands sind 4 bis 6 Grad möglich.
In der Nacht zum Sonntag vollendet sich der o.g. Austropfprozess. Gleichzeitig
nähert sich vom Ostatlantik kommend ein Höhenrücken. Durch diesen wird ein Keil
gestützt, der sich über die Britischen Inseln hinweg nordwärts erstreckt.
Zwischen diesem Keil und der sich vom Tief südlich der Ostalpen zu dem Tief vor
Estland erstreckenden Tiefdruckrinne kann sich in den unteren
Troposphärenschichten die Strömung ein wenig verstärken, so dass leichtes
Aufgleiten einsetzt. Dieses wird durch Stau an den Alpen verstärkt, so dass vom
Alpenrand über den Bayerischen Wald hinweg bis in den Erzgebirgsraum hinein
Schneefälle einsetzen, wodurch bis ins Alpenvorland hinein bereits 10 bis 15 cm
Neuschnee zusammenkommen können. Auch in einem Bereich, der sich vom östlichen
Mittelgebirgsraum bis nach Süddeutschland erstreckt, fällt zeitweise Schnee,
wobei es in diesen Regionen jedoch nur für wenige Zentimeter Neuschnee reicht.
Unterhalb von 400 m fällt noch meist Schneeregen oder zumindest nasser Schnee.
Auch an den Nordseiten der westlichen und zentralen Mittelgebirge kann es einige
Zentimeter Schnee geben. In tieferen Lagen Südwestdeutschlands und in einigen
Regionen im Nordosten Deutschlands bleibt es weitgehend frostfrei. Ansonsten ist
leichter Frost zu erwarten, wodurch Glättegefahr besteht.

Sonntag... greift der nach dem o.g. Austropfprozess verbliebene Resttrog auf
Deutschland über. Der nachfolgende Höhenrücken schwenkt ostwärts, wodurch sich
der korrespondierende Bodenkeil nach Deutschland hereinschiebt. Hierdurch wird
die o.g. Tiefdruckrinne nach Polen abgedrängt, so dass die Aufgleitprozesse an
der Westflanke dieser Rinne zwar nordostwärts ausgreifen, aber auf den Südosten
und den äußersten Osten Deutschlands beschränkt sind. Vom Osterzgebirge und der
Oberlausitz über den Bayerischen Wald bis zum gesamten Alpenrand können mehr als
10, in Staulagen auch um 15 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden fallen.
Im Norden und Westen sollte es dagegen, abgesehen von ein paar leichten
Schneeschauern, weitgehend niederschlagsfrei bleiben, von der Nordsee bis ins
Rheinland hinein sind, bedingt durch Absinken im Randbereich des Bodenkeils,
auch größere Auflockerungen vorstellbar. Die Temperaturen ändern sich gegenüber
Samstag nur unwesentlich.
In der Nacht zum Montag verlagert sich der Resttrog nach Polen und wird dabei
weiter zugeschüttet. Der nunmehr über Deutschland liegende Keil wandelt sich in
ein abgeschlossenes Bodenhoch um, das einen Schwerpunkt über Süddeutschland
ausbildet und daher größtenteils die Luftmasse zur Ruhe kommen lässt. In den
Staulagen der östlichen Mittelgebirge und zumeist auch an den Alpen lassen die
Schneefälle alsbald nach, dort sind noch ein paar Zentimeter Neuschnee möglich.
Allenfalls am östlichen Alpenrand können mit geringer Wahrscheinlichkeit noch
einmal um 10 cm Neuschnee hinzukommen. Flächendeckend ist leichter, im höheren
Bergland mäßiger Frost zu erwarten. Dabei besteht Glättegefahr durch Neuschnee,
Schneematsch und zum Teil auch durch überfrorene Nässe.

Montag... setzt sich von den Britischen Inseln über Südskandinavien hinweg
leicht mäandrierend die Frontalzone nach Osten durch. Ein darin eingelagerter
Kurzwellentrog erreicht bis zum Abend die Nordsee. Das korrespondierende
Bodentief wird bis vor die südnorwegische Küste gesteuert. Dessen Warmfront
streift im Tagesverlauf den Nordwesten Deutschlands und sorgt vor allem in
Nordseenähe für geringe Niederschläge, die durchweg als Regen fallen. Mit der
Annäherung des Bodentiefs verstärkt sich im Nordwesten der Gradient, für mehr
als Windböen an einigen Küstenabschnitten der Nordsee sollte es aber noch nicht
reichen. Erst zum Abend hin können mit Annäherung der okkludierenden Kaltfront
bis ins nordwestliche Binnenland hinein Windböen und an der Nordsee stürmische
Böen, an der Nordfriesischen Küste Böen bis Sturmstärke auftreten. Auch auf
exponierten Berggipfeln sollte sich dann die Gradientzunahme in Form von
warnrelevanten Böen wieder bemerkbar machen.
Ansonsten hält sich noch der Einfluss des dann nach Polen abziehenden
Bodenhochs, so dass verbreitet Auflockerungen, im Lee der Gebirge auch längere
sonnige Abschnitte zu erwarten sind. Die Temperaturen ändern sich gegenüber den
Vortagen nur unwesentlich. Oberhalb von etwa 600 m und in Teilen des
Alpenvorlandes hält sich leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Dienstag wird das sich nach Südschweden verlagernde Tief vom
nachfolgenden Trog überlaufen und schwächt sich daher rasch ab. Die Kaltfront
dieses Tiefs greift zwar auf den Norden Deutschlands über, verliert aber weiter
landeinwärts an Wetterwirksamkeit, so dass geringe Niederschläge auf den
Nordwesten und Westen Deutschlands beschränkt sind. Dabei fällt weiter im
Binnenland zumindest anfangs noch Schnee, der alsbald in Schneeregen oder Regen
übergeht, wodurch erneut Glättegefahr besteht.
Warnrelevante Böen bleiben, bedingt durch di rasche Abschwächung des Tiefs, auf
den Küstenbereich und exponierte Berggipfel beschränkt. Anfangs können an
einigen Küstenabschnitten mit geringer Wahrscheinlichkeit noch stürmische Böen
auftreten. Bis Dienstagfrüh flaut der Wind weiter ab.
Während es im Nordwesten und bis hin zum Niederrhein frostfrei bleiben dürfte,
ist ansonsten durchweg leichter bis mäßiger, in den östlichen Mittelgebirgen und
im Südosten über Schnee durchaus auch strenger Frost unter -10 Grad zu erwarten.
Da bis dahin aber eine Abtrocknung erfolgen konnte, ist die Glättegefahr gering.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis einschließlich Montag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Erst in der Nacht zum Dienstag ergeben sich Abweichungen zwischen den
einzelnen Simulationen. So wird der dann auf den Norden Deutschlands
übergreifende Trog von GFS und erst recht von EZMW kräftiger simuliert. Das
schließt das korrespondierende Bodentief ein, das sich nach EZMW, ohne sich
wesentlich abzuschwächen, nach Dänemark verlagern soll. Das erklärt auch das
eher verzögerte Abflauen des Windes beim EZMW-Modell.
Problematisch erweist sich noch die Abschätzung der Schneefälle, die ab der
Nacht zum Sonntag vom Alpenrand her nordostwärts ausgreifen. Nach ICON-EU EPS
und PEPS wäre am gesamten Alpenrand und im Alpenvorland bis in den Raum München
hinein sowie im Bayerischen Wald für den Zeitraum von Sonntag 00 bis Montag 00
UTC Nach eine Unwetterwarnung möglicherweise gerechtfertigt. Das EPS des EZMW
sowie COSMO-LEPS belassen unwetterartige Neuschneefälle am Alpenrand und in den
Staulagen der östlichen Mittelgebirge. Da die Dynamik nur schwache Antriebe
liefert, wäre dies das wahrscheinlichere Szenario. Somit bietet sich eine
markante Schneefallwarnung an, die bis in die zweite Nachthälfte der Nacht zum
Montag ausgedehnt wird. Sollten sich Indizien für ein "stärkeres" Szenario
ergeben, kann dann auf Unwetter hochgestuft werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann