DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-01-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.01.2019 um 10.30 UTC



Winterlich kalt, am Dienstagabend und Mittwoch in der Westhälfte etwas Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 26.01.2019


Am Dienstag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums liegt über dem
Osten Deutschlands noch der Südteil eines Troges, dessen Drehzentrum sich über
dem Norden Russlands befindet. Über Großbritannien befindet sich ein weiterer
Trog und dazwischen hat sich ein kurzwelliger Keil aufgebaut, dessen Achse im
Tagesverlauf unseren Vorhersagebereich überquert. Im Bodendruckfeld befindet
sich über Westeuropa, korrespondierend zur Höhenströmung, eine Tiefdruckrinne
mit einem eingebetteten Frontensystem, das in der Nacht zum Mittwoch auf den
Westen übergreift. Bei Temperaturen von unter -5 Grad fallen die Niederschläge
als Schnee. Sonderlich viel wird das nach Lage der Dinge nicht sein, ein paar
Zentimeter sind aber bis in tiefe Lagen drin.

Am Mittwoch kommt es am westlichen Trog zu einem Abtropfprozess und das
entstandene Höhentief wandert über Frankreich in das westliche Mittelmeer. Daher
verstärkt sich über Korsika und Sardinien das dort liegende Bodentief. Über dem
Ostteil wirkt aber noch der mittlerweile recht flach gewordene Keil, was eine
weitere Ostverlagerung der Front verhindert. Im Westen kann es in der
Tiefdruckrinne zwischen dem Genuatief im Süden und einem weiteren Tief über der
Nordsee immer wieder zu leichten Schneefällen kommen. Auflockerungen kann es am
ehesten im Südosten geben und in großen Teilen der Osthälfte herrscht, wie schon
am Dienstag, Dauerfrost.

Am Donnerstag liegen wir weiterhin zwischen dem Höhentief über dem Mittelmeer
und dem Trogrest über der Nordsee in einer recht gradientschwachen Strömung.
Über Westeuropa liegt weiterhin eine flache Potentialrinne, angefüllt mit
höhenkalter Luft. Ihre Wetteraktivität ist allerdings recht eingeschränkt und
daher bleibt es bei uns meist trocken, vielleicht abgesehen von ein paar
Schneeflocken im Bergland. Es ist meist wechselnd bewölkt und längere
freundliche Abschnitte gibt es vor allem an den Alpen sowie auf der Westflanke
der Mittelgebirge. Es herrscht weiterhin Dauerfrost.

Am Freitag verlagert sich das Höhentief weiter nach Südosten und im Norden
verkürzt der Resttrog seine Amplitude und schwenkt nach Osten. Dadurch schiebt
sich in den Norden der Keil des Ostatlantikhochs und sorgt für Absinken. Es
bleibt daher meist trocken und es herrscht weiterhin, mal abgesehen von der
Küste und dem äußersten Westen, Dauerfrost.

Am Samstag schwenkt der Höhenkeil nach Süden und dadurch gibt es weiterhin
Absinken und wenig Änderung. Allerdings wird mit der Annäherung eines
Frontensystems von der Nordsee her etwas mildere Luft in den Küstenbereich
geführt. Außerdem frischt der Ostwind im Norden auf und zumindest auf den Inseln
kann es steife Böen geben.

In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag nähert sich von Westen her ein
langwelliger Trog dem Kontinent. Auf der Vorderseite dreht die Strömung auf
Südwest und somit wird etwas mildere Luft herangeführt. Das wirkt sich am Boden
aber aller Voraussicht nach nicht aus, zumal das Frontensystem eines Tiefs über
Skandinavien erneut für Nachschub an Kaltluft sorgt. Somit bleibt es in weiten
Teilen der Mitte und des Ostens beim Dauerfrost.


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Mittwoch zeigt der aktuelle Lauf des IFS nur geringe Unterschiede zu den
Vorläufen. Am Donnerstag gibt es Unterschiede in der Konturierung der
Potentialrinne im Westen. Das Übergreifen der deutlich ausgeprägten Keils ab
Freitag ist dagegen eine neue Entwicklung, die die höhenkalte Luft bei uns
weitgehend verdrängt. Bei den Vorläufen bleibt der Kaltluftkörper bei uns
persistent und wird teilweise sogar noch verstärkt. Von daher hinterlässt der
Konsistenzvergleich ab Freitag viele Fragezeichen hinsichtlich der Entwicklung.


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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Das gleiche Bild liefert der Modellvergleich. Der Vorstoß des Höhenkeils am
Freitag wird von ICON und dem GEM schwächer und von GFS überhaupt nicht
modelliert. Von daher simuliert IFS das Wettergeschehen am Wochenende deutlich
antizylonaler als das die anderen Modelle tun. Nach GFS liegt die ganze Zeit ein
Trog über uns, angefüllt mit höhenkalter Luft unter -35 Grad. Die T500 ist nach
IFS zum gleichen Zeitpunkt über 10 Kelvin wärmer.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt von Donnerstag bis Sonntag 4 Cluster, wobei der
aktuelle Lauf sich in Cluster 4 befindet. Das Abkippen der Achse in Richtung
Norddeutschland am Freitag wird nur von Cluster 3 und 4 gezeigt. Aber auch die
anderen Cluster deuten ein Kippen der Achse des Keils in Richtung Nordosten an,
jedoch nicht so gravierend wie das der aktuelle Lauf des IFS zeigt. Der
Kaltluftkörper, der sich am Mittwoch und Donnerstag noch durch den Trog gestützt
über unserem Vorhersagegebiet befindet, verlagert sich in allen Clusterlösungen
in Richtung Südosten und verlässt damit unseren Vorhersagebereich. Von daher
kann die Lösung des GFS für die weiteren Betrachtungen ausgeschlossen werden.
Die ICON Lösung hingegen ähnelt bei uns sehr den Clusterlösungen 1 und 2 und
kann daher die bestmögliche deterministische Lösung darstellen. Das
GEFS-Ensemble lässt ebenfalls den Keil nicht nach Deutschland vorstoßen.
Allerdings wird für den Bereich, wo dieser Vorstoß ansetzt auch hohe
Standardabweichungen signalisiert, ein Hinweis auf die Unsicherheit.

Mehr Gewissheit hat man hinsichtlich des Temperaturverlaufs im mittelfristigen
Vorhersagezeitraum. In weiten Teilen des Landes gibt es Dauerfrost, wobei die
Wahrscheinlichkeit für extremen Frost wohl eher den Hochlagen der Gebirge, im
Zusammenspiel mit Schneedecke und Wolkenauflockerungen, vorbehalten bleibt. Nur
im Westen kann man ab Dienstag mit leicht positiven Temperaturen rechnen.
Insgesamt gesehen liegen die Temperaturen in der nächsten Woche deutlich unter
dem Mittel 1981 bis 2010.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Auch wenn in der nächsten Woche das Thermometer nur im Westen über den
Gefrierpunkt kommt gibt EFI nur lokal Signale für ein im Vergleich zu der
Modellklimatologie kalten Witterungsabschnitt. Für andere stark abweichende
Wetterparameter gibt es keine Signale.

Signale für markante Niederschlagsmengen gibt es für nächste Woche keine. Beim
Wind gibt es nur für Samstag auf den Nordseeinseln geringe Wahrscheinlichkeiten
für Böen der Stärke 8.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS/ICON, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich