DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-01-2019 17:01
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.01.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Auf höheren Berggipfeln sowie an einigen Küstenabschnitten zeitweise Sturmböen
bis Bft 9, auf exponierten Berggipfeln schwere Sturmböen nicht auszuschließen.
Im östlichen Mittelgebirgsraum und an den Alpen Glätte, ganz im Nordosten noch
bis wahrscheinlich zum Sonntagvormittag örtlich Glatteis. Sonst am Sonntag meist
keine markanten Wettergefahren.
In der Nacht zum Montag sowie am Montag im Tagesverlauf bei absinkender
Schneefallgrenze in den westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirgen sowie im
Allgäu oberhalb 600 bis 800 m jeweils mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb von 12
Stunden, teils auch auf die zentralen Mittelgebirge ausgreifend. In Hochlagen
Gefahr von Verwehungen.
In der Nacht zum Dienstag an den Alpen mit geringer Wahrscheinlichkeit noch
einmal mehr al 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden. Am Dienstag
wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Höhenrücken, der von Warmluftadvektion
überlaufen ist. Dieser verlagert sich bis Sonntagfrüh nach Westpolen.
Niederschläge, die an die Warmfront eines von Schottland in die nördliche
Nordsee ziehenden Tiefs gekoppelt sind und durch Warmluftadvektion verstärkt
werden, greifen über die Elbe hinweg auch auf den Nordosten Deutschlands über.
Ganz im Nordosten sowie im östlichen Mittelgebirgsraum fällt anfangs noch
Schnee, der jedoch bis in Lagen unterhalb von 800 bis 1000 m in Regen übergeht.
Da der Erdboden in diesen Gebieten noch gefroren ist, besteht weiterhin örtlich
Glatteisgefahr.
An der Südflanke des in die nördliche Nordsee ziehenden Tiefs konnte sich
zunächst im Süden und bis weit in die Mitte hinein mildere Luft durchsetzen, so
dass die Bildung von Glatteis im Wesentlichen auf windgeschützte Tallagen
beschränkt ist. Von einer großräumigen Unwetterlage ist daher nicht auszugehen;
dennoch sind bis in die Nacht zum Sonntag hinein örtlich eng begrenzt
unwetterartige Auswirkungen vorstellbar. Im Laufe der Nacht zum Sonntag sollte
sich aber auch in diesen Gebieten die Lage weiter entspannen.
Das Verlagerung der Warmfront wird durch eine Verringerung der frontsenkrechten
Windkomponente, die mit dem Übergreifen der Front auf die Ostflanke des
Höhenrückens bedingt ist, verzögert. Folglich konnten auf die Gebiete von der
Ostseeküste bis etwa in die Niederlausitz hinein die Niederschläge noch nicht
übergreifen. Erst in der Nacht zum Sonntag dürfte auch dort Schneefall
einsetzen, der alsbald in Regen übergeht. Hierdurch dauert in diesen Gebieten
die Glatteislage noch am längsten an. Bis Sonntagfrüh sollte sich aber auch dort
mit einer Drehung der bodennahen Windkomponente von Südost über Süd auf Südwest
die mildere Luft die Oberhand gewinnen.
Im Bereich des Warmsektors des o.g. Tiefs fächert der Gradient ein wenig auf.
Anfangs sind im Süden bis in tiefe Lagen noch Windböen bis Bft 7 möglich. In der
Nacht zum Sonntag sollten warnrelevante Böen auf höhere Berglagen (dort aber
Böen bis Sturmstärke) beschränkt bleiben.
Ausgangs der Nacht greift die Kaltfront des in die nördliche Nordsee ziehenden
Tiefs auf den Norden und Westen Deutschlands über. Eine Abkühlung wird hierdurch
noch nicht eingeleitet, aber die Niederschläge nehmen dann zusehends einen
konvektiven Charakter an, ohne aber in die Nähe von Warnschwellen zu gelangen.
Mit dem Übergreifen der Front frischt der Südwestwind wieder etwas auf, einzelne
Windböen können im Nordwesten und Westen bis in tiefe Lagen hinunter nicht
ausgeschlossen werden.
Leichter Frost ist allenfalls noch im äußersten Nordosten, im östlichen
Niederbayern, an den Alpen sowie in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge
zu erwarten.

Sonntag ... greift, von den Britischen Inseln nach Mitteleuropa vorankommend,
der nachfolgende Trog in unser Wettergeschehen ein. Das korrespondierende
kräftige Bodentief verlagert sich in die südwestliche Nordsee vor die
holländische Küste. Dessen definierte Kaltfront greift rasch auf Deutschland
über und hat bis zum Abend das Vorhersagegebiet weitgehend überquert. Eine
Abkühlung bringt diese Kaltfront zunächst nicht. Die Schneefallgrenze liegt
vorerst bei 800 bis 1000 m. Erst zum Abend hin setzt mit der Annäherung des
Troges in der unteren Troposphäre eine Abkühlung ein, was in den westlichen und
südwestdeutschen Mittelgebirgen die Schneefallgrenze auf 600 bis 400 m absinken
lässt, so dass oberhalb davon die Niederschläge in Schnee übergehen.
Mit dem Übergreifen des Troges geht eine Labilisierung einher; einzelne kurze
Gewitter, die bevorzugt im Nordwesten und Westen auftreten, wo der Trog eine
einigermaßen dynamische Vorderseite aufweist, sind daher nicht auszuschließen.
Mit dem Übergreifen der Kaltfront frischt im Westen und Südwesten der Wind auch
wieder auf, bis in tiefere Lagen können Windböen auftreten. Im höheren Bergland
erreicht der Wind in Böen Sturmstärke, auf exponierten Berggipfeln muss mit
schweren Sturmböen gerechnet werden. An der Küste bleibt es dagegen
vergleichsweise windschwach.
Mit der Annäherung des o.g. Tiefs hat auch im Nordosten die Kaltluft keine
Chance mehr und wird ausgeräumt. Daher sollte sich die Glatteislage spätestens
am Sonntagvormittag auch dort entspannen.
Auflockerungen sind am ehesten an den Alpen zu erwarten; auch im Lee der
östlichen Mittelgebirge kann es ein paar Wolkenlücken geben. Ansonsten hält sich
starke Bewölkung. Bedingt durch die gute Durchmischung steigt die Temperatur auf
5 bis 10 Grad. Zur Ostsee hin sowie in den Hochlagen der Mittelgebirge werden 0
bis 4 Grad erreicht.
In der Nacht zum Montag hält sich der Trog über Mitteleuropa und weitet sich
nach Süden aus. Hierdurch wird südlich der Alpen eine Zyklogenese induziert, was
vor allem südlich des Alpenhauptkammes kräftigere Niederschläge mit sich bringt.
Über dem Vorhersagegebiet sorgt der Trog weiterhin für eine rege
Schauertätigkeit. In den westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirgen dürften
durch schauerartigen Schneefall mehr als 10 cm Neuschnee zusammenkommen. Die
Schneefallgrenze sinkt auf lagen zwischen 400 und 200 m ab; auch unterhalb davon
können die Niederschläge mit Schnee vermischt sein.
Das sich nunmehr in den Kattegat verlagernde Tief und der von diesem Tief
ausgehende, nach Deutschland hereinschwenkende Bodentrog hält einen kräftigen
Gradienten aufrecht, so dass von Westen und Südwesten auf die Mitte übergreifend
bis in tiefe Lagen Wind- und vereinzelt stürmische Böen, im Bergland Sturmböen
und auf höheren Berggipfeln schwere Sturmböen auftreten. Bedingt durch die
Ostverlagerung des Tiefs sind auch an einigen Abschnitten der Nordseeküste
Sturmböen zu erwarten. Für Lagen oberhalb von 600 m besteht in den westlichen
und südwestdeutschen Mittelgebirgen sowie im Allgäu aufgrund des zusehends
trockener werdenden Schnees die Gefahr von Verwehungen. Aufgrund der nach wie
vor kräftigen Durchmischung sollte leichter Frost auf die Lagen oberhalb davon
beschränkt bleiben.

Montag ... verlagert sich der wetterbestimmende Trog nur wenig nach Osten, wobei
dessen Achse bis zum Abend die Oder überquert. Das korrespondierende Bodentief
gelangt nach Südschweden und beginnt sich dort aufzufüllen. Während im Nordosten
der Gradient aufzuweichen beginnt, macht sich ansonsten eine Gradientabnahme
noch nicht so recht bemerkbar. Abgesehen vom Nordosten sind daher bis weit in
den Tag bis in tiefe Lagen Windböen, im Süden vielleicht auch einzelne
stürmische Böen, an der Nordsee und im Bergland Böen bis Sturmstärke und auf
exponierten Berggipfeln schwere Sturmböen zu erwarten. In der zweiten
Tageshälfte dürfte dann der Wind abflauen, so dass am Abend in freien Lagen nur
noch einzelne Windböen, im höheren Bergland und an der Nordsee stürmische Böen
und exponiert einzelne Sturmböen auftreten.
Der Trog hält eine rege Schauertätigkeit aufrecht. Für kurze Gewitter ist die
Labilität jedoch nicht mehr hinreichend. Die Schneefallgrenze liegt bei etwa 400
m, wobei bis in tiefere Lagen die Schauer mit Schnee vermischt sein können. In
den Staulagen der westlichen, südwestdeutschen und zusehends auch der zentralen
Mittelgebirge kommen durch schauerartig verstärkte Schneefälle mehr als 10 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden zusammen, wobei bis in den Tag hinein in
freien Hochlagen noch die Gefahr von Verwehungen besteht.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 0 bis 4, an Ems und in Rheinnähe bis 6
Grad. Oberhalb von etwa 600 m herrscht meist leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Trog nur wenig nach Osten, so dass
die hochreichende Kaltluft über Mitteleuropa erhalten bleibt. Von Westen nähert
sich ein flacher Rücken, wodurch die Strömung auch im Bodendruckfeld
antizyklonal deformiert wird. Mit der weiteren Verlagerung des
korrespondierenden Bodentiefs nach Nordosten wird der Gradient
auseinandergezogen, wodurch der Wind weiter abflaut. Ausgangs der Nacht sollten
warnrelevante Böen lediglich noch an einigen Abschnitten der Ostseeküste sowie
auf höheren Berggipfeln auftreten.
Mit der leicht zunehmenden Antizyklonaltät dürfte auch die Schauertätigkeit
abklingen. In den Staulagen der Mittelgebirge können noch einige, an den Alpen
durchaus um 10 cm Neuschnee zusammenkommen, wobei dann Verwehungen nicht mehr
auftreten.
Nahezu flächendeckend ist leichter, im höheren Bergland auch mäßiger Frost zu
erwarten. Daher ist der Glätteproblematik, vor allem durch überfrorene Nässe,
wieder eine höhere Aufmerksamkeit zu schenken.

Dienstag ... bleibt der flache Rücken über Deutschland bestehen. Der rasch
nachfolgende markante Trog, der vom Ostatlantik bis zu dem Britischen Inseln
vorstößt, induziert eine kräftige Zyklogenese. Das resultierende Tief entwickelt
sich zu einem Sturmtief und wird bis zum Abend bis in die Bretagne gesteuert.
Vorderseitig dreht über Deutschland die bodennahe Strömung auf Süd-Südwest.
Zudem greift auf den Nordwesten und Westen Warmluftadvektion über, wodurch in
diesen Gebieten mehrschichtige Bewölkung aufzieht. Niederschlag setzt hierdurch
wahrscheinlich noch nicht ein. Vielmehr entwickeln sich in der vor allem nach
Nordosten hin weiterhin leicht labilen Luftmasse Schneeschauer, die aber auch im
Bergland keinen nennenswerten Neuschneezuwachs mehr bringen.
Auflockerungen sind im Lee der östlichen Mittelgebirge am wahrscheinlichsten. An
den Alpen sind, bedingt durch leicht föhnigen Einfluss, auch sonnige Abschnitte
vorstellbar. Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber Montag nur
unwesentlich.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen bis einschließlich der Nacht zum Dienstag eine
weitgehend ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten.
Am Dienstag lassen EZMW (00) und auch GFS auf den Nordwesten und Westen
Deutschlands Niederschläge übergreifen, die noch meist als Schnee fallen. Nach
ICON sollen diese Niederschläge das Vorhersagegebiet noch nicht erfassen. Auch
hinsichtlich der Sturmtiefentwicklung über der Bretagne ergeben sich noch
signifikante Modellunterschiede. Nach den anderen Vorhersagemodellen fällt diese
Zyklogenese deutlich schwächer aus und ähnelt daher den Ergebnissen weiter
zurückliegender Modellläufe des ICON. Auf der anderen Seite wird die Version des
ICON vom Modell des kanadischen Wetterdienstes wie auch von APREGE gestützt.
Somit bestehen hinsichtlich dieser Entwicklung noch erhebliche Unsicherheiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann