DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-01-2019 12:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.01.2019 um 10.30 UTC



Wetterlage Wz, teils auch NWz
Unbeständig und vor allem in den östlichen und südlichen Mittelgebirgen sowie in
den Alpen bzw. am Alpenrand weitere Schneefälle, sonst wenig winterlich und
besonders im Nordwesten auch überdurchschnittliche Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 16.01.2019


Am Samstag zieht in der kräftigen Nordwestströmung ein Randtrog von der
Nordsee und Südskandinavien nach Deutschland. Vorderseitig bildet sich eine
Zyklone, die über Norddänemark zur Küste von Nordwestpolen zieht. Seine Fronten
überqueren zunächst den Norden, in der 2. Tageshälfte auch den Süden
Deutschlands, führen vorübergehen etwas mildere Meeresluft heran und sorgen für
Niederschläge.
Am Sonntag greift die Warmfront eines vom Seegebiet vor Südnorwegen über
Südskandinavien nach Gotland ziehenden Tiefs auf Deutschland über und führt
zunächst einen Schwall milder Luft heran. Mit der Kaltfront, die abends bereits
am Main simuliert wird, gelangt in der Nacht zum Montag wieder Meeresluft
subpolaren Ursprungs nach Deutschland, in der die 850-hPa-Temepratur im
Nordosten bis Montagfrüh auf -8 Grad und im Südwesten auf -3 Grad sinkt.
Am Montag schwächt sich das steuernde Höhenhoch etwas ab und verlagert sich nach
Nordspanien. Am Rande des von Gotland nach Lettland ziehenden Sturmtiefs
herrscht eine kräftige Strömung aus etwa 330 Grad, die im Tagesverlauf leicht
zurückdreht auf Nordwest. Insgesamt herrscht danach den gesamten Montag
wechselhaftes Rückseitenwetter mit gelegentlichen, teils winterlichen Schauern,
die sich im Nordweststau der Gebirge stauen.
Am Dienstag wandert von Westen her ein Höhenrücken nach Deutschland, der ein
Hoch stützt, das abends Süddeutschland erreicht. Der Keil wird von
Warmluftadvektion überlaufen, so dass im Norden und in der Mitte durch eine
Warmfrontwelle leichte Niederschläge ausgelöst werden. Niedertroposphärisch
steigt die Temperatur dadurch um etwa 5 Grad an.
Nach Abzug des Rückens nach Osteuropa nähert sich am Mittwoch von Westen ein
neuer Höhentrog, an den eine Kaltfront gekoppelt ist, die abends etwa eine Linie
Ostbrandenburg-Pfalz erreicht. Das zugehörige Tief zieht vom südlichen Nordmeer
nach Mittelschweden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom EZMW zeigt bereits ab Dienstag einige Differenzen.
So sollte im alten Lauf eine teilokkludierte Front von Westen durchziehen, was
zur Milderung führt und vor allem zu teils etwas kräftigeren Regenfällen. So
sollen 24stg. meist 5 bis 10, in Staulagen vereinzelt bis 15 mm innerhalb von 24
Stunden zusammenkommen. Im alten Lauf sieht es deutlich antizyklonaler aus und
so werden nur 0,5 bis 4 mm berechnet und teilweise ist es auch trocken
(Nordosten und Teile Süddeutschlands).

Am Mittwoch herrscht im alten Lauf in einer westnordwestlichen Strömung bei
höhenkalter Luft noch Schauerwetter, während im neuen lauf eine Kaltfront den
Westen und Norden sowie die Mitte Deutschlands bis zum Abend überquert. Damit
wäre es im Südosten noch weitgehend trocken.

Zusammenfassend kann man sagen, dass wir es in allen drei Läufen mit einer eher
zyklonal geprägten West- bis Nordwestlage zu tun haben, die nicht sehr kalt ist
und nur im oberen Bergland Schnee bringt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei ICON bleibt der oben beschriebene Höhenrücken bis Mittwoch über Westeuropa
liegen. Allerdings fällt auch beim EZMW die Wetterberuhigung durch den Keil
wegen der Warmfrontwelle weitgehend aus und auch am Mittwoch sorgen
Tiefausläufer bei ICON für Regen in weiten Teilen Deutschlands ähnlich wie beim
EZMW.
Auch die anderen Vorhersagemodelle liefern teils andere Geopotentialformationen
bzw. Tempounterschiede bei den planetaren Wellen. Das ändert aber nichts an dem
insgesamt unbeständigen Wettercharakter. Auch dass es tendenziell im Westen und
Nordwesten mild ist und im Südosten sowie im höheren Bergland nasskalt wird
ähnlich gebracht von den anderen globalen Modellen.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen einige Modelle eine recht südliche Zugbahn
der Tiefs (Bei GFS 00 UTC zieht ein Tief von Belgien zur Schweiz, bei GEM
wandert es von Belgien über die Mitte Deutschlands ostwärts).
Damit wäre auf der Nordostseite des Tiefs Schnee bis in tiefe Lagen möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt heute 4 Cluster, die sich unterscheiden beim Timing der
Tröge und Rücken. Im 2. Cluster mit insgesamt 11 Modellläufen kommt der von
Westeuropa ostwärts ziehende Höhenrücken am langsamsten ostwärts voran (was am
ehesten der DWD-Lösung entspricht) und am schnellsten ist der 3. Cluster mit
insgesamt 10 Modell-Runs. Da aber der Keil von WLA überlaufen wird,
unterscheidet sich die Wettercharakter in allen Szenarien nur wenig (insgesamt
kann man in allen Fällen von NWz oder Wz sprechen).
In der erweiterten Mittelfrist gibt es die Tendenz zur südlichen Westlage,
wodurch die Tiefs über Norddeutschland hinweg ziehen könnten, was unter
Umständen dort zu stärkerem Schneefall führen könnte (vor allem der erste
Cluster mit 27 Fällen zeigt dies. Auch wäre eine noch südlichere Zugbahn denkbar
(s. GFS, GEM)).
In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man gut einen Temperaturanstieg bis
Sonntag auf etwa null Grad (Warmfront). Anschließend geht es am Montag auf rund
-5 Grad zurück, ehe es am Dienstag auf wieder mildere -3 bis 0 Grad ansteigt,
was bis Mittwoch hält. Erst im Anschluss daran ist wieder Luft subpolaren
Ursprungs wahrscheinlich (-3 bis -7 Grad).
Entsprechend der Westlage zeigen die EPS-Meteogramme im Mittelfristzeitraum in
tiefen Lagen recht milde Temperaturen bei 6 oder 7 Grad, am Sonntag im Westen
teils um 8 Grad. Erst in der erweiterten Mittelfrist (Donnerstag bis Samstag
kommender Woche) gibt es wieder niedrigere Höchstwerte mit der Möglichkeit von
Werten bei 0 Grad am Tage. Nur im Südosten ist es mit Werten um 3 Grad nasskalt.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag ist nach CosmoLEPS in höheren Mittelgebirgslagen die
Wahrscheinlichkeit von Neuschnee über 10 cm in 12 Stunden erhöht, in der Nacht
zum Sonntag auch in den Alpen, was auch für den Sonntag gilt. Dann nimmt die
Chance für Neuschnee in den Mittelgebirgen wieder ab (Anstieg der
Schneefallgrenze durch eine Warmfront). In der neuen Woche deuten die
operationellen Modelle vor allem in den östlichen Mittelgebirgen und in den
Alpen oberhalb von 600 bis 800 m markanten Neuschnee über 10 cm an, was durch
die Probabilistik nur bedingt gestützt wird.
Zeitweise ist die Wahrscheinlichkeit von Sturmböen an der Küste und auf den
Bergen erhöht. Am Sonntag gilt dies auch für die tiefen Lagen der Nordosthälfte
Deutschlands.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden