DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-01-2019 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 12.01.2019 um 10.30 UTC



Unbeständig, zum Wochenende hin wieder kühler. Generell eher winterlich bis
stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 19.01.2019


Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag befindet sich Deutschland zwischen einen
ausgewachsenen Langwellentrog, der sich von der Grönlandsee über Skandinavien
bis nach Südosteuropa erstreckt und einem Höhenrücken, der sich von der Biskaya
in Richtung Island aufwölbt. Bei einer vorwiegend nordwestlichen Anströmung
gelangen wieder kühlere Luftmassen aus dem Nordpolarmeer nach Deutschland. In
850 hPa liegt Dienstag 00UTC der Temperaturbereich zwischen -5 und -10 Grad.
Generell ist aber zu sagen, dass der Trog bereits nach Osten abgezogen ist. An
dessen direkten Westflanke (etwa über dem Baltikum) ist auch die höhenkälteste
Luft von bis zu -40 Grad in 500 hPa zu finden.
Im Laufe des Tages drückt die ausgewachsene Antizyklone den Trog weiter nach
Osten, wobei der Höhenrücken von WLA überlaufen wird und sich nun etwas mildere
Luft, vor allem im Norden des Landes durchsetzen kann. Dabei kommt es auch zu
Hebungsprozessen, die mit leichten bis mäßigen Niederschlägen einhergehen.
Anfänglich sollte sich noch die Schneephase durchsetzen, nach kurzer
Übergangszeit, wo auch gefrierender Regen nicht völlig ausgeschlossen ist, wird
sich die flüssige Phase aber verbreitet durchsetzen. Nach Süden hin nimmt dann
auch im Boden Hochdruckeinfluss zu, sodass sich dort die Schneefälle/
Niederschläge (Alpen) abschwächen dürften. Dabei bleibt der Druckgradient recht
hoch, sodass verbreitet starke bis stürmische Böen auftreten können.

Nach Abzug der Warmfront in der Nacht zu Mittwoch greift der Höhenrücken direkt
auf Deutschland über. Am Boden ist aber im "Warmsektor" nur eine schwache
antizyklonale Krümmung zu erkennen. Dennoch sollte der Mittwoch wohl der beste
Tag der Woche werden, da sich über dem Nordatlantik schon der nächste
Langwellentrog nach Osten aufmacht und am Abend bereits auf Westeuropa
übergreift. Dabei schwächt sich der Rücken zusehends ab und wird nach Osten
abgedrängt.

Donnerstag 00 UTC greift das dazugehörige und bereits okkludierte Frontensystem
auf Nordwestdeutschland über. Damit einher geht auch eine
Druckgradientverschärfung. Ob oder wie verbreitet dabei Sturmböen oder
stürmische Böen auftreten ist aktuell noch unsicher. Windig kann man die Lage am
Donnerstag allemal bezeichnen.
Im Laufe des Donnerstags fliesen hinter der Front wieder recht kalte Luftmassen
mit T850 hPa um -7 Grad nach Deutschland. Auch in 500 hPa gelangen Temperaturen
um -30 Grad, in der Nacht zu Freitag auch um -35 Grad nach Norddeutschland. Am
Alpenrand bleibt die Front quasi stationär liegen und sorgt wieder für
nennenswerte Neuschneemengen. Wie viel genau ist aktuell noch unsicher.

Am Freitag kommt es zum einen zu einer Cut Off Entwicklung über Südfrankreich
und zum anderen greift der Trog mit verkürzter Amplitude auf Deutschland über
und schwängt bis zum Abend rasch nach Osten ab. Am Boden verstärkt sich indes
eine Antizyklone. Der Norden soll aber eher zyklonal geprägt bleiben. Es bleibt
kalt mit 850 hPa Temperaturen zwischen -5 und -8 Grad.

Am Samstag regeneriert sich der Trog über Skandinavien nach Westen hin wieder
und soll im Laufe des Wochenendes wieder auf Deutschland übergreifen. An dessen
Westflanke gelangt wieder ein Schwall maritim geprägte Kaltluft Deutschland. Bei
500 hPa Temperaturen um -35 Grad im Nordosten des Landes steigt auch die
Labilität und damit das Schauer- und Gewitterrisiko.
Nachfolgend soll sich Mitteleuropa an der Ostflanke eines hochreichenden Hochs
über den Britischen Inseln befinden. Die Kaltluftzufuhr sollte demnach auch über
das Wochenende hinaus gesichert sein. Dies ist natürlich mit den entsprechenden
Unsicherheiten versehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue IFS Lauf ist durchaus brauchbar und unterscheidet sich nicht dramatisch
von den Vorläufen, auch andere Globalmodelle simulieren eine ähnliche
Entwicklung.

Die angespannte Schneesituation in den Alpen sollte sich etwas entspannen, viel
Neuschnee wird in der kommenden Woche (ab Dienstag) nicht erwartet.

Im Durchzug verschiedener Tiefdrucksystem frischt der Wind immer mal wieder
stürmisch auf. Dabei ergeben sich aber in der genauen Prognose kleinere bis
größere Abweichungen.
Bei den damit verbundenen Niederschlägen werden keine höheren Mengen erwartet,
in Verbindung mit Schmelzwasser kann in den mittleren Lagen zeitweise Tauwetter
auftreten. Ob die Mengen für eine Warnung nach den Kriterien des DWDs ausreichen
ist aktuell noch unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Eigentlich simulieren die verschiedenen Globalmodelle alle ein ähnliches
Szenario, jedoch ergeben sich bei dem Langwellentrog bzw. dem dazugehörigen
Frontensystem, das am Donnerstag - Freitag auf Mitteleuropa übergreifen soll,
einige Varianzen. Den groben Temperaturbereich simulieren die verschiedenen
Globalmodelle aber alle ähnlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Offenbacher Plume ist gut zu erkennen, dass der Spread bis Donnerstag recht
gering ausfällt, nachfolgend öffnet er sich stark, wobei sich der Haupt- und der
Kontrolllauf zwar am unteren Ende der Verteilung, sich aber immer noch im
Hauptfeld der Member befinden.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 h nur 2
Cluster. Der Haupt- und der Kontrolllauf befinden sich mit insgesamt 29 Membern
in Cluster 1. Ein Langwellentrog soll sich in beiden Varianten vom Europäischen
Nordmeer nach Mitteleuropa erstrecken. Jedoch ergeben sich größere Unterschiede
über dem Atlantik.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag und Donnerstag/Freitag gibt es Signale für verbreitet stürmische, in
exponierte Lagen auch Sturmböen (Brocken Orkan) aus Nordwest. Im EFI sind aber
kaum Signale dazu zu erkennen.

Am Donnerstag/Freitag kann es erneut zu stau bedingten Schneefällen in den Alpen
und in den Mittelgebirgen kommen. Aktuell gibt es aber keine Hinweise auf höhere
Neuschneemengen (Unwetter). Zu Verwehungen kann es aber gerade an den Alpen
wieder kommen.

Auch wenn es zwischenzeitlich etwas milder wird und es hin und wieder etwas
regnet, ist eine warnwürdige Tauwetterlage auch in den nördlichen Mittelgebirgen
nicht in Sicht. Im Blick sollte man diese Möglichkeit aber dennoch haben.

Am Donnerstag und Freitag schiebt sich labil geschichtete Luft in den Norden
Deutschlands, einzelne Kaltluftgewitter und Graupelschauer sind daher auch
möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher