DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-01-2019 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 02.01.2019 um 10.30 UTC



In den süddeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen kräftige Schneefälle, sonst
eher nasskalt.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 09.01.2019


Die Wetterlage mit einem blockierenden Hoch westlich von Deutschland hält über
den mittelfristigen Prognosezeitraum mit recht hoher Wahrscheinlichkeit an. Zur
Freude der Winterfans möchte man meinen. Leider bedeutet "Blocking" nicht gleich
kaltes Winterwetter mit Schnee bis ins Flachland. So ist die jüngst
prognostizierte Position und Ausprägung der Blockade so geartet, dass die
beteiligten Luftmassen sich tendenziell eher im mäßig-kalte Temperaturspektrum
bewegen und nachhaltig(!) winterliches Wetter allenfalls im Bergland zu erwarten
ist. Zwar machen einige Modellläufe nach wie vor Hoffnungen auf "waschechtes"
Winterwetter, allerdings meist jenseits des seriösen Vorhersagezeitraumes.

Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes am kommenden Samstag befindet sich
Deutschland zwischen einem Rücken, dessen Achse von den Azoren über die
Britischen Inseln bis zum Nordmeer reicht, und einem Höhentrog mit mehreren
Drehzentren über Ost- und Südosteuropa in einer durch kurzwellige Troganteile
leicht "flatternden" nördlichen Höhenströmung. Am Boden findet sich ein Tief mit
Kern über Weißrussland wieder, dessen Warmfront die Alpen erreicht. Die
Kaltfront dagegen kommt aufgrund der schwindenden frontsenkrechten
Windkomponente in ihrem Westteil kaum mehr voran und wird längs über Deutschland
quasi stationär. Somit setzt sich im Westen und Norden mildere Meeresluft durch
(teils >0 Grad in 850 hPa), im Osten rückseitig der Kaltfront erwärmte Polarluft
(um oder knapp unter 0 Grad in 850 hPa), wohingegen sich ganz im Süden anfangs
noch die zuvor eingeflossene kalte Festlandsluft hält(<-5 Grad in 850 hPa).
Somit fallen die Niederschläge im Vorfeld der Warmfront im Süden verbreitet als
Schnee (Aufgleiten und Niederschlagsabkühlung verzögern den Anstieg der
Schneefallgrenze). Insbesondere südlich der Donau und in höheren Lagen der
südlichen Mittelgebirge muss mit markanten Neuschneemengen gerechnet werden. In
prädestinierten Staulagen der Alpen sind Mengen bis in den Unwetterbereich
wahrscheinlich. Im Osten gehen die verbreitet fallenden leichten bis mäßigen
Niederschläge vorübergehend bis in die höheren Lagen der Mittelgebirge in Regen
über, im Norden und Westen ist es sowieso durchweg die flüssige Phase. Der West-
bis Nordwestwind weht im Süden, im Bergland und an der Nordsee noch spürbar und
mitunter stark böig, Sturmböen beschränken sich aber wohl auf die Kammlagen.

Am Sonntag und ändert sich an der Grundkonstellation wenig. Deutschland
verbleibt zwischen dem Rücken, dessen Achse im Nordteil ostwärts nach
Skandinavien kippt, und einem nach Südosteuropa abtropfenden Höhentiefkomplex in
einer nördlichen Höhenströmung. Die noch quer über Deutschland verlaufende Front
kommt als Warmfront nur ganz zögerlich ostwärts voran. Da in den Osten und Süden
an der Ostflanke des südosteuropäischen Höhentiefs etwas kältere Kontinentalluft
advehiert wird, verstärkt sich der Temperaturgradient etwas (im Süden und Osten
verbreitet Nachtfrost und am Tage wenig über 0, im Norden und Westen frostfrei).
Niederschläge gibt es staubedingt im Süden, insbesondere an den Alpen (meist
Schnee, an den Alpen wiederholt markant!), sowie gebietsweise an der Front (nur
in den Mittelgebirgen als Schnee).

Von Montag bis Mittwoch ist die Vorhersage als zunehmend unsicher zu bezeichnen.
Wie schon zu Beginn angedeutet, hält die Blockadelage wahrscheinlich aber an,
wobei der blockierende Rücken mit seinem Schwerpunkt über West- und
Nordwesteuropa verbleibt. An der Westflanke des sich wiederholt regenerierenden
Höhentroges über Osteuropa werden in einer meist nordwestlichen Höhenströmung
kurzwellige Troganteile nach Mitteleuropa gesteuert, die mit Frontensystemen
korrespondieren. Folglich darf der Wettercharakter als leicht unbeständig
charakterisiert werden. Viele Wolken und zeitweilige Niederschläge stehen auf
der Tagesordnung. Vor allem im Norden und Westen dominiert maritime und damit
erwärmte Polarluft mit deutlichen Plusgraden am Tage, sodass Schnee
höchstwahrscheinlich nur in den höheren Lagen der Mittelgebirge vorübergehend
ein Thema werden könnte. Im Süden und Osten kann sich dagegen besonders im Luv
der Alpen und der Mittelgebirge kältere Luft halten, sodass es immer wieder auch
bis in tiefere Lagen schneien kann. Markante Neuschneemengen sind an den Alpen
alleine schon im Hinblick auf die synoptische Grundkonstellation (Nordwestlage!)
nicht auszuschließen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Sonntag kann die Konsistenz der letzten IFS-Läufe als sehr gut bezeichnet
werden. Danach nehmen die Unsicherheiten deutlich zu. Die IFS-Läufe simulieren
ab Montag teilweise signifikant unterschiedliche Entwicklungen. Die Position und
Ausprägung des blockierenden Hochdruckgebietes scheint dabei das Zünglein an der
Waage zu sein. Während der gestrige 00UTC-Lauf noch auf eine zunehmend
winterliche Ostlage mit kalter Kontintalluft setzte, erfolgte mit dem gestrigen
12UTC-lauf ein Umschwenken auf eine Nordwest- bis Nordlage mit mal mehr, mal
weniger kalten Meeresluft. Im neusten IFS-Lauf soll die Blockierung
vorübergehend sogar fast komplett abgebaut werden, indem sich . Da diese
Variante von den wenigsten Modellen gestützt wird, wurde diese verworfen. Bei
der Konzipierung der Wochenvorhersage wird auf eine Wetterlage gesetzt, wie sie
im gestrigen 12UTC-Lauf des IFS sowie auch von ICON und GFS in den jüngsten
00UTC-Läufen gerechnet wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag ergeben sich bei Durchsicht der vorliegenden
deterministischen Modelle keine prognoserelevanten Unterschiede. Danach
simulieren sowohl GFS als auch ICON und GEM eine ähnliche Entwicklung der
Großwetterlage wie der gestrige 12UTC-Lauf von IFS, der daher auch als Grundlage
für das mittelfristige Vorhersagekonzept herhalten musste.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum von Montag (00 UTC) bis Mittwoch (00 UTC) werden 3 Cluster gebildet.
C1 repräsentiert mit 17 Member die heute anvisierte Nordwestlage. C2 (17 Member
inklusive des det. IFS-Laufs) dagegen simuliert ein vorübergehendes "Abhobeln"
des blockierenden Rückens durch ein Höhentief, welches sich schließlich von den
Britischen Inseln her Mitteleuropa nähert. Dadurch würde sich bei uns
vorübergehend eine nördlich Westlage einstellen. Ebenfalls mit 17 Member
bestückt ist C3. Auch in diesem Cluster soll sich ein Höhentief auf den Weg nach
Mitteleuropa machen - allerdings deutlich schneller, sodass ein rascher Übergang
zu einer Troglage erfolgt.
In der erweiterten Mittelfrist (Do 00UTC bis Sa 00UTC) werden ebenfalls 3
Cluster angeboten, die aber alle die Blockadelage fortsetzen bzw. wieder
aufbauen. Allerdings gibt es große Diskrepanzen in Position und Ausprägung des
blockierenden Rückens. Von einem Fortbestand der Nordwestlage mit Berglandwinter
(C1, 23 Member) über eine nasskalte Troglage mit Schneeoptionen bis ins Tiefland
(C2, 15 Member) bis hin zu einer ziemlich winterlichen südlichen Westlage (C3,
13 Member) ist alles dabei!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


SCHNEE:
Sowohl am Samstag als auch am Sonntag rechnen alle vorliegenden
probabilitsischen Modelle recht hohe Wahrscheinlichkeiten für unwetterartige
Neuschneemengen >30 cm an den Alpen, teils sogar bis ins Vorland ausgreifend.
Für das Alpenvorland und die Mittelgebirge Süddeutschland werden vor allem am
Samstag von ICON-EPS, IFS-EPS und COSMO-LEPS relativ hohe Wahrscheinlichkeiten
für markante Neuschneemengen >15 cm/24 h angegeben. Ob es auch für das
Erzgebirge reicht (erhöhte Wahrscheinlichkeiten im COSMO-LEPS) ist dagegen
fraglich.
Der EFI unterstreicht die hohe Wahrscheinlichkeit für ein markantes
Schneefallereignis in Teilen Süddeutschland (EFI verbreitet 0.8-1) und für ein
extremes Schneefallereignis im Alpenraum (SOT>2!).

STURM:
Am Samstag simulieren LEPS und IFS-EPS geringe Wahrscheinlichkeiten für
stürmische Böen im Alpenvorland, LEPS auch für einige höhere Mittelgebirgslagen
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX/EZMW, IFS(12UTC), IFS/ICON-EPS, COSMO-LEPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser