DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-12-2018 09:01
SXEU31 DWAV 310800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 31.12.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Nordwest antizyklonal
Zunächst an den Alpen Schneefall. Ab der Nacht vor allem im Norden und Osten
Sturm, an den Küsten und auf Bergen schwerer Sturm. Nachfolgend
Temperaturrückgang und Schneefall vor allem im Bergland.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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An Silvester... liegt Deutschland am Rande eines hochreichenden
Hochdruckgebietes mit Schwerpunkt im Bereich der Bretagne. Über Osteuropa
befindet sich ein Trog, so dass sich eine nördliche Höhenströmung über unserem
Land eingestellt hat. Bodennah ist dagegen Druckabfall nach Norden stärker zu
spüren, so dass der mäßige bodennahe Wind eher aus West bis Nordwest weht. Heute
überquert uns dabei die Warmfront eines Tiefs östlich Islands, wobei WLA
bevorzugt in der Osthälfte zu leichten Regenfällen führt. Dabei steigt die
Schneefallgrenze in etwa von 800 auf 1000 m, wobei sie ganz im Osten noch
generell etwas tiefer liegt. Das führt im östlichen Bergland nur noch in den
höchsten Lagen zu etwas Neuschneezuwachs bzw. Glättegefahr, in den Alpen schneit
es dagegen teils bis in die Täler, wenngleich dort meist mit recht nassem Schnee
zu rechnen ist. Zumindest in Lagen ab 1200 m (Westen) bzw. 1000 m (Osten) muss
in den Alpen bis heute Abend (Westen) bzw. morgen früh (Osten) mit 5 (Westen)
bis 20 (Osten) Zentimetern Neuschnee gerechnet werden, in den Staulagen durchaus
mit den doppelten Summen. Im übrigen Land macht das Wetter Hoffnung aufs neue
Jahr, denn das alte Jahr verabschiedet sich mit meist geschlossener Bewölkung
und milden 5 bis 10 Grad. Im höheren Bergland ist es durch aufliegende Wolken
meist trüb, so dass dort eventuell auch tagsüber noch Nebelwarnungen nötig sind.

In der Nacht zu Neujahr zieht das oben erwähnte Tief bis zum Bottnischen
Meerbusen. Gleichzeitig zieht sich das Hoch über Deutschland etwas nach
Südwesten zurück. Somit gelangt Deutschland von Norden und Nordosten in den
Bereich eines deutlich stärkeren Gradienten. In den Frühstunden greift dann
zudem die Kaltfront des Tiefs auf den Norden mit leichten Regenfällen und
nachfolgenden Schauern über. Die Regenfälle der Warmfront ziehen hingegen in der
Nacht aus dem Osten ab, am längsten regnet/schneit es noch am Erzgebirge und am
östlichen Alpenrand, wobei die Schneefallgrenze dann über 1000 m liegt. Im
übrigen Land ist es meist zwar niederschlagsfrei, aber trotzdem trüb. Vor allem
im noch gradientschwachen Südwesten ist auch die Neigung zu Nebel und schlechten
Sichten durch aufliegende Wolken sehr hoch. Diese wird ab Mitternacht noch durch
erheblichen anthropogenen Aerosoleintrag verstärkt, was durchaus recht
großflächige Nebelwarnungen zur Folge haben könnte. Im Norden und Osten sorgt
der zunehmende Wind bodennah für bessere Sichten. Bis ausgangs der Nacht
erreicht der westliche Wind an den Küsten und im nördlichen Schleswig-Holstein
in Böen 7 bis 8 Bft, in einzelnen exponierten Lagen auch 9 Bft. Ansonsten treten
im nördlichen Binnenland zunehmend auch Böen bis 7 Bft auf. Auf dem Brocken und
Fichtelberg steigert sich der Wind bis zum Morgen auf 10 Bft. Das
Temperaturniveau der Nacht ist hoch. Abgesehen vom höheren südlichen Bergland
bleibt es frostfrei, im Norden mit Tiefstwerten um 7 Grad.

Am Neujahrstag... verlagert sich das Tief weiter zum Finnischen Meerbusen,
während sich im Westen das Hoch immer weiter in den Norden ausdehnt. Damit dreht
rückseitig der Kaltfront der Wind zunehmend auf Nordwest. Diese erreicht am
Abend die Alpen und hinter ihr fließt eine deutlich kältere Polarluft ein, in
der in 850 hPa die Temperatur teils bis auf -6 Grad zurückgeht. Die Kaltfront
bringt von Nord nach Süd Regen, nachfolgend in sich allmählich labilisierender
Luftmasse auch zunehmend Schauer. Dabei fällt zunächst verbreitet Regen, erst am
Nachmittag sinkt die Schneefallgrenze (abseits der Alpen) auf etwa 800 bis 600
m, im Süden ist sie noch etwas höher. Somit kann es in einzelnen Mittelgebirgen
eine dünne Neuschneeauflage geben. Etwas Sonne gibt es am Neujahrstag nur im
Norden rückseitig der Kaltfront - im Wechsel mit starker Quellbewölkung. Auch an
den Alpen scheint vor Annäherung der Kaltfront noch für einige Stunden die
Sonne. Am spektakulärsten wird der Wind: Dieser erreicht an den Küsten
verbreitet in Böen 10 Bft, in exponierten Lagen auch 11 Bft. Aufgrund der
Drehung auf Nordwesten muss an der Deutschen Bucht mit einer kleineren Sturmflut
gerechnet werden. Auch im nördlichen Schleswig-Holstein wird der Wind ähnlich
stark. Ansonsten kommt es im Norden verbreitet zu Böen der Stärke 8 bis 9, zur
Mitte hin und im Osten dann zunehmend nur noch zu 7 Bft. Im Südwesten sind
voraussichtlich keine Windwarnungen nötig. Im höheren Bergland (abgesehen vom
Südwesten) muss verbreitet mit 9 Bft gerechnet werden, im östlichen Bergland in
den Kammlagen mit 10 bis 11 Bft. Damit steigt zum Abend hin bei sinkender
Schneefallgrenze auch die Gefahr erster Schneeverwehungen, auch wenn zunächst
nicht viel zum Verwehen da ist.

In der Nacht zum Mittwoch zieht die Kaltfront rasch über die Alpen hinweg und
nach Süden ab. Ein deutlicher Luftmassenwechsel stellt sich ein und in 850 hPa
geht die Temperatur auf -6 Grad im Südwesten und -10 Grad im Nordosten zurück.
Während im Saarland die Schneefallgrenze noch um 400 m verharrt, sinkt sie im
östlichen Bergland bis in tiefe Lagen. Auch in 500 hPa geht die Temperatur auf
Werte zwischen -27 Grad im äußersten Westen und teils unter -35 Grad im Osten
zurück. Dies hängt mit einem Trogvorstoß von Norden her zusammen, wobei der
lange Zeit wetterbestimmende Rücken etwas nach Westen verschoben wird.
PVA-Gebiete und leichte Labilität sorgen für zahlreiche Schauer vor allem in der
Osthälfte, während es ganz im Westen fast niederschlagsfrei bleibt. Vor allem im
südlichen und östlichen Bergland kann es dabei 5 bis 10 cm Neuschnee geben,
womit dann auch allmählich Material für Schneeverwehungen vorhanden ist. An den
Alpen sind 10 bis 15 cm Neuschnee wahrscheinlich. Geringere Neuschneehöhen kann
es generell im Osten und Süden sowie im westlichen Bergland geben, dort dürfte
aber gebietsweise auch eine Glättewarnung reichen. Aufgrund der guten
Durchmischung geht die Temperatur auch zunächst nur im Bergland auf unter 0 Grad
zurück, in tieferen Lagen bleibt es noch frostfrei, so dass hier fallender
Schnee sowieso sehr nass ist. Kommen wir wieder zum Wind: Während das Tief sich
über Estland langsam abschwächt, bläht sich das Hoch im Westen weiter auf und
erreicht über Schottland 1045 hPa. Damit bleibt uns der Gradient zunächst noch
erhalten, bzw. verstärkt sich im Südosten sogar noch etwas, so dass in der Nacht
auch in Südostbayern Böen der Stärke 8 Bft wahrscheinlich sind. In den Kammlagen
des Ostens sind vor allem in der Nacht sogar 12 Bft möglich. Ansonsten ändert
sich die Windsituation zunächst kaum, erst in der zweiten Nachthälfte lässt der
Wind von Nordwesten her deutlich nach.

Der Mittwoch... steht ganz im Zeichen der Wetterberuhigung: Der Keil im Westen
dehnt seinen Einfluss wieder etwas ostwärts aus und auch das Bodenhoch wird in
Deutschland wieder zunehmend dominant. Gleichzeitig entschwindet der Einfluss
von Trog und Tief allmählich nach Osten. Der Gradient nimmt dann von Westen her
weiter ab, ist aber im Osten weiterhin recht stramm. Dort ist auch weiterhin mit
verbreiteten Böen 7 Bft zu rechnen und auch vereinzelten 8 Bft. An der Ostsee
und im östlichen Bergland ist auch weiterhin mit 8 bis 9 Bft zu rechnen, in
einzelnen exponierten Lagen auch noch mit 10 Bft, wenn auch mit nachlassender
Tendenz. An der Nordsee und im westlichen Bergland werden meist noch 7 bis 8 Bft
erreicht, in tieferen Lagen des Westens reicht der mäßig Wind nicht mehr für
warnwürdige Böen. Mit dem zunehmenden Hochdruckeinfluss werden die Schneeschauer
allmählich in den Süden und Osten des Landes abgedrängt. Dort sind aber im
höheren Bergland weitere 5 bis 10 cm Neuschnee zu erwarten, auch in tieferen
Lagen gibt es Schneeschauer, wenn auch ohne größere Neuschneeakkumulation. Die
Alpen erhalten weitere 10 bis 15 cm Neuschnee. Im höheren Bergland muss
weiterhin mit Schneeverwehungen gerechnet werden, zumal sich ab etwa 600 bis 800
m Höhe allgemein Dauerfrost einstellen sollte. Da die einfließende Luftmasse
zunehmend trocken ist, nehmen von Norden her die Sonnenanteile deutlich zu,
insbesondere Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern dürften aufgrund des
Skandinavienföhns einen recht sonnigen Tag erleben.

In der Nacht zum Donnerstag gewinnt das Hoch weiter Einfluss über Deutschland
und auch aus dem Osten wird der stärkere Gradient immer weiter abgedrängt. Somit
nimmt der westliche bis nördliche Wind immer weiter ab und Böen der Stärke 7 bis
8 beschränken sich allmählich auf die Ostsee und das östliche Bergland. Damit
nehmen dann auch die Schneeverwehungen ab. Im Binnenland weht der Wind im Osten
noch mäßig, im Westen meist schon schwach. Im östlichen Bergland fällt
staubedingt immer noch etwas Schnee, allerdings bei deutlich nachlassender
Intensität. Da am Rande des Hochs von Nordwesten her wieder etwas WLA
übergreift, nimmt von dorther die Bewölkung wieder etwas zu und auch im Westen
kann es geringfügig schneien, wenn auch kaum nennenswerte Neuschneeakkumulation
stattfindet. Aber zumindest Glättegefahr besteht in der Nacht verbreitet, da
abgesehen von den unmittelbaren Küstengebieten überall Frost erwartet wird, im
Süden und im Bergland auch mäßiger Frost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen sehr ähnliche Entwicklungen. Auch bezüglich der
Niederschlags- und Windprognose herrscht eine hohe Übereinstimmung. Auf den
östlichen und nördlichen Bergen werden Böen 11 bis 12 Bft erwartet,
Unwetterwarnungen sind dort Einzelfallentscheidung. An den Küsten können sowohl
an der Nordsee als auch an der Ostsee in exponierten Lagen 11 Bft auftreten, mit
etwas geringerer Wahrscheinlichkeit nach Osten hin. Zudem zeigt das EZMW-EPS
etwas schwächere Signale. Hier wurde als Warnstrategie eine Warnung vor schweren
Sturmböen mit dem Hinweis auf einzelne orkanartige Böen in exponierten Lagen
vereinbart (also keine Unwetterwarnung).


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann