DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-01-2019 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.01.2019 um 10.30 UTC



Nasskalt und winterlich, ab Donnerstag kurzzeitige Milderung in Sicht.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 02.02.2019


Am Dienstag, zu Beginn der Mittelfristprognose zieht ein Langwellentrog rasch
ostwärts ab. Hinter der dazugehörigen Kaltfront sind bereits am Montag und in
der Nacht zu Dienstag hochreichend kalte Luftmassen nach Deutschland
eingeflossen. Dienstag 12 UTC liegen in 850 hPa die Temperatur unterschiede
verbreitet zwischen -5 und -9 Grad. Auch in der Höhe (500 hPa) gelangt im Laufe
des Tages, zumindest im Norden von Deutschland, auch die -35 Grad Isotherme.
Dort muss mit einem Anstieg der Labilität gerechnet werden, was einzelne
Schneeschauer zur Folge haben wird. Das Gewitterrisiko ist nicht gleich Null,
aber auch nicht sehr hoch.

Hinter dem Langwellentrog wölbt sich nicht wie im gestrigen Lauf ein Höhenrücken
auf. Es bleibt zyklonal, wobei die Anströmung nun auf West bis Südwest dreht.
Ausgehend von einem kleinen Randtief (Dienstag 06 UTC über Belgien), das
vorlaufend zum neuen atlantischen Langwellentrog Deutschland beeinflusst, kommt
es zu einer gewissen Druckgradientverstärkung. Ebenfalls kommt es zu leichten
Schneefällen, die bis in tiefe Lagen als Schnee (im Südwesten Schneeregen)
fallen können. Dieses "Tief" verlagert sich unter Abschwächung im Tagesverlauf
in Richtung Polen. Am Abend ist es kaum mehr zu erkennen.

Interessanter ist der neue atlantische Langwellentrog, der sich im Laufe des
Dienstags immer mehr nach Süden vorarbeitet und am Abend auf Westeuropa und in
der Nacht zu Mittwoch auf Deutschland übergreift. Nach den aktuellen Prognosen
des IFS soll Mittwoch 00 UTC die vorlaufende und dazugehörige Okklusion quasi
senkrecht (Nord-Süd) vor der westlichen deutschen Grenze stehen. Der
Okklusionspunkt wird im aktuellen Lauf deutlich südlicher simuliert als gestern.
Bei der kurzzeitigen südwestlichen Anströmung gelangen zwar etwas mildere
Luftmassen vor allem in den Süden des Landes, mit Übergreifen des Troges jedoch
setzt sich wieder eine nördliche bis nordwestliche Anströmung durch. Im Laufe
des Mittwochs schwenkt der Trog mit kräftiger KLA über Deutschland hinweg. Auch
in 500 hPa werden Temperaturen bis an die -40 Grad in den Norden und Mitte
geführt. Was vermutlich zu Schneeschauern und vielleicht auch ein paar Blitzen
führt.

Nach Abzug des Langwellentroges am Donnerstag nähert sich am Atlantik neuer
Langwellentrog mit zugehöriger Sturmzyklone. Donnerstag 12 UTC befindet sie sich
mit einem Kerndruck von 960 hPa knapp westlich von Irland. Vorderseitig des
Troges setzt kräftige WLA ein und die Anströmung dreht auf Südwest bis Süd. Auch
die Temperaturen steigen in 850 hPa deutlich an. Liegen sie in Süddeutschland
Donnerstag 06 UTC noch um -7 Grad in 850 hPa, sind sie Donnerstag 18 UTC schon
auf +3 Grad angestiegen. In der Nacht zu Freitag greift die Milderung dann auch
auf die Mitte und den Norden über. Die mit der Warmfront einsetzenden
Niederschläge werden zuerst als Schnee fallen, zeitweise ist aber auch eine
Phase mit gefrierendem Regen denkbar, bevor die Niederschläge in Regen
übergehen.

Das Sturmtief verlagert sich unter Auffüllen noch etwas nach Osten, bleibt aber
am Freitag und Samstag quasistationär über den Britischen Inseln liegen. Der
Druckgradient nimmt anfangs zu, verbreitet muss mit Wind- evtl. auch mit
stürmischen Böen gerechnet werden. Am Samstag fächert der Gradient immer mehr
auf und der Wind lässt nach. Der Langwellentrog greift dabei langsam auf
Mitteleuropa über und gestaltet das Wetter auch am kommenden Wochenende eher
wechselhaft und nass kalt.

Auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt die Wetterlage eher Trog Mitteleuropa
und damit nasskalt bis winterlich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Konsistenz ist eher schlecht, der aktuelle IFS Lauf unterscheidet sich bereits
am Dienstag erheblich vom gestrigen 00UTC Lauf. Zeigte der gestrige Lauf noch
eine kräftige Zyklogenese (Kerndruck Di 06 995 hPa) südlich von Irland, wird
diese im aktuellen Lauf deutlich schwächer bis gar nicht simuliert. Der
vorlaufende Bodenkeil wird dadurch auch schwächer gerechnet und auch die WLA
fällt nicht mehr so stark aus. Nass-kalt und winterlich beschreibt die
Wetterlage wohl perfekt.

Das Übergreifen eines neuen Tiefdruckkomplexes am Ende der Woche wird zwar auch
im neuen Lauf simuliert, es gibt aber noch größere Unsicherheiten beim Timing.
Die Erwärmung ab Donnerstag/Freitag und am ersten Februarwochenende zeigen aber
sowohl die Vor- als auch der aktuelle IFS Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Das kleine Randtief, wie es IFS am Dienstag simuliert, hat kein anderes
betrachtetes Globalmodell und ist eher als sehr unsicher zu betrachten. Auch das
Übergreifen der Okklusion wird von den anderen Globalmodellen jeweils etwas
anders simuliert. ICON hat nochmal eine eigene und stark abweichende Variante.
Der 00 UTC Lauf von GFS ähnelt dem IFS eigentlich, der 06 UTC Lauf geht aber
eher auf die gestrige IFS Variante. Die Prognose der Wind und
Niederschlagsverteilung am Dienstag scheint sehr unsicher zu sein. Die
Sturmtiefentwicklung die am Donnerstag auf die britischen Inseln übergreift hat
auch GFS, nur soll das Tief danach weiter nach Süden (Frankreich) Übergreifen
und zum Samstag sogar mit deutlicher Abschwächung auf Deutschland.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Offenbacher Plume ist zu erkennen, dass die meisten Member ab Donnerstag eine
gewisse Erwärmung in 850 hPa simulieren, gleichzeitig öffnet sich aber auch der
Spread. Es gibt sogar ein Member das die Erwärmung erst ab Sonntag simuliert.
Nach dem ersten Februarwochenende weisen die meisten Member auf eine Abkühlung
hin. Die Unsicherheiten am Dienstag und Mittwoch fallen vor allem in der
Niederschlagsverteilung auf.
Bei GFS ist die generelle Kurve zwar ähnlich, aber insgesamt etwas kühler als
IFS. Das GFS Ensemble scheint auch in der Niederschlagsverteilung etwas weniger
zu prognostizieren.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es 3 verschiedene Cluster. Der
operationelle IFS Lauf und der Kontrolllauf befinden sich mit insgesamt 29
Membern in Cluster 1. Cluster 2 & 3 besitzen jeweils 11 Member.

Generell weisen alle Cluster eine Troglage für Mittel bzw. Westeuropa aus,
jedoch sind die Ausprägungen jeweils etwas anderes.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im EFI gibt es keine Hinweise auf signifikante Wettererscheinungen über
Deutschland.

Da die Vorhersage allgemein recht unsicher ist, werden auf die möglichen
Wettergefahren ohne genaue Zeit- und Ortsangabe genannt werden.

WIND:
Mit dem Übergreifen der Okklusion werden Wind- evtl. auch stürmische Böen aus
Südwest erwartet.
Mit dem Annähern eines Sturmtiefs über den Britischen Inseln sind verbreitet
Windböen und auf exponierten Lagen auch Sturmböen wahrscheinlich, verbreitet
stürmische Böen oder Sturmböen sind aktuell eher gering wahrscheinlich.
Im EPS des IFS gibt es am Freitag Hinweise auf Föhnsturm in den Alpen.

SCHNEE:
In den Staulagen des Schwarzwaldes und der Mittelgebirge ist am
Dienstag/Mittwoch mäßiger Schneefall 10 bis 20 cm in 24 Stunden nicht
ausgeschlossen bis wahrscheinlich.

GLATTEIS:
Am Freitag könnte mit dem Übergreifen der Warmfront zeitweise auch gefrierender
Regen zu bewarnen sein.

FROST:
Vor allem im Südosten muss vor allen in höheren Lagen mit strengem Frost
gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher