DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-01-2019 17:30
SXEU31 DWAV 121800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 12.01.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Unwetterlage durch Schneefall und Tauwetter im Süden. Am Sonntag stark
auffrischender Westwind. In Hochlagen starke Schneeverwehungen; auch Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir unter einer nordwestlichen Strömung mit der zunächst
nasskalte Luft nach Deutschland gelangt, in der die Temperaturen in 850 hPa
zunächst zwischen 0 und -4 Grad liegen. Bei starker Bewölkung und lebhaftem
West- bis Südwestwind langt das in tiefen Lagen nicht zu negativen Temperaturen.
Erst im Bergland oberhalb von 600 bis 800m tritt leichter Frost auf.
Dabei greift von Nordwesten ein markanter Kurzwellentrog über; bis zum Morgen
zieht er rasch ostwärts und liegt dann über Polen. Ein ähnliches Schicksal
erfährt die Okklusion unter seiner Vorderseite, sie passiert uns zügig nach
Osten bis Südosten. Dabei kommt es verbreitet zu Niederschlägen, die im Südosten
bis in tiefe Lagen als Schnee oder Schneeregen fallen, sonst liegt die
Schneefallgrenze zunächst bei 400 bis 600m. Im Südosten sind dabei gebietsweise
5 bis 10 cm Neuschnee zu erwarten, in einigen Mittelgebirgsstaulagen 10 bis 20
cm, an den Alpen auch mehr, wobei in freien Lagen teilweise starke
Schneeverwehungen zu erwarten sind. Die Niederschläge lassen postfrontal
vorübergehend nach, um sich zum Morgen bedingt durch starke Warmluftadvektion
vor einer Warmfront von Westen her wieder zu verstärken.

Diese Niederschläge läuten eine erneute längere Unwettersituation an den Alpen
ein, wobei dort um 50 cm Neuschnee mit Dienstagmittag zu erwarten sind, in
einigen Staulagen kann auch 1m Schnee fallen. Dazu kommen starke
Schneeverwehungen. Auch in Teilen des Erzgebirges und des Bayerischen Waldes
schneit es stark mit Schneeverwehungen, so dass auch dort Unwetterwarnungen
aktiv sind.

Der Wind flaut im Laufe der Nacht etwas ab, bleibt aber teilweise mäßig bis
frisch und bringt im Bergland sowie an der Nordsee stürmische Böen oder
Sturmböen, exponiert auch schwere Sturmböen. In der ersten Nachthälfte sind auch
im Süden starke bis stürmische Böen zu erwarten, die in den Bereich geführte
Winde anzusiedeln sind.

In der zweiten Nachthälfte greift dann die schon erwähnte Warmfront eines vom
Nordmeer nach Südskandinavien ziehenden Tiefs auf den Nordwesten über. Mit ihr
steigt die Schneefallgrenze über die Gipfellagen der Mittelgebirge hinaus an,
aber auch schon präfrontal setzt leichte Milderung mit langsamem Anstieg der
Schneefallgrenze und leichtem Temperaturanstieg ein.

Sonntag ... zieht bereits das nächste Tief über Südschweden ostsüdostwärts.
Der Unterscheid zur Randtiefpassage vom Samstag ist der, dass sich ein kräftiger
Höhenjet nach Deutschland verlagert und auch niedertroposphärisch der
Druckgradient zwischen dem steuernden Hoch südwestlich von Irland und der
Randstörung kräftig zunimmt.

Daher steht deutschlandweit ein stürmischer Tag ins Haus, wobei verbreitet mit
Windböen Bft 7, zeitweise mit stürmischen Böen oder Sturmböen Bft 8 bis 9
gerechnet werden muss. Im Tagesverlauf ist dann mit Annäherung der Kaltfront der
Bereich südlich der Donau (geführte Winde) dran. Die größten Windspitzen treten
kurz vor der Kaltfront und bei Durchgang der Kaltfront auf. An der Nordsee und
im höheren Bergland sind Sturmböen und schwere Sturmböen zu erwarten, auf
exponierten Gipfeln sind orkanartige Böen und Orkanböen zu erwarten.

Im Tagesverlauf wird das okkludierende Frontensystem über Deutschland nach
Südosten geführt, wobei der kräftige Wind für gute Durchmischung sorgt und mit
der Warmluftadvektion die Schneefallgrenze auf über 1000 m, im Südwesten über
1500m ansteigen dürfte, bevor sie nachmittags und abends von Norden nach Passage
der Kaltfront wieder sinkt. Die Kaltfront erreicht um 18 UTC etwa die
Main-Linie.

Verbreitet fällt Regen, der im Süden, der Mitte und dem Westen in 12 Stunden 5
bis 15 l/qm Niederschlag bringt, in Staulagen 10 bis 20, exponiert über 40 l/qm
(Schwarzwald, Allgäu). Wobei der aktuelle Lauf niederschlagstechnisch gegenüber
den Vorläufen noch zugelegt hat.

An den Alpen und vor allem im Schwarzwald bedeutet dies unterhalb von 1000 m
vorübergehend Regen und starkes Tauwetter (teils Unwetter), über 1200 m dagegen
weiter kräftigen Neuschneezuwachs.

In Verbindung mit dem stürmischen Wind treten in den Hochlagen erhebliche
Schneeverfrachtungen auf und auch in tieferen Lagen sorgt das Zusammenspiel aus
nassem Schnee und auflebendem Wind für erhöhte Risiken (weiter steigende
Schneelasten auf Dächern, umstürzende Bäume).

Die Höchstwerte liegen abgesehen vom Süden zwischen +5 und +10 Grad und südlich
der Donau sowie in Richtung östliche Mittelgebirge und Bayerische Wald zwischen
+3 und +5 Grad. Leichter Frost beschränkt sich höchstens noch auf einige
Hochlagen.

In der Nacht zum Montag verlagert sich an der Westflanke des zum Baltikum
ziehenden Tiefs die Kaltfront rasch über die Alpen hinweg nach Süden.
Postfrontal sinkt in der aus Nord und Nordwesten einströmenden Kaltluft die
Schneefallgrenze auf 400 bis 700m. im Nordosten schneit es auch in tiefen Lagen.

Dabei kommt es zu weiteren schauerartigen Niederschlägen. In den entsprechenden
Höhenlagen treten schauerartige Schneefälle auf und bei in Böen Sturmstärke
erreichendem Wind zu starken Verwehungen. In den Mittelgebirgen sind 5 bis 10
cm, in Staulagen bis 15 cm Neuschnee zu erwarten.
In den Alpen stehen 10 bis 30 cm Neuschnee in 12 Stunden auf dem Programm, wobei
die größten Mengen oberhalb 1300 m auftreten.
Bei weiter sehr guter Durchmischung passiert seitens Glätte in tiefen Lagen
nichts. Die Temperaturen sinken zwar leicht, es bleibt aber frostfrei. Nur im
Bergland oberhalb von 500 bis 700m gehen die Temperaturen langsam wieder bis in
Gefrierpunktnähe zurück.

Der Nordwestwind weht mit starken bis stürmischen Böen, vereinzelt sind
Sturmböen möglich. An der See und im Bergland kommt es zu schweren Sturmböen,
auf exponierten Bergen zu orkanartigen Böen oder Orkanböen. Der stärkste
Gradient zieht sich im Laufe der Nacht in die Nordosthälfte zurück, so dass von
Westen her Wind beginnt nachzulassen.

Montag ... liegt Deutschland zwischen dem Trog über Nord- und Osteuropa sowie
dem Rücken südwestlich von uns in einer strammen und hochreichenden
nordwestlichen Strömung, in der Meeresluft polaren Ursprungs zu uns gelangt. Die
Temperatur in 850 hPa sinkt auf Werte zwischen -4 Grad im Südwesten und -10 Grad
im Nordosten.

Die Luftmasse ist weiter sehr gut durchmischt und hochreichend instabil
geschichtet. Zudem wird durch kurzwellige Tröge zeitweise Hebung generiert. Die
Folge ist sehr wechselhaftes Wetter mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern,
vereinzelt mit kurzen Gewittern vor allem im Norden und über der Mitte. Diese
werden von stürmischen Böen oder Sturmböen begleitet. Nach Südwesten hin ist die
Windentwicklung moderater und es sind eher 6er und 7er Böen zu erwarten. Im
Tagesverlauf lässt der Wind von Südwesten her wieder langsam nach.

Im Stau von Harz, Erzgebirge und Alpenrand schneit es oberhalb etwa 200 bis 300
Meter, im Südwesten oberhalb von 600 bis 700 Meter auch längere Zeit. 5 bis 10
cm, an den Alpen 10 bis 20 cm Neuschnee werden dabei erreicht.

Im Lee der Mittelgebirge fallen seltener Schauer oder es bleibt sogar trocken.
Wegen der guten Durchmischung sind Glätteerscheinungen tagsüber maximal
kurzzeitig in kräftigeren Schauern, ansonsten eher nur im Bergland ein Thema.
Die Maxima liegen bei 3 bis 7 Grad, oberhalb 600 m gibt es leichten Frost.
Aufgrund der Anströmungsrichtung und des vorhandenen Gradienten ist zusätzlich
Skandinavienföhn in einem Streifen von Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg
wirksam.

In der Nacht zum Dienstag verhält sich die Strömungskonfiguration leicht
progressiv und wir gelangen etwas näher an den Höhenrücken. Im Bodendruckfeld
schiebt sich ein flacher Keil in den Südwesten vor, ohne dass sich an der
Staulage grundsätzlich etwas ändert. Von Norden lockern die Wolken ab und zu
stärker auf, es treten aber weiter einzelne Schneeregen, Schnee- und
Graupelschauer auf. Die Temperaturen liegen in der Nordwesthälfte meist noch
etwas im positiven Bereich, Frost gibt es oberhalb von 300m, in der Südosthälfte
sollten es meist in den leichten Frostbereich runter gehen.
Bei leichtem Frost muss stellenweise mit Glätte durch gefrierende Nässe oder
Schneeschauer gerechnet werden. In den Alpen gibt es nochmals 5 bis 10 cm,
exponiert bis 15 cm Neuschnee.

Dienstag ... nähert sich von Westen ein breiter, aber recht flacher Höhenrücken,
der von einer Warmfront überlaufen wird. Dabei kommen im Norden und Osten wieder
Niederschläge auf. Anfangs fällt im Bergland und im Nordosten, wo sich nch die
kalte Luft hält, bis in tiefe Lagen Schnee mit der entsprechenden Glätte und
vorübergehend auch einer dünnen Schneedecke im Flachland. In den östlichen
Mittelgebirgen fallen vorübergehend nochmal 5 bis 10 cm Neuschnee, bevor dort
die Schneefallgrenze auf 600 bis 900m steigt.
In der Südwesthälfte trocknet es unter dem Höhenrücken zu zusehends ab; die
anfänglichen Niederschläge über Ostbayern und an den Alpen hören auf, so dass
die Unwettersituation dort zu Ende geht.

Während im Südwesten unter schwachem Hochdruckeinfluss windtechnisch nicht mehr
viel geht, hält sich im Norden und Osten ein veritabler Druckgradient mit
starken Böen in tiefen Lagen und stürmischen Böen oder Sturmböen an der See und
im Bergland.
Die Temperaturen kommen in Südostbayern nicht über 2 bis 3 Grad hinaus, während
im Westen erst bei 7 bis 8 Grad das Maximum erreicht ist.
Präfrontal im Nordosten, sowie im Tagesverlauf auch im Süden und Südwesten kann
sich mal die Sonne blicken lassen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist weitgehend unstrittig.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner