DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-01-2019 08:01
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.01.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrM
Nasskalt, im Bergland winterlich. Im west- und südwestdeutschen
Mittelgebirgsraum und im Oberallgäu oberhalb von 600 m bis Dienstagfrüh markante
Neuschneemengen. In den Gipfellagen Sturmböen und Verwehungen. Dienstag
Wetterberuhigung, Mittwoch im Westen etwas Neuschnee.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines umfangreichen und
mit mehreren Drehzentren ausgestatteten Langwellentroges, der sich vom
nordeuropäischen Raum über Mitteleuropa bis in den westlichen/zentralen
Mittelmeerraum erstreckt. Die Trogachse verlagert sich im Tagesverlauf über das
Vorhersagegebiet hinweg ostwärts, zusammen mit einem kleinräumigen Höhentief,
das sich abends über dem Nordosten des Landes befindet.
Im Bodenfeld hat ein inzwischen über der Deutschen Bucht angelangtes
Tiefdruckgebiet aufgrund achsensenkrechter Lage zum Höhentief den Höhepunkt
seiner Entwicklung erreicht und füllt sich allmählich auf, bis zum Abend zieht
es nach Ostvorpommern, wobei sich dann über Südschweden ein neuer Kern
etabliert.
Im Bereich der zurückhängenden Okklusion an der Südwestflanke des Tiefs führt
mitteltroposphärische WLA zu skaligen Niederschlägen zunächst vor allem im
Westen und Südwesten des Landes, die sich allmählich ostwärts ausweiten. Dabei
gelangt von Nordwesten her niedertroposphärisch zunehmend kalte maritime
Polarluft ins Vorhersagegebiet, die Temperatur in 850 hPa sinkt bis zum Abend
auf Werte zwischen -5 Grad im Südosten und -8 Grad im Nordwesten. Somit fallen
die Niederschläge zunehmend auch bis in tiefe Lagen als Schnee. Oberhalb von 200
bis 400 m kann sich meist eine geschlossene Schneedecke ausbilden, in den
Staulagen der west- und südwestdeutschen Mittelgebirge werden bis zum Abend mehr
als 10 mm Niederschlag in 12 Stunden simuliert, im Nordschwarzwald nach Lesart
des ICON-EU sogar um die 25 mm. Dort kommen oberhalb von etwa 400 bis 600 m
somit markante Neuschneemengen über 10 cm in 12 bzw. über 15 cm in 24 Stunden
(bis Dienstagfrüh) zusammen, für den Nordschwarzwald hat vor allem SNOW4
punktuell mehr als 30 cm auf der Karte. Auch EURO4 und SuperHD zeigen dort
ähnlich hohe Mengen, GFS simuliert dagegen deutlich weniger.
In den Niederungen mischt sich zwar mehr und mehr die feste Phase mit in die
Niederschläge, allerdings bildet sich unterhalb von 200 bis 300 m tagsüber wohl
nur kurzzeitig eine dünne Nassschneedecke. Ganz im Osten/Nordosten sowie in
Südostbayern bleibt es bis zum Abend noch weitgehend trocken.
Bedingt durch den recht scharfen Gradienten an der Südwestflanke des Tiefs legt
der Wind im Tagesverlauf vor allem im Westen, Süden und später auch in der Mitte
noch etwas zu und es gibt verbreitet steife, in freien Lagen vor allem nach
Westen zu vereinzelt auch stürmische Böen aus westlichen Richtungen. Auf den
Bergen muss mit Sturm-, auf exponierten Gipfeln mit schweren Sturmböen gerechnet
werden. In den Kammlagen der Mittelgebirge sind somit Schneeverwehungen durchaus
ein Thema (vor allem im Schwarzwald). Mit Ostverlagerung des Tiefs kann es im
Tagesverlauf auch im Nordseeumfeld steife bis stürmische Böen aus Nordwest bis
Nord geben, ansonsten spielt der Wind im Norden und Nordosten warntechnisch
keine Rolle.
Die Sonne zeigt sich am ehesten noch ab und zu ganz im Osten bzw. in
Südostbayern, auch im Nordwesten lockern die Wolken später wieder häufiger auf.
Mit Höchstwerten zwischen 2 und 6 Grad wird es in der gut durchmischten
Luftmasse nicht allzu kalt, im Bergland oberhalb von 500 m (Westen) bis 900 m
(Alpenrand) gibt es leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Höhentief allmählich weiter
ostwärts, nach Nordpolen. Das korrespondierende Bodentief füllt sich weiter auf
und ist morgens nur noch als Bodentrog über dem Westen Polens auszumachen. Der
Gradient fächert somit wieder auf und der Wind nimmt ab, morgens ist er wohl nur
noch in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen und ostbayerischen Mittelgebirge
sowie auf dem Brocken warnrelevant.
Mit Abzug des Bodentiefs kommen auch die Niederschläge - jetzt meist bis in
tiefe Lagen als Schnee - nach Osten voran, klingen aber mehr und mehr ab. Im
Westen und Nordwesten bleibt es schon gebietsweise trocken, ansonsten fallen nur
noch in den Staulagen der süd- und ostdeutschen Mittelgebirge sowie an den Alpen
mehr als 5 mm in 12 Stunden, im Oberallgäu auch bis 15 mm, was in den Staulagen
um 20 cm Neuschnee entspricht.
Allerdings kann sich nun auch in den Niederungen - außer im Nordwesten und
Westen - gebietsweise eine dünne Schneedecke ausbilden.
Die Advektion maritimer Polarluft erreicht ihren Höhepunkt (um -8 Grad in 850
hPa) und somit gibt es auch in den Niederungen - von wenige Ausnahmen abgesehen
- vielerorts leichten Frost und somit auch dort, wo es nicht oder nur wenig
schneit, Glätte durch Überfrieren.

Dienstag... schwenkt ein sich verstärkender Kurzwellentrog von Nordwesten her
bis zum Abend nach Nordwestfrankreich, vorderseitig wölbt sich über dem
westlichen Mitteleuropa aufgrund von WLA ein flacher Höhenrücken nordwärts auf
und befindet sich abends über dem Westen des Vorhersagegebiets. Auch im
Bodenfeld verlagert sich ein Hochkeil über Süddeutschland hinweg ostwärts und
sorgt allgemein für Wetterberuhigung. Die Okklusion eines Tiefs bei den
Färöer-Inseln streift den äußersten Norden Deutschlands, geringe Niederschläge
(teils Schnee, teils Nieselregen) werden aber nur in Nordfriesland simuliert.
Ansonsten fällt im Osten und Süden anfangs noch etwas Schnee (an den Alpen in
Staulagen um 5 cm, Oberallgäu noch etwas mehr), in den übrigen Gebieten bleibt
es weitgehend trocken. Der Wind schwächt sich weiter ab und ist später auch im
östlichen Mittelgebirgsraum nicht mehr warnrelevant. Mit Durchschwenken der
Okklusion kann es über der offenen Nordsee und in Nordfriesland einzelne Böen
Bft 7 aus Südwest bis West geben.
Bei T 850 hPa zwischen -5 und -8 Grad werden meist Höchstwerte zwischen 1 und 5
Grad erreicht, oberhalb von 400 m (Westen) bis 700 m (Alpen) gibt es leichten
Dauerfrost. Vor allem im Westen und Süden zeigt sich auch mal die Sonne.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der flache Höhenrücken rasch weiter ostwärts
und der Randtrog greift auf die westliche Nordsee, Benelux und Zentralfrankreich
über. Ein mit diesem Trog korrespondierendes Bodentief hat bereits abends über
dem Westen Frankreichs den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht und verlagert
sich unter beginnendem Auffüllungsprozess bis Mittwochfrüh nach
Nordostfrankreich. Dabei gibt es noch kleinere Modelldifferenzen: Während IFS
dem ICON sehr ähnelt, hat GFS das Tief nur noch als Bodentrog auf der Karte, der
morgens auf den Westen Deutschlands übergreift, EURO4 simuliert dagegen ein noch
stärkeres Bodentief als IFS und ICON. Wie auch immer - gegen Morgen dürften auf
den äußersten Westen/Südwesten Deutschlands Niederschläge - wohl weitgehend als
Schnee - übergreifen, dabei können etwa 1 bis 5 cm Neuschnee fallen. Der Wind
dreht auf Süd bis Südost zurück und frischt wieder auf, für warnrelevante Böen
reicht es aber wohl nur in den Kamm- und Gipfellagen einiger Mittelgebirge.
Im Großteil des Landes verläuft die Nacht allerdings wettertechnisch ruhig, vor
allem im Südosten oft auch gering bewölkt, in erster Linie dort kann sich auch
Nebel bilden. Verbreitet gibt es leichten, bei geringer Bewölkung im Süden und
Osten auch mäßigen, über Schnee eventuell sogar strengen Frost (Alpen- und
Bayerwaldtäler).

Mittwoch... greift der Trog auf den Westen und Südwesten Deutschlands über. Das
Bodentief (sofern überhaupt noch vorhanden) füllt sich weiter auf und verlagert
sich als Bodentrog vor allem über Süddeutschland hinweg recht rasch nach Osten,
abends verläuft dessen Achse nach Lesart des ICON-EU (ähnlich auch IFS) von
Ostfriesland bis nach Südostbayern bzw. Oberösterreich, nach GFS bereits etwas
weiter östlich, wobei das Modell abends bereits von Westen her einen weiteren
Bodentrog über Benelux simuliert.
Mit dem Trog kommen die schauerartigen Niederschläge - die bei auf etwa -7 bis
-8 Grad zurückgehenden Temperaturen in 850 hPa meist bis in tiefe Lagen als
Schnee fallen - allmählich bis in die mittleren Landesteile und nach
Südwestdeutschland voran, mehr als 5 mm werden aber nur im Westen simuliert.
Dort können oberhalb von etwa 400 m durchaus bis an die 10 cm Neuschnee fallen
(Eifel), sonst kommen wohl meist nur 1 bis 5 cm zusammen. In den Niederungen
reicht es oft nur für eine dünne Nassschneedecke bzw. Glätte durch Schneematsch.

Der Wind legt mit Durchschwenken des Bodentroges vor allem im Südwesten und
Süden des Landes zu, dort kann es steife, exponiert auch stürmische Böen aus
West geben, in den Kamm- und Gipfellagen Sturm-, vereinzelt schwere Sturmböen.
Vorderseitig des Bodentroges frischt der Wind aus Südost auf, im Ostseeumfeld
kann es dabei auch Böen Bft 7 geben. Zum Abend hin fächert der Gradient bereits
wieder auf und der Wind beginnt abzuflauen.
Vor allem in der Osthälfte kann sich zeitweise die Sonne durchsetzen. Mit
Höchstwerten zwischen 0 und 4, im südlichen Oberrheingraben vielleicht 5 Grad
bleibt es recht kalt, oberhalb von etwa 300 m (Westen) und 700 m (Alpenrand)
gibt es leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Donnerstag kommt der Trog über dem Vorhersagegebiet nur noch
langsam nach Osten voran. Auch der Bodentrog schwenkt allmählich nordostwärts
und füllt sich zögernd auf. Nach Lesart des GFS greift der zweite Bodentrog
später auf den Westen über, beginnt sich aber ebenfalls aufzufüllen.
Im Trogbereich wird das Vorhersagegebiet von höhenkalter maritimer Polarluft
geflutet, in 500 hPa sinkt die Temperatur auf -35 bis -39 Grad, in 850 hPa
bewegt sie sich weiterhin zwischen -5 und -8 Grad. Vor allem im Westen,
Nordwesten und in den mittleren Landesteilen gibt es somit weitere Schnee- und
Graupelschauer, ein kurzes Gewitter nicht ausgeschlossen. ICON-EU simuliert in
der Südpfalz bis an die 10 mm in 12 Stunden, GFS dagegen im Bereich des zweiten
Bodentroges im nördlichen NRW. Somit bewegen sich die Neuschneehöhen meist
zwischen 1 und 5 cm, gebietsweise auch mehr, ob irgendwo im Westen mal
tatsächlich regional eng begrenzt markante Mengen zusammenkommen (mehr als 10 cm
in 12 Stunden) ist aktuell natürlich noch unsicher, aber durchaus in Betracht zu
ziehen.
Im Osten und Südosten bleibt es dagegen vielerorts trocken.
Die Temperatur sinkt auch in den Niederungen wieder verbreitet in den
Frostbereich, im Südosten kann es auch mäßigen Frost geben. Gebietsweise tritt
auch Glätte durch Überfrieren auf.
Der Wind weht weiterhin mäßig aus Südwest, im Osten und Nordosten aus Südost,
warnrelevant ist er aber wohl nur noch auf exponierten Gipfeln einiger
Mittelgebirge.

Modellvergleich und -einschätzung
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Für heute und für den morgigen Dienstag sind keine prognose- oder warnrelevanten
Modelldifferenzen auszumachen. SNOW4 zeigt vor allem im Schwarzwald wohl in der
Fläche etwas zu hohe Neuschneemengen, die Spitzenwerte (im Bereich Hornisgrinde
und Mummelsee) sind aber wohl regional eng begrenzt durchaus realistisch.
Die Tiefdruckentwicklung am Mittwoch ist dagegen im Detail noch mit leichten
Unsicherheiten behaftet. Im Groben steht der Fahrplan aber: Leichte Schneefälle,
vor allem im Westen. Regional eng begrenzt können dann auch mal markante
Neuschneemengen zusammen kommen, das lässt sich aber wohl nur kurzfristig
abschätzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff