DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-01-2019 08:01
SXEU31 DWAV 200800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 20.01.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
Meist ruhiges, winterlich kaltes Hochdruckwetter mit "Schöhnheitsfehlern" an den
Rändern des Landes (heute Süden, morgen Norden, Dienstag Westen). Nachts in der
Mitte und im Süden gebietsweise strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... erstreckt sich ein Höhenrücken von den Britischen Inseln zur Nordsee
und knickt dann nach Norden ab, wo er - gestützt durch WLA auf der Vorderseite
eines von der Dänemarkstraße bis nach Island reichenden und ostwärts
schwenkenden Höhentroges (500 hPa) bis weit ins Europäische Nordmeer reicht. Im
Tagesverlauf kommt er nach Osten bzw. nach Süden voran und erreicht mit seiner
Achse abends den Norden Deutschlands. Der Süden und anfangs auch der Osten des
Landes befinden sich dagegen noch im Einflussbereich eines von einem
umfangreichen Langwellentrog über Nordosteuropa ausgehenden und bis nach
Frankreich reichenden Randtrog, aus dem über Nordwestfrankreich ein
kleinräumiges Höhentief abgetropft ist, das sich unter Abschwächung bis zum
Abend nach Ostfrankreich verlagert.
Gestützt durch den Höhenrücken erstreckt sich auch im Bodenfeld ein
Hochdruckbrücke über Norddeutschland hinweg ostwärts, die die Hochdruckgebiete
über dem nahen Ostatlantik und über Osteuropa miteinander verbindet und kann
sich im Tagesverlauf noch etwas verstärken. An dessen Nordflanke gelangt in den
Nordosten des Landes niedertroposphärisch eine etwas feuchtere Meeresluftmasse,
somit bleibt es von Schleswig-Holstein bis nach Ostvorpommern bzw.
Nordbrandenburg zunächst überwiegend bedeckt durch Hochnebel, gebietsweise hat
sich auch dichter Nebel gebildet, hier und da fällt etwas Schneegriesel bzw.
(anfangs noch) gefrierender Nieselregen. Im Tagesverlauf bekommt der Hochnebel
von Südwesten her einige Lücken, gebietsweise bleibt es dort aber ganztägig
trüb.
Ansonsten bleibt fast überall trockenkalte Festlandsluft wetterbestimmend mit
Taupunkten meist zwischen -5 und -10 Grad. Lediglich der äußerste Südwesten und
Süden gelangen zunehmend in den Einflussbereich eines mit dem Höhentief
korrespondierenden flachen Bodentiefs über Frankreich, das sich allmählich
südostwärts verlagert, sich dabei aber mehr und mehr auffüllt. Die dichten
Wolken des Tiefs reichen über weite Teile Baden-Württembergs hinweg (außer der
Norden und Nordosten) bis nach Oberbayern und von Südbaden bis ins Allgäu fällt
auch etwas Schnee, die Mengen bleiben aber gering (wenige Zentimeter in 12
Stunden). Mit zeitweise mäßig auffrischendem Böhmischem Wind schwappt vom
Böhmischen Becken her zeitweise auch über die Kammlagen der ostbayerischen
Mittelgebirge bzw. von Erz- und Zittauer Gebirge dichtere hochnebelartige
Bewölkung hinweg, ansonsten scheint aber vielerorts die Sonne. Dabei steigen die
Temperaturen in den Niederungen West- und Norddeutschlands noch meist auf Werte
um bzw. knapp über 0 Grad (Küsten bis +3 Grad), ansonsten gibt es vielerorts
leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Montag tropft der von Island inzwischen über dem Nordmeer
angelangten und immer schwächer werdende Höhentrog über Südnorwegen aus. Der
Höhenrücken über der Nordsee wird dabei nach Süden, bis etwa zur Mitte des
Landes, verdrängt. Somit gelangt die Nordhälfte des Landes auf die Vorderseite
des Cut-Off-Tiefs, während der Süden im Einflussbereich des vom
Nordosteuropatrog weiterhin bis dorthin reichenden, allerdings ebenfalls
südwärts schwenkenden Randtroges bleibt.
Im Bodenfeld entwickelt sich im Zuge des Abtropfprozesses über Südnorwegen ein
kleinräumiges Tiefdruckgebiet und zieht bis Montagfrüh zum Kattegat. Die
Kaltfront des Tiefs erreicht morgens den Norden der Deutschen Bucht, in
Nordfriesland setzen dann leichte Niederschläge ein, die unter Einbeziehung
milderer Nordseeluft dort wohl zumindest teilweise als Regen/Nieselregen fallen.
Die Mengen bleiben zwar sehr gering, dennoch kann es vor allem abseits des
unmittelbaren Küstenstreifens, wo die Temperaturen mit auffrischendem West- bis
Nordwestwind auf knapp über 0 Grad steigen, gebietsweise auch Glatteis geben.
Ansonsten verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig. Im äußersten Süden (Südbaden
bis südliches Alpenvorland) fällt noch gebietsweise etwas Schnee, der aber immer
weiter nachlässt. Vor allem im Übergangsbereich zur etwas feuchteren Luftmasse
ganz im Norden, also in der Norddeutschen Tiefebene, kann sich Nebel bilden, im
übrigen Land ist der Himmel aber teilweise gering bewölkt oder klar. Strengen
Frost gibt es aufgrund der dichten Bewölkung im Süden am ehesten in den
mittleren Landesteilen, ansonsten muss verbreitet mit mäßigem, ganz im Norden
nur mit leichtem Frost gerechnet werden. Glätte durch überfrierende Nässe oder
gefrierendes Nebelnässen tritt am ehesten im Norden auf, Reifglätte gibt es
aufgrund der trockenen Luftmasse kaum.

Montag... verlagert sich das Cut-Off-Tief bis zum Abend zur südlichen Ostsee.
Das korrespondierende Bodentief kann sich vorübergehend etwas vertiefen und
erreicht dann Südschweden, die Kaltfront greift auf Norddeutschland über. Mit
Kaltfrontpassage bzw. postfrontal gibt es leichte Niederschläge (meist weniger
als 1 mm in1 2 Stunden), die abends in etwa eine Linie Emsland - Berliner Raum
erreichen. Meist fällt dann nur ein paar Schneeflocken, nach Norden zu aber auch
etwas Regen bzw. Nieselregen, der anfangs noch gefrieren kann. Der Wind frischt
vor allem im Ostseeumfeld aus West bis Südwest auf, entlang der vorpommerschen
Küste reicht es eventuell für einzelne steife Böen (Bft 7).
Im übrigen Land dominiert der Einfluss der etwas nach Süden abgedrängten
Hochdruckbrücke, der stützende Höhenrücken wird etwas abgebaut und befindet sich
mit seiner Achse abends über Süddeutschland. Ein weiterer Rücken erreicht abends
die Nordsee. Somit hört es auch ganz im Süden auf zu schneien (lediglich an den
Alpen kann es auch am Nachmittag noch ein paar Flocken geben), es bleibt aber
vor allem südlich der Donau - genauso wie in der Nordhälfte - meist stark
bewölkt. In den mittleren Landesteilen scheint hingegen überwiegend die Sonne.
Weite Teile des Landes verbleiben im Einflussbereich der kalten Festlandsluft,
lediglich in den Nordwesten und Norden kann etwas mildere Nordseeluft gelangen.
In 850 hPa bewegen sich die Temperaturen zwischen -4 Grad über der Eifel und -8
Grad über dem Bayerischen Wald. Die Höchsttemperaturen erreichen Werte zwischen
-3 Grad im Südosten und +5 Grad auf den Nordseeinseln, Dauerfrost gibt es im
Süden und Südosten sowie meist auch im zentralen Mittelgebirgsraum.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Höhentief nach Westpolen, das
korrespondierende Bodentief füllt sich über der südlichen Ostsee mehr und mehr
auf. Vor allem ICON simuliert entlang der sich ebenfalls auflösenden Kaltfront
in Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie im südlichen Niedersachsen (Harz bis 2
mm), ebenso wie im äußersten Nordosten (Rügen bis 3 mm), geringe Niederschläge
(ansonsten meist weniger als 1 mm), die dann unter Einbeziehung der kalten
Festlandsluft wohl wieder überwiegend als Schnee fallen dürften. GFS und IFS
lassen es weitgehend trocken, SuperHD und EURO4 haben lediglich im Nordosten
leichte Niederschläge auf der Karte.
Der Höhenrücken über der Nordsee kommt weiter nach Osten voran und befindet sich
morgens über dem Vorhersagegebiet, während ein Höhentrog mit Drehzentrum bei
Island auf die Britischen Inseln übergreift. Die über Süddeutschland verlaufende
Hochdruckbrücke schwächt sich dabei nur allmählich ab und wird noch etwas nach
Süden abgedrängt, bleibt aber für weite Teile des Landes wetterbestimmend. Das
okkludierte Frontensystem eines mit dem Höhentrog korrespondierenden Tiefs bei
Island überquert die Britischen Inseln und greift morgens auf die Nordsee bzw.
den Ärmelkanal über. Im Vorhersagegebiet bleibt es aber wohl noch trocken,
höchstens in Nordfriesland kann es morgens ein wenig nieseln.
Der Wind frischt morgens im äußersten Westen/Nordwesten aus Süd auf,
warnrelevante Böen gibt es aber keine.
Im Nordosten sowie gebietsweise auch im Süden bleibt es meist stark bzw.
hochnebelartig bewölkt, ansonsten ist es zunächst klar oder gering bewölkt,
später ziehen von Westen her hohe Wolkenfelder auf. Strengen Frost gibt es am
ehesten noch in gering bewölkten Regionen Süddeutschlands und vielleicht noch im
zentralen Mittelgebirgsraum. Im Nordseeumfeld bleibt es dagegen teilweise
frostfrei.

Dienstag... kommt der Trog über den Britischen Inseln kaum mehr nach Osten voran
und weitet sich stattdessen nach Süden, Richtung Frankreich, aus. Der
vorgelagerte Höhenrücken befindet sich abends mit seiner Achse über der
Osthälfte Deutschlands. Somit gelangen weite Teile des Landes auf die
Vorderseite des Troges, die Höhenströmung dreht auf südliche Richtungen.
Im Bodenfeld wird die Hochdruckbrücke über Süddeutschland endgültig abgebaut.
Die Okklusion kommt - ähnlich wie der korrespondierende Trog - nur sehr zögernd
ostwärts voran und erreicht abends erst Benelux und Frankreich. Das vorgelagerte
Niederschlagsgebiet kann dann auf den äußersten Wesen Deutschlands übergreifen.
Dabei kann es von der Eifel über den Niederrhein bis ins Emsland leichte
Niederschläge - unter Einbeziehung der bodennah trockenkalten Festlandsluft wohl
meist als Schnee - geben. Allerdings werden maximal 2 mm in 12 Stunden
simuliert, so dass es auch in der Eifel (in den Niederungen geht es wohl
tagsüber knapp in den positiven Bereich) maximal für eine dünne Schneedecke
reicht.
Obwohl der recht scharfe Gradient im Vorfeld der Front mit Übergreifen auf
Kontinentaleuropa wieder beginnt aufzufächern, reicht es über der Nordsee und in
günstigen Lagen im Westen Deutschlands eventuell noch für einzelne Böen Bft 7
aus Süd bis Südost. Der Böhmische Wind in den östlichen Mittelgebirgen
(eventuell auch in den ostbayerischen) legt ebenfalls etwas zu und kann
nachmittags bzw. abends in dafür begünstigten Lagen Bft 7 erreichen.
Ansonsten verläuft der Tag wettertechnisch ruhig. Die Sonne scheint am ehesten
im Osten und Süden, sonst bleibt es oft bewölkt. Vorderseitig der Okklusion
gelangt niedertroposphärisch nur wenig mildere Luft ins Land, die Temperatur in
850 hPa steigt auf -2 Grad im Südwesten und -6 Grad im äußersten Osten. Bodennah
wird es mit Höchstwerten zwischen -2 Grad im Südosten und +3 Grad im Nordwesten
kaum milder.

In der Nacht zum Mittwoch bleibt der Trog mit seiner Achse weiterhin westlich
des Vorhersagegebietes, der vorgelagerte Höhenrücken befindet sich morgens über
Polen bzw. Südskandinavien, so dass die Höhenströmung über dem gesamten Land auf
südliche Richtungen dreht.
Im Bodenfeld erstreckt sich eine breit angelegte und flache Tiefdruckrinne vom
Seegebiet südöstlich Islands über die Nordsee und Frankreich hinweg bis ins
westliche Mittelmeer, während sich das osteuropäische Hochdruckgebiet etwas
verstärkt. Im Westen des Landes fächert der Gradient somit ein wenig auf,
während er sich nach Osten zu geringfügig verschärft. Somit kann der Böhmische
Wind noch etwas zulegen, vereinzelt kann es am Erzgebirge auch stürmische Böen
(Bft 8) aus Südost bis Süd geben.
Die Okklusion kommt kaum nach Osten voran, so dass sich die leichten
Niederschläge - überwiegend als Schnee, höchstens an der Nordsee auch
Regen/Nieselregen) nur wenig nach Westen vorankommen. Nach Lesart aller
vorliegenden Modelle sollen sie sich morgens weiterhin auf die Gebiete westlich
des Rheins, auf das Westmünsterland, das Emsland und vielleicht noch die
unmittelbare Nordseeküste beschränken. Dabei werden 0 bis 3 mm in 12 Stunden
simuliert, so dass sich eventuelle Neuschneemengen auf wenige Zentimeter
beschränken, für Glätte reicht es aber allemal.
Im übrigen Land bleibt es trocken und wolkig, gebietsweise auch gering bewölkt
oder klar. Vor allem im Südosten und Süden muss gebietsweise mit strengem Frost
gerechnet werden, im unmittelbaren Nordseeumfeld bleibt es gebietsweise
frostfrei.


Modellvergleich und -einschätzung
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Abgesehen von leichten Differenzen bzgl. der Ausbreitung der nur geringen
Niederschläge am morgigen Montag bzw. in der Nacht zum Dienstag simulieren die
Modelle die Wetterentwicklung im Kurzfristzeitraum sehr einheitlich. Prognose-
und warnrelevante Unterschiede treten kaum auf.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff