DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-01-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.01.2019 um 10.30 UTC



"Berglandwinter"; im Flachland meist nasskalt. Insgesamt kaum signifikante
Wettererscheinungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.02.2019


Am Wochenende bestimmt ein recht breit angelegter und mit großer Amplitude
ausgestatteter Höhentrog das Wetter in Mitteleuropa, der am Samstag etwa von der
Dänemarkstraße südwärts über die Britischen Inseln bis zur Iberischen Halbinsel
reicht, aber allmählich nach Osten vorankommt und sich am Sonntag schließlich
vom Nordmeer über die Nordsee bzw. Deutschland hinweg bis in den westlichen
Mittelmeerraum erstreckt.
Das Bodendruckfeld über Südwest- und Mitteleuropa ist am Samstag geprägt von
einem mit mehreren Kernen ausgestatteten Tiefdruckkomplex. Dabei kann sich im
Lee der Alpen über Südostbayern bzw. Oberösterreich im Laufe des Samstags ein
Tief verstärken und verlagert sich bis Sonntagabend über Tschechien und dem
Westen Polens hinweg nordwärts bis nach Südschweden.
Entlang der Westflanke des Tiefs gibt es vor allem im Süden und Osten
Deutschlands Aufgleitniederschläge, die in den Niederungen meist als Regen oder
Schneeregen fallen, in höheren Lagen sowie Richtung Alpen aber als Schnee. Der
Norden und Westen des Landes befinden sich zunehmend im Einflussbereich
hochreichend kalter maritimer Polarluft (T850 hPa geht von -2 Grad am Samstag
bis auf -6 Grad am Sonntagmittag zurück). Dort gibt es Regen-, später auch bis
in tiefe Lagen Schneeregen-, Schnee- und Graupelschauer, kurze Gewitter nicht
ausgeschlossen. Hinweise auf signifikante Schneefälle in den Staulagen der
Mittelgebirge gibt es allerdings nur wenig.
Am Montag tropft der Trog über dem westlichen Mittelmeerraum bzw. über
Nordafrika aus. Das nördliche Residuum verlagert sich über Mitteleuropa hinweg
nordostwärts nach Skandinavien, gefolgt von einem Höhenrücken, der Dienstag, 00
UTC auf den Nordwesten des Vorhersagegebietes übergreift.
Das Bodentief zieht weiter nach Finnland und von Südwesten her kann sich
vorderseitig des Rückens eine Hochdruckbrücke über den Süden und die Mitte des
Landes hinweg nordostwärts ausweiten. Dabei stellt sich Wetterberuhigung ein und
es bleibt - bis auf letzte Schneeschauer, bevorzugt im Bergland - meist trocken.

Bereits in der Nacht zum und am Dienstag wird der Höhenrücken nach Osten
verdrängt und von Nordwesten her greift ein weiterer Höhentrog auf das
Vorhersagegebiet über, der in der Nacht zum Mittwoch über dem Nordosten des
Landes abtropft.
Das korrespondierende Bodentief greift am Dienstag im Tagesverlauf von der
Nordsee her auf Nordwestdeutschland über, füllt sich dabei aber mehr und mehr
auf. Vorderseitig gelangt wieder mildere Luft ins Vorhersagegebiet (-3 bis +1
Grad in 850 hPa), so dass die Niederschläge in den Niederungen als Regen und nur
im höheren Bergland als Schnee fallen. Erst in der Nacht zum Mittwoch beginnt
die Schneefallgrenze wieder zu sinken. Mit Übergreifen der Niederschläge auf den
Süden und Osten des Landes kann es dort nachts eventuell auch gefrierenden Regen
geben.
Am Mittwoch zieht das abgetropfte Höhentief über den Osten und Süden
Deutschlands hinweg südwärts in den westlichen Mittelmeerraum. Danach gelangt
das Vorhersagegebiet zunehmend an die Südostflanke eines umfangreichen
Höhenrückens, der sich am Donnerstag, 00 UTC von der Iberischen Halbinsel über
den Westen Frankreichs und die Nordsee hinweg bis nach Nordnorwegen erstreckt.
Das flache Bodentief zieht nach Süddeutschland und füllt sich vollends auf. Über
Skandinavien kann sich - gestützt durch den Rücken - ein Hochdruckgebiet
verstärken, wobei sich im Laufe des Mittwochs ein Hochkeil bis nach Mitteleuropa
erstreckt. Somit stellt sich eine östliche Bodenströmung ein, mit der recht
kalte Festlandsluft ins Vorhersagegebiet gelangt. Vor allem in der Südhälfte
gibt es zunächst noch Niederschläge - meist bis in die Niederungen als Schnee -
nach Norden und Nordosten zu scheint dagegen bereits häufiger die Sonne.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Zwar wurde die Großwetterlage von den Vorläufen des heutigen IFS-Laufes im
Groben ähnlich simuliert, im Detail ergeben sich - bei Troglagen nicht unüblich
- aber gewisse Inkonsistenzen.
So hatte der gestrige 00 UTC-Lauf das im Laufe des Samstags über das östliche
Mitteleuropa hinweg nach Norden ziehende Bodentief so nicht auf der Karte,
stattdessen bis Sonntag eine etwas stärkere Tiefdruckentwicklung über dem
nördlichen Mitteleuropa (von der Nordsee zur südwestlichen Ostsee ziehend). Der
gestrige 12 UTC- Lauf simulierte dagegen das Tief etwas progressiver als der
heutige Lauf. Daraus ergeben sich natürlich auch Differenzen, die Verteilung der
Niederschläge betreffend.
Den Zwischenhocheinfluss am Montag zeigen alle Läufe. Den nachfolgenden, nach
Mitteleuropa vorstoßenden und danach nach Süden abtropfenden Trog hatten die
beiden Vorläufe dagegen überhaupt nicht im Programm. Beide Läufe zeigen eine
über Mitteleuropa hinweg nach Osten reichende Potenzialbrücke. Der sich von den
Britischen Inseln nähernde Höhentrog wurde im 12 UTC-Lauf als flacher
kurzwelliger Randtrog über die Nordsee hinweg nach Skandinavien geführt, so dass
im Vorhersagegebiet Hochdruckeinfluss dominant bleibt. Der gestrige 00 UTC-Lauf
ließ den Trog über die Nordsee Richtung Südschweden/Ostsee ziehen.
Diese Differenzen setzen sich am Mittwoch fort, der gestrige 00 UTC-Lauf ließ am
Mittwoch einen Höhenrücken ostwärts über Mitteleuropa hinweg rasch ostwärts
schwenken, so dass im Tagesverlauf von Westen her sogar wieder ein Frontensystem
auf Deutschland übergreifen kann. Der gestrige 00 UTC-Lauf simulierte ebenfalls
- allerdings

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Alle vorliegenden Modelle simulieren für das Wochenende den sich von West- nach
Mitteleuropa verlagernden und schließlich über dem westlichen Mittelmeerraum
abtropfenden Höhentrog. Unterschiede ergeben sich allerdings im Detail: Das über
das östliche Mitteleuropa hinweg nordwärts ziehende Bodentief wird vom GFS und
vor allem vom ICON etwas progressiver simuliert, wodurch es vor allem in der
Osthälfte weniger Niederschläge gibt. ICON lässt in der Nacht zum bzw. am
Sonntag den Höhentrog durch einen von Nordwesten heranziehenden Randtrog über
der Nordsee noch einmal regenerieren, auch im Bodenfeld wird ein kleinräumiges
Tiefdruckgebiet simuliert, das am Sonntag nach Norddeutschland zieht und dort
die Niederschlagstätigkeit (teils bis in tiefe Lagen Schnee) verstärkt.
Den Höhenrücken (und die damit einhergehende Wetterberuhigung) am Montag hat das
IFS noch am markantesten auf der Karte. GFS fährt eine ähnliche Variante, nur
mit einem etwas progressiver und flacher aufgestellten Höhenrücken, während nach
ICON (und auch GEM) ein flacher Randtrog mit Niederschlägen bereits Montagabend
auf den Nordwesten Deutschlands übergreift. Auch GFS lässt diesen Trog am
Dienstag von Nordwesten her etwas rascher auf den Vorhersagebereich übergreifen,
allerdings deutlich schwächer als IFS und nur wenig wetterwirksam. Somit ist IFS
das einzige Modell mit nahezu flächendeckenden (leichten) Niederschlägen am
Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch. ICON simuliert hauptsächlich im Westen,
GFS lediglich im Norden, Nordosten und Südosten geringe bis leichte
Niederschläge.
Am Mittwoch werden der Höhenrücken und auch die Bodendruckverteilung vom GFS
sehr ähnlich simuliert wie vom IFS. ICON und GEM haben den Höhenrücken bereits
etwas weiter östlich auf der Karte, wobei sich für die erweiterte Mittelfrist
nach beiden Modellen der Übergang zu einer antizyklonal konturierten Südwestlage
andeutet, während der IFS-Hauptlauf Richtung Hoch Mitteleuropa tendiert und das
GFS eine zunehmend kalte, aber antizyklonal geprägte Ostlage auf der Karte hat.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, also im Zeitraum T+72 bis +96 Stunden,
verteilen sich die 49 Ensembleläufe, Haupt- und Kontrolllauf auf 5 Cluster, die
sich, das Muster für Mitteleuropa betreffend, kaum unterscheiden. Lediglich im
Detail ergeben sich kleinere Differenzen, vor allem, die genaue Zugbahn des
Bodentiefs am Samstag/Sonntag betreffend.
3 Cluster (jeweils 21, 19 und 16 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1)
ergeben sich für den nächstfolgenden Zeitraum (T+120 bis 168 Stunden). Alle
zeigen ein markantes Blocking-Muster mit hohem Geopotenzial über Nord- und
Osteuropa. Cluster 1 und 3 ähneln dem Hauptlauf mit einem von der Nordsee über
Mitteleuropa nach Süden abtropfendem Trog und dem Aufbau eines Hochdruckgebietes
über Skandinavien. Cluster 2 ähnelt dagegen eher der GFS-Variante.
In der erweiterten Mittelfrist (T+192 bis 240 Stunden) setzt sich das
Blocking-Muster nach Lesart aller 5 Cluster weiter fort. Vor allem Cluster 1 (16
Member, inklusive Kontrolllauf), Cluster 4 (5 Member) und Cluster 5 (3 Member)
haben ein kräftiges Höhenhoch über Nordeuropa sowie im Bodenfeld ein
Skandinavienhoch bzw. eine Hochdruckbrücke über Mitteleuropa auf der Karte,
wobei Cluster 5 diese allmählich nach Süden abgedrängt wird (Übergang zu West
antizyklonal). Nach Cluster 2 (14 Member, inklusive Hauptlauf) wird das
Höhenhoch langsam nach Osten abgedrängt, insgesamt dominiert aber noch
Hochdruckeinfluss. Lediglich Cluster 3 (13 Member) lässt von Westen her schwache
Tröge auf das Vorhersagegebiet übergreifen.
In der Rauchfahne Offenbach verläuft die Kurvenschar der 850 hPa- Temperatur bis
einschließlich Montag in einem relativ engen Spread, wobei der Mittelwert von 0
Grad am Samstag auf etwa -7 Grad am Montag zurückgeht. Niederschlagssignale gibt
es vor allem am Wochenende.
Ab Dienstag wird der Spread dann deutlich größer. Bis zum Mittwoch verteilen
sich die Member sogar relativ gleichmäßig in einem Temperaturbereich zwischen
-10 und +5 Grad, wobei sich der Haupt- und Kontrolllauf erst im oberen, später
im mittleren Bereich befinden. Die Niederschlagssignale fallen ab Montag nur
noch spärlich aus.

FAZIT:
Vor allem am Wochenende kann es in einigen Mittelgebirgsregionen und eventuell
auch an den Alpen noch einmal eine "Packung" Schnee geben, wobei die Mengen aber
nicht wirklich exorbitant hoch ausfallen. In den Niederungen reicht es oft nur
für den schon häufiger zitierten "Stundenmatsch". Zu Wochenbeginn scheint sich
eine ruhigere, aber recht kalte Witterungsphase einzustellen.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signale für signifikante Wettererscheinungen gibt es im Mittelfristzeitraum
kaum. EFI gibt keine Hinweise auf außergewöhnliches Wetter. Wie häufig bei einer
Troglage bestehen für das Wochenende noch Differenzen bzgl. der Verteilung und
Intensität der Schneefälle, in erster Linie im Bergland. Betrachtet man das
90%-Perzentil, so tauchen am Sonntag am ehesten noch am Alpenrand Signale für
markante Neuschneemengen auf. In den Staulagen einiger Mittelgebirge kann es
allerdings ebenfalls vorübergehend auch mal kräftiger schneien.
Zu Wochenbeginn nimmt die Niederschlagswahrscheinlichkeit dann generell ab, in
den Nächten kann es dann bei Aufklaren über Schnee auch mal strengen Frost
geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff