DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-01-2019 08:30
SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.01.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM
Zunächst nur in höheren Lagen Wind- und Sturmböen. In der Nacht zum Montag und
am Montag im Westen und Süden teils bis in tiefe Lagen starker bis stürmischer
Wind.
Am Abend und in der Nacht von Westen absinkende Schneefallgrenze. Bis in die
Nacht zum Dienstag hinein signifikante Neuschneemengen oberhalb 400 m, oberhalb
600 m teils im markanten Bereich. In Hochlagen Gefahr von Verwehungen. In
tieferen Lagen Glätte durch Schneematsch oder überfrierende Nässe.
Am Dienstag Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland vorderseitig eines Höhentroges, dessen Achse sich
aktuell von der Nordsee über Westfrankreich bis in die Biskaya erstreckt. Dieser
Trog wird im Tagesverlauf unter leichter Ausweitung Richtung westliches
Mittelmeer weiter ostwärts schwenken, sodass Deutschland zunehmend unter den
Trog und somit in den Bereich höhenkalter Luft gelangt (um -30 Grad in 500 hPa).
Korrespondierend zu dem Höhentrog befindet sich im Bodendruckniveau ein
Tiefdruckgebiet mit Kern über der nördlichen Nordsee bei einem Kerndruck von
unter 975 hPa. Es zieht im Tagesverlauf unter leichter Abschwächung wenig
südostwärts Richtung südliche Nordsee/Deutsche Bucht. Deutschland verbleibt
zunächst noch an der Südflanke des Tiefs in einer südlichen bis südwestlichen
Strömung, mit der die Zufuhr relativ milder Luftmassen weiter anhält. Die
Temperatur in 850 hPa bewegt sich dabei zwischen +1 und -2 Grad. So erwartet uns
heute ein vergleichsweise milder Tag bei Höchstwerten meist zwischen 5 und
frühlingshaften 11 Grad mit den höchsten Werten im Südwesten. Im äußersten
Nordosten und Südosten tut sich die Erwärmung bei allmählich von Südost auf Süd
drehendem Wind noch etwas schwerer, dort werden 2 bis 5 Grad Höchsttemperatur
erreicht.
In Verbindung mit einem Kurzwellentrog und kräftiger Hebung verläuft bereits
aktuell ausgehend von dem Tief ein erstes Niederschlagsband von Fehmarn über
Ostthüringen bis zum Bodensee. Dieses Niederschlagsgebiet wurde in den
Bodenvorhersagekarten und in der Bodenanalyse mit einer (Höhen-) Kaltfront
gekennzeichnet, wenngleich mit dieser kein Temperaturrückgang zu erwarten ist.
Sie hat bis zum Nachmittag Deutschland weitgehend ostwärts überquert. Die damit
verbundenen Niederschläge fallen bei einer Schneefallgrenze um 800 m, an den
Alpen oberhalb 1000 m meist als Regen, nur in den Gipfellagen der Mittelgebirge
sind ein paar Zentimeter Neuschnee zu erwarten. Nach der ersten Frontpassage und
mit dem allmählichen Übergreifen des Höhentroges nimmt die Labilität der
Luftmasse bereits zu, sodass die Niederschläge zunehmend Schauercharakter
annehmen. Aufgrund des nur schwach konturierten Troges und der Tatsache, dass
die höhenkälteste Luft erst in der Nacht über Deutschland liegt, sind
Kaltluftgewitter nur wenig wahrscheinlich.

Die eigentliche Kaltluftzufuhr erfolgt erst mit einer zweiten Kaltfront, die
gekoppelt an einen markanten Bodentrog am späteren Nachmittag auf die westlichen
Landesteile mit Niederschlägen übergreift. Insofern ist davon auszugehen, dass
erstere Front in der Bodenanalyse im Laufe des Tages verschwindet. Mit der auch
in der unteren Troposphäre einsetzenden Abkühlung sinkt die Schneefallgrenze im
Westen und äußersten Südwesten auf etwa 300 m ab, wobei bei stärkeren
Niederschlägen auch bis in tiefe Lagen vorübergehend Schneefall auftreten kann.
Der Wind hat insgesamt aufgefrischt, wobei tagsüber vor allem in höheren Lagen
starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8), in exponierten Lagen auch Böen bis Bft
10 aus Südwest bis Süd auftreten. Vereinzelt sind auch bis in tiefe Lagen
Windböen Bft 7 nicht ausgeschlossen.

In der Nacht zum Montag verläuft die Achse des Höhentroges von Nord nach Süd
über Deutschland hinweg. Das Bodentief kommt etwas weiter nach Osten voran,
wobei es einen neuen Hauptkern im Bereich des Kattegat ausbildet. Dabei hat die
zweite und dem Namen gerechter werdende Kaltfront Deutschland bis in die
Frühstunden rasch ostwärts überquert. Postfrontal gelangt etwas kältere
Meeresluft zu uns. Bei 850 hPa Temperaturen zwischen -2 und -6 Grad sinkt die
Schneefallgrenze auch in den weiteren Landesteilen allmählich ab. Im Bereich des
Troges hält die Schauertätigkeit an. Während sich aber in tieferen Lagen bei
guter Durchmischung und meist leicht positiven Temperaturen kaum oder nur
vorübergehend eine Schneedecke ausbildet, kommen in den Mittelgebirgen und
gebietsweise auch an den Alpen oberhalb von etwa 400 m um 5 cm, in Staulagen 10
bis 15 cm Neuschnee, lokal auch noch etwas mehr, in 12 Stunden zusammen.
Ausgehend von dem Tief über dem Kattegat greift in den Frühstunden ein weiterer
Bodentrog, in den der ursprüngliche Tiefkern aufgegangen ist, von Westen auf
Deutschland über. Damit verbunden ist eine Verschärfung des Druckgradienten,
sodass im Südwesten und Westen bis in tiefe Lagen starke bis stürmische Böen
(Bft 7 bis 8) zunehmend auf West drehend auftreten. Auch im Alpenvorland ist
durch den Leitplankeneffekt mit stark auffrischendem Wind zu rechnen. Im
Bergland kommt es zu Sturmböen, auf höheren Gipfeln zu schweren Sturmböen, was
die Gefahr für Schneeverwehungen erhöht. Mit der einfließenden Kaltluft sinkt
die Temperatur auf +3 bis -3 Grad ab, wobei sich Frost aufgrund der guten
Durchmischung weitgehend auf höhere Lagen beschränkt. Streckenweise tritt Glätte
durch überfrierende Nässe oder durch Schneefall auf.


Montag... kommt der Höhentrog nur geringfügig ostwärts voran, sodass dessen
Achse am Abend von Skandinavien über den Osten Deutschlands Richtung Adria
verläuft. Das Bodentief zieht unter weiterer Abschwächung Richtung Südschweden.
Dadurch fächert der Gradient insgesamt zwar etwas auf, aufgrund eines vom
Ostatlantik nachrückenden Hochs bleibt er aber im Westen und Süden leicht
erhöht. Somit sind dort teils bis in tiefe Lagen Windböen Bft 7 zu erwarten. Im
höheren Bergland gibt es weiterhin Sturmböen (Bft 8, 9) aus westlichen
Richtungen. Mit Ostverlagerung des Tiefs treten zunehmend auch an der Nordsee
starke bis stürmische Böen aus Nordwest auf.
Im Bereich des Höhentroges kommt es zu weiteren Schauern, bzw. im Zusammenhang
mit der zurückhängenden Okklusion auch zu flächigeren Niederschlägen, die sich
ausgehend vom Westen und Nordwesten allmählich ost-/Südostwärts ausweiten. Die
Schneefallgrenze liegt etwa bei 300 bis 400 m. Oberhalb fallen bis 5 cm, in
Staulagen nochmals 10 bis 15 cm Neuschnee in 12 Stunden. In den Staulagen der
westlichen und südwestlichen Mittelgebirge sind auch lokal um 20 cm nicht
ausgeschlossen. Für Gewitter sollte der vertikale Temperaturgradient und somit
die Labilität nicht ausreichen.

In der Nacht zum Dienstag überquert die Achse des Höhenrückens die Oder
ostwärts, wobei weite Teile des Landes im Bereich der Höhenkaltluft verbleiben.
Von Westen stößt ein flacher Höhenrücken Richtung Westeuropa vor, sodass sich
vorderseitig auch im Bodendruckfeld über Deutschland eine antizyklonal geformte
Strömung ergibt. Die in Verbindung mit der Okklusion auftretenden Niederschläge
ziehen mit Abzug des Bodentroges allmählich ostwärts ab. Nachfolgend sind mit
der zunehmenden Antizyklonalität nur noch einzelne Schauer zu erwarten. Somit
sind in den Mittelgebirgen, Richtung Osten und Süden auch bis in tiefere Lagen 1
bis 5 cm Neuschnee, an den Alpen um 10 cm zu erwarten. Der Gradient fächert
deutlich auf, anfänglich muss im Bergland sowie an der Nordsee aber noch mit
starken bis stürmischen Böen, in exponierten Gipfellagen auch mit Sturmböen
gerechnet werden. Frost tritt verbreitet auf, im Bergland teils auch mäßiger
Frost. Entsprechend besteht streckenweise Glättegefahr.

Dienstag... zieht der Höhentrog ostwärts ab und wir gelangen von Westen unter
den Höhenrücken. Auch im Bodendruckfeld bleibt die antizyklonal gekrümmte
Strömung erhalten. Somit treten Schauer nur noch selten auf und gebietsweise
zeigt sich auch mal längere Zeit die Sonne. Am freundlichsten wird es
voraussichtlich an den Alpen bei leicht föhnigen Verhältnissen. Die
Höchsttemperaturen liegen meist zwischen 2 und 5 Grad, im höheren Bergland
herrscht leichter Dauerfrost.
Interessant wird schließlich eine kräftige Zyklogenese, die sich vorderseitig
eines neuerlichen Höhentroges über Westeuropa entwickelt. Das sich zu einem
Sturmtief verstärkenden Tief befindet sich Dienstagabend mit seinem Kern über
Westfrankreich. Von dort aus zieht es in der Nacht ostwärts Richtung
Deutschland, wobei es beginnt sich aufzufüllen. Erste Niederschläge in Form von
Schnee greifen in den Frühstunden auf den äußersten Westen Deutschlands über.
Der Druckgradient nimmt an der Südflanke des Tiefs deutlich zu. Dies äußert sich
im Laufe der Nacht zum Mittwoch zunächst in höheren Lagen des Südwestens, wo
erste Sturmböen oder schwere Sturmböen (Bft 9, 10) aus südlichen Richtungen
auftreten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die betrachteten Modelle zeigen über den gesamten Kurzfristzeitraum hinweg eine
sehr ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede sind nicht vorhanden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger