DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-01-2019 18:01
SXEU31 DWAV 071800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.01.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Entwicklung einer Sturmlage, im Laufe der 2. Tageshälfte des Dienstag im
Nordstau der Alpen und einiger Mittelgebirge kräftiger Schneefall, besonders in
den Alpen unwetterartige Schneeverwehungen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... Über Deutschland hat Druckfall eingesetzt, im Norden bereits stark,
im Süden noch schwach. Er ist Vorbote einer markanten Wetterumstellung, bei der
Tiefausläufer eines Sturmtiefs mit Kern vor der südwestnorwegischen Küste von
Nordwesten auf Deutschland übergreifen. Dabei wird zunächst mildere Luft
herangeführt, die im Nordwesten bereits Regen ausgelöst hat. Da im Süden noch
relativ kalte Luft lagert, werden dort die Niederschläge oberhalb etwa 400 bis
500 m zunächst als Schnee fallen, der dann aber bei rasch zunehmender
niedertroposphärischer Erwärmung in Regen übergeht.
Bereits in der ersten Nachthälfte nimmt der Wind im Norden dann auch in der
Mitte rasch zu mit Sturmböen an der Küste und in den Mittelgebirgen und steifen
Böen in den Niederungen. Hinter der Kaltfront des Sturmtiefs, die ebenfalls in
den Nachtstunden auf den Nordwesten übergreift, verschärft sich die
Windsituation weiter.

Dienstag ... stellt sich an der Südwestflanke des Sturmtiefs mit Kern über
Südskandinavien in ganz Deutschland ein kräftiger Druckgradient ein, wobei die
Sturmlage ihren Höhepunkt erreicht. Nahezu flächendeckend sind bis in tiefe
Lagen stürmische Böen, im Nordwesten, Westen und in Teilen der Mitte in freien
Lagen Sturmböen zu erwarten. An der See und im Bergland gibt es durchweg
Sturmböen, an der Nordsee und auf höheren Berggipfeln schwere Sturm- und
orkanartige Böen. Etwas ausgenommen von dieser Entwicklung ist allenfalls der
Südwesten, wo Sturm- und schwere Sturmböen auf höhere Berglagen beschränkt sind.
Im Norden und Osten Deutschlands, wird die Schichtung labiler, dabei können
einzelne kurze Gewitter auftreten, die ebenfalls mit Böen bis Sturmstärke - auch
in tieferen Lagen - einhergehen können. Schwere Sturmböen sind nicht ganz
auszuschließen.
Mit der rückseitig einströmenden Kaltluft sinkt die Schneefallgrenze, so dass
oberhalb von etwa 600 m die Niederschläge durchweg in Schnee übergehen. Oberhalb
davon kommen in den Mittelgebirgen wie auch an den Alpen 10 bis in Staulagen
auch um 20 cm Neuschnee zusammen. Da dieser Schnee zusehends trockener wird,
nimmt die Gefahr von Verwehungen zu, die in freien Hochlagen durchaus
Unwettercharakter annehmen können.
In der Nacht zum Mittwoch beginnt sich das Bodentief über Nordwestpolen
aufzufüllen. Labil geschichtete Polarluft dringt bis zu den Alpen vor, was die
Niederschläge einen schauerartigen Charakter annehmen lässt. Dabei sinkt die
Schneefallgrenze auf etwa 200 bis 400 m ab. Im Bergland können in Staulagen 10
bis über 20 cm (im Allgäu durchaus auch noch mehr) Neuschnee hinzukommen. Da der
Schneefall an den Alpen längere Zeit andauert, werden voraussichtlich Mengen bis
in den Unwetterbereich fallen. Der Gradient beginnt nur allmählich aufzufächern.
An der See und im Bergland muss die ganze Nacht hindurch mit Böen bis
Sturmstärke, an der Nordsee und auf exponierten Berggipfeln mit schweren
Sturmböen gerechnet werden. Hierdurch bleibt im Bergland in freien Lagen die
Gefahr von Verwehungen bestehen, die durchaus unwetterartigen Charakter annehmen
können.

Mittwoch ... verlagert sich das Bodentief von Polen nach Tschechien und füllt
sich dabei weiter auf. Der nachfolgende nach Südskandinavien gerichtete
Höhenkeil lässt die Strömung sowohl mitteltroposphärisch als auch in Bodennähe
auf Nordost drehen. Hierdurch dauern die staubedingten Niederschläge an den
Nordseiten der östlichen und zentralen Mittelgebirge sowie der Alpen an, wobei
erneut 10 bis 20, im Allgäu auch mehr als 20 cm Neuschnee zusammenkommen können.
Meist schneit es bis in tiefe Lagen, lediglich im Nordosten macht sich etwas
"wärmere" Luft bemerkbar, die um das o.g. Tief herumgeführt wird. Dort ist auch
Regen oder Schneeregen vorstellbar.
Mit der weiteren Auffüllung des Tiefs schwächt sich der Bodendruckgradient ab,
wodurch bis in tiefere Lagen zwar noch Windböen auftreten, Sturmböen aber auf
höhere Berglagen und die Küste beschränkt sind. Auf exponierten Berggipfeln
können zumindest in der ersten Tageshälfte noch schwere Sturmböen auftreten.
Generell sollte aber die Gefahr von Verwehungen abnehmen bzw. diese keinen
unwetterartigen Charakter mehr ausweisen.
Mit der Annäherung des Hochkeils nimmt im Nordwesten und Westen Deutschlands die
Wahrscheinlichkeit von Auflockerungen zu. Ansonsten hält sich geschlossen
Bewölkung.
In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der über Südskandinavien liegende Keil
noch etwas nach Osten aus. Hierdurch wird, ausgehend von einem Hoch über den
Britischen Inseln, ein Keil gestützt, der sich bis zu den Baltischen Staaten
erstreckt. Zwischen diesem Keil und einem Tiefdruckkomplex über dem östlichen
Mittelgebirgsraum dreht die Strömung zusehends auf Nordost.
Mit der Annäherung des Bodenkeils lassen die Schneefälle in den Staulagen der
Mittelgebirge nach, selbst in Staulagen kommen dann kaum noch mehr als 10 cm
Neuschnee zusammen. Dagegen konzentrieren sich die Schneefälle auf die
südwestdeutschen Mittelgebirge und den Alpenrand, wo noch einmal 10 bis 15, an
den Alpen auch mehr als 20 cm Neuschnee hinzukommen können.
Der Wind flaut weiter ab, in der ersten Nachthälfte muss noch im Bergland und an
einigen Küstenabschnitten der Ostseeküste mit Wind- und stürmischen Böen
gerechnet werden. Danach wird auch dort der Wind zusehends schwächer. Somit ist
die Gefahr von Verwehungen nicht mehr gegeben.
Nahezu flächendeckend ist leichter, im höheren Bergland mäßiger Frost zu
erwarten. Hierdurch besteht Glättegefahr durch Neuschnee oder dort, wo kein
Schnee liegen geblieben ist, durch überfrorene Nässe.

Donnerstag ... Deutschland liegt am Rande einer hochreichenden Antizyklone dicht
westlich von Irland in einer kalten nördlichen bis nordöstlichen Strömung. Der
Südosten wird dabei noch von einem Höhentief mit Zentrum am nordwestlichen
Balkan und über dem Osten Österreichs beeinflusst.
Auf den Nordwesten und Norden greift in der 2. Tageshälfte das Frontensystem
eines Nordmeertiefs mit Niederschlägen über, wobei die Hebung durch
Warmluftadvektion hervorgerufen wird, die über einen nach Dänemark schwenkenden
Höhenkeil hinwegläuft.



Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die übrigen vorliegenden Modelle zeigen einen ähnlichen Ablauf der synoptischen
Strukturen wie die deutsche Modellkette.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. R. Hering-Zieringer