DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-01-2019 18:01
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.01.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weiter Unwetter durch Schnee, Verwehungen und Tauwetter im Süden. Ansonsten
stürmisch bei langsam wieder sinkender Schneefallgrenze. Montag langsam
nachlassender Wind, weiter Schnee in Staulagen, vor allem aber in den Alpen
andauernde Unwetterlage.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... überquert uns das okkludierende Frontensystem eines Randtiefs über
Südschweden. Die milde Luftmasse des Warmsektors wird dabei im Laufe der Nacht
zunächst durch eine etwas kältere Mischluftmasse ersetzt, die hinter der zu den
Alpen ziehenden Kaltfront einströmt.
Das Randtief bildet sich zusehends auch in mittleren und höheren
Troposphärenschichten ab und verlagert sich dabei zu den Baltischen Staaten.
Rückseitig des Tiefs wird hinter einer weiteren Kaltfront mit der nordwestlichen
Strömung auf kürzerem Wege Polarluft nach Mitteleuropa geführt, die dann aber
auch trockener wird. Dabei bleibt im Norden und Osten der kräftige Gradient
bestehen.

Bis Montagfrüh sinkt die Schneefallgrenze in den nördlichen und östlichen
Mittelgebirgen wieder bis in tiefere Lagen und an den Alpen sowie im Schwarzwald
auf 700 bis 800 m ab. In den östlichen Mittelgebirgen können dabei 5 bis etwa 10
cm Schnee hinzukommen, wobei aufgrund des trockneren Schnees die Gefahr von
Verwehungen wieder zunimmt.
Für die Alpen gilt dasselbe, wobei bis Montag früh 15 bis etwa 30 cm
Neuschnee fallen. Hierdurch dürfte sich die Situation am Alpennordrand weiter
verschärfen.
Im Schwarzwald und auch sonst im Süden geht die Tauwettersituation damit
sukzessive von den Hochlagen her beginnend zu Ende. Wobei dort auch wieder etwas
Schnee zu erwarten ist.
Im Norden und Nordosten lassen die Niederschläge in der trockneren Luft nach,
dort kann es gebietsweise aufklaren, wodurch bei leichtem Frost Glätte durch
überfrorene Nässe auftreten kann.

Da der Gradient vor allem im Nordosten und Osten kräftig bleibt, sind dort bis
ins Binnenland hinein stürmische Böen häufiger zu erwarten als im Westen und
Südwesten, wo Böen bis Sturmstärke auf höhere Berglagen beschränkt bleiben und
der Wind in tiefen Lagen langsam nachlässt.
An der Küste und in den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen erreicht der
Wind nach wie vor in Böen Sturmstärke, auf höheren Berggipfeln treten schwere
Sturmböen oder orkanartige Böen auf.

Montag ... wandelt sich das über den Baltischen Staaten liegende Tief, ohne
wesentlich an Intensität zu verlieren, in ein Zentraltief um. Auf dessen
Rückseite gelangt mit einer nord-nordwestlichen Strömung Polarluft in das
Vorhersagegebiet. Bedingt durch den geringer werdenden Flüssigwassergehalt der
Luftmasse sind in Staulagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge 5 bis 10
cm Neuschnee vorstellbar. Bedingt durch den nach wie vor kräftigen Gradienten
muss mit Verwehungen gerechnet werden.
Die Schneefälle konzentrieren sich neuerlich auf die Hochlagen der
südwestdeutschen Mittelgebirge und den Alpenrand, wo weitere 10 bis über 20 cm
Neuschnee hinzukommen können, was ebenfalls mit Verwehungen einhergeht. Die in
diesen Gebieten bestehenden Unwetterwarnungen sollten daher weiter Bestand
haben.
Bis zum Nachmittag bleibt die Starkwind- bzw. Sturmlage im Norden und Osten
bestehen. Ein weiteres Abflauen des Windes zeichnet sich im Westen und
Südwesten ab. Dort bleiben warnrelevante Böen auf das Bergland beschränkt, wobei
auf höheren Berggipfeln Böen bis Sturmstärke auftreten können.
Ansonsten muss bis weit ins nördliche und östliche Binnenland hinein mit
stürmischen Böen gerechnet werden. An der Küste und im Bergland treten
Sturmböen, exponiert schwere Sturm- und anfangs auch orkanartige Böen auf, was
in Verbindung mit dem trockener werdenden Schnee die Verwehungen begünstigt.
Zum Abend sollte dann aber der Wind soweit nachgelassen haben, dass Sturmböen
auf die Küste und höhere Berglagen vor allem der östlichen Mittelgebirge
beschränkt sind.
Auflockerungen gibt es am ehesten im Norden und Nordosten, was auf die
Leewirkung der skandinavischen Gebirge zurückzuführen ist. Aber auch im Lee der
Mittelgebirge kann es ein paar Wolkenlücken geben. Die Temperatur steigt dank
der guten Durchmischung auf 3 bis 7 Grad, im höheren Bergland auf Werte um 0
Grad.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Zentraltief etwas nach Osten.
Kaltluftadvektion stützt einen Bodenkeil, der sich von Frankreich in den
Südwesten Deutschlands hineinschiebt. Hierdurch stellt sich im Südwesten und
Süden eine schwachgradientige Lage ein, wogegen in den anderen Gebieten die
nordwestliche Strömung bestehen bleibt.

Da der Gradient durch die allmähliche Auffüllung des Tiefs aufweicht, flaut der
Wind weiter ab. Bis Dienstagfrüh sollten nur noch an der Ostseeküste und in den
östlichen Mittelgebirgen Wind- und stürmische Böen und exponiert anfangs
Sturmböen auftreten.

Die Niederschläge, bis in tiefe Lagen meist Schnee, ziehen sich in den Süden und
Südosten zurück. In Staulagen der östlichen Mittelgebirge können weiteren 5 bis
10 cm Neuschnee hinzukommen, an den Alpen 10 bis 15 cm möglich. Dabei wird die
Gefahr von Verwehungen zusehends geringer.
Unterdessen setzten über der Nordsee die Regenfälle einer nächsten Warmfront
ein.
Im Osten, Süden sowie im Bergland ist mit leichtem Frost zu rechnen, wodurch
Glättegefahr, in Gebieten ohne Schnee durch überfrorene Nässe, besteht.

Dienstag ... nähert sich von Westeuropa kommend ein breiter Höhenrücken. An
dessen Nordflanke werden Tiefs südlich an Island vorbei in Richtung
Mittelskandinavien gesteuert. Die Warmfront eines dieser Tiefs greift im
Tagesverlauf auf den Nordwesten Deutschlands über, was in den nördlichen und
westlichen Mittelgebirgen ein erneutes Ansteigen der Schneefallgrenze auf 800
bis über 1000 m mit sich bringt. Kräftige Warmluftadvektion lässt im Norden und
Nordosten Niederschläge aufkommen, die unterhalb davon durchweg als Regen
fallen. Über dem Skagerrak deutet sich eine Okklusionspunktzyklogenese an, was
eine Gradientverschärfung bewirkt. Im Norden und Nordosten sowie in Teilen der
Mitte sind daher Wind- und in freien Lagen einzelne stürmische Böen, an der See
und im höheren Bergland Sturmböen vorstellbar.
Im Westen und Süden hält sich noch aus der Nacht heraus antizyklonaler Einfluss,
was die vor allem im Süden Deutschlands noch vorhandene Kaltluft zu konservieren
vermag. Viel Niederschlag fällt dort, wie auch in den östlichen Mittelgebirgen
bedingt durch die rückdrehende Strömung nicht mehr, so dass hinsichtlich der an
den Alpen laufenden Unwetterwarnung kein Verlängerungsbedarf besteht.

Im Südwesten und im Süden sind, aus dem Hochdruckeinfluss resultierend,
Auflockerungen am wahrscheinlichsten. Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich
gegenüber Montag kaum.

In der Nacht zum Mittwoch gelangt Deutschland unter den breiten Warmsektor des
nach Südskandinavien ziehenden Tiefs. Mit der im Norden und der Mitte
Deutschlands auf West drehenden Strömung steigt in diesen Gebieten die
Schneefallgrenze bis in die Kamm- und Gipfellagen, wobei gleichzeitig die
Niederschläge nachlassen.
Für den Süden ergibt sich hingegen keine signifikante Änderung, vor allem zu den
Alpen hin kann es längere Zeit aufklaren. Im Süden ist daher leichter bis
mäßiger Frost zu erwarten, während ansonsten Frost auf höhere Berglagen
beschränkt bleibt.
Mit der kräftigen westlichen Strömung sind im Norden, Nordosten und auch in
mittleren Teilen Deutschlands Windböen, an der Küste und im höheren Bergland
Böen bis Sturmstärke und exponiert schwere Sturmböen zu erwarten. Nach Westen
und Süden hin bleibt es vergleichsweise windschwach.

Mittwoch ... liegen wir im Warmsektor des nach Südschweden ziehenden Tiefs. Mit
der westlichen, in der Höhe durch einen Rücken antizyklonalen Strömung wird
milde Meeresluft nach Deutschland geführt.

Im Süden greift dabei am ehesten das leichte Absinken des Höhenkeils und bei
teilweise geringer Bewölkung scheint zeitweise die Sonne. Allerdings hält sich
auch etwas kältere Luft, so dass die Maxima zwischen 2 und 5 Grad liegen.
Über der Mitte und dem Norden überwiegt starke Bewölkung aus der im Norden auch
etwas Regen oder Sprühregen fällt. Dort sorgt der noch vorhandene Gradient auch
für lebhaften Südwest- bis Westwind mit starken bis stürmischen Böen an der See
und einzelnen 7er Böen im küstennahen Binnenland.
Bei besserer Durchmischung liegen die Temperaturen um 8 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen keine großen Unterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner