DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-01-2019 08:01
SXEU31 DWAV 140800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.01.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z
An den Alpen bis Dienstagmittag unwetterartige Schneefälle, teils mit
Verwehungen. Sonst in den östlichen Mittelgebirgen und im Schwarzwald 10 bis um
20 cm Neuschnee.
Mäßiger, nach Osten hin frischer Nordwestwind, im Osten mit stürmischen Böen, an
der See und im Bergland mit Sturmböen, exponiert mit schweren Sturm- und
orkanartigen Böen. In der zweiten Tageshälfte abflauender Wind, in der Nacht zum
Dienstag an der See und im höheren Bergland noch Wind- und stürmische Böen,
exponiert auch Sturmböen. Im Laufe des Dienstags im Norden, Osten und zum Teil
auch in der Mitte erneut auflebender Wind mit Wind- und in freien Lagen
stürmischen Böen, an der See und im Bergland Sturmböen bis Bft 9, auf höheren
Berggipfeln schwere Sturmböen. Wind in der Nacht zum Mittwoch abflauend, aber am
Mittwoch im Norden wieder auffrischender Südwestwind mit Böen bis Sturmstärke
vor allem an der Nordsee und in der Nacht zum Donnerstag auch an der Ostsee.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland unter einer steilen nordwestlichen Strömung, in
welcher ein Trog nach Südosten abläuft. Das mit diesem Trog korrespondierende
Tief, das sich über den Baltischen Staaten etabliert hat, wandelt sich, ohne
vorerst wesentlich an Intensität zu verlieren, in ein Zentraltief um. Auf dessen
Rückseite gelangt mit einer nord-nordwestlichen Strömung auf zusehends kürzerem
Wege Polarluft in das Vorhersagegebiet. Bedingt durch den geringer werdenden
Flüssigwassergehalt der Luftmasse sind in Staulagen der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge noch einmal um 10 cm Neuschnee vorstellbar, höhere
Neuschneezuwächse sind eher unwahrscheinlich. Durch den nach wie vor kräftigen
Gradienten muss weiterhin mit Verwehungen gerechnet werden, die bei weitem
keinen unwetterartigen Charakter mehr aufweisen. Die Schneefälle konzentrieren
sich dann vielmehr auf die Hochlagen der südwestdeutschen Mittelgebirge und den
Alpenrand, wo weitere 10 bis über 20 cm Neuschnee hinzukommen können, was an den
Alpen mit starken Verwehungen einhergeht. Die an den Alpen bestehenden
Unwetterwarnungen sollten daher weiter Bestand haben.
Bis weit in den Tag hinein bleibt im Nordosten und Osten die Sturmlage aus der
Nacht heraus noch bestehen. Ein Abflauen des Windes zeichnet sich vorerst nur im
Westen und Südwesten ab. Dort sind warnrelevante Böen auf das Bergland
beschränkt, wobei auf höheren Berggipfeln durchaus Böen bis Sturmstärke
auftreten können. Ansonsten muss bis weit ins nordöstliche und östliche
Binnenland hinein nahezu den ganzen Tag und bis in die Mittagszeit auch in den
mittleren Gebieten mit stürmischen Böen gerechnet werden. An der Küste und im
Bergland treten durchweg Sturmböen, exponiert schwere Sturm- und anfangs auf
höheren Berggipfeln auch orkanartige Böen auf. Erst zum Abend hin sollte der
Wind so weit abflauen, dass Sturmböen dann auf die Küste und höhere Berglagen
vor allem der östlichen Mittelgebirge beschränkt sind.
Auflockerungen gibt es am ehesten im Norden und Nordosten, was auf die
Leewirkung der skandinavischen Gebirge zurückzuführen ist. Aber auch im Lee der
Mittelgebirge kann es ein paar Wolkenlücken geben. Die Tageshöchsttemperaturen
erreichen 3 bis 7, im höheren Bergland Werte um 0 Grad.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das o.g. Zentraltief nur wenig nach
Osten. Kaltluftadvektion stützt einen Bodenkeil, der sich von Frankreich in den
Südwesten Deutschlands hineinschiebt. Hierdurch stellt sich im Südwesten und
ganz im Süden Deutschlands eine eher schwachgradientige Lage ein, wogegen in den
anderen Gebieten eine nordwestliche Strömung bestehen bleibt. Da der Gradient
durch die allmähliche Auffüllung des Tiefs allmählich auseinandergezogen wird,
flaut der Wind weiter ab. Bis Dienstagfrüh sollten dann nur noch an der
Ostseeküste und in den östlichen Mittelgebirgen Wind- und stürmische Böen und
exponiert Sturmböen auftreten. Mit geringer Wahrscheinlichkeit können in den
Staulagen der östlichen Mittelgebirge noch einmal um 10 cm Neuschnee
hinzukommen, an den Alpen sind um 15 cm Neuschnee möglich. Dabei wird die Gefahr
von Verwehungen zusehends geringer.
Im Osten, Süden, in Teilen der Mitte sowie im Bergland ist dann durchweg mit
leichtem Frost zu rechnen, wodurch Glättegefahr, in Gebieten ohne Schnee durch
überfrorene Nässe, besteht.

Dienstag... nähert sich von Westeuropa kommend ein breiter Höhenrücken. An
dessen Nordflanke werden Tiefs südlich an Island vorbei in Richtung
Mittelskandinavien gesteuert. Ein erstes Tief erreicht dabei Jütland. Die
Warmfront dieses Tiefs, die nur eine geringe frontsenkrechte Windkomponente
aufweist, greift im Tagesverlauf auf den Nordwesten Deutschlands über, was in
den nördlichen und westlichen Mittelgebirgen ein erneutes Ansteigen der
Schneefallgrenze auf 800 bis über 1000 m mit sich bringt. Kräftige
Warmluftadvektion lässt im Norden und Nordosten Niederschläge aufkommen, die
unterhalb davon durchweg als Regen fallen. Über dem Skagerrak deutet sich eine
Okklusionspunktzyklogenese an, was eine Gradientverschärfung bewirkt. Im Norden
und Nordosten sowie in Teilen der Mitte sind daher Wind- und in freien Lagen
einzelne stürmische Böen, an der See und im höheren Bergland Sturmböen zu
erwarten.
Im Westen und Süden hält sich noch aus der Nacht heraus antizyklonaler Einfluss,
was die vor allem im Süden Deutschlands noch vorhandene Kaltluft zu konservieren
vermag. Viel Niederschlag fällt dort bedingt durch das allmähliche Rückdrehen
der Strömung wie auch in den östlichen Mittelgebirgen nicht mehr, so dass
hinsichtlich der an den Alpen noch laufenden Unwetterwarnung kein
Verlängerungsbedarf mehr besteht. In den östlichen Mittelgebirgen können in
Staulagen bis etwa 10 cm Schnee hinzukommen.
Im Südwesten und im Süden sind, aus dem Hochdruckeinfluss resultierend,
Auflockerungen am wahrscheinlichsten. Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich
gegenüber Montag nur unwesentlich.
In der Nacht zum Mittwoch gelangt Deutschland unter den breiten Warmsektor des
von den Hebriden nachfolgenden, nach Südskandinavien ziehenden, sich aber nicht
wesentlich intensivierenden Tiefs. Mit der im Norden und der Mitte Deutschlands
auf West drehenden Strömung steigt in diesen Gebieten die Schneefallgrenze bis
in die Kamm- und Gipfellagen, wobei gleichzeitig die Niederschläge nachlassen.
Für den Süden ergibt sich hingegen keine signifikante Änderung, vor allem zu den
Alpen hin kann es längere Zeit aufklaren. Im Süden ist daher durchweg leichter
bis mäßiger Frost zu erwarten, während ansonsten Frost auf höhere Berglagen
beschränkt bleibt.
Mit der kräftigen westlichen Strömung sind dann im Norden, Nordosten und auch in
mittleren Teilen Deutschlands Windböen, an der Küste und im höheren Bergland
Böen bis Sturmstärke und exponiert schwere Sturmböen zu erwarten. Nach Westen
und Süden hin bleibt es vergleichsweise windschwach.

Mittwoch... überquert der Höhenrücken unter leichter Verkürzung der Wellenlänge
das Vorhersagegebiet, gefolgt von einem Trog, der auf die Britischen Inseln
übergreift. Das über Südskandinavien liegende Bodentief hat sich zu weit vom
Trog entfernt und liegt daher nicht besonders entwicklungsgünstig, so dass sich
vorerst keine wesentliche Intensivierung abzeichnet. Vielmehr dreht die Strömung
sowohl mitteltroposphärisch als auch in den bodennahen Schichten zusehends auf
West-Südwest, wobei Deutschland unter einem breiten Warmsektor verbleibt. Dabei
hält sich in der Mitte und im Süden leicht antizyklonaler Einfluss. Geringe
Niederschläge, die durchweg als Regen fallen, sind auf den Norden und vor allem
den Küstenbereich beschränkt. Dabei weht im Norden ein mäßiger, zur Küste hin
frischer Südwestwind, an der See mit stürmischen Böen, an der Nordsee kommen
Böen bis Sturmstärke auf. Mit Sturmböen muss aber auch in höheren Berglagen
gerechnet werden.
Südlich der Mittelgebirge können, bedingt durch Absinken, die Wolken auflockern,
zu den Alpen hin sind auch sonnige Abschnitte möglich. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen in der meist gut durchmischten Luftmasse 3 bis
9, im höheren Bergland Werte um 0 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag läuft aus dem auf die Nordsee übergreifenden Trog
ein Kurzwellentrog heraus, der die Intensivierung des nach Südfinnland ziehenden
Tiefs zu einem Sturmtief anstößt. Die Kaltfront dieses Tiefs greift rasch von
Nordwesten her nach Süden bis etwa in die Donauregion über. Mit Passage der
Kaltfront können bis weit ins Binnenland hinein Windböen auftreten. In höheren
Berglagen und auch an der Ostseeküste muss dann mit Sturmböen, exponiert mit
schweren Sturmböen gerechnet werden. In den Mittelgebirgen sinkt dann wieder die
Schneefallgrenze auf etwa 600 m, wobei oberhalb davon nur geringe Schneefälle
auftreten.
Mit Annäherung des Troges gelangt in den Norden und Nordwesten Deutschlands
labilere Luft; im 500 hPa-Niveau sinkt die Temperatur auf -30 bis -35 Grad.
Daher können in diesen Gebieten einzelne kurze Gewitter (die bis weit ins
Binnenland mit Böen bis Sturmstärke einhergehen können) nicht ausgeschlossen
werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Selbst in Bezug auf das Übergreifen der Kaltfront in der Nacht zum
Donnerstag wird von allen Modellen die oben beschriebene Entwicklung gestützt.
Anhand der Probabilistik ergeben sich ebenfalls keine signifikanten
Abweichungen. Lediglich COSMO-LEPS zeigt für die Nacht zum Donnerstag in den
Hochlagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge Signale für einige
Zentimeter Schnee, was aber aufgrund der noch relativ hohen Schneefallgrenze für
eher unwahrscheinlich gehalten wird.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann