DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-01-2019 18:30
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 05.01.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Bis Montagvormittag im Alpenraum unwetterartige Schneefälle mit
Gesamtneuschneemengen zwischen 40 und 100 cm.
Sonst im Süden in Lagen ab 600 bis 800 m nochmals Neuschnee zwischen 5 und 25,
örtlich über 30 cm Neuschnee.
Anfangs auf exponierten Bergen im Süden noch Sturmböen.
In der Nacht zum Dienstag zunächst an der See und im höheren Bergland Böen Bft 8
bis 9. Im Laufe des Dienstages dann in der Nordhälfte einzelne stürmische Böen,
an der See und in Hochlagen Böen Bft 9 bis 10, auf exponierten Bergen auch
darüber.
Am Dienstag in Lagen oberhalb 800 m Neuschnee zwischen 10 und 20 cm, in
Staulagen auch bis 30 cm mit Verwehungen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... Zwischen einem Höhenrücken über Westeuropa, der sich bis zum
Nordmeer erstreckt und einem Tiefkomplex über Ost- und Südosteuropa strömt von
Nordwesten relativ milde Nordseeluft in weite Teile Deutschlands. Lediglich im
äußersten Osten und im Südosten ist kältere Luft wirksam. Dabei bewegt sich eine
Kaltfront von Nordostdeutschland langsam nach Südwesten. Die Niederschläge
fallen im Alpenvorland bereits als Schnee, an der Donau aber häufig als Regen.
Meist werden Neuschneemengen zwischen 5 und 10 cm innerhalb von 6 Stunden
simuliert, in Alpenstaulagen 10 bis 15 cm. Auch auf der Alb, im Schwarzwald und
im Bayerischen Wald soll es oberhalb von 600 bis 700 schneien, wobei die Mengen
aber meist nur 3 bis 10 cm in der gesamten Nacht betragen sollen. Aktuell sind
die Niederschlagsraten aber geringer als simuliert und die Schneefallgrenze ist
deutlich höher. Erst mit Niederschlagsverstärkung sollte die Schneefallgrenze
nachts im Schwarzwald wieder absinken.
Da der Gradient von Norden her auffächert, nimmt auch die Windgeschwindigkeit
langsam ab. Auf exponierten Gipfeln treten aber anfangs noch Böen Bft 8 bis 9
auf. Vor allem in freien Hochlagen gibt es anfangs noch Schneeverwehungen.
Im Nordosten Deutschlands und gegen Morgen auch im Osten lockert die Bewölkung
hinter der Kaltfront auf und hier kann es bei Werten um 0 Grad und Frost vor
allem in Bodennähe örtlich Reifglätte geben. Im Raum Erzgebirge bringt die
schwache Kaltfront noch örtlich schauerartige Niederschläge, die oberhalb von
400 bis 500 m wieder in Schnee übergehen, wobei die Neuschneemengen aber gering
sind. Gegen Morgen kann es aber auch in tieferen Lagen durch Auflockerungen
überfrorene Nässe geben.
Ansonsten liegt die Temperatur bei starker Bewölkung meist zwischen 2 und 8
Grad mit den höchsten Werten im westlichen Niedersachsen.

Sonntag ... schwenkt der nördliche Teil des o. g. Höhenrückens über die
Norwegische See hinweg ostwärts bis nach Karelien. Hierdurch wird der von dem
Hoch über der Biskaya ausgehende Bodenkeil gestützt, der sich über Deutschland
hinweg bis zu den Baltischen Staaten ausweitet. In dessen Bereich kommt die
Luftmasse zusehends zur Ruhe, so dass dann warnrelevante Böen, falls überhaupt,
auf höhere Alpengipfel beschränkt sind.
Da der Trog über Osteuropa bestehen bleibt, ändert sich an der
niedertroposphärisch nordwestlichen Strömung und in der Höhe NNO-Strömung
vorerst nichts, so dass die staubedingten Niederschläge in den südwestdeutschen
Mittelgebirgen (wo 10 bis 15 cm Schnee innerhalb von 12 Stunden hinzukommen) und
an den Alpen andauern. Wenngleich die Intensität der Niederschläge etwas
geringer wird (weil die dynamische Komponente für die Hebung weitgehend fehlt),
sind an den Alpen weitere 15 bis über 25 cm Neuschneezuwachs vorstellbar.
Allerdings ist die Gefahr von Verwehungen dann nicht mehr gegeben. Auch wenn das
Wettergeschehen eher antizyklonal geprägt ist, so ist die Grundschicht noch
recht feucht, so dass die Sonne sich rar macht. Die Temperaturen liegen zwischen
8 Grad im Nordwesten und 2 Grad im Südosten. In Alpennähe ist es mit Werten um 0
Grad noch etwas kälter ähnlich wie in Hochlagen der Mittelgebirge.

In der Nacht zum Montag greift ein weiteres schwaches Frontensystem auf
Norddeutschland über. Vorderseitig kommt wieder verstärkt Warmluftadvektion in
Gang. Hierdurch zeichnet sich vor allem über dem Mittelgebirgsraum erneut eine
leichte Intensivierung der Niederschläge ab. Die Schneefallgrenze liegt bei 600
bis 800 m und im Bayerischen Wald auch darunter. Oberhalb davon sind einige
Zentimeter Neuschnee zu erwarten. An den Alpen dürften hingegen weitere 10 bis
15 cm Neuschnee hinzukommen. In diesen Gebieten muss zudem mit Frost und Glätte
gerechnet werden. Im weitaus größten Teil Deutschlands sollte es noch frostfrei
bleiben.

Montag ... greift von Nordwesten ein weiterer Höhenkeil auf Deutschland über,
gefolgt von einem markanten Kurzwellentrog, der bis in die Nordsee vordringt.
Hierdurch wird zunächst der noch über Deutschland liegende Hochkeil gestützt.
Das mit dem Trog korrespondierende Tief, das sich zu einem Sturmtief entwickelt,
verlagert sich bis zum Abend zur nördlichen Nordsee. An dessen Südflanke setzt
Druckfall ein, der auch den Nordwesten Deutschlands erfasst und im Norden und
Nordwesten eine erneute Gradientzunahme bewirkt. Mit dem Frontensystem dieses
Tiefs kommen, gestützt durch Warmluftadvektion, im Norden und Nordwesten erneut
Niederschläge auf, die durchweg in flüssiger Phase fallen. Mit der Annäherung
des Frontensystems frischt in diesen Gebieten der auf Südwest drehende Wind auf.
In Nordseenähe und an der Ostsee sowie in hierfür anfälligen Lagen der
westlichen Mittelgebirge wird der Wind warnrelevant, an der Nordsee sind
stürmische Böen und exponiert Sturmböen zu erwarten.
Da die nördliche Strömung bestehen bleibt, dauern die Schneefälle an den Alpen
an, schwächen sich aber nach Westen hin zusehends ab. Am östlichen Alpenrand
können 5 bis 10 cm und in exponierten Staulagen auch bis 15 cm Neuschnee
hinzukommen. Ansonsten reicht es in den östlichen Mittelgebirgen nur für wenige
Zentimeter Neuschnee. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 2 bis 6, in
Rheinnähe und ganz im Nordwesten bis 8 Grad, im östlichen Bergland und in
Alpennähe dagegen nur um 0 Grad.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Sturmtief nach Südschweden, was
deutschlandweit den Gradienten zunehmen lässt. Das bis dahin okkludierte
Frontensystem dieses Tiefs greift mit kräftigem Regen auf Deutschland über. Die
Schneefallgrenze steigt in der Mitte kurzzeitig auf über 1000 m, sinkt aber bis
zum Morgen wieder auf etwa 600 bis 800 m. Während an den Alpen, bedingt durch
das Rückdrehen der Strömung, die Schneefälle vorerst nachlassen, verstärken sich
diese in den Hochlagen der Mittelgebirge, wo in Staulagen um 10 cm innerhalb von
12 Stunden zusammenkommen können. Da der Schnee aber relativ nass ist, sind
Verwehungen eher unwahrscheinlich.
Mit der Gradientzunahme kommen bis in die Mitte und den Süden Deutschlands
hinein Windböen auf. Im Nordwesten und Westen, aber auch in freien Lagen
Mitteldeutschlands sind stürmische Böen, an der Küste und im Bergland Sturmböen
bis Bft 9 zu erwarten. Auf Nordseeinseln sowie auf höheren Berggipfeln sind
schwere Sturmböen oder gar Böen Bft 11 nicht auszuschließen.
Abgesehen von den Hochlagen der Mittelgebirge und vom unmittelbaren Alpenrand
bleibt es ansonsten durchweg frostfrei.

Dienstag ... verlagert sich das Sturmtief zur östlichen Ostsee und in breitem
Strome gelangt von Nordwesten zunehmend kältere Meeresluft polaren Ursprungs, so
dass die Temperaturen in 850 hPa im Südwesten auf -4 und sonst auf -5 bis -7
Grad absinkt. Postfrontal der morgens bereits über Süddeutschland liegenden
Okklusion simulieren die Modelle nach einer kurzen Pause verbreitet Schauer,
wobei die Schneefallgrenze bis zum Abend auf 300 bis 400 m sinkt. Die
Neuschneemengen liegen aber meist zwischen 2 und 5 cm, in Staulagen örtlich bei
5 bis 9 cm innerhalb von 6 Stunden, wobei eher die 2. Tageshälfte für die
Schneeansammlung prädestiniert ist. In Lagen oberhalb von 800 m ist vor allem in
den östlichen Mittelgebirgen mit Schneeverwehungen zu rechnen. Mit der
Gradientzunahme sind verbreitet 7er Böen und in freien Lagen im Norden auch
stürmische Böen zu erwarten. An der Küste und im höheren Bergland sind 8er bis
10er Böen zu erwarten. Auf einigen exponierten Bergen sind orkanartige Böen
wahrscheinlich. Die Maximumtemperaturen liegen dank der guten Durchmischung
sogar örtlich höher als am Vortag (Spanne: zwischen 2 Grad am Inn und 8 Grad an
der Ems), gehen aber am Nachmittag durch die Kaltluftadvektion langsam zurück.
In der Nacht zum Mittwoch sind dann bis in die Niederungen Schnee- und
Graupelschauer zu erwarten mit verbreiteter Straßenglätte.


Modellvergleich und -einschätzung
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Aktuell liegt die Schneefallgrenze im Schwarzwald noch höher als Vorhergesagt
und die Niederschlagsintensität ist geringer. Insgesamt zeichnet sich aber eine
Verstärkung der Niederschläge ab und ein Absinken der Schneefallgrenze, so dass
die laufende Schneefallwarnung dort weiter laufen kann.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden