DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-01-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 05.01.2019 um 10.30 UTC



Am Dienstag teils stürmische Böen, gebietsweise Schneefälle, bevorzugt im Süden
örtlich Verwehungen. Am Mittwoch nachlassender Wind, besonders in den
Nordweststaulagen der Berge bis Donnerstag weitere kräftige Schneefälle.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 12.01.2019


Dienstag . . . weitet sich ein markanter Trog von der Nordsee und Dänemark rasch
nach Süden aus und erreicht im Tagesverlauf Süddeutschland, die Alpen sowie auch
die westlichen Teile Osteuropas. Damit einhergehend strömt in 500 hPa eine
Luftmasse von teilweise unter -35 Grad weit nach Süden. In Verbindung damit
steht ein kräftiges Tief, das zum Mittagstermin über dem Nordosten Deutschlands
simuliert wird (Kerndruck 990 hPa). Anschließend verlagert es sich deutlich
langsamer und erreicht um 00 UTC Zentralpolen unter leichter Auffüllung.
Aufgrund des zunehmend Gradienten kommt es verbreitet zu starken bis stürmischen
Böen, an der Nordsee zu Sturmböen und auf exponierten Mittelgebirgsgipfeln zu
schweren Sturmböen oder orkanartigen Böen. Dabei ist es der Zugbahn des Tiefs
geschuldet (die allerdings noch nicht einheitlich simuliert wird), dass der Wind
im Nordosten aus aktueller Sicht keine große Rolle spielt. In der gut
durchmischten, etwas erwärmten Meeresluft polaren Ursprungs (T 850 hPa zwischen
-4 und -6 Grad) sind Schneefälle etwa oberhalb von 300 bis 500 m von Relevanz.
Dabei können in den Nordweststaulagen der Mittelgebirge sowie der Alpen durchaus
markante Mengen zusammenkommen. Während der Nacht zum Mittwoch sinkt die
Schneefallgrenze im Süden und teilweise in der Mitte bei nachlassendem Wind
generell bis in die tiefsten Lagen (T850 hPa unter -8 Grad), sonst muss
besonders bei kräftigeren Schauern mit Schnee im Tiefland gerechnet werden.
Bezüglich der Schneefälle sollte vor allem der Alpennordrand sowie später auch
das Erzgebirge mit Mengen von mehr als 20 cm im Auge behalten werden.
Schneeverwehungen sind tagsüber im höheren Bergland der Mitte sowie am
Nachmittag im Süden erwähnenswert. In der Nacht zum Mittwoch geht das Risiko
dafür mit dem abschwächenden Wind zurück.

Mittwoch . . . verlagert sich das Bodentief kaum und harrt seiner Auffüllung
über dem zentralen Polen. Der Trog reicht nun weit bis in den Mittelmeerraum,
wobei seine Achsenorientierung kippt und von der Ostsee zum westlichen
Mittelmeer gerichtet ist. Dabei halten die schauerartigen Niederschläge über
großen Teilen des Südens und Ostens Deutschlands an, Staueffekte ergeben sich
aufgrund der nördlichen Anströmung weiterhin besonders am Erzgebirge sowie am
Alpenrand. Der Wind ist kaum mehr ein Thema, höchstens noch in den Kammlagen der
Mittelgebirge mit einzelnen starken Böen. Bei der nun eingeflossenen polaren
Luftmasse (T 850 hPa zwischen -6 und -8 Grad) muss in den tiefen Lagen durchaus
mit etwas Schnee gerechnet werden, wobei mit Ausnahme starker Schauer die gelbe
Warnfarbe ausreichen sollte. Die flüssige Phase spielt am ehesten im Norden und
Nordosten noch eine Rolle. In der Nacht zum Donnerstag ziehen sich die
Schneefälle in die Südosthälfte zurück. Ursächlich dafür ist ein von der Nordsee
nachrutschender Keil, der im Nordwesten für Absinken sorgen wird.

Donnerstag . . . verdrängt dieser Keil (Achsenorientierung 500 hPa 12 UTC von
Irland zum südlichen Skandinavien) den umfangreichen Trog langsam in den
Mittelmeerraum ab. Allerdings halten die Schneefälle (T 850 hPa um -9 Grad)
besonders am östlichen Alpenrand noch an, wenngleich mit verminderter
Intensität. Im Nordwesten setzt dagegen in der Höhe kräftige WLA an, die
Warmfront erreicht die Nordseeküste aus aktueller Sicht am Donnerstagnachmittag.
Dazwischen sorgt Absinken zwar für trockenes Wetter, aber nur für sehr
eingeschränkte sonnige Abschnitte. Die Phase der Warmfrontniederschläge ist bei
T 850 hPa um 0 Grad eindeutig flüssig. In der Nacht zum Freitag erreichen die
Niederschläge die Mitte sowie später auch den Süden. Südlich des Mains kann
durch das Aufgleiten auf den Kaltluftkörper wohl von Schnee ausgegangen werden,
in der Mitte ist die Niederschlagsphase deutlichen Unsicherheiten unterworfen.
In manchen Mittelgebirgstälern ist gefrierender Regen nicht ausgeschlossen.

Freitag . . . verläuft die Keilachse in 500 hPa von der Bretagne zur Ukraine.
Dies sorgt allgemein für langsam abklingende Niederschläge, wobei an den Alpen
weiterhin Staueffekte wirken (allerdings nicht vergleichbar mit den Vortagen).
In der Nacht zum Samstag verlagert sich der Keil südwärts. Nachfolgend ist in
der kräftigen westlichen Strömung der Weg frei für das nächste atlantische
Frontensystem. Dies wird im aktuellen Lauf deutlich progressiver simuliert als
in den Vorläufen. An der Nordsee kann daher bereits neuer Regen auftreten, sonst
wird es da und dort hebungsbedingt zu Sprühregen kommen.

Samstag . . . setzt sich der progressive Charakter des aktuellen Laufs weiter
fort. Das Frontensystem ist dabei einem Okkludierungsprozess unterworfen, wobei
dieses am Nachmittag große Teile der Nordwesthälfte Regen beschert. Die Alpen
erreichen die Niederschläge erst in der Nacht zum Sonntag.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis inklusive der Nacht zum Donnerstag ist der aktuelle Hauptlauf als sehr
konsistent mit den Vorläufen zu bezeichnen. Ab Donnerstagfrüh zeigt sich beim
aktuellen Lauf ein schnelleres Übergreifen der Warmfront auf den Nordwesten. Der
etwas schnellere Ablauf setzt die zunehmende Progression der Vorläufe fort.
Dieser Effekt zeigt sich wesentlich stärker auch ab Freitag, wenn das nächste
atlantische Frontensystem auf den Nordwesten übergreift. An der generellen
Entwicklung können daher keine Bedenken geäußert werden, allerdings ist das
genaue Timing noch deutlichen Unsicherheiten unterworfen.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis in die Nacht zum Donnerstag sind sich die globalen Modelle im Wesentlichen
einig. Kleiner Unsicherheiten ergeben sich nur im Temperaturniveau der
einströmenden Luftmasse. Die donnerstägliche Warmfront zeigt GFS etwas
schneller, ICON deutlich langsamer (damit wäre auch deutlich verzögerter
Niederschlag verbunden, was die Phasenvorhersage noch schwieriger macht). Beim
Frontensystem vom Wochenende folgt GFS im wesentlichen IFS, dagegen propagiert
ICON eine andere synoptische Grundstruktur (Tiefzentrum bei Irland im Gegensatz
zu IFS mit Tief über dem südlichen Skandinavien). Die ICON-Lösung wird aufgrund
deren Außenseitertum verworfen.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die bei der Konsistenzanalyse beschriebenen Unsicherheiten pausen sich auch auf
die Ensemblebetrachtung durch. Die Rauchfahnen für drei repräsentative Orte im
Norden, der Mitte und im Süden Deutschlands zeigen bis in die Nacht zum
Donnerstag einen recht einheitlichen Verlauf. Der zeitliche Ablauf des
Übergreifens der Warmfront wird dagegen bei den verschiedenen Ensembleläufen
nicht einheitlich simuliert. Auch die Stärke der Milderung zum Ende der Woche
ist noch nicht in trockenen Tüchern.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Dienstag mit Ausnahme des Nordostens stürmische Böen (um 70 km/h), im
Bergland sowie an der Nordsee einzelne Sturmböen (um 85 km/h), auf exponierten
Gipfeln teils orkanartige Böen (um 110 km/h) aus West bis Nordwest. In der Nacht
zum Mittwoch Abschwächung des Windes. ECMWF-EPS: Wahrscheinlichkeit für
Sturmböen vor allem im Westen und Südosten sowie an der Nordsee erhöht.

SCHNEE:
Dienstag bis Donnerstag vor allem in den Nordweststaulagen der Alpen und der
Mittelgebirge teils kräftige Schneefälle. Dabei sind folgende 24-Stunden-Werte
wahrscheinlich:
Dienstag: Alpennordrand und Bayerwald 15 bis 25 cm, hohe Staulagen Mittelgebirge
10 bis 15 cm.
Mittwoch: Alpennordrand und Erzgebirge 25 bis 35 cm
Donnerstag: östlicher Alpenrand weitere 20 cm
Im Gesamtzeitraum ergeben sich an den Alpen 40 bis 60 cm, im Erzgebirge 30 bis
40 cm.

SCHNEEVERWEHUNGEN:
Am Dienstag in den Kammlagen der Mittelgebirge vorübergehend Schneeverwehungen
gering wahrscheinlich, an den Alpen und im Vorland wahrscheinlich.

GLATTEIS:
In der Nacht zum Freitag und am Freitag in den Tälern der Mittelgebirge
gefrierender Regen nicht ausgeschlossen.

FROST:
Bevorzugt in Teilen Süddeutschlands am Donnerstag und Freitag gebietsweise
leichter Dauerfrost.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF det., ECMWF-EPS, ECMWF-MOS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri