DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-01-2019 08:01
SXEU31 DWAV 250800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.01.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M
Ab heute Nachmittag von Nordwesten übergreifend Niederschlag, zunächst Schnee,
in Regen übergehend, vorübergehend Glatteis, lokal Unwetter nicht
ausgeschlossen. Zudem auffrischender Wind, an der Nordsee und auf höheren
Berggipfeln mit Böen bis Sturmstärke.
In der Nacht zum Samstag auch nach Osten und Süden ausgreifend Niederschlag,
dort meist als Schnee, in den östlichen und zentralen Mittelgebirgen um 10 cm
nasser Neuschnee innerhalb von 12 Stunden. Generell in höheren Berglagen und an
der Küste Sturmböen. Am Samstag nur oberhalb von 800 bis 1000 m Schnee, sonst
durchweg in Regen übergehend, anfangs noch mit Glatteis, lokal mit
Unwettergefahr. In den östlichen Mittelgebirgen und am östlichen Alpenrand
erneut um 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden. Dabei Sturmböen an der See
und im höheren Bergland.
In der Nacht zum Sonntag und auch am Sonntag weiterhin windig mit Sturmböen an
der See und im Bergland. Schnee allenfalls in den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge. Erst in der Nacht zum Montag Schneefallgrenze auf 600 bis 400 m
absinkend.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt Deutschland zunächst noch unter einem Trog, der von
Südskandinavien über Italien hinweg bis zur Großen Syrte reicht.
Geopotentialanstieg lässt im Tagesverlauf den Trog über Mitteleuropa weitgehend
verschwinden. Der verbleibende Resttrog wird von der Frontalzone nach Westpolen
gesteuert. Die über Deutschland hinweg nordostwärts gerichtete Hochbrücke bleibt
vorerst noch bestehen, wobei sich deren Achse nach Süddeutschland verlagert.
Abgesehen von ein paar Schneeflocken sollte es daher zunächst weitgehend trocken
bleiben.
Im Tagesverlauf setzt allerdings von Nordwesten her kräftige Warmluftadvektion
ein, was mehrschichtige Bewölkung aufziehen lässt. Ab dem Nachmittag beginnt es
im Bereich der Emsmündung zu schneien. Die Warmfront eines sich in die
Norwegische See verlagernden Randtiefs erreicht gegen Abend das europäische
Festland. Vom Emsland bis zum Niederrhein gehen dann die Niederschläge bereits
in die flüssige Phase über, wodurch Glatteis auftreten kann. Da der Boden noch
gefroren ist, können auf schneefreien Flächen unwetterartige Auswirkungen nicht
ausgeschlossen werden. Außerdem frischt der Wind auf, im Nordwesten und im
westlichen Bergland sind erste Windböen, an der Nordsee Sturmböen zu erwarten.
Die Tageshöchsttemperaturen verbleiben meist im Frostbereich. Allenfalls ganz im
Westen und in Rheinnähe dürfte gegen Abend ein Temperaturanstieg auf 0 bis 3
Grad erfolgen.
In der Nacht zum Samstag greift auf die Nordsee unter Verkürzung der Wellenlänge
ein flacher Rücken über. Der nachfolgende Trog erreicht das Seegebiet
unmittelbar nordwestlich der Britischen Inseln. Das mit diesem Trog
korrespondierende Tief intensiviert sich, wogegen sich das sich das Randtief
über der Norwegischen See abzuschwächen beginnt. Die Warmfront dieses Randtiefs
greift rasch bis auf die Mitte Deutschlands über, wird aber im Nordosten,
bedingt durch den dort etwas aufweichenden Gradienten, zurückgehalten.
Warmluftadvektion lässt bereits deutlich abgesetzt von der Front, d.h. auch im
Osten und Süden Deutschlands, Niederschläge einsetzen, die zunächst als Schnee
fallen. In den Staulagen der nördlichen, östlichen und zentralen Mittelgebirge
können um 10 cm nasser Schnee fallen. Von Nordwesten und Westen her werden diese
Niederschläge jedoch bald in die flüssige Phase übergehen. Hierdurch besteht die
Gefahr von Glatteis; kleinräumig sind unwetterartige Auswirkungen vorstellbar.
Da sich beizeiten und bis Sonntagfrüh bis in die mittleren Gebiete hinein eine
westliche Strömung durchsetzt, ist die gefrierende Phase meist nur von
vorübergehender Dauer. Eine großräumige Unwetterlage zeichnet sich nicht ab, so
dass auch auf eine Unwetter-Vorabinfo verzichtet werden kann. Allerdings hält
sich präfrontal im Nordosten wie auch im Süden und Südosten noch längere Zeit in
den unteren Troposphärenschichten die Kaltluft, was dort den Übergang in die
flüssige Phase hinauszögert. Somit fällt in diesen Gebieten die gesamte Nacht
hindurch Schnee.
Mit dem Übergreifen der Warmfront verschärft sich der Gradient, so dass an der
Küste Wind- und stürmische Böen, auf Nordseeinseln sowie in höheren Bergland
Böen bis Sturmstärke auftreten. Da der Schnee zusehends nasser wird, ist die
Gefahr von Verwehungen auch im Bergland gering.

Samstag... greift der Höhenrücken unter weiterer Verkürzung der Wellenlänge auf
den Westen Deutschlands über. Der nachfolgende Trog verlagert sich zu den
Britischen Inseln und induziert eine Zyklogenese, wobei sich das entwickelnde
Tief nach Schottland verlagert. Deutschland gelangt, außer vielleicht vom
äußersten Nordosten, unter den breiten Warmsektor dieses Tiefs, d.h. die
Niederschläge gehen, abgesehen von den Kamm- und Gipfellagen der östlichen
Mittelgebirge, bis zum Abend ansonsten durchweg in Regen über. Dabei besteht bis
in die Mittagszeit hinein nach Osten übergreifend noch die Gefahr von Glatteis,
wobei in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit des Vordringens milderer Luft
vorübergehend und kleinräumig unwetterartige Auswirkungen möglich sind. Dies
kann bis zum Abend ganz im Nordosten, aber auch im östlichen Niederbayern der
Fall sein. In den Hochlagen der östlichen Mittelgebirge und auch am östlichen
Alpenrand, d.h. oberhalb von 800 bis 1000 m, können bis dahin noch einmal mehr
als 10 cm nasser Schnee fallen.
Im Bereich des Warmsektors, d.h. über der Mitte und dem Süden Deutschlands,
frischt der Wind auf, d.h. auch in tieferen Lagen treten Windböen auf. Im
Bergland muss mit stürmischen Böen, auf höheren Berggipfeln mit Böen bis
Sturmstärke gerechnet werden. Mit der vordringenden Warmluft ist ein
deutschlandweiter Temperaturanstieg auf 3 bis 8 Grad verbunden. Lediglich im
Nordosten, ganz im Osten, im östlichen Niederbayern sowie im höheren Bergland
wird es mit -1 bis 3 Grad noch nicht so mild.
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das Sturmtief in die nördlich Nordsee
und bildet sich dabei auch in höheren Troposphärenschichten ab, so dass sich
eine senkrechte Achsenlage ergibt. Rückseitig gelangt in den Nordwesten und
Westen Deutschlands labil geschichtete Luft, was die Niederschläge einen
konvektiven Charakter annehmen lässt. Die Schneefallgrenze liegt nach wie vor
bei 800 bis 1000 m. Allenfalls in Vorpommern kann sich die milde Luft noch nicht
so recht durchsetzen, so dass es dort wahrscheinlich noch weiterhin schneit.
Bedingt durch die Lage des Tiefs wird dann von Westen her der Wind auffrischen,
so dass neben dem Westen und der Mitte Deutschlands auch in den südwestlichen
Landesteilen Windböen auftreten können. Im Bergland und an der See sind durchweg
stürmische Böen, auf höheren Berggipfeln und an der Nordsee Böen bis Sturmstärke
und auf exponierten Gipfeln auch schwere Sturmböen zu erwarten. Abgesehen vom
Alpenrand, dem äußersten Nordosten und höheren Berglagen sollte es ansonsten
frostfrei bleiben.

Sonntag... gelangt Deutschland in den Bereich des von den Britischen Inseln
hereinschwenkenden Troges. Hierdurch setzt sich die labil geschichtete Luft
überall durch, wodurch die Niederschläge konvektiven Charakter aufweisen bzw.
annehmen. Da sich der Trog jedoch gleichzeitig nach Süden ausweitet, liefert die
Dynamik nur schwache Hebungsimpulse. Zudem wird der Trog von Kaltluftadvektion
überlaufen, was konvektiven Umlagerungen eher entgegenwirkt. Einzelne kurze
Gewitter sind daher wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen.
Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief verlagert sich südwärts bis zur
Doggerbank. Die rückseitig einfließende Polarluft kann das Vorhersagegebiet
vorerst noch nicht erreichen, so dass die Schneefallgrenze vorerst nicht
absinkt. An der auf Deutschland übergreifenden Kaltfront (die allerdings kaum
eine Abkühlung bringt) deutet sich knapp südlich der Alpen die Bildung einer
Welle an, was den Gradienten auseinanderzieht. Daher sollten in tieferen Lagen
warnrelevante Böen auf die Rückseite der Kaltfront beschränkt bleiben. Ansonsten
treten auf höheren Berggipfeln der Mittelgebirge und im westlichen Bergland
generell Böen bis Sturmstärke auf. Je nach Lage des Tiefs muss auch an der Küste
mit Wind- und stürmischen Böen, exponiert mit Böen bis Sturmstärke gerechnet
werden. Aufgrund der Durchmischung bleibt es relativ mild, so dass 4 bis 8, in
Rheinnähe bis 10 Grad erreicht werden. Auch ganz im Nordosten und im
südöstlichen Bayern dürften die Reste der Kaltluft ausgeräumt werden, so dass
dort ein Temperaturanstieg auf 1 bis 4 Grad erfolgt.
In der Nacht zum Montag verlagert sich das Tief in den Nordwesten Deutschlands,
was im Westen und Südwesten und zum Teil bis in die mittleren Gebiete hinein mit
einer Gradientzunahme einhergeht. Somit können in diesen Gebieten auch in
tieferen Lagen Windböen auftreten. Im Bergland gibt es Sturmböen, auf höheren
Berggipfeln vor allem der west- und südwestdeutschen Mittelgebirge schwere
Sturmböen.
An der Rückseite dieses Tiefs dringt dann auch niedertroposphärisch wieder
kältere Luft in die mittleren und südlichen Teile Deutschlands vor, was sich in
einem Temperaturrückgang im 850 hPa-Niveau auf Werte unter -5 Grad äußert. In
diesen Gebieten dürfte die Schneefallgrenze dann wieder bis in Lagen um 400 m
absinken. In den Hochlagen der westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirge,
d.h. oberhalb von etwa 600 m, können mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb von 12
Stunden fallen. In tieferen Lagen sollte es noch weitgehend frostfrei bleiben.
Im Bergland besteht ab den mittleren Lagen aufwärts Glättegefahr.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich kaum prognoserelevante Unterschiede
ableiten. Auch am Ende des Vorhersagezeitraumes haben sich die Modelle gegenüber
weiter zurückliegenden Vorhersagen weitgehend angeglichen, so dass die noch
vorhandenen Differenzen vor allem hinsichtlich der Lage und Intensität des nach
Norddeutschland ziehenden Tiefs im Bereich der Prognoseunschärfe liegen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann