DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-01-2019 09:01
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.01.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWz mit Aufbau BM

Heute im Süden, Osten und Norden einzelne Schauer, im Bergland nachlassender
Wind. Kommende Nacht im Norden etwas Glätte und allgemein leichter bis mäßiger
Frost. Samstag und Sonntag im Südwesten zeitweise etwas Schnee, sonst
trocken-kalt. Im Süden, der Mitte und im Bergland Dauerfrost, nachts im Bergland
teils auch strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Freitag... schwenkt ein Höhentrog, der von Skandinavien bis nach Mitteleuropa
reicht weiter nach Osten. Begleitet wird dies von leichtem bis mäßigem 3-std.
Druckanstieg entlang seiner Basis, der vormittags noch den Osten Deutschlands
beeinflusst. Stromauf sorgt ein zonaler ausgerichteter und diffluent
konturierter Höhentrog vor Irland für einen progressiv nach Frankreich und
Deutschland wandernden Höhenrücken, der niedertroposphärisch durch nachlassende
Kaltluftadvektion gestützt wird. Dem diffluenten Höhenwindfeld Rechnung tragend
nehmen die Geopotentialgradienten über Mitteleuropa ab, sodass jegliche
Starkwindbänder (Jets) weit abseits von Deutschland auftreten werden.

Diese Entwicklung hat eine durchgreifende und nachhaltige Wetterberuhigung für
Deutschland zur Folge. Ziehen im Vormittagsverlauf im Osten und Südosten noch
wiederholt Schneeschauer vorüber, die sich im Luv vom Erzgebirge und bayerischen
Alpenrand zeitweise anstauen, schwächt sich die Schauertätigkeit mit erwähnter
Stabilisierung von Westen sukzessive ab. Bis zum Mittag können in Staulagen noch
wenige Zentimeter Neuschnee fallen, sonst werden nur unbedeutende
Neuschneemengen erwartet. Auch der den Druckanstieg begleitende, zeitweise böig
auffrischende Westwind mit Sturmböen (Bft 8-9) auf exponierten Gipfeln der
östlichen Mittelgebirge und Alpen schwächt sich bis zur Mittagszeit rasch ab,
sodass aus warntechnischer Sicht ein ruhiger Nachmittag zu erwarten ist. In der
eingeflossenen kalten Luftmasse erwartet die mittleren Berglagen aufwärts
leichter Dauerfrost, bevor sich zum späten Nachmittag und Abend abgesehen vom
Westen und Nordwesten auch in tiefen Lagen zunehmend Frost einstellt. Davor
werden jedoch im Tiefland Maxima im zarten Plusbereich erwartet (+1 bis +3 Grad)
mit den höchsten Werten im Küstenumfeld der Nordsee. Erwähnt werden sollte noch,
dass die Lage der Keilachse über der südlichen Nordsee eine schwache
Nordwestströmung in der Höhe über Norddeutschland aufrechterhält, sodass dort
zeitweise Schauer von der Nordsee in Landesinnere driften, die küstennah als
Regen, sonst als Schnee fallen.

Letzteres hat eine Bedeutung für die Frage, ob in der Nacht zum Samstag irgendwo
in Deutschland Glättewarnungen von Nöten sind. Abhängig von der Ausprägung und
Langlebigkeit der norddeutschen Schaueraktivität kann sich etwas Restnässe bis
in die Nacht retten, sodass mit einsetzendem Frost in diesen Bereichen mit
überfrierender Nässe gerechnet werden muss. Die Ausgabe von Glättewarnungen kann
daher in Norddeutschland nicht ausgeschlossen werden. Sonst allerdings dürfte
Glätte nur lokal ein Thema sein. Der Hauptwarnparameter wird hingegen der Frost
werden. Trotz Durchzug von teils ausgedehnten hohen Wolkenfeldern kühlt die zur
Ruhe kommende maritime Polarluft bei meist schwacher Windbewegung soweit aus,
dass verbreitet mit leichtem, über der Mitte und dem Süden auch mit mäßigem
Luftfrost von -2 bis -8 Grad zu rechnen ist. Im Bergland und dort besonders über
Schneeflächen muss auch zunehmend mit strengem Frost von unter -10 Grad
gerechnet werden. Dies betrifft laut der Ensembles besonders den Alpenrand, den
Bayerischen Wald und das Vogtland. Allerdings eher noch zu lokal für eine
großflächige markante Frostwarnung. Abgesehen von diesen Warnparametern verläuft
die Nacht trocken. Davon ausgenommen das Nordsee- und Oderumfeld, wo noch letzte
Tropfen und Flocken fallen.

Samstag... verlagert sich der Höhentrog über Weißrussland ostwärts und gestützt
durch die niedertroposphärische Kaltluftadvektion auch das Bodenhoch. Derweilen
schwächt sich der diffluente Höhentrog über Nordwesteuropa stromab eines
massiven Troges über Kanada und Neufundland fortwährend ab und macht kaum noch
Boden nach Osten gut. Auch das den Trog begleitende Bodentief füllt sich auf und
wandelt sich in eine ausgedehnte Bodentiefdruckrinne um, die sich über
Schottland bis in die Biskaya erstreckt. Eine darin eingebettete Okklusion kommt
nur zögernd nach Osten voran, sodass in Deutschland bis in die Abendstunden
hoher niedertroposphärischer Luftdruck überwiegt. Dabei liegen wir am Westrand
des Bodenhochs, sodass mit einer schwachen östlichen Strömung trockene Luft ins
Vorhersagegebiet gelangt. Bei gleichzeitig noch relativ kalten Temperaturwerten
in der mittleren Troposphäre ist somit die Gefahr einer Inversion und daran
"breitlaufender" Bewölkung meist nicht gegeben. Die Modelle zeigen dies recht
homogen und deuten in weiten Bereichen Deutschlands einen freundlichen Tag an,
wobei sich neben teils ausgedehnten hohen Wolkenfeldern für längere Zeit die
Sonne zeigen kann, regional gesehen ist es auch richtig sonnig. Ausnahmen wie
die Donauregion, das Saarland/Rheinland-Pfalz und der Nordosten sind allerdings
zu nennen, da sich hier noch Reste von Hochnebel dank etwas mehr Feuchte bis
weit in den Tag halten können. Im Westen gehen diese zudem teils nahtlos in
dichte Wolkenfelder über, die nachmittags und abends im Zuge der
Okklusionsannäherung auf den äußersten Westen übergreifen. Je nach
Sonnenscheindauer liegen die Höchstwerte im Norden und äußersten Westen noch
leicht im Plusbereich (bis +2 Grad), sonst muss besonders im Süden und entlang
der zentralen Mittelgebirge bis ins Saarland mit leichtem Dauerfrost gerechnet
werden. Auf dem Kamm des Bayerischen Waldes und an den Alpen könnte sogar
mäßiger Dauerfrost auftreten.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich insgesamt nichts Grundlegendes an der
allgemeinen Konfiguration mit leicht fallendem Geopotential in der mittleren
Atmosphäre und zögernd fallendem niedertroposphärischem Bodendruck. Allerdings
reicht der Druckfall aus, dass die Okklusion oder deren Reste aus Frankreich
zunehmend auf den Südwesten übergreifen. Die Numerik zeigt noch unterschiedliche
Lösungen, wobei IFS und GFS leichten Schneefall bis nach Oberschwaben ausgreifen
lassen, während ICON nur den Schwarzwald "berieseln" lässt. Die 12-std.
Neuschneemengen fallen, egal wie, mit wenigen Zentimetern, in Staulagen um 5 cm
gering aus. Substanzielle Auswirkungen hat dies auch auf die Frage, wie stark
sich die Luftmasse nachts im Süden auskühlen kann, da sich die Bewölkung im
Verlauf der Nacht vom Niederrhein bis zum Alpenrand immer weiter verdichtet.
Daher deuten sich erhöhte Wahrscheinlichkeiten für strengen Nachtfrost von unter
-10 Grad besonders am Bayerischen Wald und im Vogtland an. Ob es von
Oberschwaben bis ins Allgäu und den Alpenrand für strengen Frost reicht hängt
noch vom "timing" der Bewölkung ab. Sonst tritt deutschlandweit leichter bis
mäßiger Frost von -3 bis -8 Grad auf und auch im Küstenumfeld tritt bei
ablandigem Wind leichter Frost auf. Der Wind weht insgesamt nur schwach aus Ost.


Sonntag... baut sich durch eine kräftige Zyklogenese über der Irmingersee
gestützt ein Keil mit dazugehörendem Bodenhoch über dem Nordostatlantik auf, der
mit seinem Nordostquadranten auch West- und Mitteleuropa erfasst. Die Folge ist
besonders niedertroposphärisch erneut ein leichter Druckanstieg, sodass sich die
Okklusion oder deren Reste entlang der Westalpen mehr oder weniger vor Ort
auflösen. Daher bleibt die Bewölkung südlich der Donau dicht und es treten
leichte Schneefälle auf, die sich jedoch immer weiter abschwächen. Wenn
überhaupt treten nur geringe Neuschneemengen von wenigen Zentimetern auf, meist
sieht es jedoch eher nach Glättewarnungen aus. Ansonsten dauert das freundliche,
vielerorts über der Mitte und dem Norden auch sonnige Wetter weiter an,
Niederschlag ist keiner zu erwarten. Bei nur schwacher Windbewegung aus Ost
steigt die Temperatur nur zögernd an und kommt abgesehen vom Südwesten und
Westen nicht mehr aus dem leichten Dauerfrostbereich heraus. Im Bergland tritt
vielerorts gar mäßiger Dauerfrost um -6 Grad auf.

Die Nacht zum Montag verläuft unverändert ruhig mit letzten Flocken am
Alpenrand. Sonst steht erneut eine Strahlungsnacht bevor und die Tiefstwerte
liegen im leichten bis mäßigen Frostbereich mit lokal strengem Frost im
östlichen Bergland.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Insgesamt wird die Kurzfrist von den Modellen einheitlich gesehen. Die einzige
Diskrepanz besteht darin, wie stark die Reste der Okklusion auf den Südwesten
Deutschlands übergreifen können. Aus heutiger Sicht wird die Vorhersage der
Modelle IFS und GFS mit einem recht weit östlichen Ausgreifen bevorzugt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy