DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-01-2019 08:01
SXEU31 DWAV 150800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.01.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z
In den östlichen Mittelgebirgen nur noch bis 10 cm Neuschnee. Mäßiger, nach
Nordosten hin frischer West- bis Südwestwind. Im Norden, Osten und zum Teil auch
in der Mitte erneut auflebend mit Windböen, an der See und im Bergland Sturmböen
bis Bft 9, auf höheren Berggipfeln schwere Sturmböen. Wind in der Nacht zum
Mittwoch abflauend, aber am Mittwoch im Norden wieder auffrischender Südwestwind
mit Böen bis Sturmstärke vor allem an der Nordsee und in der Nacht zum
Donnerstag auch an der Ostsee. Mit dem Übergreifen einer Kaltfront dann erneut
auffrischender Wind, im Bergland stürmische Böen, auf exponierten Berggipfeln
teils schwere Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland unter einer steilen nordwestlichen Strömung, in
der sich von Westeuropa kommend ein breiter Höhenrücken nähert und die Strömung
zusehends antizyklonal deformiert. An dessen Nordflanke werden flache Tiefs
südlich an Island vorbei in Richtung Mittelskandinavien gesteuert. Ein erstes
Tief, das noch keine geschlossene Isobare aufweist, erreicht dabei den
Oslofjord. Die Warmfront dieses Tiefs, die nur eine geringe frontsenkrechte
Windkomponente hat, greift im Tagesverlauf auf den Nordwesten Deutschlands über,
was in den nördlichen und westlichen Mittelgebirgen ein erneutes Ansteigen der
Schneefallgrenze auf 800 bis über 1000 m mit sich bringt. Kräftige
Warmluftadvektion lässt im Norden und Nordosten Niederschläge aufkommen, die
unterhalb davon durchweg als Regen fallen. Auch wenn dieses Tief nur sehr
schwach ausgeprägt ist, so bringt es doch eine Gradientverschärfung mit sich. Im
Norden und Nordosten sowie in Teilen der Mitte sind daher Windböen, an der See
und im höheren Bergland Sturmböen und auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen
zu erwarten.
Im Westen und Süden hält sich noch aus der Nacht heraus antizyklonaler Einfluss,
was die im Süden Deutschlands noch vorhandene Kaltluft zu konservieren vermag.
Viel Niederschlag fällt dort bedingt durch das allmähliche Rückdrehen der
Strömung wie auch in den östlichen Mittelgebirgen nicht mehr, so dass
hinsichtlich der an den Alpen noch laufenden Unwetterwarnung kein
Verlängerungsbedarf mehr besteht und diese aufgehoben werden kann. In den
östlichen Mittelgebirgen können in Staulagen bis etwa 10 cm Schnee hinzukommen.

Im Süden sind, aus dem schwachen Hochdruckeinfluss resultierend, Auflockerungen
am wahrscheinlichsten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 8, im höheren
Bergland und in Alpennähe um oder etwas über 0 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch gelangt Deutschland unter den breiten Warmsektor des
von den Hebriden nachfolgenden, in Richtung Südnorwegen ziehenden, sich aber
nicht wesentlich intensivierenden Tiefs. Mit der im Norden und der Mitte
Deutschlands auf West drehenden Strömung steigt in diesen Gebieten die
Schneefallgrenze bis in die Kamm- und Gipfellagen, wobei gleichzeitig die
Niederschläge nachlassen. Zuvor können in den östlichen Mittelgebirgen noch
einmal einige bis etwa 10 cm nasser Schnee fallen.
Für den Süden ergibt sich hingegen keine signifikante Änderung, vor allem zu den
Alpen hin dürfte es längere Zeit aufklaren. Im Süden ist daher durchweg leichter
bis mäßiger Frost, in schneebedeckten Alpentälern auch strenger Frost zu
erwarten, während ansonsten Frost auf höhere Berglagen beschränkt bleibt.
Mit der kräftigen westlichen Strömung treten im Norden, Nordosten und auch in
mittleren Teilen Deutschlands Windböen, an der Küste und im höheren Bergland
Böen bis Sturmstärke und exponiert schwere Sturmböen auf. Nach Westen und Süden
hin bleibt es vergleichsweise windschwach.

Mittwoch... überquert der Höhenrücken unter leichter Verkürzung der Wellenlänge
das Vorhersagegebiet, gefolgt von einem Trog, der auf die Britischen Inseln
übergreift. Das o.g. Bodentief verlagert sich in den Skagerrak und beginnt sich
zu intensivieren, wobei die Vertiefung insbesondere auf orografische Effekte
zurückzuführen ist, denn der nachfolgende Trog ist noch zu weit entfernt. Mit
Annäherung des Troges dreht die Strömung sowohl mitteltroposphärisch als auch in
den bodennahen Schichten zusehends auf West-Südwest, wobei Deutschland unter
einem breiten Warmsektor verbleibt. Dabei hält sich in der Mitte und im Süden
leicht antizyklonaler Einfluss. Geringe Niederschläge, die durchweg als Regen
fallen, sind auf den Norden und dort vor allem den Küstenbereich beschränkt.
Dabei weht im Norden ein mäßiger, zur Küste hin frischer Südwestwind, an der See
mit stürmischen Böen, an der Nordsee kommen Böen bis Sturmstärke auf. Mit
Sturmböen muss aber auch auf höheren Berggipfeln gerechnet werden.
Südlich der Mittelgebirge können, bedingt durch Absinken, die Wolken auflockern,
im südwestdeutschen Mittelgebirgsraum sowie zu den Alpen hin sind auch sonnige
Abschnitte möglich. Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber heute nur
unwesentlich.
In der Nacht zum Donnerstag läuft aus dem auf die Nordsee übergreifenden Trog
ein Kurzwellentrog heraus, der die Intensivierung des nördlich an Gotland vorbei
ostwärts ziehenden Tiefs zu einem Sturmtief anstößt. Die Kaltfront dieses Tiefs
greift rasch von Nordwesten her nach Süden bis etwa in die Donauregion über. Mit
Passage der Kaltfront können Windböen auftreten. In höheren Berglagen und auch
an der Ostseeküste muss mit Sturmböen, exponiert mit schweren Sturmböen
gerechnet werden. In den Mittelgebirgen sinkt dann wieder die Schneefallgrenze
auf etwa 600 m, wobei oberhalb davon nur geringe Schneefälle auftreten.
Mit Annäherung des Troges gelangt in den Norden und Nordwesten Deutschlands
labilere Luft; im 500 hPa-Niveau sinkt die Temperatur auf -30 bis unter -35
Grad. Daher können in diesen Gebieten einzelne kurze Gewitter (die bis weit ins
Binnenland mit Böen bis Sturmstärke einhergehen können) nicht ausgeschlossen
werden.

Donnerstag... greift von der Nordsee kommend der Trog auf Deutschland über, in
dessen Bereich sich, abgesehen vom Südosten, ansonsten landesweit labil
geschichtete Luft durchsetzt. Die Niederschläge nehmen daher einen konvektiven
Charakter an und gehen zusehends in die Misch- und feste Phase über; auch
Graupel. Oberhalb etwa 600 m fällt durchweg Schnee, wobei die schauerartigen
Schneefälle in den Mittelgebirgen nur wenige Zentimeter Schnee bringen.
Zudem können einzelne kurze Gewitter nicht ausgeschlossen werden. In Verbindung
damit wie auch bei kräftigeren Schauern können bis weit ins Binnenland hinein
stürmische Böen auftreten. Ansonsten sollte Bft 7 nicht überschritten werden. In
höheren Berglagen sowie an der Küste besteht nach wie vor das Potential für Böen
bis Sturmstärke. Lediglich nach Südosten hin bleibt es vergleichsweise
windschwach.
Ein paar Auflockerungen sind am ehesten noch nach Südosten hin möglich.
Ansonsten hält sich rasch wechselnde bis starke Bewölkung. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 8, im höheren Bergland Werte um 0 Grad.
In der Nacht zum Freitag schwenkt der Trog südostwärts, wobei dessen Achse bis
Freitagfrüh auch den Osten Deutschlands überquert. Mit der rückseitig auf
Nordwest bis Nord drehenden Strömung stößt labil geschichtete Luft bis zu den
Alpen vor, wodurch auch an den Alpen wieder Schneefälle aufkommen. Allerdings
ist dieses Ereignis nicht mit der aktuellen Situation vergleichbar. In Staulagen
dürften bis Freitagfrüh bis 10, am östlichen Alpenrand bis 15 cm Neuschnee
fallen. Ansonsten sinkt die Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen ab. In den
Staulagen der östlichen und süddeutschen Mittelgebirge sollte es jedoch nur für
wenige bis etwa 10 cm Neuschnee reichen.
Absinken, das aus Kaltluftadvektion resultiert, begünstigt die Entwicklung eines
Hochkeils, der sich von der Iberischen Halbinsel bis in die Nordsee aufwölbt. In
dessen Randbereich lockern im Norden und Westen die Wolken zusehends auf. In der
eingeflossenen Polarluft stellt sich dann nahezu flächendeckend leichter Frost
ein.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Lediglich hinsichtlich der Zugbahn und der Intensität des in der Nacht
zum Donnerstag über Südskandinavien hinweg ostwärts ziehenden Bodentiefs ergeben
sich leicht unterschiedliche Simulationsergebnisse, die aber noch im Bereich der
Vorhersageunschärfe liegen. Auf das Windfeld im Norden Deutschlands hat dies
kaum Auswirkungen. Anhand der Konsens-Vorhersage ergibt sich aber gegenüber
weiter zurückliegenden Modellläufen eine leicht nach Norden verschobene
Verlagerung dieses Tiefs, wodurch stürmische Böen weiter im Binnenland relativ
unwahrscheinlich sind.
Hinsichtlich der Schneefälle und der Windentwicklung werden die oben getroffenen
Aussagen durch die Probabilistik gestützt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann