DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-01-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 03.01.2019 um 10.30 UTC



Im Bergland winterlich. In Staulagen wieder kräftige Schneefälle möglich.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 10.01.2019


Am Sonntag, dem Beginn der Mittelfrist, liegt Deutschland zwischen einem
blockierenden Rücken über Westeuropa und dem Trog über Osteuropa in einer
nördlichen Höhenströmung. Bodennah kommt der Wind aber eher aus Nordwest, was
für tiefe Lagen die Zufuhr nasskalter Luftmassen und dadurch - nicht nur im
Nordwesten - meist positive Temperaturen bedeutet. Im Bergland bleibt es aber
winterlich mit weiteren, staubedingt auch sehr ergiebigen Schneefällen. Am
Ostalpenrand kann akkumuliert über mehrere Tage mehr als ein halber Meter Schnee
fallen.
Am Montag schwenkt ein Rückenanteil von Nordwesten zu uns herein und forciert
den vorübergehenden Aufbau einer zonalen Hochdruckbrücke über Mitteleuropa. Im
Südosten gibt es aber weitere Niederschläge, im Bergland Schnee, in tieferen
Lagen fällt zumindest teilweise Regen. Ansonsten beruhigt sich das Wetter für
kurze Zeit.
Am Dienstag stößt ein Kurzwellentrog an der Westflanke des Langwellentroges über
die Nordsee rasch nach Mitteleuropa vor und regeneriert damit den
Langwellentrog, der sich nach Westen ausdehnt. Der Höhenrücken weicht nach
Westen zurück, während durch den Kurzwellentrog forciert ein kräftiges Tief von
der Nordsee zur Ostsee zieht. Zum einen frischt dadurch der auf westliche
Richtungen drehende Wind stark bis stürmisch auf, zum anderen breiten sich
Regenfälle von Nordwesten über Deutschland aus. Die Schneefallgrenze steigt in
den westlichen Landesteilen kurzzeitig deutlich über 1000m, im Südosten schneit
es teilweise bis ganz runter, mit erneut kräftigem Schneezuwachs.
Am Mittwoch und Donnerstag tropft der Trog über Mitteleuropa ab; das
resultierende Höhentief verlagert sich in der Folge langsam nach Süden. Der
Schwerpunkt des tiefen Druckes am Boden zieht zum Mittelmeer und Richtung
Balkan. Ausgehend vom Hochdruckgebiet westlich der Britischen Inseln baut sich
eine Brücke nach Skandinavien auf, wodurch die Strömung über uns auf
nordöstliche Richtungen dreht. Damit gelangt auch bodennah kältere Festlandsluft
nach Deutschland, ohne dass es für Dauerfrost reicht, da auch über Osteuropa die
wirklich kalte Luft fehlt. Im Bergland bleibt es winterlich mit weiteren
Schneefällen bei sinkender Schneefallgrenze.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt der Rücken über dem Atlantik erhalten und
wir gelangen wieder eher unter eine nordwestliche Strömung.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf zeigt eine ähnliche Entwicklung wie die Vorläufe, was zunächst
mal für eine gute Konsistenz spricht. Allerdings laufen die Vorgänge in der
neuen Simulation deutlich schneller, und zwar um ca. 24 h beschleunigt, ab.
Diese doch recht deutlichen Unterschiede im zeitlichen Ablauf sind zwar ein
kleiner Wermutstropfen, der aber nichts an der grundsätzlichen Brauchbarkeit der
aktuellen Lösung ändert.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Legt man zugrunde, dass wir uns im mittelfristigen Zeitraum bewegen, sind die
Modellunterschiede zwischen ICON, IFS und GFS verkraftbar. ICON und GFS zeigen
die Regeneration des Troges bei uns sogar noch rascher als die Europäer und das
GFS hat am Dienstag ein kräftiges Sturmtief über Dänemark im Programm, das in
dieser Stärke im ICON nicht zu finden ist. Alternative Lösungen lassen sich -
allen Unterschieden zum Trotz - aber nicht ableiten. Das "Sturmsignal" mag aber
dennoch im Hinterkopf bleiben.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des operationellen Laufs. Bis zum Ende der Mittelfrist folgen die
meisten Members der Kurve des Hauptlaufs, erst nach nächster Wochenmitte wird
der Spread größer. Die starke Tief- und Windentwicklung vom nächsten Dienstag
zum Mittwoch wird nur von einer Minderheit der Members gestützt und darf von
daher - aus jetziger Sicht - als nicht überbordend wahrscheinlich gelten.

Die Clusterung zeigt den Hauptlauf den größten Teil der Mittelfrist im jeweils
größten Cluster, erst zum Ende rutscht der Hauptlauf in Cluster 3, der zumindest
auch den atlantischen Rücken zeigt. Aus dieser Sicht darf also dem Hauptlauf
vertraut werden. Mit Fragezeichen hinter der Sturmentwicklung.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Wie in den Vorabschnitten erläutert kann der Wind warntechnisch ab Dienstag
wieder eine größere Rolle spielen. Ob ein veritabler Sturm oder eine "laue"
Windlage ansteht, muss noch abgewartet werden. Auch der Niederschlag begleitet
uns weiter. Am Dienstag sind zunächst im westlichen und südwestlichen Bergland
etwas kräftigere Regenfälle, in Gipfellagen auch Schneefälle gering
wahrscheinlich, am Mittwoch ist wieder Süddeutschland und der Alpenrand dran und
dort kann es wieder bis in die Tälern kräftig und warnrelevant schneien,
teilweise erneut mit 20 bis 30 cm Neuschnee in 24 Stunden.
EFI hat vor allem die anfänglichen, kräftigen Niederschlagssignale im Südosten
im Programm. Die wahrscheinlichen Unwetterwarnungen vor starkem Schneefall
beginnen aber schon in der in der Kurzfrist. Ansonsten liefern EFI und
Probabilistik keine signifikanten Hinweise.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, ECM + EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner