DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-01-2019 09:30
SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.01.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrW und wieder Übergang zu TrM

Mäßig kalt und zeitweise Schneefall. Heute im Südwesten stürmisch. Zum Freitag
Milderung, Gefahr von gefrierendem Regen. Föhnsturm.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Am Mittwoch... erstreckt sich ein umfangreicher Langwellentrog vom
Isländisch-Grönländischen Raum südostwärts über Mitteleuropa hinweg bis nach
Ägypten. An dessen südwestlicher Flanke befindet sich eine Frontalzone mit recht
kräftiger nordwestlicher Höhenströmung. In dieser ist ein recht starkes Tief
entstanden, das gestern Frankreich erreicht hat und mittlerweile im Bereich der
Kaltluft liegt und seinen Zenit überschritten hat. Es befindet sich aktuell über
Lothringen und soll sich heute im Tagesverlauf nordwärts verlagern und über den
Westen und Nordwesten Deutschlands hinweg ziehen. Vor allem an seiner Südflanke
herrscht ein recht kräftiger Druckgradient, so dass der dort auf Südwest bis
West drehende Wind heute deutlich auffrischt. Somit kommt es im Südwesten, von
der Pfalz bis zum Allgäu, verbreitet zu Böen der Stärke 7 bis 8, vereinzelt sind
am Oberrhein sogar 9 Bft vorstellbar. Im Hochschwarzwald werden 10 bis 12 Bft
erreicht. Im übrigen Land weht der Wind meist nur mäßig aus überwiegend
südöstlicher Richtung. Allerdings lebt er auch dort in den höheren Lagen auf, so
dass es auf höheren Bergen zu Böen der Stärke 7 bis 8 kommt, auf dem Brocken 9
Bft. Mit Nordwärtsverlagerung des Tiefs kommt dann in der zweiten Tageshälfte
auch an der See böiger Südostwind auf, wobei es wohl nur auf den Nordseeinseln
und an exponierten Lagen der Ostsee Böen der Stärke 7 geben wird. Lediglich von
Fehmarn bis zur Flensburger Förde sind auch 8 Bft vorstellbar. Mit dem Tief
greift auch ein Niederschlagsgebiet zunächst auf den Südwesten Deutschlands,
später auf den ganzen Westen über. Dort fallen meist 1 bis 5 mm Niederschlag,
vom Saarland bis zum Niederrhein mitunter auch etwas mehr. Bei 850-hPa-Werten um
-6 Grad und bodennah ausgekühlter Luftmasse fällt zunächst verbreitet Schnee,
der allerdings bei tagsüber in den Tieflagen deutlich über 0 Grad steigender
Temperatur sehr nass ausfällt und dann unterhalb von 200 m wohl kaum liegen
bleiben wird. An der Südflanke des Tiefs steigt aufgrund stärkerer Durchmischung
die Temperatur mehr an und dort geht der Schnee in Regen über. Während in
Tieflagen allenfalls geringe Neuschneeauflagen entstehen, kann es im westlich
Bergland oberhalb 300 m durchaus 3 bis 5 cm Neuschnee geben, im Schwarzwälder
Hochwald und in der Eifel auch etwas mehr. Im Osten und Nordosten Deutschlands
ziehen nach frostiger Nacht heute im Tagesverlauf auch Wolken auf, die Sonne
kommt aber vor allem ganz im Osten durchaus auch noch zum Zuge. Es bleibt dort
aber niederschlagsfrei. Abgesehen vom höheren Bergland steigt auch dort die
Temperatur meist knapp über den Gefrierpunkt.
In der Nacht zum Donnerstag zieht das Tief zur Nordsee ab. Der Gradient bleibt
in Küstennähe noch länger erhalten, so dass die oben erwähnten Böen an der See
bis weit in die Nacht hinein anhalten, sich aber zum Morgen hin abschwächen. Im
übrigen Land nimmt der Wind schon früher ab. Ein kürzerwelliger Troganteil
greift in der Nacht von Frankreich her auf Deutschland über, wobei in der
gesamten Westhälfte des Landes in 500 hPa die Temperatur auf -35 bis -37 Grad
zurückgeht. In 850 hPa liegt sie dann meist zwischen -6 und -8 Grad. Durch PVA
an der Vorderseite des Troges greift weitere Hebung auf den Westen Deutschlands
über und es kommt in der labil geschichteten Luftmasse zu Schauern und
schauerartigen Schneefällen. Da die Temperatur selbst in den tiefsten Lagen
wieder auf 0 Grad zurückgeht, fällt überall Schnee, der auch liegen bleiben
kann. Dabei können in den Gebieten westlich einer Linie Bremen-Stuttgart in
tiefen Lagen bis zu 3 cm Neuschnee fallen, im Bergland 5 cm. Das Maximum wird
rund um Hunsrück und Eifel erwartet, dort kann auch noch etwas mehr Schnee
fallen. Nach Osten hin ziehen weiterhin zeitweise Wolkenfelder über den Himmel,
es gibt aber auch klare Abschnitte. In der dort weiterhin relativ trockenen
Luftmasse sinkt die Temperatur vor allem im Südosten wieder in den mäßigen
Frostbereich. Glätte kann es zwar durch örtlichen Reif geben, spielt aber wohl
nicht die größte Rolle.


Am Donnerstag... zieht ein neues und kräftiges Tief ins Seegebiet nahe Irlands.
An seiner Vorderseite wölbt sich (innerhalb des natürlich nach wie vor
bestehenden langwelligen Troges) ein flacher Rücken auf, der im Laufe des Tages
Deutschland erreicht. Die Höhenkaltluft schwenkt derweil mit dem Kurzwellentrog
nach Ostdeutschland. Dort verliert der Trog aber seine Wetterwirksamkeit, so
dass es vor allem vom Westen bis zur Mitte und im Südwesten tagsüber noch zu
Schneefällen kommt. Insbesondere in den Mittelgebirgen sind dabei wieder bis zu
5 cm Neuschnee möglich, in den Tieflagen bleibt tagsüber bei leichten Plusgraden
kaum Schnee liegen. Auch im Nordwesten bringt das nach Norden abziehende und
sich allmählich auflösende Tief noch etwas Schneefall, der aber dort auch keine
Schneedecke mehr aufbauen kann. Generell freundlicher zeigt sich das Wetter im
gesamten Süden und Osten des Landes, wo neben weiterhin durchziehenden
Wolkenfeldern auch wieder zeitweise die Sonne zum Vorschein kommt. Da wir
bodennah im Tagesverlauf in die Zirkulation des Irlandtiefs geraten, dreht der
Wind überall auf Südost, weht aber nur schwach bis mäßig, so dass keine
Windwarnungen nötig sein werden.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Irlandtief (Pirmin) zur Landspitze
der Bretagne. Der Höhenrücken schwenkt über unser Land und flacht allmählich ab,
so dass wir zunehmend in den Bereich einer recht glatten südwestlichen
Höhenströmung geraten, wohl aber nach wie vor auf der kalten Seite der
Frontalzone. Auf der Vorderseite des Tiefs greift aber massive Warmluftadvektion
auf Deutschland über und damit zieht von Südwesten mehrschichtige Bewölkung auf,
die bis zum Morgen die Elbe erreicht. Nachfolgend erreichen Schneefälle
Deutschland und weiten sich auf die gesamte Südwesthälfte aus. Von Südwesten
steigt die Temperatur aber deutlich an, auf -2 Grad in 850 hPa in der Eifel und
bis zu +4 Grad im Allgäu, wo auch noch Föhn dazu kommt. Somit geht der Schnee im
Süden allmählich in Regen über. Da sich allerdings bodennah bei noch anhaltendem
Südostwind eine kalte Luftschicht halten kann, muss teils mit gefrierendem Regen
gerechnet werden. Zuvor können aber in einigen Gebieten der Südwesthälfte noch
wenige Zentimeter Schnee fallen. Ruhig und erneut frostig kalt verläuft die
Nacht im Norden und Osten des Landes, nordöstlich der Elbe bis zum Morgen sogar
noch wolkenfrei, so dass im Osten teils wieder mäßiger Frost auftreten kann. Der
Südostwind frischt aber auch dort etwas auf. In exponierten Lagen des Berglandes
treten wieder zunehmend Böen der Stärke 7 bis 8 auf und in Sachsen kommt es
zunehmend zu Böhmischen Wind. Zudem werden die Alpen allmählich von einer
kräftigen Südwestströmung erfasst, so dass es in den Alpen zunehmend zu
Föhnsturm kommt.

Am Freitag... entsteht aus Tief Pirmin ein mehrkerniger Tiefkomplex mit
Schwerpunkt über Frankreich. Ein umfangreicher Trog weitet sich dabei über der
Iberischen Halbinsel aus. Die Strömung über unserem Land dreht dabei zunehmend
auf Südsüdwest. Bodennah bleibt es meist bei der Südostströmung, da ein Tiefkern
zur westlichen Ostsee zieht. Nur im Süden dreht der Wind teils auf nördliche
Richtungen, weil nördlich der Alpen ein Leetief entsteht. Dieses wird vom Föhn
verursacht, auf den Alpengipfeln sind dabei Böen der Stärke 10 bis 12 zu
erwarten und auch einzelne Böen der Stärke 8 können in die Föhntäler
durchschlagen. Ansonsten treten Böen der Stärke 7 bis 8 noch in den Hochlagen
einiger Mittelgebirge, Rund ums Erzgebirge (Böhmischer Wind) sowie an der
Nordsee und westlichen Ostsee auf. Insgesamt verschiebt sich der etwas stärkere
Gradient in die Nordosthälfte Deutschlands, weil der Rest des Landes zunehmend
in den Zentralbereich des Tiefs gerät. Zu Schneefällen kommt es noch im
Nordwesten des Landes, wo aber tagsüber keine Neuschneeakkumulation stattfindet.
Zudem soll sich im Tagesverlauf über dem Süden Deutschlands (vom Schwarzwald bis
zum Vogtand) ein Regenband bilden, wobei nach Osten hin bei eventuell teils noch
gefrorenem Boden Glatteis auftreten könnte. Allerdings scheint das Modell (ICON)
etwas zu übertreiben mit den Schlangen, weil doch zumindest tagsüber die
Oberflächentemperaturen meist über 0 Grad liegen sollten. Schnee fällt im Süden
nur noch in Hochlagen des Schwarzwaldes.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich der Trog langsam ostwärts, so dass wir
zunehmend in den zentralen Bereich desselben gelangen. Auch der umfangreiche
Bodentiefsumpf erfasst allmählich unser ganzes Land. Damit schwächt sich der
Wind allgemein ab. Da der Tiefschwerpunkt im Süden Deutschlands liegt, weht der
Wind dann meist aus nordöstlichen Richtungen. Der Föhn an den Alpen schwächt
sich zunächst nur wenig ab. Das Niederschlagsband verlagert sich etwas nach
Nordwesten, wobei bezüglich der Niederschlagsphase an dieser Stelle noch nicht
allzu viel spekuliert werden sollte. Bei 850-hPa-Werten um -2 Grad und
-möglicherweise- ausgekühlter bodennaher Luftmasse ist von Schnee über Regen bis
zu gefrierendem Regen viel vorstellbar. MOS simuliert verbreitet Tiefstwerte
unter 0 Grad, ob das aber bei meist bewölktem Himmel tatsächlich realistisch
ist, ist fraglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle simulieren die Lage der kommenden Tage sehr ähnlich.
Etwas Unsicherheit bleibt aber bezüglich der Niederschlagsphase vor allem zum
Freitag hin. In den Nächten erscheint aber zeitweise auch gefrierender Regen
nicht unrealistisch.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann